Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach / picture alliance

Recherchen zu Lauterbachs Lebenslauf - Der Minister mauert

Recherchen des „Schwäbischen Tagblatts“ legen erneut Ungereimtheiten im Lebenslauf von Karl Lauterbach offen. Der macht derweil rechtliche Vorbehalte gegen die Weitergabe seiner Daten geltend.

Autoreninfo

Thomas Kubo (*1992) ist Autor und Verleger aus Münster. 

So erreichen Sie Thomas Kubo:

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat es dieser Tage nicht einfach. Erst stellten Recherchen der Welt am Sonntag und des Cicero Angaben zur Gründungsgeschichte seines Kölner Institut für Gesundheitsökonomie in Frage, und nun weißt auch das Schwäbische Tagblatt in einer eigenen Recherche, veröffentlicht am 19. April 2023, noch einmal auf die rätselhafte Historie des sogenannten „Lauterbach-Instituts“ hin.

Worum geht es? Karl Lauterbach hat sich am 10. Dezember 1995 auf einer Professur an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen beworben. In seinem Bewerbungsschreiben machte er dabei unter anderem folgende Angabe: „Zum 1. Dezember 1995 habe ich die zunächst kommissarische Leitung des neu gegründeten Instituts für Gesundheitsökonomie an der medizinischen Fakultät der Universität zu Köln (Vergütungsstufe C3) übernommen.“

Immer mehr Widersprüche

Recherchen von Cicero und Welt am Sonntag haben vor einigen Wochen indes den begründeten Verdacht aufkommen lassen, dass es das angegebene Institut zum Zeitpunkt der Bewerbung noch gar nicht gegeben hat. Diese auf zahlreichen Dokumenten fußende Vermutung, die Cicero erstmals am 20. März 2023 veröffentlichte, wird nun auch durch eigene Recherchen des Tagblatt-Journalisten Volker Rekittke gestützt. Für den Minister scheint es also eng zu werden.

Denn zusätzlich zu den Angaben und Dokumenten des Cicero-Artikels hat das Schwäbische Tagblatt weitere Aussagen der Universität zu Köln wie auch des Bundesgesundheitsministeriums einholen können, die Lauterbach nicht zum Vorteil gereichen dürften. Im Gegenteil: Beim Versuch, den Gesundheitsökonom aus der Schusslinie zu holen, verheddert man sich immer mehr in Widersprüchen. In seinem Artikel zitiert Tagblatt-Journalist Rekittke eine Auskunft der Universität zu Köln zur Gründungsgeschichte des Instituts: „'Das Institut wurde mit der formalen Anerkennung des Ministeriums im Dezember 1996 gegründet. Die Eröffnung wurde dann feierlich am 21.2.1997 durchgeführt`, heißt es in einer Mail der Uni-Pressestelle, und weiter: 'Herr Prof. Lauterbach hat es ab der formalen Anerkennung geleitet'.“

Wie schon die Erklärungen, die auch Cicero vorlagen, ist auch diese Stellungnahme der Universität nicht in Einklang zu bringen mit der Chronologie, wie sie in Lauterbachs Bewerbung an die Universität Tübingen festgehalten ist. Rekittke kommt daher in seinem Text zur selben Schlussfolgerung wie zuvor bereits der Autor: „Demnach hätte das Institut für Gesundheitsökonomie im Dezember 1995 – zum Zeitpunkt von Lauterbachs Bewerbung in Tübingen – noch gar nicht existiert, sondern wurde erst ein Jahr später gegründet. Und konnte folglich auch nicht von ihm geleitet worden sein, auch nicht ›kommissarisch.“

Unterschiedliche Angaben der Pressestelle

Doch damit nicht genug: Das Bundesgesundheitsministerium, zitiert nach Rekittke, vermeldet zur Gründungsgeschichte des Instituts ebenfalls Dinge, die nicht ins Bild passen: „Prof. Karl Lauterbach war ab Ende 1995 als kommissarischer Leiter mit dem Aufbau des neuen An-Instituts 'Gesundheitsökonomie, Medizin und Gesellschaft' der Universität zu Köln betraut. Bezahlt wurde er dafür entsprechend der Besoldungsgruppe C3. Das Institut wurde 1997 mit seiner Berufung als Professor offiziell eröffnet.“

