Anhänger der linken Szene halten am 09.09.2017 bei einer Demonstration in Freiburg (Baden-Württemberg) ein Banner mit der Aufschrift «Pressefreiheit statt Polizeistaat»
Wer Pressefreiheit verteidigen will, muss an die Freiheit glauben und daran, dass Menschen mit ihr umgehen können / picture alliance

Welttag der Pressefreiheit - Vergesst die Leser nicht!

Europa ist laut „Reporter ohne Grenzen“ auf dem Weg, „zum Krisenkontinent für Journalisten“ zu werden. Der Grund sind nicht nur herrschsüchtige und kritikscheue Machthaber. Auch die Medien selbst bedrohen Presse- und Meinungsfreiheit. Von Matthias Heitmann

Matthias Heitmann

Autoreninfo

Matthias Heitmann ist freier Publizist und schreibt für verschiedene Medien. Kürzlich hat er das Buch „Entcoronialisiert Euch! Befreiungsschläge aus dem mentalen Lockdown“ veröffentlicht. Seine Website findet sich unter www.zeitgeisterjagd.de.

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Seit 1994 ist der 3. Mai der Welttag der Pressefreiheit. Im Vorfeld dieses Tages häufen sich regelmäßig die Berichte über Verletzungen der Pressefreiheit in aller Welt. In diesem Jahr hat die Berichterstattung scheinbar einen neuen Fokus: Der Rangliste der Pressefreiheit zufolge, die jährlich von der Nichtregierungsorganisation „Reporter ohne Grenzen“  veröffentlicht wird und die die Pressefreiheit in 180 Ländern „misst“, droht Europa „zum Krisenkontinent für Journalisten“ zu werden. Geknüpft wird diese Einschätzung zum einen an die Schicksale der beiden auf Malta beziehungsweise in der Slowakei ermordeten Reporter Daphne Caruana Galizia und Jan Kuciak, zum anderen an die gesellschaftspolitische Entwicklung in einigen mittel- und osteuropäischen Staaten wie Polen, Ungarn und Tschechien, in denen zum Teil recht brachial in die Freiheit von Presse und Rundfunk eingegriffen wurde. 

Der Hang zur Selbstzensur

Natürlich ist das Thema permanent auf der Tagesordnung, nicht zuletzt auch durch die für Journalisten gefährliche Lage im Nato-Mitgliedsstaat Türkei sowie durch die verbalen Attacken von US-Präsident Donald Trump gegen Medienvertreter- und -unternehmen. Doch schon seit vielen Jahren konstatieren Organisationen wie „Reporter ohne Grenzen“  oder Freedom House, dass sich die Lage für kritische Berichterstattung verschlechtert. Schon 2015 wurde im Jahresbericht von Freedom House darauf hingewiesen, dass gerade auch westliche Regierungen Sicherheits- und Anti-Terror-Gesetze als Vorwand nutzen, um kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen. In diesem Jahr habe sich die Lage laut „Reporter ohne Grenzen“  in 42 Prozent aller Länder weltweit verschlechtert. Die Zuspitzung der Lage in Europa sei ohne Beispiel, was den Geschäftsführer der Reporter ohne Grenzen, Christian Mihr, zu einer bemerkenswerten Aussage veranlasste: „Wenn die Europäische Kommission dem tatenlos zusieht, ist das in höchstem Maße fahrlässig.“

Es ist gut, dass die Beschneidung der Pressefreiheit und der teilweise sehr brutal geführte Krieg gegen freie Medien thematisiert wird. Denn so wird deutlich, dass Medienvielfalt und Informationsfreiheit eben keine Selbstverständlichkeiten sind, sondern es manchmal nur knapper Mehrheiten im Parlament bedarf, um als unabdingbar geltende Pfeiler demokratischer Kultur zum Einsturz zu bringen. Doch die Bedrohung der Pressefreiheit ist eben kein Phänomen, das gewissermaßen von außen eine an sich intakte und selbstbewusste Welt anzugreifen und zu schwächen versucht. Tatsächlich werden Presse- und Meinungsfreiheit auch innerhalb der Medienwelt infrage gestellt und bedroht. Zu nennen wäre hier die schwierige ökonomische Situation vieler Medienunternehmen, die Konzentration von Medienmacht sowie der ungebrochene Trend zur Zusammenlegung von Redaktionen oder gar das Verschwinden traditioneller Medienprodukte. Weit weniger Beachtung findet aber, dass die Debatte auch in den Medien einen „blinden Fleck“ hat beziehungsweise unter einem fundamentalen inneren Widerspruch leidet: Die Rede ist vom weit verbreiteten Hang zur Selbstzensur.

