Annegret Kramp-Karrenbauer beim CDU-Parteitag am 8. Dezember in Hamburg
Merkel zwei oder pragmatische Rebellin? Annegret Kramp-Karrenbauer wird von ihren konservativen Gegnern unterschätzt / picture alliance

Annegret Kramp-Karrenbauer - Eine, die Partei kann

Als neue CDU-Parteivorsitzende wird Annegret Kramp-Karrenbauer besonders vom wertkonservativen Flügel der Partei misstrauisch beäugt. Zu Unrecht, findet der CDU-Politiker Markus Karp. Er vergleicht AKK sogar mit einem Alt-Kanzler, der es am Anfang seiner Karriere ähnlich schwer hatte

Markus Karp

Autoreninfo

Markus Karp ist an der Technischen Hochschule Wildau Professor für Public Management und Staatssekretär a.D.

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Der 31. CDU-Parteitag war vorrüber. Anders als bei Bundesparteitagen der Partei normalerweise üblich, waren die angesetzten Wahlen zum CDU-Vorsitz diesmal tatsächlich ergebnisoffen. Aber obwohl über viele Jahre und völlig zurecht über die mangelnde Lebendigkeit der innerparteilichen Demokratie geklagt worden ist, zeigt sich nun, dass diese auch nicht zwingend eine Situation befrieden. Im Nachgang der Wahl Annegret Kramp-Karrenbauers rumort es in jenen Teilen der Basis der CDU, die mit dem Kurs des letzten Jahrzehnts hadern. Wenn die machtferne „Werte-Union“ von einer Parteineugründung raunt, wird das der Unionsführung kaum den Schlaf rauben. Wenn aber ein Bosbach äußert, dass das Ergebnis zeige, dass Wirtschaftsliberale und Wertkonservative nur noch gebraucht würden, um nach außen hin ein breites politisches Spektrum abbilden zu können, gibt es schon ein Problem.

Zwar werden die Parteiprogressiven augenrollend sagen, es handle sich hier nur um ein weiteres rückwärtsgewandtes Lamento aus der Riege aus der Zeit gefallener Konservativer, die in der Ära Merkel auf der Strecke geblieben sind. Es wäre aber gefährlich, den Unmut achselzuckend hinzunehmen. Angela Merkels unbeirrbarer Kurs ins Herz der linksliberalen Lebenswelt hat die Parteienlandschaft nämlich bereits umgepflügt und das Wählerpotential der CDU strukturell verkleinert – auch wenn das Mantra, gegen die Union könne nicht regiert werden, wahr ist. In der Vergangenheit konnte es vorkommen, dass der Christdemokratie mit 40 Prozent die Oppositionsrolle zufiel, während sie heute mit 30 Prozent ein Abonnement auf die Regierungsbeteiligung, oder -führung hat. Ob das aber ein krisen- und zukunftsfestes Arrangement ist? 

Tour de Force durch die Verbände 

Ganz so düster, wie einige konservativere Parteimitglieder die Situation auffassen, ist es aber vielleicht gar nicht. Denn es könnte sich zeigen, dass Annegret Kramp-Karrenbauer nicht allein die Verweserin von Angela Merkels Erbe ist, gar eine „Mini-Merkel“, als die sie geschmäht wurde. Das sollte allerdings nicht allein an ihrer Haltung zur gleichgeschlechtlichen Ehe festgemacht werden, auf die in diesem Zusammenhang gern verwiesen wird. Die ist zwar in der Tat erzkonservativ, tatsächlich aber eher nostalgische Dekoration im Kandidatenschaufenster, die den einen oder anderen Parteidinosaurier locken soll. In der Realität aber ist eine Rückabwicklung völlig illusorisch und selbst im rechteren politischen Spektrum mehr Folklore denn wirklich mehrheitsfähiges Kernanliegen. 

