Film der Woche: „Flow“ - Alles im Fluss

Die Filmwelt ist begeistert von der Odyssee einer Katze, die mit vier tierischen Freunden einer Sintflut entkommt. „Flow“ funktioniert ohne Worte – und ist ein tiefgründiges Animationskunstwerk. Die europäische Koproduktion erhielt nun einen Oscar.

Autoreninfo

Ursula Kähler ist promovierte Filmwissenschaftlerin und arbeitete unter anderem am Deutschen Filminstitut & Filmmuseum in Frankfurt am Main. Sie veröffentlichte „Der Filmproduzent Ludwig Waldleitner“ (2007) und „Franz Schnyder. Regisseur der Nation“ (2020).

 

So erreichen Sie Ursula Kähler:

Lettland steht Kopf. Zum ersten Mal hat ein Film aus der kleinen baltischen Republik einen Oscar gewonnen. Vergangenen Sonntag wurde „Flow“ in der Kategorie „Bester Animationsfilm“ ausgezeichnet. In seiner Heimat hat die Produktion so viele Zuschauer in die Kinos gelockt wie keine andere zuvor. Seit Kurzem sitzt in der Hauptstadt Riga auf dem „A“ einer Städtenamenskulptur eine schwarze Katze. Die Augen dieser Plastik sind weit aufgerissenen und ängstlich. Auch eine Sonderbriefmarke ziert das niedliche Tier bereits. Es ist die Hauptfigur im Kassenschlager des Regisseurs Gints Zilbalodis. Premiere feierte „Flow“ bei den Filmfestspielen von Cannes. Seitdem erhielt der Streifen sage und schreibe 60 internationale Preise.

Der Hype ist riesig – und gerechtfertigt. Denn diesem Film gelingt es, mit einer schlichten Story und faszinierenden Bildern tiefgründige Botschaften zu vermitteln. Noch dazu ohne Worte. Natürliche Tier- und Naturgeräusche sowie sparsamer Musikeinsatz reichen völlig. Die beruhigende Klangkulisse ist Balsam für Seele und Gehör medial überreizter Bewohner der Industrieländer. Wer glaubt, dass es sich hierbei um einen reinen Kinderfilm handelt, irrt. Die Symbolik in „Flow“ ist so wirkmächtig, dass sie auch Erwachsene zum Nachdenken bringt. Zumal Regisseur Zilbalodis in seinem Plot vieles offen lässt. „,Flow‘ ist nicht so angelegt, dass man einen Sinn hinter allem erkennt, sondern so, dass man den Film als Erlebnis auf sich wirken lässt“, sagt der 30-jährige Lette.

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Sabine Lehmann | Mi., 5. März 2025 - 16:26

Danke für diesen wunderbaren Filmtip, der war bei mir noch gar nicht angekommen, obwohl der Hype schon schwer im Gange ist. Der Trailer hat mich schon ganz für dieses Filmwerk eingenommen.
Nicht nur weil mich die kleine Hauptdarstellerin mitten ins Herz trifft, da sie mir wie eine kleine Reinkarnation meiner verloren gegangenen samtpfötigen Wegbegleiterin erscheint, sondern wegen der atmosphärischen Dichte dieser Animation, die nicht nur der liebevollen Zeichnung der einzelnen Figuren geschuldet ist. Ohne Dialoge, mit imposanter Musik, dazu eine wirkmächtige Geräuschkulisse und eine charmante Umsetzung, man spürt sofort die Seele dieses Films. Und das schaffen nicht viele Filme, viele sind entweder von Spezial-Effekten, überbordendem Erziehungsauftrag und/oder grottenschlecht quotierten Hobby-Darstellern von der ersten Szene an dem Untergang geweiht.
Trotzdem muss man Animationsfilme mögen, sonst sollte man sich den Weg ins Kino sparen. Ich mag sie.....jedenfalls das Kind in mir;-)

Bettina Jung | Mi., 5. März 2025 - 20:47

Antwort auf von Sabine Lehmann

Sollten Sie jemals ein Buch schreiben, ich würde es gerne kaufen. Wie immer ein wunderbarer Textbeitrag von Ihnen.

Sabine Lehmann | Do., 6. März 2025 - 21:35

Antwort auf von Bettina Jung

Okay, ich sag' dann Bescheid;-);-);-)
P.S.: Herzlichen Dank, liebe Frau Jung, ich befürchte nur, das übersteigt bei weitem meine Fähigkeiten......