Ein Kämpfer der Taliban mit Waffen
Ein Taliban-Kämpfer sitzt neben seinen Waffen / dpa

Bundeswehr in Afghanistan - „Gibt es eine durchdachte Strategie?“

Statt auf ein abermaliges militärisches Eingreifen in Afghanistan zu drängen, sollte Norbert Röttgen die Auslandseinsätze der Bundeswehr ganz allgemein in den Blick nehmen. Denn solche Forderungen können erst erhoben werden, wenn ein paar grundsätzliche Fragen beantwortet sind.

Autoreninfo

Erich Vad war General der Bundeswehr, langjähriger militärpolitischer Berater der Bundeskanzlerin und ist jetzt Unternehmensberater und Dozent an mehreren Universitäten im In- und Ausland.

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Die Eroberung von Kundus im ehemaligen deutschen Verantwortungsbereich Afghanistans durch die Taliban ist eine bittere Lektion. Kundus ist für den beinahe 20 Jahre langen Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr ein symbolträchtiger Ort. Hier waren deutsche Soldaten im Kampfeinsatz – zum ersten Mal seit 1945. Hier fielen deutsche Fallschirmjäger im Gefecht. Hier wurde vom damaligen deutschen Kommandeur ein umstrittener Luftangriff auf zwei von den Taliban entführte Lastwagen befohlen. Hier war die deutsche Bundeskanzlerin mehrfach vor Ort, um Flagge zu zeigen und den Gefallenen die Ehre zu erweisen – ein für eine Regierungschefin hochriskantes Unternehmen.

In Kundus hat die Bundeswehr bewiesen, dass sie kämpfen kann, wenn sie es muss. Nicht nur für die dort eingesetzten deutschen Soldaten, auch für viele Afghanen ist die Eroberung von Kundus durch die Taliban ein erschütterndes Ereignis. Sie wirft die berechtigte Frage auf: War der 59 Tote und Gefallene fordernde Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan umsonst?

Gefahr des Anheizens eines Bürgerkriegs

Vor diesem Hintergrund ist das vom CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen geforderte Stoppen des weiteren Vordringens der Taliban mit militärischen Mitteln, eine Art „Rollback“, auf den ersten Blick verständlich. Gleichwohl gilt es zu bedenken, dass wir bei Realisierung seines Vorschlags schnurstracks an den Beginn und in die Ausgangslage des westlichen Afghanistan-Engagements im Jahre 2001 zurückmarschieren würden.

Wir liefen zusätzlich Gefahr – gerade vor dem Hintergrund des politischen Doha-Prozesses und der laufenden Friedensverhandlungen der afghanischen Regierung mit den Taliban –, unwillkürlich zur Kriegspartei in einem Bürgerkrieg zu werden und würden diesen geradezu anheizen. Und ohne eine substanzielle Beteiligung der USA, die Afghanistan allerdings vorschnell verlassen wollen, würde ohnehin nichts aus Röttgens Idee. Ohne die Vereinigten Staaten und ohne deren massive Unterstützung hätte keiner der unzähligen Truppensteller den 20-jährigen Einsatz in Afghanistan durchgehalten – am allerwenigstens die deutsche Bundeswehr.

Verbündete müssten die „Kohlen aus dem Feuer holen“

An Röttgens Vorschlag ist zudem problematisch, dass seine angedachte deutsche Beteiligung an einem Militäreinsatz eher wieder im Bereich der Logistik und Sanität gesehen wird. Die anderen – die Amerikaner und Briten – müssten sich um die harten „facts and figures“ eines sicherlich verlustreichen Kampfeinsatzes kümmern. Sie – und nicht die Deutschen – müssten die „Kohlen aus dem Feuer holen“.

Das war auch in den zurückliegenden Jahren in Afghanistan – abseits der Kämpfe um Kundus – eine praktizierte, inzwischen international bekannte und von unseren politischen Freunden in der Welt verachtete deutsche Regierungslinie, an die Röttgens Vorschlag erinnert.

Taliban sind erprobte Kämpfer

Norbert Röttgen denkt aber offensichtlich überwiegend an den Einsatz der Luftwaffe und von Drohnen. Diese reichen aber allein nicht aus, um den Vormarsch der Taliban zu stoppen. Wir – oder besser gesagt unsere alliierten Freunde – müssten früher oder später Bodenkampftruppen einsetzen, zudem in einem verlustreichen Orts- und Häuserkampf, um etwa den Raum Kundus freizukämpfen. Kaum einer der gerade vorschnell und bedingungslos unter Führung der USA abgezogenen Truppensteller würde das politisch wollen und militärisch durchhalten, am allerwenigsten Deutschland.

