Beim Thema wachsender Ungerechtigkeit zeigen Umfragen widersprüchliche Einschätzungen / dpa

„Armutsgefährdungsquote“ - Wie wir Armut überschätzen

Die so genannte Armut muss als Begründung für höhere Steuern oder die Einführung einer Vermögensabgabe herhalten. Dabei hilft die weitverbreitete Unkenntnis über das tatsächliche soziale Gefälle.

Hugo Müller-Vogg

Autoreninfo

Dr. Hugo Müller-Vogg arbeitet als Publizist in Berlin. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zu politischen und wirtschaftlichen Fragen, darunter einen Interviewband mit Angela Merkel. Der gebürtige Mannheimer war von 1988 bis 2001 Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

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Der Missmut der Deutschen wirke „angelernt“, befand das Institut für Allensbach in einer Studie im Oktober 2018. Die Meinungsforscher schrieben es dem Einfluss der Medien zu, dass die Mehrheit die eigene Lage deutlich besser einschätze als die des gesamten Landes. Dasselbe Phänomen zeigt sich in den Erhebungen der Forschungsgruppe Wahlen für das Politbarometer. Aktuell stufen zwei Drittel der Befragten die eigene wirtschaftliche Lage als gut ein, während nur ein Drittel das dem Land insgesamt attestiert. Was bedeutet, dass es der Mehrheit wirtschaftlich gut geht, obwohl das Land insgesamt nicht so gut da stehen soll. Ein alles andere als logischer Befund. 

Auch beim Thema wachsender Ungerechtigkeit zeigen Umfragen recht widersprüchliche Einschätzungen. Wird in Umfragen explizit danach gefragt, wie gerecht oder ungerecht es hierzulande zugehe, plädiert eine klare Mehrheit für das Prädikat „ungerecht“. Wird jedoch allgemein danach gefragt, was die Menschen am meisten bewege, rangiert das Thema „soziales Gefälle“ meistens ganz hinten. 

Armutsforscher und Sozialverbände machen Stimmung

Das weit verbreitete Gefühl für eine wachsende Ungerechtigkeit scheint also ebenfalls „angelernt“ zu sein. Dabei kommt der Armutsindustrie das Verdienst zu, den Deutschen das Bewusstsein einer ständig wachsenden Kluft zwischen oben und unten vermittelt zu haben. Die Armutsindustrie, das ist ein teilweise staatlich finanziertes Konglomerat, angeführt von zahlreichen Inhabern von Lehrstühlen für Armutsforschung über diverse Sozialverbände und soziale Initiativen bis hin zur Linkspartei, dem linken Flügel der SPD und Teilen der Grünen.

Diese armutspolitische Interessengemeinschaft agiert mit freundlicher Unterstützung vieler Medien, angeführt von den öffentlich-rechtlichen Anstalten. 
Sie alle haben angeblich nur das Wohl der Armen im Auge, handeln aber keineswegs so uneigennützig, wie sie sich gerne geben. In Wirklichkeit betreiben sie Profitmaximierung mit dem Ziel höherer Forschungsetats oder höherer staatlicher Zuschüsse für ihr soziales Engagement. Bei der Stimmenmaximierung sind die hier aktiven politischen Gruppierungen indes noch nicht vorangekommen, und zwar aus nachvollziehbaren Gründen: Nicht wenige angeblich Arme fühlen sich gar nicht so arm, wie sie in der veröffentlichten Meinung dargestellt werden. Von den wirklich Armen haben hingegen viele resigniert und gehen nicht (mehr) zu Wahl.

Armutsgefährdung ist etwas anderes als Armut

Auf die meisten Medien als ihre willigen Helfer kann sich die Armutsindustrie blind verlassen. Jede Umfrage zum Thema Ungerechtigkeit, jede noch so fragwürdige Studie zur Armut darf mit breiter medialer Resonanz rechnen Jedes Mal, wenn das Bundesamt für Statistik oder ein Sozialverband die „Armutsgefährdungsquote“ neu berechnet, schafft es das Ergebnis auf die Titelseiten und in die Hauptnachrichtensendungen von Fernsehen und Hörfunk. Der Tenor der Kommentare lässt sich dabei leicht vorhersagen. Geht die Quote nach oben, ist dies ein weiterer Beweis dafür, dass die Armen immer ärmer werden. Geht sie dagegen zurück, ist das ein Rückgang auf viel zu hohem und damit nicht zu akzeptierendem Niveau.

