- Die Antiquiertheit der Hand
Dass der Händedruck durch Corona allmählich aus dem Leben verschwunden ist, haben viele mitbekommen. Doch unser Kolumnist Stefan aus dem Siepen hat noch ganz andere gegenwärtige Fälle entdeckt, in denen die Hand ihre Bedeutung verliert.
Eine Devise des englischen Gentlemans lautet: „Ich gestatte nur drei Menschen, meinen Körper zu berühren: meinem Arzt, meinem Schneider und meiner Frau.“ Das klingt hübsch und manieriert, ist aber nicht mehr zeitgemäß. Die Ärzte fassen ihre Patienten immer seltener an, bedienen sich technischer Methoden, bei denen die Berührung kaum noch eine Rolle spielt. Den Schneider können sich selbst die meisten Gentlemen nicht mehr leisten; und auch wenn sie noch nicht online kaufen, dürften sie im Ladengeschäft von den Verkäufern nur in seltenen Fällen berührt werden. Was die Ehefrau betrifft: Immer weniger Männer sind verheiratet, und immer mehr führen ein Singledasein. Also: Der Gentleman scheint unberührt durchs Leben zu gehen.
Die Corona-Zeit ist vorbei, doch in unserem Verhalten hat sie einige Spuren hinterlassen. Viele Menschen achten nach wie vor darauf, andere nicht zu nahe an sich herankommen zu lassen. Vor allem dem guten alten Händedruck suchen sie aus dem Weg zu gehen. Es scheint, dass sie die Gelegenheit nutzen, um eine Form der Begrüßung, die ihnen insgeheim schon immer unangenehm war, unter einem einleuchtenden Vorwand loszuwerden. Und man kann es ihnen nicht verargen! Wer möchte schon gern zum schweißnassen Händedruck zurückkehren? Oder zum fischartig schlaffen, zum brachial kraftvollen, zum gefühlvoll überlangen, zum tantenhaft tätschelnden? Die Epidemie bietet die einmalige Chance, uns derlei künftig vom Hals zu halten oder vielmehr von der Hand. Danke, Corona!
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Ich wollte Ihnen gerade vorschlagen geehrter Herr aus dem Siepen sich einen altmodischen Flipperautomaten oder einen guten alten einarmigen Banditen zuzulegen, als mir ein noch schmerzlicherer Verlust als Knöpfe, Schalter oder Hebel in den Sinn kam. Mein schon vielfacher Kampf in irgendwelchen Toilettenanlagen dieser Welt, wo nirgends mehr eine Drucktaste für die WC-Spülung oder fast noch frustrierender ein Wasserhahn die Waschgarnitur schmückt. Und man verzweifelt, mit der zuvor mit einer ordentlichen Portion Flüssigseife versehenen Hand vor dem Teil hin und her, hoch und runter wedelt auf der Suche nach dem optischen Sensor, der Wasser Marsch befiehlt! Das gleiche Spiel beim Händetrockner, bei dem man sich erst mal in Betriebsmodus gesetzt wahlweise auch gleichzeitig eine Sturmfrisur zulegen kann. Um dann einigermaßen erschöpft nach Verlassen der technisch herausfordernden Stätte auf einen mürrisch blickenden Ehegatten zu treffen, der frägt was ich zum Teufel so lange...! MfG
wenn man das Bedürfnis hat, dass einem die Hand geküsst wird. Dieses Privileg haben heutzutage nur Frauen und in bestimmten Kulturen Herrscher. Darin zeigt sich wieder die Ungerechtigkeit dieser Welt, in welcher immer behauptet wird die Frauen seien unterprivilegiert. Wer küsst in unserem Kulturkreis einem Mann die Hand? Doch bestenfalls sein Hund. Der Handkuss, eine Geste der Ehrerbietung wird ausschließlich Frauen zuteil von welchen immer behauptet wird sie seien unterprivilegiert was schon deshalb nicht stimmt, weil ihre Macht über die Männer unkalkulierbar ist. Dazu bedarf es (gegenüber einem Durchschnittsmann) nur ein bisschen Charm und Freundlichkeit. Die heterosexuellen Männer sind doch den Frauen hoffnungslos unterlegen. In Wahrheit regieren Frauen die Welt, und das ist gut so.
Entgegen aller Behauptungen, es gäbe keine Schwarzen Schwäne - es gibt sie doch! Und so selten bestimmte Ereignisse sind, sie treten ein mit eiserner statistischen Gewissheit. Wer rechnete denn vor 10 Jahren mit Krieg, ja ich, nach dem Putsch von Kiew, war mir klar, die wollen den Krieg, die treiben's auf die Spitze! Also sind wir geflohen auf eine wunderschöne Insel mit wunderbaren, noch weitgehend unverdorbenen Menschen. Dann kam das furchtbare Jahr 2015 mit dem Niederreißen aller Grenzen, dann das hysterisch inszenierte Corona, dann der unbarmherzige Vulkan der Häuser, Land und Gewissheiten zermalmte, zuletzt kehrte der befürchtete Heiße, Verdun'sche Krieg wieder nach Europa zurück! Da waren sie, vier Schwarze Schwäne, die apokalyptischen Reiter, die das Land versehrten, Menschen dahinmähten, "Es ist ein Schnitter, heißt der Tod" und die Herzen und Hirne der Überlebenden marterten und viele wahnsinnig machten, vor allem die Verletzlichsten, die Frauen und Kinder! Zeit der Albträume!
Sie fielen immer wieder ein ins deutsche Vater-Land, das eigentlich seinen Kindern allzu oft Stiefvater-Land und Stiefmutter-Land war - zuletzt Letzteres! Die grausamen, hässlichen Hexen aus den grimmigen Märchen der Brüder Grimm, sie kamen alle zurück, Angela, die Todes-Engelsgleiche, Katrin, die mit den Goldstücken, Claudia, Renate, Annalena, die Kriegserklärerin, Agnes, die Grausame, Lina, die Pausbackige und Lina, die Engel-Macherin. Und natürlich, die dummen Holzklötze, Olaf und Robert. Panoptikum des Schreckens, des Elends und der schieren Gewalt. Wer kennte das besser als wir Deutschen, die wir die Märchen, die Erzählungen der Väter und Großväter aus den Schützengräben und Fleischwölfen vor Verdun, den eisigen, morastigen Todesgräben Russlands? Es wird Zeit, dass wir die neueren rotgrün lackierten, buntigen Bullschitt-Märchen in die Tonne kloppen und wieder die alten Märchen hervorholen, in denen Hexen noch Hexen waren, Neger noch Neger und Helden Helden! - Maikäfer flieg!
Dass ein Single weniger Frauen berührt als ein Ehemann, ist eine steile These.