Die Taliban sind zudem erprobte Kämpfer, die leider in weiten Teilen der afghanischen Landbevölkerung regelrecht schwimmen wie die Fische im Wasser – um an einen Vergleich Mao Tse Tungs zu erinnern. Sie kennen ihr durch Tausende Schluchten und den Hindukusch zerklüftetes Land bestens. Ihr personeller und materieller Nachschub ist aus den Stammesgebieten im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet mit seinen idealen Rückzugsräumen nahezu perfekt gesichert.

Afghanische Sicherheitskräfte sind nicht verlässlich

Hinzu kommt: Die irregulären Kämpfer der Taliban kennen nicht die Regeln des modernen Kriegsvölkerrechts. Sie kämpfen bekanntlich regellos und sind daher schon in dieser Hinsicht, und abgesehen von ihrer langjährigen Kampferfahrung, jedem westlichen Soldaten haushoch überlegen. Zudem lieben sie den Kampf. Krieg ist – im Gegensatz zu den Soldaten aus dem Westen – gewissermaßen ihr „way of life“.

Die afghanischen Sicherheitskräfte sind, abgesehen von Teilen der sehr gut ausgebildeten Spezialkräfte der afghanischen Armee (die aber in der Hauptstadt und in den größeren Provinzstädten konzentriert sind) keine verlässliche Größe für eine westliche Militärintervention, wie sie Röttgen vorschwebt. Sie konnten und können das Vakuum, das die überstürzt abziehenden Koalitionsstreitkräfte hinterlassen, keinesfalls füllen.

An Kampfeinsatz war nie gedacht

Der ISAF-Einsatz (International Security Assistance Force) der Nato war auch immer – und das darf man nicht vergessen – ein Einsatz zur Unterstützung („Assistance“) Afghanistans im Sicherheitssektor. Es ging nie darum, das Land mit Truppen zur allgemeinen Befriedung zu besetzen oder die Taliban endgültig zu besiegen. Dazu hätte der Deutsche Bundestag niemals seine Zustimmung erteilt. An einen solchen Kampfeinsatz wurde nie gedacht.

In Kundus ist die Bundeswehr im relativ ruhigen und beschaulichen deutschen Einsatzraum in einen solchen aber regelrecht hineingeschlittert. Wir haben in Afghanistan – jedenfalls im Rahmen des ISAF-Mandats – keinen Krieg geführt und führen wollen! Dazu gab und gibt es kein politisches Mandat, und der Kräfteansatz der Koalitionsstreitkräfte war dazu auch gar nicht ausreichend und geeignet.

Es fehlte eine gemeinsame Strategie

Gleichwohl haben die USA parallel zu den von ISAF unterstützten afghanischen Sicherheitskräften Krieg geführt. Man denke an die US-geführte Operation „Enduring Freedom“ und an unzählige, unilaterale, manchmal mit den Verbündeten gar nicht abgestimmte Einsätze der US-Spezialkräfte, der CIA im Verbund mit privaten Sicherheitsfirmen sowie an Drohneneinsätze. Das lief zweitweise nicht gerade kohärent und miteinander abgestimmt ab – auch als Ergebnis wechselnder US-Strategien zur Aufstandsbekämpfung in Afghanistan.

Was komplett fehlte, war eine kohärente und vor allem realistische gemeinsame Strategie der Truppensteller. Es gab keinen inhaltlich und zeitlich definierten „end state“ der Auftragserfüllung in Afghanistan. Es fehlten klar definierte und realistische Ziele und ein abgestimmtes Zusammenwirken zwischen den Akteuren auf der militärischen wie auf der zivilen Seite. Trotz des deutschen Mantras „vernetzter Sicherheit“ fehlten eine Staatlichkeit und Wiederaufbau sowie eine die Sicherheitsbelange koordinierende zivile Führung.