Wenige Wochen zuvor, in einer Mail an Cicero, lautete die Auskunft aus dem Ministerium  noch wie folgt: „Prof. Karl Lauterbach hat zunächst die kommissarische Leitung eines ›AN-Instituts Gesundheitsökonomie, Mensch [sic!] und Gesellschaft‹ übernommen, bevor das Institut 1997 offiziell eröffnet wurde. Die Vergütung entsprach der Besoldungsgruppe C3.“

Rechtliche Vorbehalte gegen Datenweitergabe

Das Wort „Aufbau“ fehlte demnach in der ersten Antwort. In Bezug auf das exakte Gründungsdatum kann es alles und nichts bedeuten. Explizit nach der Korrektheit des abweichenden Institutsnamens („Mensch“) gefragt, korrigierte der Pressesprecher des Ministeriums, der sich auf Lauterbach berief: nichts. Cicero bat daher die Pressestelle der Universität zu Köln, den Originalantrag des Senats sowie den zustimmenden Bescheid des Ministeriums für Wissenschaft und Forschung zuzusenden. Eine Antwort unterblieb. Ähnlich erging es zunächst auch Journalisten von Welt und Welt am Sonntag. Nach längerem Schweigen teilte die Universität am gestrigen Freitag diesen schließlich folgendes mit: „Gegen die Weitergabe seiner Daten macht Herr Prof. Lauterbach rechtliche Vorbehalte geltend.“

Das spricht nicht gerade für jene Offenheit und Transparenz, die die regierende Ampel-Koalition noch am Beginn der Legislatur versprach. Eher schon erhärtet sich so der Verdacht, dass es eklatante Unterschiede zwischen Lauterbachs Angaben gegenüber der Universität Tübingen und der tatsächlichen Chronologie der Ereignisse gibt.

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Christa Wallau | Sa., 22. April 2023 - 16:01

das könnte über den Häuptern der allermeisten
Politiker stehen. Es lohnt sich offensichtlich, seinen Lebenslauf aufzuhübschen bzw. aus Wunschdenken Wirklichkeit zu machen. Viele sind damit sehr weit gekommen! Wenn es nicht d o c h immer noch einige "knorrige", nicht käufliche Oppositionelle gäbe (trotz aller Mühen, sie zu diffamieren), fiele es auch weiterhin kaum einem Journalisten ein, nachzuforschen, wer in seiner Selbstauskunft geschummelt o. gar dreist gelogen hat. Man darf vermuten, daß viele von ihnen s e l b s t es mit der Wahrheit über sich u. andere ebenfalls nicht so genau nehmen.
Menschen mit echter Lebensleistung haben Lügen nicht nötig. Aber leider begeben diese sich heutzutage fast nie in die schlammigen Gefilde der Politik. Im Gegensatz zu den Nachkriegsjahren, in denen viele berufs- u. lebenserfahrene Männer/Frauen politische Ämter ausübten, tummeln sich dort jetzt überwiegend selbstherrliche Dilettanten/Emporkömmlinge. Merkel war die bisher erfolgreichste von ihnen.

Ernst-Günther Konrad | Sa., 22. April 2023 - 17:42

Es muss doch Ernennungsurkunden und dergleichen geben. Es muss doch offizielle Unterlagen darüber geben, wer, wann ein Institut gegründet und geleitet hat. Klabauterbach könnte doch einfach seine Ernennungsurkunden mit Briefkopf und Unterschriften der ernennenden Behörde/Instituts vorlegen. Hat der Mann alles weggeworfen oder lügt er einfach dreist? Passen täte es zu ihm. Bei Corona hat er ja auch gelogen, dass sich heute die Balken biegen. Ich denke viele Foristen, so wie ich auch, haben vom Grundschulzeugnis bis in meinem Fall, zu meiner Ruhestandsversetzung alles ordentlich durch Urkunden usw. belegbar in einem Ordner abgelegt, den ich sofort greifen könnte. Da kam in fast 66 Jahren einiges zusammen. Und KL hat nichts von dem? Musste er seinerzeit seine Lebenslaufstationen bei Bewerbungen nicht nachweisen mittels Urkunde/Bescheinigungen? Jedenfalls ist seine Reaktion darauf alles andere als entlastend. Der Mann ist in persona nicht nur verwirrt, er ist offenkundig ein Betrüger.

Die ihren eigenen Kreis mit eigenen Regeln erkoren, ermächtigten & uraufführen & das schon seit über 20 Jahren, wo ich mp. noch damals gewundert habe, wie so eine Person stellvertretend für die SPD eine Bühne im Stern-TV bekommen hat, was ich damals als gute Alternativ-CDU-Werbung gesehen habe.

