Tino Chrupalla und Alice Weidel / dpa

Die Fälle Weidel und Chrupalla - Eine Prise Menschenfeindlichkeit für die Demokratie

Mit der Wahrhaftigkeit nehmen es viele Politiker und Teile des medialen Raumes nicht so genau, wenn es gegen die Richtigen geht. Man bedauert allenthalben „Spaltung“ und werkelt an ihr eifrig mit.

Porträt Mathias Brodkorb

Autoreninfo

Mathias Brodkorb ist Cicero-Autor und war Kultus- und Finanzminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Er gehört der SPD an.

So erreichen Sie Mathias Brodkorb:

Am 22. September 1777 erhielt Friedrich II. vom französischen Enzyklopädisten Jean Le Rond d'Alembert einen Brief. Er schlug dem König vor, die Preußische Akademie der Wissenschaften folgende Frage klären zu lassen: „Ob es von Nutzen sein kann, das Volk zu täuschen?“

Für den Aufklärer Friedrich war eigentlich klar, wie die Antwort lauten musste, denn große Teile des Volkes hätten „keine Vernunft“ und wären vielmehr „Dummköpfe“. Wie schon der antike Philosoph Platon hielt er die Lüge für ein probates Mittel der Politik.

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Christa Wallau | So., 8. Oktober 2023 - 14:17

Aus Ihren Worten spricht das, was man im menschlichen Umgang miteinander ANSTAND nennt.

Sofort hämisch zu unterstellen, daß Weigel und Chrupalla ihre Gefährdungen nur inszeniert hätten, um sich wichtig zu machen, zeigt m. E. eines ganz deutlich:
Die Leute, die so etwas behaupten, würden im Zweifelsfalle s e l b e r genau das tun, was sie der AfD zutrauen.

Kurz: Dieses unanständige Verhalten fällt auf sie zurück!

Ich wünsche sowohl Frau Weidel als auch Herrn Chrupalla alles Gute. Mögen sie und ihre Familien niemals einem feigen Anschlag zum Opfer fallen! Mein Wunsch gilt übrigens auch allen anderen Politikern - gleich welcher Couleur.

Wilfried Düring | So., 8. Oktober 2023 - 14:22

'Die Öffentlichkeit der Bundesrepublik Deutschland des Jahres 2023 nähert sich mitunter einem Zustand der Ekelhaftigkeit und moralischen Verkommenheit an.' Ich würde sagen, dieser Zustand ist längst erreicht! Trotzdem DANKE für Ihren Mut Herr Brodkorb. Als alter Kämpfer gegen Rächtzs (Gruß an den Storch Heinar - so geht intelligenter und ggf. auch schmunzelnder Widerspruch) werden Sie ja wissen, wie unbeliebt sie sich in ihrer politischen Heimat mit solchen differenzierten Beiträgen machen! Nazi-Methoden SIND Nazi-Methoden. Und Nazi-Methoden BLEIBEN Nazi-Methoden. Egal wer sich ihrer bedient und egal gegen wen sie sich richten! In dieser Hinsicht sind Nazi-Methoden sozusagen 'blind'! Wie soll man Leute nennen, die in ihrem pathologischen Haß vor 2 kleinen Kindern nicht halten machen? Wie soll man Leute nennen, die sowas mit Häme und 'klammheimlicher Freude' registrieren? Ich möchte es gerne mit Henryk M. Broder zu sagen: ' So ähnlich hat DAMALS die SA über IHRE Opfer auch gehöhnt!'

Gerhard Lenz | So., 8. Oktober 2023 - 14:23

Um mehr ging es nicht?
Ein interessantes Plädoyer für Weidel und Chrupalla, Herr Brodkorb. Und ein erstaunliches...aber lassen wir das.

Sie scheinen mir bei Ihrer ganzen Empörung über jene, die kommentiert haben - Ramelow, Der Spiegel, Kachelmann usw. - zwei Personen völlig vergessen zu haben: Weidel und Chrupalla selbst.
Und anstatt Sympathie für die "vermeintlichen" Opfer einzufordern, könnte man ja mal fragen, inwiefern beide überhaupt Opfer waren.
Tatsache ist, dass Weidels Auftritt im Bayrischen noch angekündigt wurde, als die AfD längst wusste, dass sie auf Mallorca weilte.
Oder, wie berichtet wird, ihre Kinder ohne größere Probleme zur örtlichen Schule gehen konnte. Und Weidel an BT-Sitzungen teilnahm. Um welche "Gefährdung" es sich handelte, weiss niemand. Ob Sie z.B. selbst die Behörden in der Schweiz informierte. Ein Rätsel.
Und Chrupalla? Redet über Einstiche, die kein Arzt gesehen hat. Und die AfD verbreitet mal wieder Unbestätigtes.
Auch das sollte zum Nachdenken anregen