Es gibt andere Indizien: So unterscheiden sich die politischen Werdegänge der ehemaligen und der neuen Vorsitzenden ganz erheblich. Angela Merkel ist unter den besonderen Umständen nach der friedlichen Revolution quasi direkt in die nationale Politik eingestiegen und hat nach wenigen Wochen schon Spitzenämter besetzt. Die üblichen Stationen in den Niederungen der Partei, der Kommunal- und Landespolitik entfielen. Das mag der Grund sein, weswegen die Noch-Kanzlerin zwar auf der großen Bühne reüssiert, für die Befindlichkeiten der Partei und die Sorgen der nachgeordneten Politik in der Provinz aber wenig Einfühlungsvermögen aufgebracht hat. Ganz anders hingegen Annegret Kramp-Karrenbauer: Sie hat Jahrzehnte in der Jugendorganisation, im Orts-, Kreis-, und Landesverband, im Stadtrat und Landtag zugebracht. Vielen gilt ein solcher Werdegang heute mindestens als piefig oder sogar als anstößig. Er könnte sich bei der Führung einer aufgewühlten Partei und künftig wohl auch eines zerrissenen Landes als Vorteil erweisen. 

Gespür für die geographische Peripherie

Auch in der Personalpolitik hat Annegret Kramp-Karrenbauer in ihrer politischen Vergangenheit eine auf dem 31. Bundesparteitag allgegenwärtige Politphrase mit Leben gefüllt: Ihre Landesregierung ist „mit beiden Flügeln geflogen“, wie es im Politjargon heißt. Sichtbarster, aber nicht einziger Ausdruck war die Präsenz ihres kernigen Innenministers Klaus Bouillon. Dieser war mehr als nur eine Symbolfigur, um Konservative bei der Stange zu halten. Das Mikromanagement der Migrationskrise, dem Zankapfel der letzten Jahre schlechthin, wurde im kleinen Saarland so beispielsweise wesentlich erfolgreicher und sicherlich mehr im Sinne traditioneller Christdemokraten betrieben, als das im Bund der Fall war. Angela Merkel hingegen hat über die Jahre sämtliche Konservativen ihrer Partei von den Machtpositionen verdrängt. Und an „Beinfreiheit“ mangelte es ihnen auch schon, als sie noch da waren. 

Annegret Kramp-Karrenbauer kann also Partei, verfügt über ein Gespür für die geographische Peripherie und vermag es mehr als Angela Merkel, abweichenden Positionen Raum zu geben. Das können gute Anlagen sein, um die Partei wieder mit sich selbst zu versöhnen. Diese Qualitäten erinnern ein wenig an einen anderen Christdemokraten, nicht nur, weil der auch katholisch war und eine rheinfränkische Sprachfärbung hatte: Helmut Kohl. Der Vergleich erscheint zunächst einmal absurd, gilt doch Helmut Kohl heute als ehernes Bollwerk des Konservatismus, in den Augen seiner Feinde auch als Mahnmal deutscher Spießigkeit.

Parallelen zu Helmut Kohl 

Aber weder die Verklärung noch die Verächtlichmachung werden dem Altkanzler gerecht. Der war nämlich bisweilen sogar ein linksliberaler Revoluzzer, gemessen an den Maßstäben seiner Partei. Insbesondere in jungen Jahren hatte er in der Union jene Rolle inne, die heute Daniel Günther, der bei Rechtskonservativen verhasste schleswig-holsteinische Ministerpräsident, gibt. Aber auch später war Kohl kein Nationalkonservativer, wie sein intensiver Einsatz für das europäische Projekt beweist. Konservative Titanen wie Rainer Barzel und Franz Josef Strauß zählten zu seinen erbitterten Gegnern. Dafür war seine Vernetzung in der Partei legendär, seine Kommunikation bis auf Ortsverbandsebene glich einer perpetuierten „Zuhör-Tour“, wie sie Annegret Kramp-Karrenbauer zuletzt machte. 

Kohl vermochte es auch, die ganze Bandbreite christdemokratischen Denkens, von Alfred Dregger bis Rita Süssmuth, einzubinden. Ein Unterfangen, dass der nächsten CDU-geführten Bundesregierung eindeutig misslungen ist. Und auch damals gab es eine Asylkrise, die das Parteiensystem zu sprengen drohte. Mit dem Asylkompromiss gelang es Kanzler Kohl damals, die Situation nachhaltig zu klären und den Aufstieg einer Partei rechts von der Union zu verhindern, respektive abzuwürgen. Auch das ist ein Unterschied zur Bundesregierung der Gegenwart, aber eine Parallele zum Kabinett Kramp-Karrenbauer, dort freilich im saarländischen Maßstab. Seinen Pragmatismus, seine inhaltliche Flexibilität und sein progressives Europaverständnis verbarg Helmut Kohl aber hinter Strickjacke, Saumagen und einer ostentativ kleinbürgerlichen Attitüde. Ähnliches könnte Annegret Kramp-Karrenbauer mit ihren betont konservativen gesellschaftspolitischen Positionen und dem von ihr gepflegten Bild als Familienmensch gelingen.  