Die Armutsgefährdungsquote soll anzeigen, wie hoch der Anteil derer ist, die in Armut abzurutschen drohen. Als armutsgefährdet gilt eine Person, die mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung auskommen muss. Mittleres Einkommen bedeutet: Eine Hälfte der Bevölkerung hat mehr, die andere weniger. Bei Einzelpersonen lag dieser Schwellenwert 2018 bei etwas mehr als 1.000 Euro im Monat, bei einer Familie mit zwei Kindern bei knapp 2.200 Euro, jeweils einschließlich staatlicher Transferleistungen. Die Armutsgefährdungsquote ist seit 2005 unter Schwankungen tendenziell angestiegen, von knapp 15 Prozent auf zuletzt 16 Prozent.

Das Lied von der Verelendung

Obwohl die Statistiker korrekt von „Armutsgefährdungsquote“ sprechen, verwenden die Medien fast durchgängig den Begriff „Armutsquote“ und melden eine steigende Zahl von „Armen“. Sozialverbände und Sozialpolitiker des links-grünen Spektrums sprechen in der Regel ebenfalls von Armut und nicht von Armutsgefährdung. Der Ton macht hier die Musik; in diesem Fall wird hier das Lied von Verelendung und Verarmung angestimmt – und vielfach geglaubt.

Der leichte Anstieg der Quote ist nicht etwa das Ergebnis tendenziell sinkender Löhne und Sozialleistungen. Hier spielen andere Faktoren eine Rolle. So war der Zustrom an Flüchtlingen gleichbedeutend mit einem Anstieg der Zahl der Transferempfänger. Bei Menschen mit Migrationshintergrund liegt die Quote bei 28 Prozent. Zudem hat die Zuwanderung aus ehemaligen Ostblockstaaten die Zahl prekär Beschäftigter erhöht. Zuwanderung und höhere Armutsgefährdung hängen also eng miteinander zusammen. Dass die hohe „Armutsquote“ von Zuwanderern in den Medien kaum erwähnt wird, kann nicht überraschen.

Die Quote spiegelt nur relative Einkommensarmut wider 

Die Armutsgefährdungsquote wird in Politik und Medien als wichtigster „Armut“-Indikator verwendet, gleichwohl ist ihre Aussagekraft gering. In der Quote spiegelt sich nämlich nur relative Einkommensarmut wider. Würden bei uns alle Löhne, Gehälter und Sozialleistungen von heute auf morgen verdoppelt, verdoppelte sich automatisch das mittlere Einkommen – und alle Deutschen hätten doppelt so viel Geld wie vorher. Nur: Die Armutsgefährdungsquote bliebe unverändert.

Dasselbe gilt übrigens auch umgekehrt: Eine Halbierung sämtlicher Bezüge machte uns alle ärmer, änderte jedoch an der Quote nichts. Würden hingegen die rund 22.000 hier lebenden Einkommensmillionäre auswandern, reduzierte sich das mittlere Einkommen und damit die Zahl der „Armen“. Noch so eine Ungereimtheit: Die meisten Studenten und Auszubildenden liegen unter der 60 Prozent-Schwelle, fühlen sich aber keineswegs als arm. 

Tschechien als Paradies für deutsche Arme?

Wie gering die Aussagekraft der Armutsgefährdungsquote ist, wird ebenfalls im internationalen Vergleich deutlich. Tschechien, Slowakei, Slowenien und Ungarn, alles Länder mit einem deutlich niedrigeren Lebensstandard als Deutschland, weisen eine niedrigere Armutsgefährdungsquote als wir auf. Sie haben also im Sprachgebrauch der Armutsindustrie weniger Arme. In Wirklichkeit ist die „Armut“ dort nur gleichmäßiger verteilt. Man stelle sich das Erstaunen des Publikums vor, wenn in den „Tagesthemen“ oder im „heute journal“ nach der Verkündigung der neuesten „Armutsquote“ hinzugefügt würde, „innerhalb Europas ist die ‚Armut‘ in Tschechien am geringsten.“ Da würde mancher Zuschauer meinen, er wäre in eine Comedy-Sendung geraten.

