- „Wir wissen nicht, wie viel Gold wir haben“
Peter Gauweiler durfte sich als einer von wenigen Bundestagsabgeordneten den Goldschatz der Bundesrepublik anschauen. Im Cicero-Online-Interview erklärt er, was für ein Gefühl das war und was er von der Entscheidung des Bundesrechnungshofes hält, Inventur zu machen
Herr Gauweiler, Sie haben das Gold der Deutschen gesehen…
Naja. Es war nur ein kleiner Teil. Zwei Drittel der deutschen Goldreserven liegen ja im Ausland, in Frankreich, England, das meiste davon in New York.
In den Köpfen der Menschen ist das deutsche Gold eine ziemlich mystische Geschichte. Wie fühlt man sich in den Tresorräumen der Bundesbank?
Der Besuch dort war irgendwie nibelungenmäßig.
Sind Sie nun zufrieden mit der Entscheidung, dass der Bundesrechnungshof eine Inventur des Goldes fordert?
Ich bin schon froh, dass die Sache nun in den richtigen Händen ist. Dafür gibt es ja den Bundesrechnungshof. Er muss durchsetzen, dass richtig bilanziert wird. Dabei geht es nicht um die Frage, ob das im Aus- oder im Inland ist. Wichtig ist, dass die 133 Milliarden Euro Goldreserven nach bilanzrechtlichen Vorschriften gezählt werden.
Machen Sie sich ernsthaft Sorgen, dass das Gold der Bundesrepublik nicht mehr in den Kellern der Federal Reserve Bank von New York liegt?
Eigentlich ist das Ganze ein Bilanzproblem. Wenn Sie die Bilanz der Bundesrepublik anschauen, sehen Sie: Dort gibt es einen Titel, der heißt aber nicht Gold. Sondern „Gold und Goldforderungen. Goldforderungen aber sind etwas anderes, die haben Sie auf dem Papier. Das Gold dagegen haben Sie physisch in den Händen. Jeder weiß, dass auf der ganzen Welt vielmal mehr Goldforderungen herumschwirren als körperlich Gold vorhanden ist. So wird also schon in der Überschrift gegen den Grundsatz der Bilanzwahrheit verstoßen.
Wieso ist das so?
Weil das Gold nicht sauber nachgezählt ist und wir deswegen nicht genau wissen, wie viel wir haben. Um das zu verschleiern, macht man diesen Bilanztitel. Der klingt numerisch korrekt. Seit 30 Jahren aber das Gold niemand gesehen, geschweige denn nachgezählt oder gewogen. Gerade bei Gold sollte regelmäßig das Gewicht geprüft werden. Wenn Ihnen jemand eine Goldkette schenkt, dann schauen Sie auch irgendwann einmal diskret auf den Stempel. Gold ist nicht gleich Gold.
Also sollten wir nun auch einmal diskret auf den Stempel schauen?
Das wird bei uns in der Bundesbank und in den Tresoren getan, die der Herr Weidmann mir in ganz korrekter und eindrucksvoller Weise gezeigt hat. Warum man das dann bei den Beständen nicht tut, die man bei Dritten in Verwahrung hat und die ganz andere, eigene Interessen haben, ist unbegreiflich.
Das Interview führte Marie Amrhein
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