Erfahrungen sollten gründlich ausgewertet werden

Die militärische Seite versuchte das stets zu kompensieren. Ich habe es selbst bei der Morgenlage des amerikanischen Oberbefehlshabers erlebt: Etwa 80 Prozent der im militärischen Hauptquartier besprochenen und durchzuführenden Aktionen und Maßnahmen betrafen zivile Aktivitäten von Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen. Im Vergleich zu diesem umfangreichen und anspruchsvollen „Nation Building“, also dem Aufbau staatlicher, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Strukturen in einer teilweise von Stammesdenken geprägten Gesellschaft, war der militärische Auftrag von Sicherheit im Land und der Ertüchtigung der afghanischen Sicherheitskräfte ein vergleichsweise leichtes Unterfangen. Und im Gegensatz zum oft zu beobachtenden „zivilen“ Chaos lief die militärische Maschinerie in Afghanistan eher reibungslos, wenngleich diese in der Regel medial angeprangert wurde, wenn etwas schief lief.

Diese und andere Erfahrungen unseres beinahe 20-jährigen Einsatzes in Afghanistan sollten wir gründlich auswerten. Da hat die deutsche Verteidigungsministerin recht. Statt seiner Forderung eines militärischen Vorgehens gegen die weiter vordringenden Taliban in Afghanistan sollte Norbert Röttgen die parlamentarische Sommerpause dazu nutzen, die laufenden Auslandseinsätze der Bundeswehr einmal gründlicher in den Blick zu nehmen und dabei nach Antworten zu suchen auf folgende Fragen:

Welche Auslandseinsätze der Bundeswehr haben was und in welcher Zeit erreichen können? Welche Auslandseinsätze der Bundeswehr laufen mehr oder weniger nach dem Motto der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik, nämlich „Dabei sein ist alles, aber bitte ohne Kampfeinsatz“? Gibt es eine durchdachte und realistische Strategie aller Akteure in den Einsatzgebieten der Bundeswehr? Haben wir unsere Interessen klar definiert? Sind die gesetzten politischen Ziele erreichbar? Und nicht zuletzt: Wann und unter welchen Bedingungen muss der Exit erfolgen und der Auslandseinsatz beendet werden?

Erst dann, wenn auf diese grundsätzlichen Fragen halbwegs befriedigende Antworten gegeben werden können, sollten deutsche Politiker solche Forderungen erheben, wie Röttgen es soeben getan hat.

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Tomas Poth | Mi., 11. August 2021 - 15:23

Zu Röttgen muß man nicht viel sagen, das erledigt sich von selbst.
Auch wenn es hart oder zynisch klingen mag, die Afghanen müssen sich erst mal gegenseitig ausmorden, bevor sie für einen Frieden bereit sind.

Gisela Fimiani | Mi., 11. August 2021 - 15:26

Es stehen Wahlen ins Haus. Norbert Röttgen bringt sich bei Zeiten für einen Ministerposten ins Spiel. Wodurch sich Herr Röttgen jemals auszeichnete ist mir unbekannt. Seine Nicht-Perfomance (verbale Performance ausgenommen) qualifiziert ihn allerdings im besten heutigen Deutschland für jeden Posten. Herr Röttgen möchte so unbedingt (er)scheinen.

Er ist ja auch gegen NS2, ein toller Stratege.

Um zur Ausgangsfrage zurückzukommen: Nein, es gab offensichtlich weder einen Plan A, noch einen Plan B, noch eine Strategie. Nur Gehorsam gegenüber den USA. Dafür wurden aber zwei Tanklaster auf einer Sandbank besiegt.

Daher macht er nur das was von einem in dieser Funktion (Vorstandmitglied) erwartet wird.
So auch sein Anti NS2 Engagement.

Ernst nehme ich ihn nicht, da er zu den sogn. Leichtgewichten unter den Politikern einzuordnen ist.
D. h. auch wenn er sich jetzt zusehends anbiedert, wird er kein Amt erhalten. Zumindest kein politisches.

"Dafür wurden aber zwei Tanklaster auf einer Sandbank besiegt."

In der Tat - das war ein Desaster!
Soweit ich erinnere wurden (immerhin) etliche "Geschädigte" nach D eingeflogen;
mit Verbrennungen dritten Grades!

In meiner Patientenverfügung ist ein solches Vorgehen, Behandlung explizit nicht gewünscht, ausgeschlossen!