Armut – tatsächliche wie vermeintliche – wird im Wahljahr 2021 als Begründung für höhere Steuern oder die Einführung einer Vermögensabgabe herhalten müssen. Denn SPD, Grüne und Linke werden Umverteilung zu einem zentralen Wahlkampfthema machen. Dabei hilft die weitverbreitete Unkenntnis über das tatsächliche soziale Gefälle. So waren nach einer Allensbach-Umfrage 40 Prozent für höhere Hartz-IV-Sätze. Als den Befragten dann aber gesagt wurde, wie hoch diese Transferleistung tatsächlich ist, waren nur noch 20 Prozent für höhere Hartz-IV-Leistungen. So „bereichert“ sich die Armutsindustrie am mangelnden Wissen der Deutschen über die tatsächliche soziale Lage. Das Ergebnis ist „angelernter Missmut“.

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Ellen Wolff | Sa., 4. Juli 2020 - 12:27

1. wenn die Transferleistungen immer höher steigen, lohnt sich Zunehmend für viele das Arbeiten nicht mehr oder sie arbeiten nebenher schwarz.
2. wenn die politischen Rahmenbedingungen zunehmend so gesetzt werden, dass wenige Megareich werden, weil sie quasi Monopolstellungen haben oder weil Sie zum Illustren Kreis der Konzernlenker gehören, erodiert die Mitte und wir steuern tatsächlich auf eine Zweiklassengesellschaft zu.

Beide Probleme lassen sich nicht durch Umverteilung von der Mitte nach unten lösen, sie würde nur die Bildung in einer Zweiklassengesellschaft Beschleunigen, in der es überspitzt gesagt nur noch tatsächlich arme und tatsächlich reiche gibt.

Der Kapitalismus ist ein starker Motor für Inovation und Wohlstand, wir müssen jedoch aufpassen, dass er nicht zu einem Feudalismus mutiert, oder dass seine negativen Auswirkungen den Sozialismus wieder hoffähig machen. Beides wäre eine Katasstrophe.

Ihr Gesamtvermögen beläuft sich auf rund 443 Mrd. Euro. 2001 waren es noch 43 Milliardäre mit rund 177 Mrd. Euro.

Mit einem Kapital und persönlich leistungslosen Privatvermögen von 34 Milliarden Euro sind die Großaktionäre des Autoherstellers BMW, Stefan Quandt und Susanne Klatten, die reichsten Deutschen. Nur im Frühjahr 2018 überwies der bayerische Autobauer seinen beiden Großaktionären insgesamt 1,2 Milliarden Euro an Jahresdividende. Auch ein Arbeits- und Leistungsergebnis von weltweit rund 134.000 Mitarbeitern.

PS: Dem Mangel an Kenntnis über persönlich leistungslose Erbschafts-Millionäre und Dividenden-Milliardäre (nur) in Deutschland und ebenso dem Mangel an sozialer Empathie bei deren medialen Soldschreibern kann geholfen werden.

Den von Reinhold Schramm oben zitierten Fakten und Tatschen sollten "politische Taten" folgen.
Es kann und darf doch nicht sein, daß sich die biblische Weisheit bewahrheitet: "Den Seinen gibts der Herr im Schlaf", während die nicht von Gott privilegierten im Schweiße ihres Angesichts ihr Brot verdienen müssen.
Es kann nicht bestritten werden, daß unser Steuersystem insgesamt äußerst ungerecht gestaltet wurde - natürlich unter Mitwirkung derjenigen, die am meisten davon profitieren.
Die Große Koalition hätte dieses Steuersystem mit ihrer parlamentarischen Mehrheit grundlegend reformieren können - wenn sie eben nicht von der Herrschenden Klasse unterwandert wäre, die eben auch unser Steuer- und Abgabensystem in ihrem Sinne "steuert" und eben für sich selbst nur sehr geringe Steuern festschreibt.

