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(picture alliance) Es wird schwierig für ihn: Georgiens Präsident Michail Saakaschwili

Georgiens reichster Mann - Iwanischwili drängt es an die Macht

Laut dem "Forbes"-Magazin ist er die Nummer 153 der Reichen dieser Welt. Er residiert in einem Palast aus Glas und Stahl über Tiflis. Der Georgische Geschäftsmann Bidsina Iwanischwili schickt sich an, die Staatsmacht bei den nächsten Wahlen herauszufordern

Wäre die lage nicht ernst, könnte man es für eine kaukasische Variante der Tragikomödie „Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt halten. Es geht zwar nicht um eine reich gewordene Schweizerin, die in ihr Heimatstädtchen zurückkehrt und sich unter Einsatz ihres Geldes an ihrem früheren Peiniger rächt.

Aber auch die Hauptfigur in diesem politischen Spiel hat fern der georgischen Heimat ein Vermögen gemacht, betätigt sich seit der Rückkehr in die Ex-Sowjetrepublik vor zehn Jahren als Wohltäter und hat ein Ziel: die regierende Partei bei den nächsten Wahlen von der Macht abzulösen.

Bidsina Iwanischwili ist der reichste Mann Georgiens. 650 Millionen Euro soll er ausgegeben haben – für Kirchen, Theater, zur Unterstützung von Künstlern und Intellektuellen sowie für die Menschen in seiner Heimatregion Satschchere, denen er Krankheitskosten, Gas, Strom und Dächer finanziert. Der Geschäftsmann, laut Forbes die Nummer 153 der Reichen dieser Welt, residiert in einem Palast aus Glas und Stahl über der Hauptstadt Tiflis. Von seinem Büro aus überblickt er nicht nur die Stadt. Er schaut auch hinab auf den Präsidentensitz.

Den Namen des Präsidenten, Michail Saakaschwili, spricht der Geschäftsmann mit Verärgerung aus: Der Präsident habe die Kontrolle über den Staat und die Wirtschaft an sich gerissen, schimpft er. Sonst wirkt der Geschäftsmann besonnen, ob im Interview oder bei einer turbulenten Pressekonferenz zuvor.

Mitte 50 ist er, ­schmal, kaum 1,70 Meter groß. Er wirkt weder charismatisch noch sucht er die Öffentlichkeit. Glanz strahlt hingegen sein vom japanischen Architekten Shin Takamatsu errichteter Palast aus, in dem Kunstwerke von Egon Schiele bis Damien Hirst versammelt sind.

Iwanischwilis Biografie zeugt von Ehrgeiz. Nachdem er in Moskau in Ökonomie promoviert hatte, nutzte er in den neunziger Jahren die aufkommende wirtschaftliche Freiheit. „Ich habe als Erster in Russland Telefone mit Tasten verkauft, die waren damals sehr gefragt“, erzählt Iwanischwili. Mit einem Freund habe er 100 000 Dollar zusammengespart, um eine Bank und später ein Geschäftsimperium zu gründen.

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„Bei uns ist alles transparent und sauber verlaufen“, beteuert er auf die Frage, wie er in den wilden neunziger Jahren in Russland Geschäfte betrieben habe. Bislang konnte ihm niemand das Gegenteil nachweisen, auch nicht die georgische Regierung. Sie erklärte ihn praktisch zum Feind, nachdem der Milliardär im Oktober vergangenen Jahres völlig unerwartet seinen Gang in die Politik angekündigt hatte.

Dabei hatte Iwanischwili jahrelang im Stillen Gebäude finanziert, die Saakaschwili unter Blitzlichtgewitter einweihte. Inzwischen verlor Iwanischwili die georgische Staatsbürgerschaft, und mittels eines neuen Parteiengesetzes verhängte die Regierung hohe Geldstrafen gegen seine neu gegründete Bewegung „Georgischer Traum“.

Warum Iwanischwili keine Ambitionen auf den Posten des Premiers hegt

Was treibt den Milliardär, den Kampf mit der Regierung aufzunehmen und sein zurückgezogenes Leben aufzugeben? Im Gespräch offenbart Iwanischwili neben Groll auf Saakaschwili Patriotismus für sein Land. Er schwärmt für Kultur, Sprache und Geschichte Georgiens und sagt, er wolle zum demokratischen Aufbau des Landes beitragen.

Vehement verwahrt er sich gegen den Vorwurf der Regierung, er wolle im Auftrag Moskaus eine russlandhörige Führung installieren. Die Regierungen beider Länder sind seit Jahren verfeindet. 2008 führten sie einen Krieg um die abtrünnigen Regionen Südossetien und Abchasien.

Iwanischwili ging eine Allianz mit westlich orientierten Oppositionspolitikern Georgiens ein. Dass er auch das Nationale Forum, eine Partei traditionell gesonnener Georgier, beteiligt, zeuge vom kalkulierten Vorgehen Iwanischwilis, erklärt ein französischer Diplomat, der den Milliardär seit Jahren kennt. Diese Partei könne jene Georgier mobilisieren, die sich als Verlierer des Modernisierungskurses der Regierung sehen, so der Diplomat.

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Iwanischwili wolle zwar die Regierung ablösen, große Ambitionen auf den Posten des Premiers habe er jedoch nicht. Dazu lebe er zu gern in Ruhe mit seiner Frau und den vier Kindern. Tatsächlich betont Iwanischwili: „Meine Familie ist meine größte Errungenschaft.“

Das Auftreten des Geschäftsmanns spricht weniger für politisches Feingefühl als für das Abarbeiten eines Businessplans, inklusive Lobbyarbeit in Washington. So gibt es in der Bevölkerung neben großer Hoffnung auf einen Wechsel auch Skepsis. Junge Leute sehen es kritisch, dass er vor allem die alte Intelligenzia um sich schart.

Die Regierung um Saakaschwili ist jedenfalls nervös. Denn auch international wächst der Druck, die Wahlen demokratisch zu organisieren, das Parteienfinanzierungsgesetz fairer zu gestalten und Iwanischwili den georgischen Pass wiederzugeben.

Inzwischen sucht die Regierung nach einer Minimallösung für den Widersacher: Einen Tag nach Saakaschwilis Besuch bei der Nato in Brüssel Anfang April kam im Parlament der Vorschlag auf, Iwanischwili per Verfassungszusatz das Recht zuzugestehen, bei der Parlamentswahl im Oktober ohne georgische Staatsbürgerschaft anzutreten. Der nächste Akt auf der politischen Bühne Georgiens verspricht spannend zu werden.

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