Schwierige Startbedingungen 

Diese Parallelen bedeuten aber noch lange nicht, dass sich der Erfolg zwingend einstellen muss. Die Union besetzt heute das Spektrum rechts der Mitte nicht mehr allein. Auch das ist, wie die Ereignisse des zurückliegenden CDU-Parteitags, ein Widerhall der epochalen Bundestagswahl 2017, die ihrerseits ein Echo des Jahres 2015, der Euro-Rettung und des vorzeitigen Atomausstiegs und anderer Kehrtwenden war. Ob sich der Geist wieder in die Flasche zurückdrängen lässt, ist zweifelhaft. Dafür dürfte es wohl zu spät sein, zumal sich die Unzufriedenheit mittlerweile aus einem ganzen Themenbündel speist, wie sich in nahezu allen westlichen Demokratien inzwischen zeigt.

Auch ein Ereignis wie die deutsche Einheit ist für eine mögliche Kanzlerschaft Annegret Kramp-Karrenbauer nicht zu erwarten, sondern eher Konjunktureinbruch und Modernisierungsverwerfungen. Trotzdem könnte die Saarländerin für die Union eine integrativere Figur als Angela Merkel werden. Es ist noch zu früh für die Merz-Anhänger und Merkelianer innerhalb und außerhalb der CDU, nunmehr eine unveränderte politische Fortsetzung der Politik der letzten Jahre als Unvermeidlichkeit anzunehmen

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Robert Müller | Mi., 12. Dezember 2018 - 09:17

Sehr guter Text, da er Meinung und Informationen liefert, wobei man erkennen kann, was was ist.

Susanne antalic | Mi., 12. Dezember 2018 - 10:10

AKK hatte noch keinen Finger gerühert, ausser dass sie die AFD vernichten wird und schon wird sie gehyped und verglichen mit dem Altkanzler. Hat der Herr Karp eine Glasskugel? AKK ist eine Wunschkandidatin von Merkel und ihren Vasallen und was das heisst, kann sich jeder vorstellen.

Ann-Kathrin Grönhall | Mi., 12. Dezember 2018 - 10:21

Das Saarland steht von allen Bundesländern am schlechtesten da, also nicht gerade ein Pluspunkt für die Regierungszeit von A.Kramp-Karrenbauer.

Ihre Ausbrüche wenn sie auf diese oder andere Fakten hingewiesen wird, sind eher ein Zeichen für ein schlechtes Nervenkostüm und vor allem für mangelnde Kompetenz.
Fakten mit lauten Worten zu leugnen schafft diese nunmal nicht aus der aus der Welt.
Sollte dieses Verhalten auch für Ihren "Regierungsstil" gelten dann stehenDeutschland weitere schlimme Jahre bevor.
Anders schlimm als bei A.Merkel, aber genauso furchterregend.

In diesem Artikel schimmert für mich die verzweifelte Suche nach positven Ansätzen für den CDU-Vorsitz und eventuelle Kanzlerschaft von AKK durch.

Gefunden wurden sie nicht.

Michaela Diederichs | Mi., 12. Dezember 2018 - 12:58

Antwort auf von Ann-Kathrin Grönhall

Habe mir die Sequenz bei Will angeschaut. Sie reagierte wie eine Mutter, die ihre Kinder verteidigt, obwohl ihre Erziehungsmethode kritisiert wurde. Wenn das ihr Stil ist, brauchen wir so eine Mutter der Nation nicht.