Für wen?Für Spanien oder Italien?Meinen sie die."Die Kanzlerin muß jetzt liefern-Die Erwartungen an Deutschland sind hoch..."Austauschbare Schlagzeile.Wann verkündet?2015,2018,2020? Schande!!!!

Weiterhin Feudalismus und Versorgungsehen im 21. Jahrhundert, vor allem (nicht nur) für migrantische Frauen in Deutschland, so auch gegen Altersarmut?

Renten-Ehen und Pensions-Ehen sind keine Lösung für eine eigenständige und unabhängige Altersversorgung der Frau!

Mit Ausnahme der Parlamentarierinnen im Landes- und Bundesparlament und Regierung, der gehobenen Beamtenschaft im Schul- und Staatsdienst, der wenigen kooptierten Frauen in Vorständen von Parteien und Konzernen, verfügen deutlich mehr als 80 Prozent aller Frauen über keine eigenständige Altersrente oberhalb der geringen gesetzlichen Grundsicherung, bzw. analog der Sozialhilfe.

Die große Mehrzahl der Frauen befindet sich in Altersarmut, wenn nicht durch eine freiwillige oder unfreiwillige Versorgungsehe dem begegnet werden kann.

Vor allem auch migrantische Frauen befinden sich in ihrer großen Mehrzahl in einer kulturellen und traditionellen Abhängigkeit von ihrem Eigentümer, bzw. Lebenspartner und/oder Patriarchen.

Reinhold Schramm | Mo., 6. Juli 2020 - 15:16

Antwort auf von Helene Kaiser

Rund 80 Prozent aller erwerbstätigen Frauen befinden sich in der gesetzlichen Rentenversicherung. In allen westdeutschen Bundesländern liegt die eigenständige Durchschnittsrente aus der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) unterhalb des geringen Niveaus der gesetzlichen Grundsicherung, bzw. unterhalb der Sozialhilfe/Hartz IV-Regelleistung. Frauen erreichen hier im Durchschnitt rund 32/33 Erwerbsjahre und damit keine eigenständige Altersabsicherung.

PS: bemühen auch Sie sich um eine eigenständige Recherche, insbesondere auch über die geringen bzw. nicht vorhandenen Altersrenten für migrantische Frauen.

Die große Mehrheit aller Ehe-Frauen, ob 'mit' oder 'ohne' Liebesheirat, befindet sich im Alter in einer materiellen und sozialen Abhängigkeit vom Mann, bzw. vom traditionellen und kulturellen Patriarchen. Hier, insbesondere dabei auch eine Mehrheit der migrantischen Frauen.

PS: Trotz tägliches Smartphone und Internet, so der Fortbestand des geistigen Feudalismus im 21. Jahrhundert.

Frauen haben nur halb so viel Rentenanspruch wie Männer!

Die Höhe der gesetzlichen Rente betrug 2015 bei den Männern durchschnittlich 1.154 Euro, bei den Frauen 634 Euro pro Monat – eine Differenz von 45 Prozent.

Die durchschnittliche gesetzliche Rente (GRV) für Frauen liegt in Westdeutschland unterhalb der Sozialhilfe/Hartz IV-Regelleistung. Für Frauen in Ostdeutschland auf dem Niveau der westdeutschen Männer (Berufstätigkeit in der DDR).

Frauen mit Migrationshintergrund haben meistens die geringsten Renten, bzw. keine Rente [bitte, nicht die Frauen im Bundestag oder im DAX-Vorstand].

Deutlich größer ist laut Studie die Kluft bei der betrieblichen Altersversorgung in der Privatwirtschaft: Hier liegen die Frauen mit 240 Euro knapp 60 Prozent gegenüber den Männern zurück, die auf 593 Euro kommen. Zudem haben nur 7 Prozent der Rentnerinnen überhaupt eigene Ansprüche aus der betrieblichen Altersversorgung.

