
- Heilig’s Blechle!
Die Marschroute, die sich die neue schwarz-rote Koalition in Sachen Kulturpolitik gegeben hat, wirkt uninspiriert und einfallslos. Nur eine Meldung hatte es dann doch in sich.
Die wohl wichtigste Neuerung in Sachen Kulturpolitik ist eine Ente: Joe Chialo, so hieß es noch am vergangenen Mittwoch gegen Mittag, werde der künftige Kulturstaatsminister im Kanzleramt unter Friedrich Merz werden. Eine Meldung, die sich indes bald als Fake herausstellen sollte. Und doch war es das größte Novum, welches am Tag der Vorstellung des Koalitionsvertrags der künftigen schwarz-roten Regierung in Sachen Kultur und Medien verbreitet wurde. Denn das, was da sonst noch alles unter Punkt 4.4 ins Papier „Verantwortung für Deutschland“ hineingeschrieben wurde, kommt über adrett zusammengebundene Blümchenprosa leider nicht hinaus: „Kunst inspiriert, irritiert und eröffnet neue Perspektiven“, heißt es da etwa wie in einem Schulaufsatz im Fachbereich Heimwerken. Weiterhin: „Museen, Theater, Kinos, Bibliotheken, soziokulturelle Zentren oder Galerien gehören auch in den ländlichen Raum.“ Und: „Wir wollen kulturelle Teilhabe aller Menschen gewährleisten.“ Daher gilt: „Den kulturellen Reichtum und die Vielfalt unseres Landes werden wir pflegen, weiterentwickeln und gegen jede Herausforderung verteidigen.“ Sätze, die so abgestanden daherkommen wie ein Gläschen Crémant in der Prämierenpause im Deutschen Theater.
Das, wofür Kulturpolitik eigentlich stehen sollte – die lange Linie, der große Wurf, die Metaperspektive auf das Kleinklein des Alltags –, all das wird man in diesem Koalitionsvertrag vergeblich suchen. Nun könnte man wohlwollend argumentieren, dass derlei Dinge ja von der Kunst selbst kommen müssen; Kulturpolitik somit nur dafür zuständig ist, die Röhren zu warten, durch die das Wasser des Lebens möglichst störungsfrei fließen soll. Doch auch dann enthält der neue Koalitionsvertrag kaum Inspirierendes: „Die Reform der Stiftung Preußischer Kulturbesitz bringen wir zu einem erfolgreichen Abschluss“ – Ehrensache! „Sonderinvestitionen, an denen der Bund beteiligt ist, führen wir fort“ – Logo! „Das ehrenamtliche Engagement, zum Beispiel Brauchtum, Amateurkultur und -musik, werden wir gezielt stärken“ – Same!
Cicero Plus weiterlesen
-
Monatsabo0,00 €Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQsAlle Artikel und das E-Paper lesen
- 4 Wochen gratis
- danach 9,80 €
- E-Paper, App
- alle Plus-Inhalte
- mtl. kündbar
-
Ohne Abo lesenMit tiun erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff auf alle Cicero Plus Inhalte. Dabei zahlen Sie nur so lange Sie lesen – ganz ohne Abo.
Das monatliche Limit schützt dich vor übermäßigen Ausgaben. Erreichst du es, kannst du den Service für den Rest des Monats kostenlos nutzen.
Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.