... sondern eine PERSÖNLICHKEIT als Kanzler oder auch Kanzlerin (obwohl ich weit und breit keine Frau sehe, die geeignet wäre),
welche

1. über Vernunft, Realismus (Lebenserfahrung auch außerhalb der Politik!) und
Volksnähe verfügen

2. den deutschen Interessen den Vorrang vor allem anderen geben und

3. bereit sind, auch unangenehme (heikle) Entscheidungen zu treffen und
durchzusetzen - selbst auf die Gefahr hin, dann abgewählt zu werden.

brauchen wir nicht wirklich.
Ein vernünftiges Handeln ist angebracht in allen Richtungen.
Ich sehe eben keinen, der in der Position ist und das erledigen kann.
Merz wäre einer davon - in 15 Jahren auch Spahn, wobei ich bei beiden nicht sicher bin, ob beide nicht auch Prioritäten haben, die den MEnschen nicht unbedingt in den Mittelpunkt stellen.

Helga Ahrens | Mi., 12. Dezember 2018 - 16:17

Antwort auf von Ann-Kathrin Grönhall

Frau Grönhall, Sie haben Recht. Fake-News und alternative Fakten. selbst damit kann man heutzutage in der Politik punkten. Trump hat 's bewiesen und Frau Kramp-Karrenbauer auch.

Günter Fischer | Mi., 12. Dezember 2018 - 22:36

Antwort auf von Ann-Kathrin Grönhall

schlimm genug, dass man danach suchen muss

Markus Michaelis | Mi., 12. Dezember 2018 - 11:20

Das Denken in diesem Artikel ist mir zu sehr auf das kleine, alte Deutschland fixiert. Da mögen diese Überlegungen richtig sein. Aber diese Welt wandelt sich und wird so nicht weiterexistieren. Globalisierung, die veränderte Rolle und auch Definition des Westens und Europas in der Welt, in Deutschland auch stark die Migration werden neue Impulse setzen. Der Artikel lebt in einer alten Welt, die darüber redet, wie sie das gestalten will. Aber diese Welt ist zu klein und schwach und verändert sich selber, als dass man die Diskussion darauf beschränken kann.

Bisher dreht sich vieles um Öffnung, die "Wir" gestalten. Wie bei allen alten "Wirs", denen die Kraft zum Gestalten ausgeht, wird sich in Zukunft auch einiges um Abgrenzung drehen. Trotzdem werden die Impulse stark von außerhalb des hier beschriebenen Kreises kommen.

Ann-Kathrin Grönhall | Mi., 12. Dezember 2018 - 14:30

Antwort auf von Markus Michaelis

Die von der Migration gesetzten Impulse spüren wir ja inzwischen täglich.
Vorteile wird darin wohl kaum jemand erkennen können.
Die Welt wandelt sich, leider nicht zum Besseren.
Wandlung ist aber nur dann gut wenn sie für die Lebensverhältnisse der Menschen Vorteile bringt.
Es ist dumme Arroganz auf die "alte Welt" herabzuschauen.
Ist die "alte Welt" bzw. der Nationalstaat erst einmal aufgelöst, bleibt von der Menschenwürde nichts mehr übrig.
Westliche Zivilisation, Kultur, Demokratie und schließlich Nation werden zum Opfer des Totalitarismus des 21. Jahrhunderts.
Es spielt dann auch keine Rolle mehr, ob das Alte sich im Laufe der Zeit bewährt hatte, ob es als Lösung für Probleme oder Aufgaben taugt – es muss weg!

Michaela Diederichs | Mi., 12. Dezember 2018 - 22:23

Antwort auf von Ann-Kathrin Grönhall

Sie schreiben: "Westliche Zivilisation, Kultur, Demokratie und schließlich Nation werden zum Opfer des Totalitarismus des 21. Jahrhunderts." Das BMZ antwortet Ihnen wie folgt:
"Die Agenda 2030 gilt für alle Staaten dieser Welt. Entwicklungsländer, Schwellenländer und Industriestaaten: Alle müssen ihren Beitrag leisten."
Reicht Ihnen die Antwort?