Zum Vietnamkrieg gibt es diese "tollen" Videos mit der musikalischen Untermalung von "The Doors", Jimi Hendrix etc ...
Das wird es bzgl. Afghanistan nicht geben - politisch inkorrekt, nicht wahr?

Schönes Wochenende!

Rob Schuberth | Mi., 11. August 2021 - 15:38

...nat. stets so getan wurde als ob es eine durchdachte Strategie gäbe, resp. gegeben hätte.

Spätestens als Die USA den Terroristen Bin Laden getötet hatte, war deren Ziel (das primäre) erreicht.

Aber so ein Einmarsch unter UN-Mandat, noch dazu unterstützt durch viele andere westl. Armeen, da ist ein Ende nicht so easy zu begründen.
Zumal da dann auch sehr viele andere Interessen mit im Spiel.
Durch die Flüchtlingssituation, die damit einhergehende Überforderung der EU-Länder, war man sehr um mehr Sicherheit in den betr. Ländern (nicht nur Afghanistan) bemüht.

Bis man dann endlich einsah (hier muss ich leider Trump loben) dass das alles vergebens war u. weiterhin auch sein würde.

Die Bevölkerungen müssen entweder die Taliban aus ihren Ländern werfen, oder lernen damit zu leben.
D wird eben nicht am Hindukusch verteidigt.
Klang damals nur gut als Begründung Bush nach 9/11 zur Seite zu springen.

. . . warum schreiben Sie: " (hier muss ich leider Trump loben) ... " ?
Hat Trump nur Schlechtes getan? Mitnichten!-
Davon abgesehen: Ich bin kein Politiker, kein Militär, ich bin rein gar nichts; nichtsdestotrotz frage ich mich ganz besorgt: Was machen wir am Hindukush? Wer verantwortet die 59 Toten? Hätte das sein gemußt? Wieviel Leid bedeutet das für die Hinterbliebenen? Meiner Meinung nach haben wir dort nichts, aber auch gar nichts zu suchen, und wenn ein Herr Röttgen anderer Meinung, dann solle er mal mit wehenden Fahnen vorangehen und versuchen, dort am Hindukush Ordnung zu schaffen! - Für mich eine ausweglose, sinnlose Operation . . .

...mit diesem eingeschobenen Nebensatz habe ich zum Ausdruck bringen wollen, dass ist, mit eben dieser Ausnahme, gegen Trumps Reg.Stil war.

Das wir nichts am Hindukusch zu suchen haben und Herr Röttgen hoffentlich ein einsamer Rufer, mit seiner abstrusen Idee eines coming back deutscher Soldaten in Afghanistan, bleiben wird teile ich voll und ganz.

Helmut W. Hoffmann | Mi., 11. August 2021 - 17:01

Alexander d.Gr. hat Afghanistan nicht erobern können, Russland mußte mit hängendem Kopf abziehen, die westliche Allianz ebenso jetzt nach 20 Jahren, und nun kommt ein deutscher Politiker und will zurück um die Taliban aufzuhalten! Röttgen ist ein Dummkopf, dabei war er doch einst "Muttis Klügster" - na dann...

nun ja im Grunde ist er das Sprachrohr dessen was ihm in US Think Thanks bei gebracht wird. Eigentlich würde ich ihn als dumm einstufen aber immerhin ist er so klug und läßt sich vom deutschen (noch dümmeren) Steuerzahler schon seit langer Zeit fürstlich alimentieren. Ihren Ausführungen kann ich nur zustimmen, bis auf den kleinen Einwand, wer weiss wenn die US Boys die Kopfabschneider und das sind sowohl die Clanchefs, Mudschahedin als auch die Taliban nich so großzügig mit Waffen und Logistik gegen die Sowjetunion ausgerüstet hätten ob die Frauen- und Mädchenrechte heute in Afghanistan eher selbstverständlich wären.

