Ein ukrainischer Soldat zielt auf eine Straße, die in das von Russland besetzte Cherson führt / dpa

Wohin steuert der Ukrainekrieg? - Die Dunkelheit vor uns, Teil 1

Der Krieg in der Ukraine wird noch lange weitergehen, da beide Seiten den Gegner als existentielle Bedrohung ansehen. Das ist die pessimistische Prognose des US-Politologen John Mearsheimer. Im ersten Teil seines zweiteiligen Beitrags schreibt er über maximalistische Kriegsziele, die Unwahrscheinlichkeit eines Friedensschlusses und die Gefahr eines Atomschlags.

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John Mearsheimer ist Politikwissenschaftler an der University of Chicago. 

So erreichen Sie John Mearsheimer:

In diesem Beitrag möchte ich den wahrscheinlichen weiteren Verlauf des Ukrainekrieges untersuchen. Dabei werde ich zwei Hauptfragen behandeln. Erstens: Ist ein sinnvolles Friedensabkommen möglich? Meine Antwort lautet: Nein. Wir befinden uns in einem Krieg, in dem beide Seiten – die Ukraine und der Westen auf der einen und Russland auf der anderen Seite – einander als existenzielle Bedrohung betrachten, die es zu beseitigen gilt. Angesichts der maximalistischen Ziele auf beiden Seiten ist es fast unmöglich, einen tragfähigen Friedensvertrag zu schließen. Hinzu kommt, dass die beiden Seiten unüberbrückbare Differenzen in Bezug auf das Territorium und die Beziehungen der Ukraine zum Westen haben. Das bestmögliche Ergebnis wäre ein eingefrorener Konflikt, der leicht wieder in einen heißen Krieg umschlagen könnte. Im schlimmsten Fall könnte es zu einem Atomkrieg kommen, was zwar unwahrscheinlich ist, aber nicht ausgeschlossen werden kann.  

Zweitens: Welche Seite wird wahrscheinlich den Krieg gewinnen? Russland wird den Krieg letztlich gewinnen, auch wenn es die Ukraine nicht entscheidend besiegen wird. Mit anderen Worten, Russland wird nicht die gesamte Ukraine erobern, was aber notwendig wäre, um drei der Ziele Moskaus zu erreichen: den Sturz des Regimes, die Entmilitarisierung des Landes und den Abbruch der Sicherheitsbeziehungen zwischen Kiew und dem Westen. Am Ende wird es jedoch einen großen Teil des ukrainischen Territoriums annektieren und die Ukraine in einen dysfunktionalen Rumpfstaat verwandeln. Mit anderen Worten: Russland wird einen hässlichen Sieg erringen. 

Bevor ich direkt auf diese Fragen eingehe, sind drei Vorbemerkungen angebracht. Zunächst einmal versuche ich, die Zukunft vorherzusagen, was angesichts der Tatsache, dass wir in einer unsicheren Welt leben, nicht einfach ist. Ich behaupte also nicht, dass ich im Besitz der Wahrheit bin; tatsächlich könnten sich einige meiner Behauptungen als falsch erweisen. Außerdem sage ich nicht, was ich mir wünschen würde, dass es passiert. Ich spreche mich weder für die eine noch für die andere Seite aus. Ich sage lediglich, was meiner Meinung nach im weiteren Verlauf des Krieges geschehen wird. Schließlich rechtfertige ich weder das russische Verhalten noch die Handlungen der an dem Konflikt beteiligten Staaten. Ich erkläre nur ihre Handlungen. Lassen Sie mich nun zum Inhalt kommen. 

Wo wir heute stehen 

Um zu verstehen, wohin der Krieg in der Ukraine führt, muss man zunächst die gegenwärtige Situation bewerten. Es ist wichtig zu wissen, wie die drei Hauptakteure – Russland, die Ukraine und der Westen – über ihr Bedrohungsumfeld denken und ihre Ziele konzipieren. Wenn wir über den Westen sprechen, meinen wir in erster Linie die Vereinigten Staaten, denn die europäischen Verbündeten erhalten ihre Marschbefehle aus Washington, wenn es um die Ukraine geht. Es ist auch wichtig, die gegenwärtige Situation auf dem Schlachtfeld zu verstehen. Lassen Sie mich mit Russlands Bedrohungsumfeld und seinen Zielen beginnen. 

Seit April 2008 ist klar, dass die russische Führung die Bemühungen des Westens, die Ukraine in die Nato aufzunehmen und sie zu einem westlichen Bollwerk an Russlands Grenzen zu machen, als existenzielle Bedrohung betrachtet. In den Monaten vor der russischen Invasion, als ihnen klar wurde, dass die Ukraine de facto fast schon Mitglied der Nato war, haben Präsident Putin und seine Generäle diesen Punkt wiederholt angesprochen. Seit dem Beginn des Krieges am 24. Februar 2022 hat der Westen dieser existenziellen Bedrohung eine weitere Ebene hinzugefügt, indem er eine Reihe neuer Ziele verfolgte, die die russische Führung als äußerst bedrohlich ansehen muss. Auf die Ziele des Westens werde ich weiter unten näher eingehen, es genügt hier zu sagen, dass der Westen entschlossen ist, Russland zu besiegen und aus den Reihen der Großmächte zu verdrängen, wenn nicht sogar einen Regimewechsel herbeizuführen oder Russland zum Auseinanderbrechen zu bringen, wie es 1991 mit der Sowjetunion geschah. 