Henryke Zimmer | Mi., 12. Dezember 2018 - 11:32

Als ostdeutsche langjährige CDU- Wählerin habe ich mich 2017 von dieser Partei abgewandt- die Gründe aufzuzählen ist mangels Platzmangel unmöglich.
Seit dem CDU- Parteitag existiert diese Partei für mich persönlich nicht mehr; egal, ob Herr Merz für die Partei arbeiten wird (Herr Linnemann hätte ihn gern für den ostdeutschen Wahlkampf, glaubt er wohl, wir seien geistig Abgehängte, die sich von Wahlkampfreden beeindrucken lassen) oder nicht.
Es tut mir leid für die Aufrechten in der CDU- das Sagen haben jedoch weiterhin die Merkelianer.
Der "letzte Sieg Merkels" wird sich als Pyrrhussieg für AKK erweisen; die EU- Parlamentswahlen werden erst der Anfang sein auf dem weiteren Weg der italienischen Schwesterpartei DC.

Maria Fischer | Mi., 12. Dezember 2018 - 11:44

Es geht nicht darum, was Frau AKK könnte, wäre....
Es geht einzig darum, was sie unterlassen hat.
Frau Merkel die Stirn zu bieten.

„....waren die angesetzten Wahlen zum CDU-Vorsitz diesmal tatsächlich ergebnisoffen.“
Ach tatsächlich ?
Schauen sie sich die Rede von Friedrich Merz bei youtube an. Minute 11.43 .
Philipp Amthor und sein Parteifreund. (mit den Zeigefingern applaudieren)
Was für eine abfällige, arrogante und ignorante Geste gegenüber der Rede eines Kollegen.
Ist das die Zukunft der CDU?

Willi Mathes | Mi., 12. Dezember 2018 - 12:13

Eine, die Partei kann - mag sein, aber reicht dies zur Kanzlerin ?
Ihre Wirtschaftsleistung im Saarlsnd - äußerts bescheiden Herr Karp, lesen Sie bitte Herrn Steingart`s Resümmee.
Diese Land benötigt Politik für die, die schon länger oder immer da waren !

Freunbdliche Grüsse

Robert Müller | Mi., 12. Dezember 2018 - 16:28

Antwort auf von Willi Mathes

Der Wettbewerb ums Kanzleramt ist immer ein relativer Vergleich. AKK würde gegen eine Doppelspitze von den Grünen antreten und jemand aus der SPD. Nahles wird das sicher nicht sein, vielleicht aber Kevin Kühnert? Nach der kürzlichen Krönungsmesse von AKK erfuhren wir, dass die Union den Grünen 4% abgenommen hat. Offenbar ist AKK ein Magnet für links-grüne Wähler. So falsch lag Merkel mit AKK offenbar nicht. Ich meine, warum muss die Union konservative Wähler überzeugen, Grüne Wähler sind auch Wähler. Im übrigen kann die AfD, wenn die Union weiter nach links rückt, selber auch mehr in die Mitte wandern und sich vom braunen Flügel trennen. Vielleicht wäre irgendwann dann auch Schwarz-Blau möglich, so wie in Österreich.

Joachim Wittenbecher | Mi., 12. Dezember 2018 - 12:46

Der Kommentator hat recht, es gibt Unterschiede zwischen Merkel und AKK: letztere war z.B. in der Gesellschaft sozialisiert, bevor sie Spitzenämter begleitete. Was sie aber von Helmut Kohl unterscheidet: dieser musste sich nicht seinem Vorgänger "unterwerfen", bevor er nach dem Kanzleramt griff - sein Vorgänger war von der SPD (Helmut Schmidt); hier zeigt sich ein wesentlicher Unterschied: AKK muss vsl. nicht im nächsten Bundestagswahlkampf eine wirkliche geistige Oberhoheit erringen - auch ihr reichen ca. 30% für die Kanzlerschaft. Diese Struktur beeinträchtigt die "Bestenauslese" - Mittelmaß tut es auch. Das ist schädlich.

Michaela Diederichs | Mi., 12. Dezember 2018 - 22:33

Antwort auf von Joachim Wittenbecher

Sie enttäuschen mich, lieber Herr Wittenbecher. Der Agenda 2030 geht es nicht um die "Bestenauslese". Das Eine-Welt-Konzept kennt so etwas nicht.