Nun, verehrter AfD-Hasser, was wird denn nun nach Bayern und Hessen? 2 x zweitstärkste Kraft. Von wegen die AfD ist ein Ostproblem. Mitnichten, Meister Lenz. Die AfD marschiert! Und zwar vorwärts. Die Ampel hat mit ihrer Politik mitgeholfen, wenn auch ungewollt. Es gibt nur eine Rettung für die FDP - wieder mal. Sie muss raus aus der Ampel. Dann könnte sie sich vor dem Untergang retten. Und damit gibt es Neuwahlen und wieder eine große Koalition. Und die AfD wird stärkste Opposition, bereit zur Übernahme und in Lauerstellung. Denn wir sind uns doch klar - auch eine große Koalition kann diese Land nicht retten, wenn nicht radikal umgesteuert wird. Das, verehrter Herr Lenz, sind die Tatsachen und Schlussfolgerungen. Also: Was nun, Herr Lenz?

Selbst wenn die beiden Nazi-Vorsitzenden aus schierer Panik das Feld geräumt hätten - es wäre ihr gutes Recht gewesen angesichts der Hetze und des Hasses von Lenzen, Bodos und der Kachelmänner - all diese Halunken, die wir bereits seit Corona kennen, die sobald sie etwas Oberwasser kriegen, meinen, sie hätten jetzt die Lizenz andere zur Sau zu machen. Sie haben sich dramatisch verrannt, Lenz. Wahrscheinlich auch mit Ihrem bisschen Leben. Sie tun mir leid. Bringen Sie Ihr Leben in Ordnung, Menschenskind!

Auch ich war erstaunt über diesen Artikel. Nachdem das Anschlagsnarrativ schnell zusammengebrochen ist, bemüht man sich offenbar zu retten, was zu retten ist. Dabei unterschlägt Brodkorb Falschbehauptungen aus dem Umfeld Chrupallas, wie jene, dass dieser "nicht ansprechbar" gewesen sei - was dann umformuliert wurde in "nicht erreichbar". Auch was Sie über die vermeintliche "Einstichstelle" sagen, ist korrekt. Das hätte Brodkorb wissen können, war doch bereits vorgestern auch im Cicero zu lesen: "Dem zufolge handelt es sich bei dem Wort um eine Beschreibung des Verletzungsbilds auf Grundlage von Chrupallas Angaben, nicht um eine tatsächliche Feststellung eines erfolgten Nadelstichs."
Ich persönlich finde "infam und hinterfotzig" eine zutreffende Beschreibung für die Art und Weise, wie die AfD hier, mal wieder, kommuniziert hat und kann nicht nachvollziehen, dass diese berechtigte Kritik gleichgestellt wird mit populistischer Desinformation, die Wut und Angst schüren soll.

Walter Bühler | So., 8. Oktober 2023 - 14:25

... und vielen Dank!

Erstens weil Sie es wagen, ein historisches und intellektuelles Motiv in die trostlose Einöde der gegenwärtigen medialen Debatte einzubringen, und zweitens, weil Sie einfach einmal wieder den menschlichen Anstand zeigen, der in dieser Gesellschaft der selbstgerechten grün-rot-schwarzen Spießbürger schon längst verloren gegangen zu sein scheint.

Auch ich möchte Frau Weidel und Herrn Chrupalla alles Gute wünschen!

Chriss | So., 8. Oktober 2023 - 14:29

Cicero plädiert für Anstand?
Das ist ein Witz, oder?

Christoph Kuhlmann | So., 8. Oktober 2023 - 14:30

Die höhere Moral hat einen Absolutheitsanspruch. Sie enthebt ihre Inhaber, die Argumente ihrer Gegner auch nur zur Kenntnis zu nehmen. Damit ist sie undemokratisch. Denn es ist nun einmal Grundlage der Demokratie, auf Basis friedlicher Diskussionen Wahlentscheidungen zu treffen. Das strategische Denken von Parteien, Medien und anderen Gruppen überlagert dieses Ideal leider immer mehr. Innerhalb der Organisationen setzen sich offenbar die moralisch Rigorosen durch. Eine Reflexion der Argumente Andersdenkender findet weitgehend anhand individueller Vorurteilsstrukturen statt und zielt damit auf die Person. Die Sachebene wird zunehmend irrelevant. Spiegel, Zeit und Ramsauer dürfen sich nicht wundern, wenn sie eines Tages als Claqueure des Linksterrorismus dastehen.