Die zunehmende Empfindlichkeit

Die politische Kultur in Deutschland ist einerseits geprägt durch die Erwartung und das automatische Voraussetzen großer individueller Freiheit, andererseits aber auch durch eine zunehmende Empfindlichkeit und Dünnhäutigkeit in Bezug auf Standpunkte, die sich jenseits des politischen Mainstreams verorten. Kaum ein Thema wird so heiß diskutiert wie die Frage, was man noch sagen darf und ab wo eine Aussage vielleicht als nicht mehr akzeptabel gilt. In der Berichterstattung, in den Feuilletons, aber auch in Talkshows sind Variationen dieses Themas ein wahrer Dauerbrenner: Darf man extremistischen Positionen eine Plattform bieten? Dürfen Salafisten öffentlich predigen? Was dürfen Politiker dazu sagen? Was darf Satire? Wo beginnt die Verletzung von Persönlichkeitsrechten? Was müssen Medien tun, um Frieden und Toleranz zu fördern? Ist es sinnvoll, kompromisslos auf dem Recht auf Meinungsfreiheit zu beharren oder macht man sich damit zum Steigbügelhalter von Extremisten? Was dürfen ausländische Politiker auf deutschem Boden sagen? Was muss auf Facebook gelöscht werden? Was müssen deutsche Journalisten im Ausland sagen können dürfen? Die Liste ist scheinbar unendlich. Und dennoch dreht sich alles immer um dieselbe Frage: Wo ist die Grenze zu ziehen?

Die Diskussionen über die Begrenzung von Freiheiten sind in mehrerlei Hinsicht interessant: Auffällig ist, dass die Frage, wem denn das Recht zur Begrenzung der Meinungs- und Pressefreiheit gegeben werden soll, fast flächendeckend Unbehagen auslöst. Denn der Blick nach oben in Richtung derselben Herrschenden, die man bis eben noch in Grund und Boden kritisierte, erfolgt fast unbewusst. Reflexartig kommt bei allem, was man für schädlich und gefährlich hält, der Verbotsgedanke ins Spiel. Kurz gesagt: Man will das einfach weghaben! Wer das letztlich tut und welche Konsequenzen das für die eigene Freiheit hat, erscheint als nachgelagerte Frage und ist als solche schon nicht mehr Teil des unmittelbaren Selbstschutzreflexes. Noch spannender ist aber, dass es in Debatten über Presse- und Meinungsfreiheit heute nie um die Ausweitung dieser Grenzen, sondern immer um neue Sonderfälle geht, die einer besonderen Behandlung bedürfen. Da Empfindlichkeit und Dünnhäutigkeit aufgrund des anwachsenden Gefühls der sozialen Verunsicherung und Machtlosigkeit zunehmen, ist das robuste Eintreten für das Recht auf Meinungsfreiheit für Meinungen, die man selbst nicht teilt oder sogar abstoßend findet, kaum mehr anzutreffen. Der Hang, sich selbst und die Öffentlichkeit vor solchen Äußerungen zu beschützen, ist mittlerweile im kompletten politischen Spektrum gleichermaßen verankert; das einzige, worüber man sich auf dieser Ebene streitet, ist der Verlauf der Legalitätsgrenze. 

Distanz zur Bevölkerung und Nähe zum Staat

Die Konzentration auf die Grenzen von Freiheitsrechten hat einen weiteren Nebeneffekt: Sie legt den Schwerpunkt auf die Wegbereiter abgegrenzter Freiräume und nicht mehr auf diejenigen, die diese Räume brauchen und bevölkern. Dies erklärt auch die zunehmend akademisierte Diskussion. Dabei ist die Logik eigentlich ganz einfach: Verbotsdebatten stärken immer die Rolle des Verbietenden, schon alleine dadurch, dass flächendeckend darüber gestritten wird, was nun als nächstes verboten werden soll. Mediennutzer tauchen in diesem Auseinandersetzung nicht mehr als die tatsächlichen Entscheider auf, sondern als einzuhegende und anzuleitende Masse. Dass gerade sie die Freiheit haben sollten, selbst zu entscheiden, was sie lesen, hören oder sehen möchten und was nicht, ist in dem auf Begrenzungen und Verbote ausgerichteten Mediendenken nicht einmal mehr eine Fußnote wert. Wenn Christian Mihr von „Reporter ohne Grenzen“  bei der Rettung der Pressefreiheit ausgerechnet die Europäische Kommission für eine geeignete Ansprechpartnerin hält, offenbart dies das eigentliche Problem: Was die Distanz zur Bevölkerung angeht, so scheuern sich Politik und Medienwelt aneinander wund. 