Hans Jürgen Wienroth | Mi., 12. Dezember 2018 - 12:50

Was hilft dem Bürger eine, die Partei kann? Die gesamte Bundespolitik wird von Berufspolitikern beherrscht, die nach dem Jura-, Politik- oder geisteswissenschaftlichen Studium nie etwas anderes gemacht haben. Gerne werden auch Studienabbrecher aus diesen Fächern in höchste Ämter gehoben (z. B. Kevin Kühnert oder Paul Ziemiak). Wen wundert es da, wenn die Politiker vom realen Leben und den Sorgen der Bürger so abgehoben sind. Sorgen um Arbeitsplatz, Einkommen oder Wohnung sind diesen Abgeordneten fremd.
Wie sollen da Wähler zu den etablierten Parteien zurückfinden? Kann der Wahlerfolg eines Donald Trump mit seiner Ablehnung der „etablierten Politik“ wirklich verwundern?

Alfred Kastner | Mi., 12. Dezember 2018 - 13:16

Nach Merkel kann es nur noch besser werden. AKK hat nach ihrer Wahl angekündigt, dass sie Merkel in einigen Punkten „durchaus“ widersprechen werde.
Als Generalsekretärin hat sie es nicht geschafft, die auseinanderstrebenden Flügel ihrer Partei wieder zusammenzuführen. Zu sehr hatte sie sich zu Gunsten einer (Merkels) Seite positioniert. Die Spaltung innerhalb der CDU ist weit fortgeschritten und weist mittlerweile einen substanziellen Gefährdungsgrad auf. Kramp-Karrenbauer müsste sich von Merkel deutlich distanzieren, um als glaubwürdige Alternative wahrgenommen zu werden.
Die erste Generation schafft das Vermögen, die zweite verwaltet es, und die dritte studiert „Kunstgeschichte“.
Die Enkel von Firmengründern besitzen ein schlechtes Image und stehen im Ruf, geerbte unternehmerische Substanz unbekümmert zu verjubeln statt zu erhalten.
Die „Ur-Enkelin“ von Konrad Adenauer, Annegret Kramp-Karrenbauer, wird grö0te Mühe haben, den hinterlassenen „Scherbenhaufen“ wieder zusammenzufügen.

Elisabeth Ellermann | Mi., 12. Dezember 2018 - 13:16

Hier fehlt vollkommen das Entscheidendste: Merkels Werdegang und Prägung begann nicht erst mit der Wende und dem Mauerfall! Sie hatte zuvor einen Posten in der SED-Jugendorganisation FDJ für "Propaganda und Agitation"! Über 30 Jahre wurde sie im System der DDR sozialisiert, um dann nach '89 auch mit Beziehungen schnellstmöglich politisch Karriere zu machen. Diese Sozialisation sind m.E. der Grund für ihren autokratioschen Führungsstil, ihr Desinteresse an der Bevölkerung, ihre absurden Vorstellunfgen zu Migration etc.

Alexander Wildenhoff | Mi., 12. Dezember 2018 - 13:18

Na ja. Das liest sich wie die Bewerbungsrede für AKKs future think tank.
Die Frau ist noch keine 100 Tage im Amt, schon wird sie mit Helmut Kohl verglichen.
Aber in einer Partei, die ihren bürgerlichen Kompass schon vor vielen Jahren verloren hat, ist das vielleicht sogar hilfreich. Man kann ja mal blind ins Gebüsch schießen, mal sehen wer getroffen sein könnte.

Barbara Piele | Mi., 12. Dezember 2018 - 13:29

Kohl war (macht)ergriffen von sich selbst. Aber:
Mme AKK ist auf dem besten Weg dorthin. Ergriffen lauscht sie ihren eigenen Worten. Eigentlich wie die Merkel. -- Also unter Kanzler verstehe ich schon was anderes. -- Souveränität, Eigenkritik. Aber nicht Selbstgefälligkeit. Und die wurde durch Merkel noch weiter (nach Kohl) praktiziert. L'Etat... c'est moi!

Cornelius Angermann | Mi., 12. Dezember 2018 - 13:47

AKK ist nur ein weiterer Aspekt in der immer weiter um sich greifenden Östrogenokratie, die mit gezielten Kampagnen gegen Männer im allgemeinen und gegen alte weiße Männer im Besonderen ihre Macht ausdehnen und erhalten will.