In einer großen Rede, die Putin im vergangenen Februar (2023) hielt, betonte er, dass der Westen eine tödliche Bedrohung für Russland darstellt. „In den Jahren nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion“, so Putin, „hat der Westen unablässig versucht, die postsowjetischen Staaten in Brand zu setzen und vor allem Russland als den größten überlebenden Teil der historischen Ausdehnung unseres Staates zu vernichten. Sie ermutigten internationale Terroristen, uns anzugreifen, provozierten regionale Konflikte entlang unserer Grenzen, ignorierten unsere Interessen und versuchten, unsere Wirtschaft einzudämmen und zu unterdrücken.“ Er betonte weiter: „Die westlichen Eliten machen keinen Hehl aus ihrem Ziel, das, ich zitiere, ,Russlands strategische Niederlage‘ ist. Was bedeutet das für uns? Es bedeutet, dass sie planen, uns ein für alle Mal zu erledigen.“ Putin fuhr fort: „Dies stellt eine existenzielle Bedrohung für unser Land dar.“ 

Die russische Führung betrachtet das Regime in Kiew ebenfalls als Bedrohung für Russland, nicht nur, weil es eng mit dem Westen verbündet ist, sondern auch, weil sie es als Nachfahr der faschistischen ukrainischen Streitkräfte sieht, die im Zweiten Weltkrieg an der Seite Nazideutschlands gegen die Sowjetunion kämpften. 

Die russischen Ziele

Russland muss diesen Krieg gewinnen, da es glaubt, dass sein Überleben bedroht ist. Aber wie sähe der Sieg aus? Bevor der Krieg im Februar 2022 begann, war das ideale Ergebnis, die Ukraine in einen neutralen Staat zu verwandeln und den Bürgerkrieg im Donbass zu beenden, in dem die ukrainische Regierung gegen ethnische Russen und russischsprachige Bürger kämpfte, die eine größere Autonomie, wenn nicht gar Unabhängigkeit für ihre Region anstrebten. Es scheint, dass diese Ziele im ersten Monat des Krieges noch realistisch waren und tatsächlich die Grundlage für die Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau in Istanbul im März 2022 bildeten. Hätten die Russen diese Ziele damals erreicht, wäre der jetzige Krieg entweder verhindert oder schnell beendet worden. 

Aber ein Abkommen, das die Ziele Russlands erfüllt, ist nicht mehr zu erwarten. Die Ukraine und die Nato sind auf absehbare Zeit aneinander gekettet, und keiner von beiden ist bereit, eine ukrainische Neutralität zu akzeptieren. Außerdem ist das Regime in Kiew der russischen Führung ein Dorn im Auge, und sie will es loswerden. Sie spricht nicht nur von der „Entnazifizierung“ der Ukraine, sondern auch von ihrer „Entmilitarisierung“ – zwei Ziele, die vermutlich die Eroberung der gesamten Ukraine, die Kapitulation ihrer Streitkräfte und die Einsetzung eines russlandfreundlichen Regimes in Kiew erfordern würden. 

Ein entscheidender Sieg dieser Art ist aus einer Reihe von Gründen nicht zu erwarten. Die russische Armee ist nicht groß genug für eine solche Aufgabe, die wahrscheinlich mindestens zwei Millionen Mann erfordern würde. In der Tat hat die bestehende russische Armee Schwierigkeiten, den gesamten Donbass zu erobern. Außerdem würde der Westen enorme Anstrengungen unternehmen, um Russland daran zu hindern, die gesamte Ukraine zu erobern. Schließlich würden die Russen am Ende riesige Gebiete besetzen, die stark von ethnischen Ukrainern bewohnt sind, die die Russen verabscheuen und sich heftig gegen die Besatzung wehren würden. Der Versuch, die gesamte Ukraine zu erobern und sie dem Willen Moskaus zu unterwerfen, würde mit Sicherheit in einer Katastrophe enden. 

Abgesehen von der Rhetorik über die Entnazifizierung und Entmilitarisierung der Ukraine bestehen die konkreten Ziele Russlands darin, einen großen Teil des ukrainischen Territoriums zu erobern und zu annektieren und gleichzeitig die Ukraine in einen dysfunktionalen Rumpfstaat zu verwandeln. Damit wäre die Fähigkeit der Ukraine, einen Krieg gegen Russland zu führen, stark eingeschränkt, und es wäre unwahrscheinlich, dass sie sich für eine Mitgliedschaft in der EU oder der Nato qualifiziert. Darüber hinaus wäre eine zerrüttete Ukraine besonders anfällig für eine russische Einmischung in ihre Innenpolitik. Kurz gesagt, die Ukraine wäre keine westliche Bastion an Russlands Grenze. 