PS: Hintergrundinfos zum Thema liefert auch die Hans-Böckler-Stiftung.

Wolfgang Tröbner | Sa., 4. Juli 2020 - 13:03

Was man von der Armutsindustrie und ihren "hehren" Motiven zu halten hat, wird exemplarisch seit Jahren von der AWO vorgeführt (hierzu gab es schon mehrere Artikel auch im Cicero). Deren Funktionäre stopfen sich immer ungenierter die eigenen Taschen voll, beklagen aber gleichzeitig die immer größer werdende Ungerechtigkeit und die wachsende Kluft zwischen Armen und Reichen. Man reibt sich verwundert die Augen und fragt sich, ob es noch frecher geht. Was leisten sie eigentlich, das diese exorbitanten Gehälter rechtfertigt? Man kommt nicht umhin festzustellen, dass gerade solche Sozialverbände selber viel zu den Zuständen beitragen, die sie beklagen. Schlimm ist auch, dass keine der sogen. Volksparteien willens ist, diesen Sumpf auszutrocknen. Im Gegenteil. Warum beispielsweise thematisieren die SPD-Chefs nicht das Verhalten des SPD-Bürgermeisters von Frankfurt, der Teil des AWO-Sumpfes ist? Warum wird ein solcher Mensch nicht zum Rücktritt genötigt?

Kurt Walther | Sa., 4. Juli 2020 - 14:37

Ein interessantes Thema "Armut in Deutschland", das Dr. Müller-Vogg hier fundiert kritisch mit Zahlen untersetzt.
Mit dem Armutsbegriff wird leider viel Schindluder getrieben. Da es absolute Armut in unserem Lande nicht gibt, definiert man eine "relative Armut" und darauf aufbauend ein eindrucksvolles Begriffssystem, das Wissenschaftlichkeit suggeriert.
Die Ausgaben für den Sozialstaat wuchsen und wachsen. Parallel entstand eine regelrechte Armutsindustrie, die sich am Sozialstaat bedient und ihre Ansprüche lautstark vertritt. So verfolge ich manchmal die Auftritte des Armutsforschers Prof. C. Butterwegge, dem ich kaum zustimmen kann.
Der Artikel von Dr. Müller-Vogg hilft, Armutsprobleme besser einzuordnen. So wird auch auf die importierte Armut vieler Einwanderer hingewiesen. Und was Azubis und Studenten betrifft, die ja in die Armuts-Statistik mit eingehen, das ist ein Sonderfall.
Generell bezweifle ich aber nicht, dass es auch in DE Armut gibt.

Zum Thema Armuts- und Sozialindustrie haben Mit-Foristen schon Bedenkenswertes geschrieben. Bitte betrachten Sie meinen Beitrag nicht als Widerspruch, sondern als Ergänzung!

Ja - neben bereits erwähnten Trittbrettfahrern und dem Mißbrauch in der Sozialindustrie - gibt es auch 'echte' Armut in Deutschland. Die macht sich in zwei Punkten fest: ungerechte Niedrig-Löhne und zu kleine Renten.
Hier trifft es Menschen, die etwas beitragen bzw. jahrzehnte-lang beigetragen haben. Denken wir an DHL-Paket-Fahrer, Amazon-Angestellte, an die Zustände in den Schlachthöfen, das Elend der Pflegebranche (Heime), an die Verkäuferinnen in den (oft noch staatlich geförderten) Billigketten.
Zu den Renten: Warum sind nach einem langen Arbeitsleben Renten in Deutschland soviel geringer, als zum Beispiel bei den Nachbarn in Österreich?

Armut wird in Deutschland nicht bekämpft, sondern verwaltet!
Gleichzeitig leisten wir uns einen Kropf im akademischen Bereich:
Genderisten, Politologen, Staatsjournalisten.

Als erstes wieder Danke für ein Thema, dass wo anders nicht angeschnitten wird!
Folgende Tatsachen:

Ja Herr Walther, innerhalb zwei Jahrzehnte wurde für Sozialausgaben 3-4 Mal soviel Geld in D.ausgegeben!!!! Dabei sind nicht einmal die Finanzmittel berücksichtigt, die über Brüssel fungieren!