Der in Deutschland gepflegte investigative Journalismus geht zwar immer mal wieder auch auf die Politik los, doch selbst hier dominiert eine staatstragende Orientierung: Ein Großteil der skandalaufdeckenden Berichterstattung gipfelt in Forderungen nach mehr und strikterer Kontrolle von Märkten und Menschen, nach Beschränkung von Freiheiten und Rechten, nach dem Austrocknen von Sümpfen und intransparenten zwielichtigen Zonen oder nach dem Verschließen von Schlupflöchern oder Überwachungslücken. Wer so die vollständige (öffentlich-)rechtliche und porentief reine Säuberung des gesellschaftlichen Lebens zum Ziel seines journalistischen Handelns macht, der kann weder glaubhaft noch kraftvoll für den Erhalt oder gar die Ausweitung von Freiräumen streiten. Ist Ihnen in den vergangenen Jahren irgendeine mediale aufbereitete Geschichte in Erinnerung geblieben, an deren Ende die Forderung nach weniger staatlicher oder parastaatlicher Kontrolle und nach mehr Vertrauen in Otto Normalbürger stand? Mir nicht. 

Medien müssen über den eigenen Schatten springen

Um die Pressefreiheit konsistent verteidigen zu können, muss man an die Freiheit glauben und daran, dass Menschen mit ihr umgehen und in ihr wachsen können. Für Journalisten und Medienschaffende bedeutet das, dass sie über den Schatten ihrer angenommenen gesellschaftlichen Verantwortung springen müssen: Der Einsatz für Meinungs- und Pressefreiheit verlangt es von ihnen, sich gerade auch für unliebsame Konkurrenten, für „schlechte“ Kollegen und für die Rechte all derer einzusetzen, mit denen sie eigentlich selbst nichts zu tun haben wollen. Presse- und Meinungsfreiheit gelten eben auch für Revolverblättchen und Klatschpresse, für Politik-Magazine jeder Couleur und natürlich für das Internet. Diese Freiheit ist kein elitäres Privileg von studierten Journalisten, sondern aller Menschen. Deswegen ist es auch gut, dass sich jeder Mensch journalistisch betätigen darf. 

Meinungsfreiheit gibt es nicht scheibchenweise, sondern nur am Stück. Wenn also Medienvertreter meinen, „ihre“ Pressefreiheit zum Schutze der Gesellschaft selbst eingrenzen zu können, versündigen sie sich an den Grundrechten aller Bürger – ganz zu schweigen von all den Journalisten, die unter staatlicher Repression zu leiden haben. Die Beschneidung der Pressefreiheit von außen kann nur abgewehrt werden, wenn auch der innere Kampf gegen Zynismus und Misanthropie gewonnen wird und man sich daran erinnert, um wen es eigentlich geht. Solange aber Abscheu vor normalen Menschen das Denken in der deutschen Medienwelt dominiert, ist der Fingerzeig auf andere Länder reine Heuchelei.

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Paul J. Meier | Sa., 28. April 2018 - 19:20

Selbst jeder Otto Normalbürger wird ihren Artikel
aus tiefster Seele nachempfinden können, wenn
er einige Male versucht hat einen Kommentar in einer der gängigen Mainstream-Medien unterzubringen.
Was da zensiert, bzw. gar nicht veröffentlicht wird,
spottet jeder Beschreibung. Auch eine nachweisbare Widerlegung eines erzieherischen Artikels wurde mir schon gecancelt, so dass ich
dann auf dieses "Vergnügen" verzichtet habe und meinen Fokus auf die aufrechten Medien wie
"Cicero" richte. Wie muss das erst einen professionellen Schreiber treffen!?
Es ist schön, dass es euch gibt!
Danke!

Alexander Mazurek | Sa., 28. April 2018 - 19:28

… ist schon lange Illusion. Spätestens seit Noam Chomsky mit seinem Propagandamodell die Filter identifiziert und empirisch nachgewiesen hat. Und erst Recht seit der Privatisierung der Zensur. So wie früher in Diktaturen nur "Feindsender" andere Perspektiven aufzeigten, so ist es heute auch in newspeek (Gebot) und feel good (Gebot) "Rechtsstaaten" soweit. Yes, we can!