Ein ukrainischer Rumpfstaat

Wie würde dieser dysfunktionale Rumpfstaat aussehen? Moskau hat die Krim und vier weitere ukrainische Oblaste – Donezk, Cherson, Luhansk und Saporoschje – offiziell annektiert, die zusammen etwa 23 Prozent des gesamten ukrainischen Territoriums vor Ausbruch der Krise im Februar 2014 ausmachen. Die russische Führung hat betont, dass sie nicht die Absicht hat, dieses Gebiet aufzugeben, von dem Russland einige Gegenden noch nicht kontrolliert. Es gibt sogar Grund zu der Annahme, dass Russland weiteres ukrainisches Territorium annektieren wird, wenn es militärisch in der Lage ist, dies zu einem vertretbaren Preis zu tun. Es ist jedoch schwer zu sagen, wie viel zusätzliches ukrainisches Territorium Moskau annektieren will, wie Putin selbst deutlich macht. 

Das russische Denken wird wahrscheinlich von drei Berechnungen beeinflusst. Moskau hat ein starkes Interesse daran, ukrainisches Gebiet zu erobern und dauerhaft zu annektieren, das stark von ethnischen Russen und russischsprachigen Menschen bewohnt wird. Es will sie vor der ukrainischen Regierung schützen – die allem Russischen feindlich gegenübersteht – und sicherstellen, dass es nirgendwo in der Ukraine zu einem Bürgerkrieg kommt, wie er zwischen Februar 2014 und Februar 2022 im Donbass stattgefunden hat. Gleichzeitig wird Russland vermeiden wollen, Gebiete zu kontrollieren, die größtenteils von feindlich gesinnten ethnischen Ukrainern bewohnt werden, was einer weiteren russischen Expansion erhebliche Grenzen setzt. Um die Ukraine in einen dysfunktionalen Rumpfstaat zu verwandeln, muss Moskau beträchtliche Teile des ukrainischen Territoriums einnehmen, damit es in der Lage ist, der Wirtschaft des Landes erheblichen Schaden zuzufügen. Die Kontrolle der gesamten ukrainischen Küstenlinie entlang des Schwarzen Meeres beispielsweise würde Moskau einen erheblichen wirtschaftlichen Einfluss auf Kiew verschaffen. 

 

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Diese drei Berechnungen deuten darauf hin, dass Russland wahrscheinlich versuchen wird, die vier Oblaste Dnipropetrowsk, Charkiw, Mykolajiw und Odessa zu annektieren, die unmittelbar westlich der vier bereits annektierten Oblaste Donezk, Cherson, Luhansk und Saporoschje liegen. In diesem Fall würde Russland etwa 43 Prozent des ukrainischen Territoriums vor 2014 kontrollieren. Dmitri Trenin, ein führender russischer Stratege, schätzt, dass die russische Führung versuchen würde, noch mehr ukrainisches Territorium zu erobern, indem sie in der Nordukraine nach Westen bis zum Fluss Dnjepr vordringt und jenen Teil von Kiew einnimmt, der am Ostufer dieses Flusses liegt. Er schreibt, dass „ein logischer nächster Schritt“ nach der Einnahme der gesamten Ukraine von Charkiw bis Odessa „darin bestünde, die russische Kontrolle auf die gesamte Ukraine östlich des Dnjepr auszudehnen, einschließlich des Teils von Kiew, der am Ostufer des Flusses liegt. In diesem Fall würde der ukrainische Staat auf die zentralen und westlichen Regionen des Landes schrumpfen.“

Die westliche Perspektive

Es mag heute schwer zu glauben sein, aber bevor die Ukraine-Krise im Februar 2014 ausbrach, sahen die westlichen Staats- und Regierungschefs Russland nicht als Sicherheitsbedrohung an. So sprachen die Staats- und Regierungschefs der Nato auf dem Gipfeltreffen des Bündnisses 2010 in Lissabon mit dem russischen Präsidenten über „eine neue Phase der Zusammenarbeit auf dem Weg zu einer echten strategischen Partnerschaft“. Es überrascht nicht, dass die Nato-Erweiterung vor 2014 nicht mit der Eindämmung eines gefährlichen Russlands begründet wurde. Tatsächlich war es die russische Schwäche, die es dem Westen ermöglichte, Moskau die ersten beiden Tranchen der Nato-Erweiterung in den Jahren 1999 und 2004 aufzudrängen, und die die Regierung von George W. Bush im Jahr 2008 glauben ließ, dass Russland gezwungen werden könnte, den Beitritt Georgiens und der Ukraine zum Bündnis zu akzeptieren. Doch diese Annahme erwies sich als falsch, und als 2014 die Ukraine-Krise ausbrach, begann der Westen plötzlich, Russland als gefährlichen Feind darzustellen, den es einzudämmen, wenn nicht gar zu schwächen gelte