Seit wann geht es mit Deutschland bergab? Richtig, seit bestimmte Frauen wichtige politische Ämter besetzten. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich einmal nach dem Macho-Kanzler Gerhard Schröder zurücksehnen würde.

Starke, kluge und weise (nicht unbedingt weiße) Männer braucht das Land! Es darf gerne auch eine Frau sein. Aber keine machtgeile Circe, die alle Männer um sich rum in Schweine verwandeln will!

Jacqueline Gafner | Mi., 12. Dezember 2018 - 13:51

besser wäre eine oder einer, die oder der Politik kann, und zwar so, dass eine deutliche Mehrheit der eigenen Bevölkerung sich dahinterstellen und sie (die Politik) mittragen kann und will. Davon ist Deutschland ebenso wie Frankreich derzeit weit entfernt, die sich gerne in der Rolle der Zugpferde der EU und Vorreiter der Vereinigten Staaten von Europa sehen, die in der breiten europäischen Bevölkerung mehrheitlich weit eher auf dezidierte Abwehr denn auf begeisterte Zustimmung stossen.

Bernd Muhlack | Mi., 12. Dezember 2018 - 16:00

Sehr geehrter Herr Karp, das ist ein in der Tat lesenswerter, interessanter Artikel.
Bemerkenswertes, jedoch auch Unsinniges; also je nach Meinung und Kenntnis, Wissen.
Dass man jedoch AKK mit irgendeinem Kanzler (ausdrücklich NICHT KANZLERIN!!!) vergleicht, spottet allerdings jedweder Beschreibung.
Nein, ich mochte Kohl nicht, habe ihn niemals gewählt; = ich lebe bereits länger hier!
Herr Karp, ich darf zitieren? "Seinen Pragmatismus, seine inhaltliche Flexibilität und sein progressives Europaverständnis verbarg Helmut Kohl aber hinter Strickjacke, Saumagen und einer ostentativ kleinbürgerlichen Attitüde." Zitat Ende
Herr Kars, "eine kleinbürgerliche Attitüde" ist meiner Meinung nach ein knallharter Schlag ins Gesicht von Hannelore Kohl! Nein, ich bin kein Frauenversteher, Quotengedönser; aber diese Frau war "Weltklasse"! Peter Kohl, der vernünftige der beiden Kohl-Söhne, hat ein sehr lesenswertes Buch ob seiner Mutter publiziert; einfach mal lesen!
Who the F--- is AKK???

Alfred Grabner | Mi., 12. Dezember 2018 - 17:01

In der "Kronen Zeitung", auflagenstärkste Zeitung in Österreich, las ich vor einigen Tagen:
"Wann bekommt Deutschland wieder einmal eine männliche Kanzlerin". Ja, so ist das Leben, liebe Männer, die schon länger in Deutschland leben.

Rolf Pohl | Mi., 12. Dezember 2018 - 17:25

Abwarten und Tee trinken.
Alleses Andere wirkt derzeit wie Kaffeesatzleserei oder Eingeweideanalyse.

Renate Genth | Mi., 12. Dezember 2018 - 17:27

Warum wird der Kurs von Merkel eigentlich als linksliberal und europafreundlich bezeichnet. Weder ist sie links, denn soziale Gerechtkeit und Antiimperialismus hat sie nicht auf ihre Fahnen geschrieben. Lieberal ist sie schon deshalb nicht, weil sie dann nie den Ausspruch von Thatcher übernommen hätte: There is no alternative, also TINA. Und was ihre Europfafreundlichkeit angeht, so gilt Brüssel für sie nur als Station ihrer Machtstrebungen. So gespalten wie durch Merkels Politik, war Europa vorher nicht.

Monika Medel | Mi., 12. Dezember 2018 - 17:34

Frau Kramp-Karrenbauer hat trotz intensiver Netzwerkerei und Unterstützung der Hauptmedien nur ganz knapp gewonnen. Wie auch die knappen Ergebnisse der "Vizes" - ohne Gegenkandidaten! -zeigen, geht ein Riss durch die CDU. Viele haben die Faust in der Tasche. Kramp-Karrenbauer mag Erfahrung im harten Politikgeschäft haben, aber diesen Riss zu kitten, das ist eine Nummer zu groß für sie.