In der Privatwirtschaft wäre Lauterbach bei seinen Darstellungen & nicht nachvollziehbaren Äußerungen ein Dauergast beim Arbeitsamt geworden.

Enka Hein | Sa., 22. April 2023 - 17:57

....kennen wir alle bestens. Aber darüber hinaus gab es ja gerade bei der SPD immer Auffälligkeiten was Lebenslauf und Dr.-Titel angeht.
Dagegen sind und waren die Titel in der als Professorenpartei von den linken Lowperformern verschriehenen AFD alle echt.
Und was Lauterbach angeht, ob mit oder ohne irgendwelche Nachweise (der Begriff Ausbildung im Zusammenhang mit Lauterbach und anderen ähnlichen Schmarotzer wäre eine Beleidigung für jeden Handwerker der eine Ausbildung durchlaufen und abgeschlossen hat), so bin ich nach wie vor der Überzeugung, daß in irgendeiner Geschlossenen mindestens ein Insasse aushäusig ist und man dies noch nicht mit bekommen hat. Liegt vielleicht daran weil die Insassen sich selbst verwalten.

Ich las schon vor Jahren einen Artikel, wo genau weiß ich nicht mehr, wonach eine der ersten Handlungen der Parteien die war, die Promotionsarbeiten und Lebensläufe der AFD-Abgeordneten prüfen zu lassen, um sie mit vermeintlichen Lebenslügen zu konfrontieren. Man kam infolge eigener Betrügereien schnell dazu, dies bei anderen auch anzunehmen. Das dauerhafte Schweigen ist Bestätigung, da sind keine Lebenslauflügner und Promotionsbetrüger dabei, sonst wäre schon längst die AFD-Glocke am Läuten. So ein Pech aber für unsere AFD-Hasser im Forum, ihnen bleibt einfach nur der pöhse Höcke und nicht mal mit tagesaktuellen Aussagen, sondern nur mit angeblichen pöhsen Aussagen in der Vergangenheit. Deshalb ist der verbale Schmerz bei Lenz & Lügle so groß. Haben die Foristen mehr vorzuweisen, wie sie selbst.
Und was Lauterbachs Aufenthalt in einer geschlossenen anbetrifft habe ich da eine These. Vielleicht ließ man ihn extra entweichen, um die Heilungsprozesse in der Anstalt nicht zu gefährden.

Beweise Marke Konrad: ...vor Jahren einen Artikel, wo genau weiß ich nicht mehr...

Zielscheibe war wer? Selbstverständlich die ständig unschuldig diffamierte AfD.

Dazu noch etwas mißratener Spott betreffend den "pösen" Hoecke, einer, der doch gar nicht wirklich - noch so eine typische, ausgelutschte Konrad-Vokabel - "räächts" stehe.

Da nur blöd sein kann, wer nicht mit ihm einer Meinung ist, macht er sich auch noch einen Ulk daraus, den Namen eines Foristen ins Lächerliche zu ziehen. Reichlich infantil, aber irgendein(e) Kasper*in wird ihm vielleicht auch noch zustimmen. Denn wer verträgt sich noch mal so gut?

Neben gewohnter Wehleidigkeit und erstaunlicher Selbstüberschätzung noch der Hinweis, Lauterbach gehöre wohl in die "Geschlossene".

Oder, mit anderen Worten:

Der werte Forist Konrad, vom Staat noch immer ordentlich alimentiert, meint, dass der Gesundheitsminister des gleichen Staates der ihn durchfüttert, dermaßen verrückt sei, dass ihn nicht mal die Klapsmühle wolle.

Peter Sommerhalder | So., 23. April 2023 - 01:27

wenn ich zaubern könnte und drei Wünsche offen hätte, dann ist für mich klar welches mein grösster Wunsch/meine grösste Neugier wäre:
Mich 20 Minuten lang ganz genau so zu fühlen/so zu sein wie ein x-beliebiger Mensch sich fühlt/wie er ist.