Seit Beginn des Krieges im Februar 2022 hat sich die Wahrnehmung Russlands durch den Westen stetig verschärft, bis zu dem Punkt, an dem Moskau nun als existenzielle Bedrohung angesehen wird. Die Vereinigten Staaten und ihre Nato-Verbündeten sind tief in den Krieg der Ukraine gegen Russland verstrickt. In der Tat tun sie alles, außer den Auslöser zu betätigen und die Knöpfe zu drücken. Darüber hinaus haben sie sich unmissverständlich dazu verpflichtet, den Krieg zu gewinnen und die Souveränität der Ukraine zu wahren. Eine Kriegsniederlage hätte also äußerst negative Folgen für Washington und die Nato. Amerikas Ruf als kompetenter und verlässlicher Partner würde schweren Schaden nehmen, was sich sowohl auf den Umgang der Verbündeten als auch auf den der Gegner – insbesondere Chinas – mit den Vereinigten Staaten auswirken würde. Darüber hinaus ist praktisch jedes europäische Land, das der Nato angehört, der Ansicht, dass das Bündnis ein unersetzlicher Sicherheitsschirm ist. Die Möglichkeit, dass die Nato im Falle eines Sieges Russlands in der Ukraine schwer geschädigt – vielleicht sogar zerstört – werden könnte, gibt daher Anlass zu tiefer Besorgnis unter ihren Mitgliedern.  

Darüber hinaus wird der Ukraine-Krieg von den westlichen Regierungen häufig als integraler Bestandteil eines größeren globalen Kampfes zwischen Autokratie und Demokratie dargestellt, der im Kern manichäisch ist. Hinzu kommt, dass die Zukunft der unantastbaren, regelbasierten internationalen Ordnung angeblich davon abhängt, ob man sich gegen Russland durchsetzt. Wie König Charles III. im vergangenen März (2023) sagte: „Die Sicherheit Europas und unsere demokratischen Werte sind bedroht.“ In ähnlicher Weise heißt es in einer im April in den US-Kongress eingebrachten Resolution: „Die Interessen der Vereinigten Staaten, die Sicherheit Europas und die Sache des Weltfriedens hängen von einem ukrainischen Sieg ab.“

Ein kürzlich erschienener Artikel in der Washington Post fasst zusammen, wie der Westen Russland als existenzielle Bedrohung behandelt: „Die Führer der mehr als 50 anderen Länder, die die Ukraine unterstützen, haben ihre Unterstützung als Teil eines apokalyptischen Kampfes um die Zukunft der Demokratie und der internationalen Rechtsstaatlichkeit gegen Autokratie und Aggression dargestellt, den zu verlieren sich der Westen nicht leisten kann.“

Die Ziele des Westens

Es sollte klar sein, dass der Westen entschlossen ist, Russland zu besiegen. Präsident Biden hat wiederholt erklärt, dass die Vereinigten Staaten in diesem Krieg gewinnen wollen. „Die Ukraine wird niemals ein Sieg für Russland sein.“ Er muss mit einem „strategischen Scheitern“ enden. Washington, so betonte er, werde in diesem Kampf bleiben, „so lange es nötig ist“. Konkret geht es darum, Russlands Armee in der Ukraine zu besiegen – und damit seine territorialen Gewinne zunichtezumachen – und seine Wirtschaft mit tödlichen Sanktionen lahmzulegen. Im Erfolgsfall würde Russland aus den Reihen der Großmächte verdrängt und so weit geschwächt, dass es nicht mehr mit einer Invasion in der Ukraine drohen könnte. Die westliche Führung verfolgt weitere Ziele, darunter einen Regimewechsel in Moskau, die Verurteilung Putins als Kriegsverbrecher und möglicherweise die Aufteilung Russlands in kleinere Staaten.

Gleichzeitig ist der Westen nach wie vor entschlossen, die Ukraine in die Nato aufzunehmen, obwohl innerhalb des Bündnisses Uneinigkeit darüber herrscht, wann und wie dies geschehen soll. Jens Stoltenberg, der Generalsekretär des Bündnisses, erklärte auf einer Pressekonferenz in Kiew im April (2023), dass „die Position der Nato unverändert bleibt und die Ukraine Mitglied des Bündnisses werden wird“. Gleichzeitig betonte er: „Der erste Schritt auf dem Weg zu einer Nato-Mitgliedschaft der Ukraine besteht darin, sicherzustellen, dass die Ukraine sich durchsetzt, und deshalb haben die USA und ihre Partner die Ukraine in beispielloser Weise unterstützt.“ Angesichts dieser Ziele ist klar, warum Russland den Westen als existenzielle Bedrohung ansieht. 