Albert Schultheis | So., 8. Oktober 2023 - 14:55

Sie haben alles gesagt, was es zu diesem Thema zu sagen gibt. Danke.
Aber mit Verlaub, ich frage mich, wie ein kluger Mann Ihres Potentials noch Mitglied in dieser unsäglichen Partei einer Faeser, eines Scholz, einer Esken, eines Kevin sein kann?

Armin Latell | So., 8. Oktober 2023 - 15:56

die Betroffenen Politiker wären von den Altparteien gewesen. Schmutzfinken wie Kachelmann, Herrmann, Ramelow und Konsorten müssten wegen Volksverhetzung oder auch nur Hass und Hetze, vor Gericht abgeurteilt werden. Aber da es ja gegen die Richtigen ging, wird genau nichts geschehen. Ich habe diese unmenschliche Verbrecherbande, die gerade heute vom Dummmichel wieder gewählt wird, sowas von satt.

Hans-Hasso Stamer | So., 8. Oktober 2023 - 16:48

Es gibt in jeder Partei integre Menschen, und Herrn Brodkorb, zähle ich zu denjenigen in der SPD..

Allerdings sehe ich bei unfairem Verhalten, das Herr Brodkorb hier zu Recht bemängelt, keine Äquivalenz der politischen Richtungen. Es gibt zwar auch rechte Faulspieler, aber die politische Arroganz absoluten Wahrheitsanspruchs ist ein Merkmal der Linken, nicht der Rechten. Sie erwächst aus dem Bewusstsein, die moralisch "bessere" Position und deshalb die Berechtigung zu haben, jeden Trick und jede unfaire Unterstellung und Verleumdung nutzen zu dürfen, sofern es gegen den politischen Gegner geht. Es ist ja für die gute Sache.

Die Rechten dagegen haben eine andere Einstellung: Sie stellen das Recht auf die höchste Stufe, die Regeln, an die sich alle halten müssen, Rechte und Linke. Vor 40 Jahren war ich links, aber genau aus diesem Grunde kann ich es heute nicht mehr sein. Die Ampel zeigt mir jeden Tag, wie Linke Recht, Gewaltenteilung, Meinungsfreiheit und Demokratie verachten.

Bernd Windisch | So., 8. Oktober 2023 - 17:39

Mehr ist zu dieser unseligen Entwicklung nicht zu sagen.

Ihr Beitrag ist aller Ehren wert!

Herbert Schultz-Gora | So., 8. Oktober 2023 - 21:28

Das Gegenteil der souveränen Haltungvon Herrn Brodkorb habe ich vorhin in Sachen Berichterstattung zur Hessen-Wahl erlebt.
CDU und GRÜNE werden weiterregieren, CDU konnte zulegen, GRÜNE haben verloren.
Soweit alles okay... Demokratie eben.
Was mich wiederum sehr betroffen gemacht hat, war, daß Herr Al Wazir angesichts der Zunahme an Wählerstimmen bei der AfD wiederum von einer "undemokratischen Partei" sprach... und ich glaube, Herr Rhein von der CDU tat es auch, vielleicht nicht ganz so dezidiert.

Ich finde die AfD schon wegen ihres dümmlichen Namens (anti-Merkel) ohne eigenen Inhalt ne "Fehlkonstruktion", aber einer zugelassenen und zunehmend erfolgreichen, den Wählerwillen Ausdruck verleihenden Partei aus dem demokratischen Prozeß der Willensbildung heruazudefinieren... da kann ich nur Leuten zustimmen, die sagen "fast alle Politiker sind Schwachköpfe".... zwei von ihnen, die ich eigentlich für ganz integer gehalten habe, brachten soeben den Beweis.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 9. Oktober 2023 - 07:40

Überrascht hat mich das leider nicht. Wie bei anderen Angriffen gegen AFD-Politiker in der Vergangenheit auch, wird entweder verschwiegen, es in Zweifel gezogen oder das Narrative der berühmten Opferrolle verbreitet. Offenbar haben AFDler nicht die gleichen Rechte, wie andere Politiker und vor allem sind es scheinbar Menschen zweiter Klasse, wenn ihnen nicht sogar das Menschsein abgesprochen wird.
Wieder ein mutiger Artikel Herr Brodkorb, doch die deutsche Politik hat sich verrannt. Es wird ihnen auf die Füße fallen, die Wahlergebnisse zeigen es, sie wollen es noch nicht verstehen.

Brigitte Miller | Mo., 9. Oktober 2023 - 08:05

Herr Brodkorb! Wie sagt man doch: "Was Peter über Paul sagt, sagt mehr aus über Peter als über Paul.
Oder:
»Wer die Welt in Ordnung bringen will, der gehe zuerst durchs eigene Haus.« (Chinesisches Sprichwort)