Stefan Tanzer | So., 29. April 2018 - 08:45

Es ist leider nicht erst seit gestern, sondern seit Jahren ein Problem, das eine Regierung dort sich zuerst um ihre Machterhaltung kümmert und Oppositionelle möglichst schnell ausschaltet. Dazu gehören dann auch, wie im Sommer 2014 in Polen, Razzien und versuchte Verhaftungen bei Redaktionen mit politischem Sprengstoff. Auch in Deutschland gibt es unter Merkel eine immer stärkere "Osteuropäisierung" in dieser Sache. Nur werden hierzulande unliebsame Journalisten zu Freiwild erklärt, sie werden öffentlich denunziert, ihnen werden unhaltbare Vorwürfe gemacht und sie werden unter fadenscheinigen Vorwürfen gefeuert, wie erst vor kurzem bei dem konservativen Blogger Don Alphonso. Anderswo werden von öffentlich finanzierten Organisationen Klagen erhoben, die man als Privatmensch nicht zahlen kann, wie bei Philosophia Perennis.
Nur interessiert das offenbar keinen, sind eben welche, die dummerweise im falschen Land auf der falschen Seite stehen. Kann daher dem Artikel nur zustimmen.

Matthias Eberbach | So., 29. April 2018 - 08:47

vielen Dank

Gerdi Franke | So., 29. April 2018 - 09:19

Danach schreit die Presse doch nur, wenn ihr wieder jemand Zügel anlegt. Die Presse versucht doch heute immer mehr selbst Politik zu machen und den Leser in ihrem Interesse zu beeinflussen und zu lenken. "Die Presse" fühlt sich längst nicht mehr dafür da, über eine Situation neutral zu "berichten". "Die Presse" ist wirtschaftlichen oder politischen Interessen unterworfen, will das aber nach aussen absolut nicht offenlegen!

wolfgang spremberg | So., 29. April 2018 - 09:59

Unsere volkspädagogischen Tendenzmedien belehren mich regelmäßig darüber das :
Wir Frauenquoten brauchen. (Wie berechnet man die ?)
Das Unternehmen männlichen Mitarbeitern freiwillig für die gleiche Arbeit im Durchschnitt 21 % mehr Gehalt zahlen. (Warum ?)
Das ein Betreuungsgeld (Herdprämie) Müttern von Babys falsche Anreize setzt. ( Ein Bedingungsloses Grundeinkommen aber nicht ?)
Das es zu Hause (statistisch) am gefährlichsten ist. ( Frau geht also am besten abends durch die Straßen ?)
Europa verdankt seinen Reichtum der Ausbeutung der Afrikanischen Kolonien. ( Skandinavien, Schweiz, Österreich ?)
Ohne Waffenexporte wird die Welt friedlicher. ( wie lange dauert es ?)
Junge Menschen sichern unsere Renten. (Wie in Bangladesch ?)
Wir können unbegrenzt Menschen aufnehmen. (Warum machen wir es denn nicht ?)
Usw. usw......Das ist ein Teil der Litanei die unsere volkspädagogischen Tendenzmedien über uns ausschütten. Wer das anders sieht, andere Informationen möchte ist ein....

Beat Leutwyler | So., 29. April 2018 - 10:53

Zitat: "... an deren Ende die Forderung nach weniger staatlicher ... Kontrolle und nach mehr Vertrauen in Otto Normalbürger stand? Mir nicht."

Herr Heitmann, haben Sie sich schon mal mit Schweizer Politik befasst? Vermutlich nicht, sonst wüssten Sie, dass sämtliche Debatten vor Volksabstimmungen geprägt sind vom Grundtenor der Eigenverantwortung.

Alleine beim Thema EU-Beitritt und seinen unzähligen Abstimmungen, wollte die Mehrheit eben nie eine weitere politische und rechtliche Instanz. Wozu auch? - Ist ineffizient und teuer.
Heute steht ein rechtliches Rahmenabkommen mit der EU an, das vermutlich abgelehnt wird, weil bei Streitigkeiten der EUGH statt eines neutralen Gerichts stehen soll.

Demokratische Strukturen braucht es – aber die müssen nicht 5-fach verglast sein. Notfalls muss man die Scheibe einschlagen und ins Freie fliehen können, wenn es Innen brennt.

Das mag der Grund sein, wieso die Schweiz auf Rang 5 und Deutschland nur auf Rang 15 in Ihrem Ranking steht.