Kurt Walther | Mi., 11. August 2021 - 18:35

Klare Worte und Schlussfolgerungen zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr von dem ehemaligen General Erich Vad. Nur gut, dass es in DE wenigstens auf dieser Ebene und in diesem Bereich noch so etwas wie Klarsicht gibt. Der Artikel leistet dafür einen ausgezeichneten Beitrag, der hoffentlich auch von Politikern wie Dr. Norbert Röttgen zur Kenntnis genommen wird.
Ich jedenfalls habe den BW-Einsatz in der erfolgten Art nie verstanden, musste dabei oft an das Fiasko der Amis in Vietnam und das der Russen in Afghanistan denken.
D wird eben nicht am Hindukusch verteidigt, zumal westliche Soldaten den irregulären Kämpfern in schwer zugänglichen Gebieten nicht gewachsen sind. E. Vad verweist eindringlich auf diesen Tatbestand. Hier noch eine beeindruckende Aussage einer ehemalige BW-Soldatin kürzlich im TV: "Wir wurden von Männern in Alltagsbekleidung beschossen, die dann zu fliehen begannen. Wir schossen nicht zurück, denn auf Fliehende schießt man ja nicht." Ach ja, so so ...

Heiner Schloen | Mi., 11. August 2021 - 23:16

Jeder Soldat der Bundeswehr bekommt - in welcher Funktion auch immer - einen Leitfaden zur Befehlsgebung: Feindlage, Eigene Lage, Auftrag, Durchführung mit Eigener Absicht. Diese Grundsätze sind von der Politik sträflich vernachlässigt worden, wie das Ergebnis nun zeigt. Leider wiederholt sich das Drama in Mali.

Christoph Kuhlmann | Do., 12. August 2021 - 06:50

von der Stammesgesellschaft bis zur nationalen Demokratie in Deutschland knapp 1000 Jahre gedauert hat. Eine Entwicklung Afghanistans bis zu diesem Punkt kann a) Jahrhunderte dauern und setzt b) die vollständige militärische Kontrolle auch in den paschtunischen Stammesgebieten voraus, wenn man dem Land einen permanenten Bürgerkrieg über diesen Zeitraum ersparen will. Wenn man das nicht tut, ist es nur eine Verlängerung der Leiden der Menschen. Weil man das Entstehen einer Zentralgewalt verhindert, die Voraussetzung für jede friedliche Entwicklung ist. In tribalen Gesellschaften frei Wahlen zum Aufbau einer friedlichen Zivilgesellschaft abzuhalten ist paradox. Weil Gewalthemmung durch die Zivilgesellschaft unabdingbare Voraussetzung jeder Demokratie ist.

schon sehr viel früher, wenn nicht von Beginn an gesellschaftlich strukturiert, WEIL Mann und Frau ebenbürtig waren. Nur so hat auch die Gattenwahl BEIDER eine Chance auf Anerkennung durch die Gruppe.
Wie im 21. Jahrhundert "die Vorsteinzeit" wieder fröhliche Urstände feiern kann, bleibt mir ein Rätsel, sinnvoll ist das nicht, es ist ein Rückfall auch für Afghanistan etc.
Es lohnt also, die zivilisiertere und gemäßigte Gruppe der Afghanen vor "Islamismus" etc. zu schützen, ohne die Zurückgefallenen zu vernichten, aber auch ohne unsere Soldaten zu gefährden!
Bleiben gezielte Angriffe aus der Luft, die die "Islamisten" zum Einhalten zwingen.
Aber dies nur, wenn dann die modernen Afghanen ihr Gebiet und dessen neue Grenzen - irgendwo müssen die anderen ja auch leben - eigenständig schützen können.
Ich glaube dem amerikanischen Präsidenten, dass er diesen Krieg nie wollte und ihn zuende bringen will.
Letzteres steht noch aus.
Ich traue ihm eine intelligente Lösung zu, bin für Teilung.

Ernst-Günther Konrad | Do., 12. August 2021 - 10:14

und da gehhlren wir jetzt auch nicht wieder hin. Röttgen ist ein Theoretiker, der sich wichtigmachen will und irgendwie hofft, wenn er schon kein Kanzler sein kann, wenigstens Außenminister zu werden. Den Mann nehme ich nicht ernst. Wer glaubt ein zutiefst islamisch geprägtes Land, mit ein bisschen Krieg zu einer westlichen Demokratie umzuformen, hat die Geschichte vieler anderer solcher Unternehmungen vergessen oder nicht verstanden. Dieses Volk ist zutiefst islamisch und ergeht in Clan Kriegen untereinander, um den Anspruch, den "jeweils "eigenen" Islam zu leben, jeder mit seiner persönlichen Auslegung. Den afghanischen Sicherheitskräften ist nicht zutrauen. Solange die USA und andere da waren, ja da konnte man lernen, alles bekommen, etwas Freiheit schnuppern. Kaum sind die weg, brechen sich die Hardliner wieder Bahn. Der afghanische Staat ist und bleibt islamisch bestimmt. Das Volk selbst muss es regeln, und zwar bei denen im Land und nicht bei uns.