Wie geht es/ist Lauterbach, Merkel, Habeck, Musk, Trump, Putin, Elvis, Woody Allen etc. …

(Die beiden anderen Wünsche wären: Zeichnen können und Sprachen können…)

Urban Will | So., 23. April 2023 - 09:48

Story Al Capone...
Die größten Verbrechen konnte man ihm nicht nachweisen, aber an einer Lapalie (Steuererklärung) ist er schließlich gescheitert.
Nicht, dass ich den Karl mit Al Capone gleichsetzen möchte – in diesen Zeiten gespielter Hysterie muss man das ja immer mit dazu schreiben – aber im Vergleich zu den mM nach kapitalen Fehlern, die er sich während der Corona – Zeit, sowohl vor als auch nach seiner Ernennung zum Gesundheitsminister – erlaubte, ist das hier Pippifax.
Ich habe damals diesen Mann mehrfach als gemeingefährlich bezeichnet und bleibe dabei.
Wegen dem, was er an Impfpflicht, Ausschluss und Verunglimpfung nicht Geimpfter, Lügen und falschen Prophezeiungen, etc. vom Stapel ließ, sollte er vor Gericht stehen.
Trotzdem hoffe ich, dass er an dieser Sache hier scheitert und endlich uns alle von seiner Gegenwart im Kabinett erlöst. Wobei er im Vergleich zu anderen (Habeck, Bearbock, Lambrecht ,Paus und natürlich der Chef selbst.. ) mittlerweile ja noch der harmlosere ist.

Gerhard Lenz | So., 23. April 2023 - 12:25

Offensichtlich hat sich so mancher förmlich darin verbissen, irgendwelche vermeintlichen Gaunereien Herrn Lauterbachs zu enthüllen. Dabei geht es ganz offensichtlich nur um die Frage, ob Lauterbach ein Institut nicht als "im Aufbau" gekennzeichnet hat, was es offensichtlich noch war, sondern sich verfrüht als Leiter eines endgültig eingerichteten Instituts bezeichnete.
Das scheint ein ausgesprochen schweres Vergehen zu sein, das, nochmal schnell, welche Auswirkungen hatte?

Dass Querdenker und verbündete AfD-Rechtsaussen in diesem Forum diese"Neuigkeiten", die keine sind, mit erhöhtem Pulsschlag verarbeiten, überrascht nicht.
Dass der Autor dieses Beitrages sich auf seiner eigenen Internetseite als obsessiver Lauterbach-Jäger zeigt - der Gesundheitsminister ist klar dominierendes Thema - erklärt einiges.
Da hat sich jemand vorgenommen, Lauterbach, koste es, was es wolle,"zur Strecke" zu bringen. In Foren wie diesem kann man mit einem solchen Vorhaben selbstverständlich punkten.

ihr Missfallen über Herrn Lauterbachs agieren als Geundheitsminister geäussert haben, ist Ihnen entgangen? Es geht nicht darum, was Foristen hier sagen, sondern um die katastrophale "Gesundheits"-Politik des Mannes. Aber es passt zum Rest, dass er seinen Lebenslauf geschönt hat.

haben Ihr Missfallen geäußert.

Deswegen soll Lauterbach also gehen. Aha. Ich wusste gar nicht, dass das Schicksal eines Ministers vom Gefallen oder Missfallen "diverser" Fachleute abhängig ist.

Vielleicht werden Sie auch noch deutlicher und erzählen uns, wer das sein soll?

Im Übrigen geht es in diesen Spalten primär oder auch um die Kommentierung des ursprünglichen Beitrages, also in diesem Fall um die Meinung eines eingefleischten Lauterbach-Gegners.

Dass Lauterbach in diesem Forum keinerlei Chancen auf eine auch nur halbwegs faire Beurteilung hat, sollte man ruhig zusätzlich erwähnen. Auch, dass es sich immer um die selben Gruppen handelt, die - eigentlich seit seiner Ernennung - den Stab über ihn brechen: Querdenker, Impfgegner und Rechtsextremisten.

Albert Schultheis | So., 23. April 2023 - 14:27

Sie entsprechen der heutigen gängigen Mode zu Hofe! Man trägt's gerne lang und wallend - in Seide - aber bunt schillernd wie die Papageien, die Plappervögel. Und wer sie trägt, fühlt sich geschmeichelt, erhaben und selbstbewusst, auch in gigantischen Übergrößen, weil all die anderen sie auch tragen. Welch geniale Mode - und so billig! Man legt sie sich einfach an und betrachtet sich im Spiegel mit Stolz auf den Erfolg aus dem Nichts. Und während man sich gegenseitig beklatscht und belobigt - fällt keinem auf, dass sie alle nackt dastehen.