Joe Biden
US-Präsident Joe Biden hat am 8. März einen Stopp russischer Öl-Importe verkündet / dpa

Die USA und der Ukraine-Krieg - „Niemand sollte sagen, dass schon alles gut gehen wird“

Der Krieg in der Ukraine beschäftigt auch die amerikanische Öffentlichkeit. Daniel Benjamin, Präsident der American Academy in Berlin, lobt im Cicero-Interview die amerikanische Diplomatie gegenüber Russland, fordert, auch das Verhalten Chinas im Blick zu behalten, und warnt vor einer Eskalationsspirale, die in einen Atomkrieg münden könnte.

Ralf Hanselle / Antje Berghäuser

Autoreninfo

Ralf Hanselle ist stellvertretender Chefredakteur von Cicero. Im Verlag zu Klampen erschien von ihm zuletzt das Buch „Homo digitalis. Obdachlose im Cyberspace“.

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Daniel Benjamin ist seit Juli 2020 Präsident der American Academy in Berlin. Seine Karriere begann er als Journalist, unter anderem als deutscher Bürochef des „Wall Street Journal“ und Deutschland-Korrespondent des „Time“-Magazins, und entwickelte sich zum Experten für US-Außenpolitik und Terrorismus. Von 2009 bis 2012 war er Koordinator für  Terrorismusbekämpfung im US-Außenministerium unter Hillary Clinton.

Herr Benjamin, Joe Bidens jüngste „State of the Union“-Rede hat auch in Europa viel Aufmerksamkeit erzeugt – besonders natürlich der erste Teil, in dem der Präsident über den Krieg in der Ukraine sprach. Welche Rolle spielt die Ukraine derzeit im Bewusstsein von Amerikanern?

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Christoph Kuhlmann | Fr., 11. März 2022 - 12:44

Der Westen hat in seltener Geschlossenheit das getan, was getan werden kann. Es bleibt die Hoffnung, dass die ukrainischen Streitkräfte noch ein par Wochen durchhalten, bis Putin sich mit einem Korridor zwischen Donezk und Krim sowie gesichtswahrenden Verhandlungen zufrieden geben muss. Dafür hat er den wirtschaftlichen Abstieg Russlands in den nächsten Dekaden deutlich beschleunigt und die EU wird militärische Strukturen als Ergänzung zu Nato bekommen. Manche Länder haben die Menschen und andere das Geld. Das ganze inklusive Rüstungswettlauf mit Russland. Europa und die USA haben erneut erkannt, dass sie einander brauchen und Autokratien und Diktaturen kein Ersatz für demokratische Partner sind. Hoffentlich bleibt uns diese Erkenntnis erhalten.

So, so, es bliebe die Hoffnung, dass die ukrainischen Streitkräfte noch ein paar Wochen durchhalten???? Was soll so eine Sch... durchhalteparole? Wäre es nicht humaner und menschlicher die Ukraine zu bitten, aufzugeben, weil sie ohnehin nicht gewinnen können und ein Weltkrieg wegen ihnen nicht riskiert werden sollte. Ein Frieden in der Ukraine, auch wenn man die Kröte schlucken muss, dass die Krim, und die anderen beiden Provinzen verloren sind, wird dem Herrn im Kreml viel schwerer fallen als jeder Waffengang. Man sollte klug nachdenken und Kluges empfehlen und sich nicht von alten Denkmustern vom Ende des WK II leiten lassen, dass der Endsieg mit einem Volkssturm gewonnen werden kann. Es ist doch schon jetzt klar: Die Ukraine sollte politisch und militärisch neutral bleiben, man sollte den Republiken Donezk und Luchansk die Selbstständigkeit zugestehen und die Krim ist ohnehin absolutes russisches Gebiet und für die Ukraine verloren (der betrunkene Gruschtschow hat sie "verschenkt")

Gerhard Lenz | Fr., 11. März 2022 - 15:38

Antwort auf von Klaus Funke

ja, schon klar. Alle Bedingungen des Herrn Putin erfüllen. Damit Friede einkehrt.

So, als wären Putins Forderungen einem Naturgesetz ähnlich, dem man nicht entgehen kann.

Was vorher war, gilt also noch immer. Putin-Verehrer wissen, was gut ist für die Ukraine.

Richtig, sie wird diesen Krieg nicht gewinnen können. Und Putin wird nicht zur Vernunft kommen. Also sollte sich die Ukraine Putins Wahnsinn beugen.

Nur: es interessieren hier nicht die russophilen Tagträume unerschütterlicher Putin-Bewunderer.
Man muss es den Menschen in der Ukraine überlassen, wie sie in der Situation handeln. Sie tragen das Leid.

Richtig: Es ist sinnlos, den Märtyrertod vieler Menschen durch die Truppen des russischen Schlächters zu wollen.

Es ist aber auch völlig falsch, Putin nachzugeben. Denn dann war die Ukraine nur der erste Abschnitt auf dem Kriegszug des russischen Kriegsverbrechers.