Die Ziele der Ukraine

Es besteht kein Zweifel, dass die Ukraine einer existenziellen Bedrohung ausgesetzt ist, da Russland darauf aus ist, das Land zu zerstückeln und dafür zu sorgen, dass der überlebende Rumpfstaat nicht nur wirtschaftlich schwach ist, sondern auch weder de facto noch de jure Mitglied der Nato wird. Es steht auch außer Frage, dass Kiew das Ziel des Westens teilt, Russland zu besiegen und ernsthaft zu schwächen, damit es sein verlorenes Territorium zurückgewinnen und für immer unter ukrainischer Kontrolle halten kann. Wie Präsident Selenskyj kürzlich zu Präsident Xi Jinping sagte: „Es kann keinen Frieden geben, der auf territorialen Kompromissen beruht“. Die ukrainische Führung ist natürlich weiterhin fest entschlossen, der EU und der Nato beizutreten und die Ukraine zu einem integralen Bestandteil des Westens zu machen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass alle drei Hauptakteure im Ukraine-Krieg glauben, dass sie einer existenziellen Bedrohung ausgesetzt sind, was bedeutet, dass jeder von ihnen glaubt, den Krieg gewinnen zu müssen, um nicht schreckliche Konsequenzen zu erleiden. 

Die Situation auf dem Schlachtfeld

Was die Ereignisse auf dem Schlachtfeld betrifft, so hat sich der Krieg zu einem Zermürbungskrieg entwickelt, bei dem es jeder Seite in erster Linie darum geht, die andere Seite auszubluten und zur Kapitulation zu zwingen. Natürlich geht es beiden Seiten auch um die Eroberung von Gebieten, aber dieses Ziel ist zweitrangig gegenüber der Zermürbung der anderen Seite. 

In der zweiten Hälfte des Jahres 2022 hatte das ukrainische Militär die Oberhand und konnte in den Regionen Charkiw und Cherson Gebiete von Russland zurückerobern. Doch Russland reagierte auf diese Niederlagen mit der Mobilisierung von 300.000 zusätzlichen Soldaten, der Umstrukturierung seiner Armee, der Verkürzung seiner Frontlinien und dem Lernen aus seinen Fehlern. Der Schwerpunkt der Kämpfe im Jahr 2023 lag in der Ostukraine, vor allem in den Regionen Donezk und Saporoschje. Die Russen hatten in diesem Jahr die Oberhand, vor allem, weil sie einen erheblichen Vorteil bei der Artillerie haben, der wichtigsten Waffe im Zermürbungskrieg. 

Der Vorteil Moskaus zeigte sich in der Schlacht um Bachmut, die mit der Einnahme der Stadt durch die Russen Ende Mai (2023) endete. Obwohl die russischen Streitkräfte zehn Monate brauchten, um die Kontrolle über Bachmut zu erlangen, fügten sie den ukrainischen Streitkräften mit ihrer Artillerie große Verluste zu. 

Kurz darauf, am 4. Juni, startete die Ukraine ihre lang erwartete Gegenoffensive an verschiedenen Orten in den Regionen Donezk und Saporoschje. Ziel ist es, die russischen Verteidigungslinien zu durchdringen, den russischen Streitkräften einen empfindlichen Schlag zu versetzen und einen beträchtlichen Teil des ukrainischen Territoriums zurückzuerobern, das sich jetzt unter russischer Kontrolle befindet. Im Wesentlichen geht es darum, die Erfolge der Ukraine in Charkiw und Cherson im Jahr 2022 zu wiederholen. 

Die ukrainische Armee hat bisher kaum Fortschritte bei der Verwirklichung dieser Ziele gemacht und ist stattdessen in tödliche Zermürbungsschlachten mit den russischen Streitkräften verwickelt. Im Jahr 2022 war die Ukraine bei den Feldzügen in Charkiw und Cherson erfolgreich, weil ihre Armee gegen zahlenmäßig unterlegene und überforderte russische Streitkräfte kämpfte. Das ist heute nicht der Fall: Die Ukraine greift gegen gut vorbereitete russische Verteidigungslinien an. Aber selbst, wenn die ukrainischen Streitkräfte diese Verteidigungslinien durchbrechen, werden die russischen Truppen die Front schnell stabilisieren und die Zermürbungsschlachten werden weitergehen. Die Ukrainer sind bei diesen Gefechten im Nachteil, da die Russen über eine erhebliche Feuerkraft verfügen. 

Wohin wir uns bewegen 

Lassen Sie mich in die Zukunft blicken und damit beginnen, wie sich die Ereignisse auf dem Schlachtfeld in Zukunft wahrscheinlich entwickeln werden. Wie bereits erwähnt, glaube ich, dass Russland den Krieg gewinnen wird, was bedeutet, dass es am Ende erhebliche Teile des ukrainischen Territoriums annektieren und die Ukraine als dysfunktionalen Rumpfstaat zurücklassen wird. Wenn ich richtig liege, wird dies eine schwere Niederlage für die Ukraine und den Westen sein. 

Es gibt jedoch einen Silberstreif am Horizont: Ein russischer Sieg verringert die Gefahr eines Atomkriegs deutlich, da eine nukleare Eskalation dann am wahrscheinlichsten ist, wenn die ukrainischen Streitkräfte auf dem Schlachtfeld Siege erringen und drohen, alle oder die meisten der Gebiete, die Kiew an Moskau verloren hat, zurückzuerobern. Die russische Führung würde sicherlich ernsthaft über den Einsatz von Atomwaffen nachdenken, um die Situation zu retten. Sollte ich mich bezüglich eines russischen Sieges irren, das heißt, gewänne das ukrainische Militär die Oberhand und würde damit beginnen, die russischen Streitkräfte nach Osten zu drängen, würde die Wahrscheinlichkeit eines Nuklearwaffeneinsatzes erheblich steigen. 

