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Finanzministerin Maria Fekter - Österreichs Eiserne Lady

Maria Fekter brachte es fast zur persona non grata in Brüssel. Was treibt Österreichs Finanzministerin?

Autoreninfo

Barbara Tóth ist promovierte Historikerin, Autorin einer Schwarzenberg-Biografie (Ueberreuter) und arbeitet als Redakteurin für den Wiener Falter

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„Es war einmal ein hübsches und tüchtiges Mädchen aus der Provinz. Vorlaut und aufmüpfig war sie gelegentlich und fiel damit dem großen Landesfürsten auf, der sie in die Politik schickte.“ Diese Zeilen sandte Maria Fekter vor fast 20 Jahren dem Geschichtenerzähler Folke Tegetthoff, der Politiker um ein Märchen für einen Sammelband gebeten hatte. Die Oberösterreicherin, Tochter einer wohlhabenden Kieswerkdynastie, war damals noch Staatssekretärin für Tourismus, nichts weiter als ein „blondes Mädchen, das einen guten Eindruck machen und die Männerreihen behübschen“ sollte. Aber so wie ihr märchenhaftes Alter Ego sollte auch Fekter es einmal weit bringen.

Seit April 2011 ist sie fast ganz oben angekommen in Österreichs Politik. Als erste Frau in der Geschichte des Landes lenkt die 56-Jährige das Finanzministerium. Davor war sie Innenministerin, Koalitionskoordinatorin für ihre Partei, die christlich-soziale Volkspartei (ÖVP), Volksanwältin und langjährige Parlamentarierin. Dass ihr Name inzwischen auch in Deutschland, Frankreich und Italien ein Begriff ist, liegt weniger an ihrer Politik als an ihrer Art. Wie fabulierte sie damals? Hübsch und tüchtig sei sie, aber eben auch vorlaut und aufmüpfig.

Beim EU-Gipfel Ende März in Kopenhagen etwa düpierte die Bürgerliche den Luxemburger Jean‑Claude Juncker, als sie ausplauderte, wie hoch der Euro-Rettungsschirm aufgestockt werden soll. Er wäre ja nur böse, weil er an diesem Tag wegen eines Nierenleidens Bauchschmerzen gehabt habe, rechtfertigte sie sich hinterher – eine weitere Indiskretion. Italiens Ministerpräsidenten Mario Monti brachte sie im Juni aus der Fassung, als sie darüber spekulierte, dass sein Land bald „Hilfsunterstützungen“ aus einem der Rettungsfonds benötigen könne. Kurz darauf nannte sie das Wirtschaftsprogramm des frisch gewählten französischen Präsidenten François Hollande „vorgestrigen Unfug“.

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Brüsseler Journalisten freuen sich über das schnellzüngige Enfant terrible. Europas Spitzenpolitiker versuchen die Plaudertasche höflich zu ignorieren. In ihrem Heimatland kommt Fekters muntere Bodenständigkeit hingegen gut an. Als sie nach einer EU-Krisensitzung sagte: „Die Zeit, die wir uns gegeben haben, ist shortly. Und auf Ihre Frage, was das heißt, sage ich Ihnen: shortly, without von delay“, wurde ihr Austro-Bad-Englisch-Mix zum Youtube-Hit und Spruch des Jahres 2011. Nur als sie bei einem EU-Treffen in Polen darüber philosophierte, dass „wir gerade enorme Feindbilder gegen die Banken und die Reichen aufbauen. So was hatten wir schon einmal, damals verbrämt gegen die Juden … Es hat zwei Mal in einem Krieg geendet“ – da wurde es auch der österreichischen Presse zu steil. „Sie kann gewaltigen Unsinn reden“, urteilte das ihr sonst sehr gewogene Heimatblatt Oberösterreichische Nachrichten.

Bereut sie ihre Aussagen? „Nein, ich muss zu meiner Art stehen“, antwortet sie. Und damit ist das Phänomen Fekter auch schon erklärt. Politiker, die den Brüsseler Bürokratensprech verinnerlicht haben, gibt es in Österreich genug. Da wirkt ein wenig Stegreifbühnencharme erfrischend. Dass Fekter ihre verbalen Fauxpas unbeschadet überstand, hat aber vor allem einen Grund: In Österreich stehen im kommenden Herbst Nationalratswahlen an, und dabei soll die Finanzministerin für die ÖVP ihre eigentliche Paraderolle spielen: die eiserne Lady.

Ihren strengen Ruf hat sich die Ökonomin und promovierte Juristin schon Ende der neunziger Jahre erarbeitet, als sie als Justizsprecherin Homo-Ehe, Sex vor Erreichen des 16. Geburtstags und den ehelichen Seitensprung geißelte. Davor wurde sie noch als „Schotter-Mizzi“ belächelt. Schotter heißt auf österreichisch Kies, ist aber auch ein umgangssprachlicher Ausdruck für reichlich Geld. Und Mizzi ist eine Kurzform für Maria, aber auch ein anderes Wort für „Tussi“.

Fekters große Stunde schlug, als sie 2008 Innenministerin wurde. Aus der „Mizzi“ wurde die „Maria ohne Gnaden“, erst recht, als sie die Abschiebung des kosovarischen Flüchtlingsmädchens Arigona Zogaj mit den in Österreich berühmt gewordenen Worten rechtfertigte, sie könne sich von ihren „Rehleinaugen“ nicht beeindrucken lassen.

Die Politikerin Fekter braucht offenbar die Polarisierung. Im anlaufenden österreichischen Wahlkampf tummeln sich bereits drei populistische Parteien rechts der Mitte, dort wo auch ihre ÖVP Stimmen holen muss. Sie alle setzen mehr oder weniger verbrämt auf Europakritik und Euro-Schelte. Ein paar Brüsseler Spitzen können da nicht schaden, und so müssen die Griechen für die Inszenierung der Finanzministerin herhalten – oder eben Juncker, Monti oder Hollande. Die eine oder andere Zugabe hat das Provinzmädl sicher auch für die Heimatbühne in petto. 

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