Klaus Funke | Sa., 12. März 2022 - 11:49

Antwort auf von Gerhard Lenz

Man kann nicht das eine vorschlagen, wenn man weiß, dass es nicht funktionieren wird. Ehre und solche Begriffe sind doch völlig out. Richtig, man sollte es den Ukrainern überlassen. Doch leider sind viele von den Verantwortlichen "russophob" vernebelt. Selensky hat ja schon angedeutet, dass er bereit wäre, Neutralität anzustreben und die Ostprovinzen inklusive der Krim abzugeben. Darauf wird es hinauslaufen. Ihre Schlagworte sind unzutreffend. Ich bin kein Putinverehrer, allerdings auch kein Putinverächter. Mit kriminellen Kategorien sollte man nicht um sich werfen. Ich bin durchaus der Meinung, dass dieser Krieg hätte vermieden werden können. Allerdings hätte der Westen und die USA dazu etwas beisteuern müssen. Niemand kann alles haben. Putin macht derzeit bloß etwas, was die USA in den letzten Jahrzehnten andauernd gemacht haben: Einen Krieg gegen ein schwächeres Land. Leider wird das immer vergessen. Das bedeutet nicht, dass ich Putins Vorgehen gutheiße. Dennoch Vorsicht. Atomkrieg!

Petra Horn | Fr., 11. März 2022 - 20:00

Antwort auf von Klaus Funke

sprach sich für ein Vorgehen und eine Herangehensweise aus, wie sie SPD, Grüne und Linke seit Jahrzehnten fordern, nein forderTen.
Kaum ist zum zweiten Mal einX GrünX Außenminister, schon wird wieder kriegslüstern der Krieg als alternativlos verklärt.
Und das alles im Gleichklang mit den staatstragenden und vom Staat (= Steuerzahler) gesponsorten Medien.
Und Dohnanyi, der große alte weiße und früher recht arrogante Mann der Sozialdemokratie, mußte sich von einer echten DDR-Staatsmedien geschulten Dauerquatscherin über den Mund fahren lassen.
Ob er sich das wohl so vorgestellt hatte, als er den Sozialismus anstrebte?

Klaus Funke | Fr., 11. März 2022 - 13:14

Als erstes schaltet er den Herzschrittmacher ein, als zweites schließt er den Hahn zum Blasenkatheder. Dann liest er, was man ihm aufgeschrieben hat. Dann nimmt er diverse Tabletten. Dann folgt eine einstündige Schlafpause... so einem Tattergreis folgt die westliche Welt. Es wäre zum Totlachen, wenn es nicht so ernst wäre...

Joachim Kopic | Fr., 11. März 2022 - 14:21

...das Gefühl, dass es den USA um viel mehr geht und man dort auch eine gewisse Bereitschaft zeigt, Europa zu "opfern" ... man kann Putin viel vorwerfen, aber seit '89 drehte der "friedliche Westen" an der Daumenschraube ... und in den letzten Tagen verstärkt. Täusch ich mich? Nur die bösen Russen ... zu einfach für Normaldenkende!

Dr.Andreas Oltmann | Fr., 11. März 2022 - 19:08

Welche Erkenntnis bleibt aus diesem Gespräch? „Russland war nie eine Wiin den Augen der Amerikaner. Das zeigt die Bedeutung, die die USA diesem Land beimessen, und es passt zu ihren politischen Reaktionen: Nicht ernstnehmen.
Nur hat Putin eine Menge atomarer Sprengköpfe. Und Öl und Gas und andere wichtige Rohstoffe. Für die USA nicht wirklich wichtig, aber überlebenswichtig für Europa und unsere Existenz.
Wichtig scheint für Amerika nur China zu sein, seine Wirtschaftsmacht und auch seine militärische Stärke. Das besorgt sie offenbar wirklich. Nicht Putin, nicht Europa.
Realpolitik muss das berücksichtigen, Europa muss unabhängiger werden ist - de
r bekannte, aber nicht umgesetzte Teil der Erkenntnis.
Ob die von der EU heute angekündigten Waffenlieferungen in Höhe von 500Mio. Oder 1000Mio. € uns dem Frieden näher bringen, bezweifele ich.

Klaus Funke | Sa., 12. März 2022 - 14:40

Putin macht doch derzeit nur das, was die USA seit dem WK II Dutzende Male gemacht haben. Er greift ein schwächere Land an. Warum hat sich die Weltgemeinschaft, außer bei Vietnam, nicht so erregt? Quod licet Jovi, non licet bovi!? Ja, es ist eine Zeitenwende. Jetzt machen Russland (und wohl auch bald China) das, was sich die USA immer erlaubt hat. Irgendwann macht ein kleines Kind das nach, was es bei den großen gesehen hat. Blöder Vergleich, gewiss. Trotzdem ist es die Wahrheit.