Worauf stützt sich meine Behauptung, dass die Russen den Krieg wahrscheinlich gewinnen werden?   

Der Ukraine-Krieg ist, wie bereits betont, ein Zermürbungskrieg, bei dem die Eroberung und das Halten von Territorium von untergeordneter Bedeutung ist. Das Ziel eines Zermürbungskrieges ist es, die Streitkräfte der anderen Seite so weit zu zermürben, dass sie entweder den Kampf aufgibt oder so geschwächt ist, dass sie das umkämpfte Gebiet nicht mehr verteidigen kann. Wer einen Zermürbungskrieg gewinnt, hängt im Wesentlichen von drei Faktoren ab: dem Gleichgewicht der Entschlossenheit („balance of resolve“) zwischen den beiden Seiten, dem Gleichgewicht der Bevölkerung und dem Verhältnis zwischen den Verlusten. Die Russen haben einen entscheidenden Vorteil bei der Bevölkerungszahl und einen deutlichen Vorteil beim Verhältnis zwischen den Opfern und der Entschlossenheit der beiden Seiten. 

Betrachten wir das Gleichgewicht der Entschlossenheit. Wie bereits erwähnt, glauben sowohl Russland als auch die Ukraine, dass sie einer existenziellen Bedrohung ausgesetzt sind, und natürlich sind beide Seiten fest entschlossen, den Krieg zu gewinnen. Daher gibt es keinen großen Unterschied in ihrer Entschlossenheit. Was die Bevölkerungszahl betrifft, so hatte Russland vor Beginn des Krieges im Februar 2022 einen Vorteil von etwa 3,5:1. Seitdem hat sich das Verhältnis merklich zugunsten Russlands verschoben. Etwa acht Millionen Ukrainer sind aus dem Land geflohen und haben die Bevölkerungszahl der Ukraine verringert. Etwa drei Millionen dieser Emigranten sind nach Russland gegangen und haben die Bevölkerungszahl des Landes erhöht. Darüber hinaus leben wahrscheinlich etwa vier Millionen andere ukrainische Bürger in den Gebieten, die Russland jetzt kontrolliert, was das Bevölkerungsungleichgewicht weiter zugunsten Russlands verschiebt. Rechnet man diese Zahlen zusammen, so ergibt sich für Russland ein Vorteil von etwa 5:1 in der Bevölkerungszahl.

Der Angreifer ist immer auch Verteidiger

Schließlich gibt es noch das Verhältnis zwischen den Opferzahlen auf beiden Seiten, das seit Beginn des Krieges umstritten ist. Die gängige Meinung in der Ukraine und im Westen ist, dass die Zahl der Opfer auf beiden Seiten entweder ungefähr gleich hoch ist oder dass die Russen mehr Opfer zu beklagen haben als die Ukrainer. Der Leiter des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine, Oleksiy Danilov, geht sogar so weit zu behaupten, dass die Russen in der Schlacht um Bachmut 7,5 Soldaten auf einen ukrainischen Soldaten verloren haben. Diese Behauptungen sind falsch. Die ukrainischen Streitkräfte haben mit Sicherheit viel mehr Verluste erlitten als ihre russischen Gegner, und zwar aus einem Grund: Russland verfügt über viel mehr Artillerie als die Ukraine. 

In der Zermürbungskriegsführung ist die Artillerie die wichtigste Waffe auf dem Schlachtfeld. In der US-Armee ist die Artillerie weithin als „Königin des Schlachtfeldes“ bekannt, da sie in erster Linie für die Tötung und Verwundung der kämpfenden Soldaten verantwortlich ist. In einem Zermürbungskrieg ist das Gleichgewicht der Artillerie also von enormer Bedeutung. Nach fast allen Angaben sind die Russen bei der Artillerie zwischen 5:1 und 10:1 im Vorteil, was für die ukrainische Armee einen erheblichen Nachteil auf dem Schlachtfeld bedeutet. Ceteris paribus würde man erwarten, dass sich das Verhältnis von Verlusten und Austausch von Munition dem Gleichgewicht der Artillerie annähert. Daher ist ein Verhältnis von 2:1 zugunsten Russlands eine konservative Schätzung.

Man könnte meine Analyse anfechten, indem man sagt, dass Russland in diesem Krieg der Aggressor ist, und dass der Angreifer immer viel höhere Verluste erleidet als der Verteidiger, insbesondere wenn die angreifenden Streitkräfte breit angelegte Frontalangriffe durchführen, was oft als Modus Operandi des russischen Militärs bezeichnet wird. Schließlich befindet sich der Angreifer im Freien und in Bewegung, während der Verteidiger hauptsächlich von festen Positionen aus kämpft, die eine gute Deckung bieten. Diese Logik liegt der berühmten 3:1-Faustregel zugrunde, die besagt, dass eine angreifende Streitkraft mindestens dreimal so viele Soldaten benötigt wie der Verteidiger, um eine Schlacht zu gewinnen. Diese Argumentation ist jedoch problematisch, wenn man sie auf den Ukraine-Krieg anwendet. 