Dabei ist ein nicht unwesentlicher Posten für behilfsdürftige Menschen.
Und hierbei bitte mich nicht falsch interpredieren!!!
Egal ob Flüchtlingspolitik oder behinderte Menschen. Den schwächeren sollte (immer !!!) geholfen werden. Hauptproblem ist nur der "übergeordnete Mensch", der seine Hand am "Wasserhahn" hat. Wenn z.B. Bürger, die wesentlich über 5000€ Netto verfügen, vom Staat für ein behindertes Kind noch mehrere tausend Euro Geld über die Gerichtsbarkeit einfordern & in den allermeisten Fällen auch Recht bekommen, so ist für mich persönlich Recht sein & Recht bekommen mehr wie in einer Schieflage. Ebenso ist es in der Flüchtlingspolitik.
Teil 2 folgt

Wenn sog. Flüchtlinge ihren "Reichtum" über Kinder & Verwandte ohne Arbeit
vermehren können, ist dies für mich persönlich keine Zeichen der Barmherzigkeit (Hilfe/ Solidarität) & der Nächstenliebe.
Denn erstens löst man damit nicht ein einziges Problem & zweites ist es ungerecht innerhalb der Hilfsbedürftigen.
Und als schlechter Nebeneffekt bekommt der "kleine Muck" von den gespendeten 10 Goldstücken ein (!!!) einziges ausgehändigt.
Und hier vermelde ich unausweichlich & mit Nachdruck meine persönliche Meinung:

DIESES HANDELN VON REGIERUNG & DER ELITEN WIRD UNS INS VERDERBEN STÜRZEN !!!

Und dieses Thema hat absolut nichts mit Klima, Rassismus, AFD (Herr Lenz) oder mit "farbigen karierten-linierten Anstrichen" zu tun!

Gib einen hungernden Menschen was zu essen. Anschließend zeige diesen, wie man eine Angel baut & zeige ihm das fischen!
Und bitte einfach mal recherchieren, was unsere EU-Exportlust in Afrika anrichtet! (NED-Geflügel/ Eier & DE Fleisch & Mehl-keine Körner!!)

Reinhard Oldemeier | Sa., 4. Juli 2020 - 15:44

Für alle die mit Armut Geld verdienen wollen, z.B. wie Die sogenannte Sozialindustrie. Sie wird Immer sagen wir brauchen mehr Geld um es zu verteilen. Es sind Lobbyisten, die Menschen betreuen wollen und Sie in eine Abhängigkeit bringen. Sie werden dafür bezahlt. Bei tatsächlicher Bedürftigkeit ist es richtig und wichtig, bei vielen Menschen ist es kontraproduktiv. Es ist Aber alles relativ, weil es kommt immer auf den Betrachtungswinkel an.
In Italien z.B. gibt es mehr Menschen mit Wohn-Eigentum als in Deutschland.
Wer reich ist, oder arm, ist eher ein subjektives Gefühl. Somit kann Keiner so genau sagen was er ist. Denn erst wenn man in eine Finanzielle Schwierigkeit gerät, merkt Jeder wie Es um Ihn steht, weil keine Rücklagen da sind. Denn jeder dritte Haushalt hat keine Rücklagen. Deswegen ist es wichtig den Menschen nicht ihre Selbstständigkeit zu rauben, sondern in die Lage zu versetzen selbst zu handeln, und dafür sorgt Das Steuern und Abgaben nicht zu hoch sind.

Charlotte Basler | Sa., 4. Juli 2020 - 16:30

vielen Dank Herr Dr. Müller-Vogg. Wieder was dazu gelernt. Dabei hatte ich erst vor kurzem ein Streitgespräch zu diesem Thema mit meiner besten Freundin Anne. Anne ist Psychologin und überzeugte Kämpferin für die Armen. Einen Teil ihres Einkommens erwirtschaftet sie mit Seminaren für die Armutsindustrie. Da geht mir doch ein Licht auf. Nein es ist ein Scheinwerfer!

