Illustration: Soeren Kunz

Landauf, landab - Krank im Schlaraffenland

Ein Augenblick genügt, um das routinierte Leben auf den Kopf zu stellen. Manchmal gewinnt das Pech – und man findet sich plötzlich im Krankenhaus wieder. Unsere Kolumnistin berichtet über ihren Aufenthalt und die unterstützende Kraft der Gemeinschaft.

Autoreninfo

Sophie von Maltzahn ist Schriftstellerin und lebt in Mecklenburg. In Cicero blickt sie als Kolumnistin monatlich vom Land aus auf die Welt. Foto: Carolin Saage / Kiepenheuer & Witsch

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Sowas passiert doch nur den anderen, aber dann trifft es dich. Einmal Pech gehabt wie Donald Duck, dumm gefallen – und rumms ist ein Knochen gebrochen, in meinem Fall das Sprunggelenk beim Inline-Skaten. Als die Schmerztablette wirkte, konnte mein Hirn wieder arbeiten. Der komplette Familien-Stundenplan musste sofort umorganisiert werden. Die Trennung von meinen noch sehr kleinen Kindern schmerzte mehr als mein Fuß.

In so einem Moment ist die Bereitschaft zu helfen jedes Königreich wert. Mein Mann übernahm die Kinder, das Team meinen Job, die Nachbarin den Haushalt. Die Gemeinschaft stand bereit! Dankbar und demütig fügte ich mich, es gab keinen Weg zurück. Erst vorm Eingang der Notaufnahme packte mich die Angst vor dem aktuellen Zustand des deutschen Gesundheitssystems: keine Ärzte, Medikamente oder OP-Termine. Dafür multiresistente Keime und verseuchte Aero­sole. Und diese ewige Warterei! In Berlin hat es mal acht Stunden gedauert, nur bis zum ersten Ärztekontakt. Damals saß ich dicht gedrängt auf fest verschraubten Stuhlreihen. Starrte schockiert und mitleidig auf die Vielfalt an Verletzungen oder drückte mich im Flur an der Wand entlang, um ja niemandem im Weg zu stehen.

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Heidrun Schuppan | Di., 7. Januar 2025 - 14:01

die Angst, ins Krankenhaus zu müssen bei allem, was man darüber gelesen hat, dafür war keine Zeit. Ein wirkliches Lob an die Beteiligten, die mich wieder ins Leben zurück gebracht haben: Nach fünf Minuten war der Rettungsdienst da, verwandelte meinen Flur in eine Notaufnahme – EKG geschrieben, Zugang gelegt, Abtransport in die nächste freie Kardiologie und bei alledem gut Zureden, Beruhigen und immer freundlich, kompetent natürlich keine Frage. Nach zehn Minuten war ich in der Kardiologie, ein paar Stunden später auf der Intensivstation bei ständiger Überwachung. Nein, niemanden verständigen, bitte nicht, es ist Weihnachten und ich bin ja gut versorgt. Telefonanrufe nun mit dem Handy und mitzuteilen, dass ich auf dem Weg der Wiederherstellung bin.

Liebe Frau Schuppan, von Herzen gute Besserung für Sie. Sie hatten da wohl mehr als einen Schutzengel an Ihrer Seite, der auf Sie aufgepasst hat. Neben den himmlischen sicher auch viele irdische Schutzengel:) Werden Sie doch ganz bald wieder gesund, dass Sie vollständig "wiederhergestellt" werden. Liebe Menschen an Ihrer Seite sind sicher da und manchmal reicht auch nur einer.....Herzliche Grüße

Da sieht man mal wieder, wie schnell es gehen kann. Auch meine Erfahrungen mit dem Gesundheitssystem in den letzten Jahren waren sehr gut. Auf dass wir noch recht lange hier auf Cicero gegen den Abstieg unseres Landes anschreiben ;).

Ernst-Günther Konrad | Di., 7. Januar 2025 - 15:49

Beim ersten Mal vor drei Jahren, am Geburtstag der Schwiegertochter. Leichter Herzinfarkt, nur "Druck" hinterm Brustbein und Übelkeit, Notarzt, Krankenhaus, Stent gesetzt und drei Tage später wieder mit Medikamenten nach Hause. Oktober 2023 Schlaganfall, Gesicht schief, Sprachstörung, sofort Notarzt, Krankenhaus, bereits einen Tag später Sprache fast wieder normal, Gesicht wieder in Ordnung, nach drei Tagen nach Hause. Letztes Jahr im August, wieder Schmerzen in der Brust, Notarzt, drei Arterien zu, nach zwei Tagen in die UNI Mainz, drei Bypässe, eine Nach OP-, weil der Draht im Brustkasten locker, drei Wochen danach ab in Reha, vier Wochen und heute sitze ich schon seit einigen Wochen wieder am PC und mir geht es soweit wieder blendend, außer dass mir noch Ausdauer fehlt. In allen Fällen nettes, zugewandtes, teils humorvolles Personal, beste Pflege und Versorgung. Danke.
@ Frau Schuppan - kann Ihnen und auch Frau Maltzahn nachfühlen. Nur eines. Es geht immer noch schlimmer

Wie mir scheint, lieber Herr Konrad, verfügen Sie über eine unverwüstliche Konstitution, Gott sei Dank. Auch Ihnen weiterhin ganz herzliche Genesungswünsche.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie sich Vergänglichkeit anfühlt, auch wenn man gerade so davongekommen ist. Von daher erinnere ich mich noch gut an die vielen guten Seelen, die sich am Krankenbett so fürsorglich gekümmert haben und auch nach dem dritten oder vierten Läuten in der Nacht noch mit einem freundlichen Gesicht und einer Engelsgeduld Hilfe geleistet haben. Dafür kann man sie Alle gar nicht genug wertschätzen.
Ob jetzt ein gebrochener Knochen ähnlich erwähnenswert ist, könnte ich bezweifeln, aber ich lasse das mal so stehen, denn bei dieser Autorin, Frau von Maltzahn, habe ich bislang noch zu jedem ihrer Texte weder Zugang noch Anlass gefunden.

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