Erstens haben nicht nur die Russen im Laufe des Krieges Offensivkampagnen gestartet. Vielmehr haben die Ukrainer im vergangenen Jahr zwei große Offensiven gestartet, die zu vielbeachteten Siegen führten: die Offensive in Charkiw im September 2022 und die Offensive in Cherson zwischen August und November 2022. Obwohl die Ukrainer in beiden Kampagnen erhebliche Gebietsgewinne erzielten, fügte die russische Artillerie den angreifenden Kräften schwere Verluste zu. Die Ukrainer haben gerade am 4. Juni eine weitere Großoffensive gegen russische Streitkräfte begonnen, die zahlreicher und weitaus besser vorbereitet sind als diejenigen, gegen die die Ukrainer in Charkiw und Cherson gekämpft haben. 

Zweitens ist die Unterscheidung zwischen Angreifern und Verteidigern in einer großen Schlacht normalerweise nicht schwarz-weiß. Wenn eine Armee eine andere Armee angreift, startet der Verteidiger immer einen Gegenangriff. Mit anderen Worten: Der Verteidiger geht in die Offensive und der Angreifer in die Defensive. Im Laufe einer längeren Schlacht wird jede Seite wahrscheinlich viele Angriffe und Gegenangriffe durchführen und feste Positionen verteidigen. Dieses Hin und Her erklärt, warum das Verhältnis zwischen den Verlusten in den Schlachten des amerikanischen Bürgerkriegs und des Ersten Weltkriegs oft ungefähr gleich ist und nicht zugunsten der Armee ausfällt, die in der Defensive begonnen hat. Tatsächlich erleidet die Armee, die den ersten Schlag führt, gelegentlich weniger Verluste als die Zielarmee. Kurz gesagt: Verteidigung ist in der Regel mit viel Angriff verbunden. 

Den zweiten Teil lesen Sie hier

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Albert Schultheis | Mo., 3. Juli 2023 - 15:24

Danke für diese lapidare Erkenntnis, Herr Maersheimer! Für jeden aufmerksamen Beobachter war das bereits im Februar 2022 erkennbar. Umso mehr muss man die ideologischen bellizistischen Hetzkampagnen deutscher RotGrünen Khmer und der Gelben Kriegstreiberin Flak-Zimmermann verurteilen! Was für ein Pack verantwortungsloser Massenmörder! Wieder kamen sie uns mit dem hinterfotzigen Argument, dort würden UNSERE Demokratie und Freiheit verteidigt - so wie in Afghanistan und im Irak! Und die gesamte deutsche Parteienlandfschaft einschl. der Lügenpresse stößt ins Horn und schlägt die Trommel! Bis auf die einzig reale Opposition im Land! Klar, denn "die europäischen Verbündeten erhalten ihre Marschbefehle aus Washington"! Danke, für den klaren, aber bitteren Wein, Herr Marsheimer! Nur in einem Punkt muss ich widersprechen: "Russland wird einen hässlichen Sieg erringen." - Nein, der Westen und insbesondere die USA werden eine sehr hässliche Niederlage erringen! - Sehr wohl verdient!

Tomas Poth | Mo., 3. Juli 2023 - 15:29

Ein bedrückende Beschreibung, die wenig Hoffnung läßt, es werden weiterhin viele Menschen sterben, neben all der Zerstörung die es auch für die Ukraine bedeutet!!

Wer will noch ukrainischen Weizen kaufen, oder andere Produkte, bei all den Rückständen von Kampfstoffen im Boden, besonders die der uranangereicherten Munition die aus England der ukrainischen Armee zur Verfügung gestellt wurde?

Irgendwie muß der Wahnsinn beendet werden und zwar heute, nicht erst in 5 oder 10 Jahren.

Henri Lassalle | Mo., 3. Juli 2023 - 15:56

aber natürlich auch spekulativ. Es ist in der Tat nicht sicher, dass Russland besiegt wird, denn es verfügt über eine Stärke, die die Ukraine nicht hat: Die Masse, im Sinn von Menge; sie hat schon immer Kriege entschieden, selbst wenn die Waffentechniken des Gegners besser waren.
Vielleicht gibt es am Ende so etwas wie eine Jalta-Konferenz, um die Gegend zu befrieden. Aber das wird so bald nicht kommen. Eines der ätzenden Probleme: Russland und der Westen sind zwei grundverschiedene Welten, die einfach nicht zusammenkommen können, obwohl bis zum 1. Weltkrieg ein nahezu freundschafliches Verhältnis zwischen dem Deutschen Reich und Russland bestand.