Marianne Bernstein | Sa., 4. Juli 2020 - 18:51

Es ist ja nett, wenn sie einem Armutsgefährdeten erklären, dass er woanders reich wäre. Das bringt nichts. Wenn in Tschechien die Armutsgefährdung gering ist, dann ist das ein gutes Zeichen für die Gesellschaft.
Auch der Verweis darauf, dass die Migranten die Armutsgefährdung erhöhen und man das deshalb nicht ernst nehmen darf, zerstört den Zusammenhalt der Gesellschaft und ist die Grundlage für Rassismus in der Gesellschaft.

"Auch der Verweis darauf, dass die Migranten die Armutsgefährdung erhöhen und man das deshalb nicht ernst nehmen darf, zerstört den Zusammenhalt der Gesellschaft und ist die Grundlage für Rassismus in der Gesellschaft."
Warum Tatsachen die ausgesprochen werden schon wieder gleich "zerstört den Zusammenhalt der Gesellschaft und ist die Grundlage für Rassismus" sein soll erschließt sich mir nicht und will jede Diskussion unterdrücken!
Sind Sie vielleicht Profiteur der Sozialindustrie?

Werner Kistritz | Sa., 4. Juli 2020 - 18:53

Sehr geehrter Herr Dr. Müller-Vogg
Sie erfinden ein Interessenkartell, das angeblich über mehrere Parteigrenzen hinweg besteht, geben ihm den Namen "Armutsindustrie", und setzen es in Ihren weiteren Argumentationen als tatsächlich existent.
Ist das nicht Demagogie?
Frau Basler, ist Ihnen schon mal die Idee gekommen, das man für ein Thema sensibilisiert wird, wenn man öfter damit befasst ist? Siehe Zustände bei Tönnies. Sie stellen Ursache und Wirkung auf den Kopf!

Charlotte Basler | Mo., 6. Juli 2020 - 10:29

Antwort auf von Werner Kistritz

Sehr geehrter Herr Kistritz, vermutlich haben Sie mich missverstanden. Ich bin bisher auch davon ausgegangen, dass Anne durch die häufige Konfrontation mit dem Thema einfach stärker sensibilisiert ist. Allerdings wird auch von ihr (sie übernimmt das aus Gesprächen mit den Kunden) immer der Terminus Armut statt Armutsquote verwendet. Dies ist natürlich stark irreführend! Wird Armut statt Armutsquote absichtlich also manipulativ eingesetzt? Sicher nicht von allen - aber von bestimmten Interessensgruppen wahrscheinlich ja!

Susanne Dorn | So., 5. Juli 2020 - 15:21

…muss reformiert werden! Dies forciert die inzwischen unerträglich gewordene Ungleichheit in einem nie da gewesenen Ausmaß. Und eine MACHT, die noch nie so missbraucht wurde, wie heute.

Das Finanzkartell gehört auf den Prüfstand. Das dubiose Treiben der durch weltweite Deregulierungen von Finanzvorschriften (Aktienrückkäufe, Derivate, Leerverkäufe, Hedgefonds u. a. Spekulationsgeschäfte) entstanden SCHATTENBANKEN (BlackRock, Vanguard, State Street u. a.) muss überprüft werden. Sie arbeiten wie Banken, jedoch ohne Lizenz und verwalten Billionen (Pensionsfonds, Lebensversicherungen, sonstige Altersvorsorge uvam.) ohne jegliche Sicherheitsreserven vorweisen zu müssen. Außerdem sind sie an nahezu allen Großunternehmen weltweit beteiligt.

Die zweite „Macht“ sind die weltweit agierenden IT-UNTERNEHMEN (Microsoft, Amazon Google, Apple, Microsoft, Facebook).

forciert die inzwischen unerträglich gewordene Ungleichheit in einem nie da gewesenen Ausmaß" – Wie kommen Sie darauf? Die unerträglich gewordene Ungleichheit beruht allerhöchstens auf der Konzentration eines immensen Reichtums (vor allem an Grund, Boden und Immobilien). Wer reich, wirklich reich ist, vermehrt seinen Reichtum in der Regel bzw. er vermehrt sich so gut wie von selbst. Arme Familien bleiben arm, weil sie nichts zurücklegen können, weil sie nichts vererben – was die Folge davon ist.