Günter Fischer | Mi., 12. Dezember 2018 - 22:34

Was soll denn der junge CDU-Politiker Prof. MARKUS KARP sagen, ausser, dass Merkel 2.0 eine gute Lösung ist.
Er will noch vorankommen, kann sich somit keine kritischen Äusserungen leisten, so sehr auch das Thema Diskussion rauf und runter dekliniert wurde.
Wäre es so bei der SPD passiert, würde sowohl seitens der Union, die keine mehr ist wie auch medial ein grosses Gehacke passiert.
So ist es nunmal in einem solchen Gesellschaftssystem.
Die CDU hat den Vorteil, der gleichzeitig ein SPD-Nachteil ist, dass man schlechte Politk als gut verkaufen, Leistungen der SPD als regierungsgeführt für sich reflektieren kann und die SPD nur mal einen guten "Verkäufer" braucht.
Damit will ich das SPD-Theater nicht schönreden.
Mir ist es eh´ gleichgültig - Parteien brauchen wir nicht mehr, um ein Land zu regieren, solange das nicht für die Menschen passiert.
Als gelernter DDR-Bürger weis man das spätestens seit Honecker. Hoffentlich hat AKK nicht zuviel davon gelernt. Konservativ ist anders.

Frank Rech | Do., 13. Dezember 2018 - 13:54

Annegret Kramp-Karrenbauer hatte die CDU mit ihrer überzeugenden Wiederwahl als Ministerpräsidentin des Saarlandes aus dem Umfrage-Tief gelotst und eine Welle der Euphorie ausgelöst. Der SPD- Vorsitzende Martin Schulz war ja bis dahin der große Medienliebling und Messias der SPD. Und auch die AfD hatte im Saarland gerade mal 6 Prozent erreichen können. AKK war also der große Star der CDU und hauchte auch Angela Merkel neue Lebnskraft ein, so daß es letztlich auch für die Union auf Bundesebene 2017 gereicht hatte, abgesehen von den Gewinnen in Schleswig-Holstein und NRW.
AKK ist es gelungen mit ihrer Überzeugung die CDU in Deutschland regierungsfähig zu halten. A. Merkel ist eigentlich Kanzlerin von ihren Gnaden, etwas übertrieben gesagt, und den bevorstehenden Konflikten mit den Links-Grünen in der CDU wird AKK sicher nicht aus dem Wege gehen. Sie scheint auf jeden Fall Visionen zu haben, die über den politischen Alltag hinausreichen, national und in Europa.

Christoph Rist | Do., 13. Dezember 2018 - 15:42

"Es ist noch zu früh für die Merz-Anhänger und Merkelianer innerhalb und außerhalb der CDU, nunmehr eine unveränderte politische Fortsetzung der Politik der letzten Jahre als Unvermeidlichkeit anzunehmen".

Weshalb, Herr Karp, sollte man denn nicht mit der unveränderten politischen Fortsetzung als unvermeidliche Annahme rechnen? Ob AKK parteiinterne Ränkespiele beherrscht, spielt doch keine Rolle. Das allein befähigt zu gar nichts. Wie Sie schon selbst festgestellt haben, hat Merkel sich quasi direkt von der FDJ aus in politische Spitzenämter gemogelt. Sie musste nicht durch die Untiefen der CDU waten und die große Ochsentour machen. Die unvermeidliche Fortsetzung wird deshalb erst dann beendet sein, wenn sich das Personalkarussell ordentlich weiter dreht und vor allem eine Inhaltliche Neuausrichtung bzw. Selbstfindung der CDU erfolgt. Und ja, Inhalte hängen selbstverständlich in erster Linie am Personal. Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren, aber dann muss AKK arg abliefern.

Peter Gambon: 18.12.2018 -0053 | Di., 18. Dezember 2018 - 01:11

Der wertkonservative Flügel der CDU-Partei vergleicht ihre aktiven Politiker mit Alt-Kanzler und Altkanzlerinnen?
Wie wäre es wenn die Wertkonservativen mehr Geld und Zeit in die Karriereplanung für begabte Frauen und Männer investierten?
Autor Peter Gambon, Davos Dorf, Schweiz, Europa