Bernd Muhlack | Do., 12. August 2021 - 19:29

Das Trauerspiel von Afghanistan

Ein sehr treffliches Gedicht von Theodor Fontane:

Der Schnee leis stäubend vom Himmel fällt,
Ein Reiter vor Dschellalabad hält,
„Wer da!“ – „Ein britischer Reitersmann,
Bringe Botschaft aus Afghanistan.“
Afghanistan! er sprach es so matt;
Es umdrängt den Reiter die halbe Stadt,
Sir Robert Sale, der Commandant ...
etc.
Vernichtet ist das ganze Heer,
Mit dreizehntausend der Zug begann,
Einer kam heim aus Afghanistan.

https://de.wikisource.org/wiki/Das_Trauerspiel_von_Afghanistan_(Fontane)

Vor etlicher Zeit erhielt ich diesen Hinweis
seitens eines Ciceronen; leider weiß ich nicht mehr wer es war - ?

Röttgen & Co. schwadronieren eben -
"Wo hamse denn jedient junger Mann - gar Zivi?"

Ich habe sowohl Fontane als auch Scholl-Latour gelesen - ich denke dass diese beiden "weißen alten Männer" sich sehr gut verstanden hätten, nicht wahr, n´est-ce-pas?

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand -
kann ich (noch) auswändig

Walter Bühler | Sa., 14. August 2021 - 10:44

Kein Sieg deutscher Militär- bzw. Kriegspolitik ist zu sehen. In allen Fällen nur Scheitern auf der ganzen Linie.

Innenpolitisch wurde die Wehrpflicht abgeschafft, und das so professionalisierte Heer irgendwo zwischen THW und DED verortet. Wie im übrigen Staat wurde auch in der Armee die Rolle der Frauen und Homosexuellen zum vordringlichen Thema gemacht. Waffen und Geräte wurden hingegen vernachlässigt und vergessen.

Bei einem Einsatz im Ausland muss sich diese Operettenarmee logischerweise auf Repräsentation, Schulung von Polizisten und Eigensicherung beschränken, wobei allerdings stark darauf geachtet wird, dass die Bürokratie wächst und und nicht schlecht entlohnt wird.

Diese "...inzwischen international bekannte und von unseren politischen Freunden in der Welt VERACHTETE deutsche Regierungslinie, an die Röttgens Vorschlag erinnert", wird von den Grünen, von der CD(S)U und von der SPD unterstützt. Die Linke bleibt beim Pazifismus.

Juliana Keppelen | Sa., 14. August 2021 - 10:47

vor allem die Frauen, was auf sie zugekommen wäre, wenn die vom Wertewesten gesponserte "Opposition" das Ruder übernommen hätten. Obwohl - der Wertewesten ist immer noch der (irrigen) Meinung dieses Land in die Knie zwingen zu müssen. So wird weiterhin die sogenannte Opposition in Idlib von der EU gesponsert natürlich nur aus humanitären Gründen (lach) und versucht mit strengen Sanktionen das Land auszubluten.

Robert Friedrich | So., 15. August 2021 - 15:03

Herrn Röntgen muß man sagen das die Politik System Change überall gescheitert ist. Seine Sandkastenspiele in Ehren, der Weg zum Ziel ist mit riesigen Leichenbergen gepflastert. Koreakrieg,Vietnam,Irak,Jemen,Libyen, Afghanistan usw. Wer steht in Zukunft auf der Liste?

Hans Süßenguth-Großmann | So., 15. August 2021 - 19:11

Afghanistan ist mit Milliarden von Dollar unterstützt und am Leben gehalten worden. Die Taliban werden nicht in der Lage sein eine 4 Millionenstadt Kabul zu versorgen, wenn diese Milliarden ausbleiben. Ich erwarte eine humanitäre Katastrophe, wenn Nahrungsmittel und Treibstoff fehlen, die dem Land mehr oder weniger geschenkt wurden. Es könnte auch sein, dass der aufrechte Afghane arbeiten muss, eine fürchterlich Vorstellung für einen echten Krieger.

Vielleicht müssen sich die Taliban mit d