Susanne Dorn | So., 5. Juli 2020 - 15:22

Durch die „Finanzmacht“ der Schattenbanken und IT-Unternehmen treiben diese alle Politiker weltweit vor sich her…

Vielleicht wird sich nach dem bevorstehenden, weltweiten finanziellen, gesellschaftlichen und sozialen CRASH die gesamte Weltbevölkerung besinnen, dass DEMOKRATISCHE WERTE eine Selbstverständlichkeit sind und unsere Zukunft in Frieden,
Freiheit und Wohlstand nur so erreicht werden kann.

"Vielleicht wird sich nach dem bevorstehenden, weltweiten finanziellen, gesellschaftlichen und sozialen CRASH die gesamte Weltbevölkerung besinnen, dass DEMOKRATISCHE WERTE eine Selbstverständlichkeit sind und unsere Zukunft in Frieden, Freiheit und Wohlstand nur so erreicht werden kann"..

Wenn es einen - wie Sie formulieren - weltweiten finanziellen, gesellschaftlichen und sozialen CRASH geben sollte wird es sicherlich auf Jahre/Jahrzehnte KEINEN Frieden,
Freiheit und Wohlstand geben, sondern nur Anachie und blanke Gewalt.
Wie kann sich jemand mit kognitiven Fähigkeiten so einen Zustand wünschen?

Gisela Fimiani | So., 5. Juli 2020 - 20:00

Nicht nur im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst. JEDE Ideologie tritt sie mit Füßen. Aber wie im Krieg dient die Un-Wahrheit auch den Ideologen zum eigenen Vorteil. Ideologien beeindrucken immer mit Theorien, oder Behauptungen, die direkt oder indirekt an unsere Moral appellieren. Die unkritische Akzeptanz der Un-Wahrheit macht uns zu gutwilligen und opferbereiten Opfern einer politischen „Neuen Klasse“, die uns belügt und mißtraut, aber unser Vertrauen verlangt. Es ist die zweifelhafte Moral eines Zeitgeistes, der sich in Wahrheit nicht um „das Volk“ schert.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 6. Juli 2020 - 05:55

Gibt es eine "alte" und eine "neue" Armut? Nichts zu essen, wenig bis nichts zu trinken, Bombenhagel, keine Kleidung, kein zu Hause, stetige Angst - Kriegswirren, das war Armut. Die ersten Jahre nach dem Krieg, da gab es Armut.
Gibt es die heute so noch? Nein, nicht bei uns in DE. Wir sind ein "reiches" Land, in dem alle gut und gern leben.
Der Begriff Armut heute wird neu definiert. Kein eigenes Handy ab 5, kein Tablet, keine Markenklamotten,nur Fernsehen, kein Netflix, kein Schulbus für 200 m Schulweg. Die Zeichen reichen nicht.
Für mich ist Armut, wenn Mütter zum Lebensunterhalt dazu verdienen müssen und nicht bei ihren Kindern sein können. Wenn eigene Erziehung in fremde Hände gegeben werden muss. Wenn mangelnde Emphatie durch Überfluss ersetzt wird. Wenn gleiche Bildungschancen heißt, ohne Leistung, mit geringerem Niveau dennoch alles erreichen können. Wenn Rentner Flaschen sammeln müssen und trotz langjähriger Familien- und Arbeitsleistung zu Bittstellern werden.

das war nicht mit der Armut von heute vergleichbar, weil ALLE Menschen in D so lebten (außer die Familie Krupp). Armut heute bedeutet, nicht teilhaben zu können und jeden Euro dreimal umdrehen müssen. In der Angst leben, dass die nächste Mieterhöhung nicht gestemmt werden kann und man das Dach über den Kopf und die gewohnte Umgebung verlassen zu müssen. Das kann sehr schnell gehen, da gibt es keinen Schutz, weil der Artikel 14 des GG nur noch Makulatur ist.