Ingo Frank | Mo., 3. Juli 2023 - 16:37

wenn die Hälfte bis 2/3 der Berichterstattung den Ukraine- Krieg zu Thema hat, ob es nicht als Alibi benutzt wird um von dem Reformstau in der EU der EZB und besonders in Deutschland abzulenken. Eine nach der anderen Milliarde fließt in die (korrupte ?) Staatsführung der Ukraine und jeder halbwegs denkende Mensch weiß, dass Russland nicht besiegbar ist, zumal auch der „gute Westen“ seine Aktien an diesem Konflikt hat.
Im Buntland wandert die Industrie ab, Arbeitslose werden mehr, ein GEG wird durchgeprügelt mit dem Ergebnis der Wohnenteignung & astronomischer Mieten mit offener Frage wie, ab wann werden die Födertöpfe gefüllt und was passiert mit Ölheizungen? Probleme über Probleme aber die Hauptsache ist der Ukraine- Krieg ….. Buntland hat keine Probleme …… Warum auch? Alles weggemerkelt, egal welche Partei den Kanzler stellt.
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Es laufen zwei Kriege: ein Krieg gegen Russland. Und ein Krieg gegen die deutsch-französisch geführte EU, wobei Deutschland der Hauptgegner ist.

GB will nach dem Brexit seinen Einfluss in Europa stärken und findet in Polen und Schweden natürliche Verbündete. Besonders Polen hat eindeutig Ambitionen, als Regionalmacht in Mittel- und Osteuropa aufzusteigen und Deutschlands Einfluss zurückzudrängen.

In den USA hat Biden Trumps Politik der Re-Industrialisierung fortgesetzt. Er macht dies auf Kosten Deutschlands und mit Hilfe der deutschen Grünen. Die Zerschlagung der russisch-deutschen Energiepartnerschaft hat dabei die höchste Priorität.

Es werden gerade die drei europäischen Kontinentalmächte in die Mangel genommen, wobei bzgl. Frankreich und Deutschland die inneren Konflikte und von außen gesteuerte Akteure ganze Arbeit leisten.

Interessanterweise steht uns die selbe Allianz gegenüber, welche 2003 in den Irak einmarschiert ist.

Hans Süßenguth-Großmann | Mo., 3. Juli 2023 - 17:27

Was soll man dazu sagen? Genau das was Orban sagt, es ist nicht unser Krieg und Frieden um jeden Preis. Wie der erste Weltkrieg, nach 4 Wochen entschieden und 4 Jahre gebraucht um das einzusehen. Im Unterschied zu damals werden nicht betroffene Mächte (GB, US) nicht mit Soldaten eingreifen. Die Ukraine blutet aus.!! Trotz aller Kriegslyrik.

Klaus Funke | Di., 4. Juli 2023 - 09:29

Eine sehr ausgewogene und ehrliche Analyse. So geht Journalismus. Und nicht wie uns die deutsche Parteienpresse vorgaukelt und vorschwindelt. Russland wird nicht besiegt werden, ich geh sogar so weit zu sagen, selbst, wenn der Westen aktiv (mit Soldaten) eingreifen würde, bekäme man Russland nicht in die Knie. Für den Westen und die USA läuft es hingegen vorläufig prima: Man verdient daran. Deshalb auch die Verlängerung des Spiels. Richtig ist auch, wenn die Russen gewinnen - und daran besteht für mich und alle vernunftbegabten Menschen kein Zweifel - wird es besonders in den USA ein politisches Erdbeben geben: Die Truppe um die Demokraten und sleepy old Biden wird für lange Zeit abgewirtschaftet haben und damit ist auch in Europa der grünrote Traum geplatzt. China wird der große Abräumer sein. Insgesamt Danke an CICERO für diesen Beitrag.

Christoph Kuhlmann | Di., 4. Juli 2023 - 09:29

Wir haben in diesem Krieg schon genug Spekulationen über das Verhältnis von Verlusten gehört. Bei dem Vergleich mit der Artillerie fehlt mir die qualitative Komponente. Eine Artillerie, die das gegnerische Ziel mit dem ersten Schuss zerstört, erreicht strategisch dasselbe wie eine Artillerie, die dafür 100 Schuss benötigt. Die russische Feuerwalze ist berüchtigt, aber ineffektiv. Was ist mit der Kritik der patriotischen, russischen Kriegsblogger, oder mit der Progoshins? Russland hat gerade tausende hoch qualifizierte Kämpfer verloren. Zudem sind die Fortschritte der unkrainischen Sommeroffensive geradezu rasant, verglichen mit denen der russischen Winteroffensive. Auch die ukrainische Armee wird besser. Beispielsweise bei der Luftabwehr, oder bei den Marschflugkörpern. Sie ist nun in der Lage, Kommandozentralen und Depots bis zu 250 Kilometer hinter der Front anzugreifen. So einseitig ist die Lage nicht, zumal die Stabilität des Putin-Regimes von ausschlaggebender Bedeutung ist.

Jochen Rollwagen | Di., 4. Juli 2023 - 09:39

wird der "US Politologe" Maersheimer sich wünschen, diesen Artikel nicht geschrieben zu haben.

Ganz mieses Timing.