Georg Czerwinski | So., 29. April 2018 - 12:36

Sehr guter Artikel, der den Journalisten und deren Auftraggebern als Spiegel vorgehalten werden sollte.
Eigentlich sollten Journalisten idealerweise eine neutrale Information vermitteln.
Man hat aber immer mehr das Gefühl die Medien wollen heute nicht mehr informieren, sie wollen aktiv mitregieren und die Leute in eine Richtung lenken.
Der Gedanke, dass jemand sich des eigenen Verstandes bedient und aufgrund von Fakten und Erfahrungen zu einer anderen Einschätzung kommen könnte, wird nicht mehr zugelassen.
Die Meinung des Otto Normalbürgers stört den elitären Journalisten nur noch und wird angewidert ignoriert oder verspottet (wenn er nicht in sein Konzept passt).
Deshalb lese ich Cicero, hier werden auch kritische Leserkommentare zugelassen und dies eröffnet manch interessante Diskussion. Obwohl die Leserkommentare leider immer sehr zeitverzögert eingestellt werden.

Dirk Klostermann | So., 29. April 2018 - 12:50

Ein ausgezeichneter Beitrag. Jeden Satz kann man unterschreiben. Demokratie ist wehrhaft und muss es bleiben. Dazu gehört ganz selbstverständlich die Meinungs- und Pressefreiheit. - Ein Menschenrecht.

Sven Meiderich | So., 29. April 2018 - 13:36

Der letzte (Ab-)Satz bringt den päpstlich-enzyklopädisch formulierten Artikel auf den Punkt. Da hat der Autor völlig Recht, muss das aber auch hier in abgewogenem Hinschleichen längs der Gedankenbahn äußern.

Es ist verdammt weit gekommen mit dem, was man als Meinungs- und Pressefreiheit zu bezeichnen pflegt.

Cecilia Mohn | So., 29. April 2018 - 14:43

Stimme Ihnen zu und moechte noch ergänzen, dass die Medien glaubwürdig berichten sollten und nicht staatsnah. Wenn Verbrechen begangen werden hat die Bevölkerung ein Recht darauf zu erfahren von Wem.

Jacqueline Gafner | So., 29. April 2018 - 15:55

auf die manche Repräsentanten der Branche einen garantierten Anspruch zu haben glauben, erodiert umso nachhaltiger, je verbissener Medienschaffende ihrem Zielpublikum eine bestimmte Sicht auf das Zeitgeschehen zu vermitteln bzw. aufzudrängen suchen. Sei es durch selektive Berichterstattung, mittels Vermischung von Nachricht und Kommentar oder durch implizite Beschneidung der Meinungsfreiheit anhand eines der Diskussion entzogenen Bewertungsrasters. Damit verscherzen sie sich nicht nur einen Teil ihrer Glaubwürdigkeit, sondern verlieren auch den vielleicht wirksamsten Schutz vor willkürlichen Eingriffen des Staates in die Pressefreiheit und vor brachialen Angriffen auf investigativ tätige Medienschaffende, die Licht in die dunklen Ecken der Welt zu bringen suchen, denen nur beizukommen ist, wenn alles auf den Tisch der Öffentlichkeit kommt, was zum Himmel stinkt.

Reiner Kraa | So., 29. April 2018 - 16:50

Die gibt es schon lange nicht mehr. Das Haupthindernis für die Freiheit der Medien in Deutschland sind die Leute der Mainstream-Parteien und der Migrantenorganisationen, die in Medienräten gemeinsam darüber entscheiden, was der deutsche Michel wissen darf und was nicht, bzw. was er denken soll und was nicht. Das aber ist lupenreine DDR-Praxis. Einer der Hauptvertreter dieser Gattung von Leuten war ein gewisser Karl-Eduard v. Schnitzler, ebenso wie die Medienwächter des Politbüros der SED.
In ähnlicher Art wird die Öffentlichkeit durch die heutigen Medienwächter wieder bevormundet.

Susanne antalic | So., 29. April 2018 - 18:27

Erstens, ich war gerade in Prag und habe die dortigen Medien gesehn und gelesen und hatte mir gedacht, wen so was in D. geschrieben würde, über die Regierung, dann würden vermutlich die Journalisten ins Knast gehen. Wogegen in Deutschland eine vorauseilende Geschwindigkeit, alle zu diffamieren, die sich nicht konform benehmen. Propaganda von feinsten, fast alle anderen machen alles falsch nur die Deutschen alles richtig.Die meisten Medien betreiben Gehirnwäsche und es giebt kaum objektive Berichtertattung und ja es merken immer mehr Leser und Seher und es ändert sich nichts. Immer die gleichen Floskeln an den Themen vorbei, die gleichen konforme Moderatoren,Gesprechtsparter und sogar die ehemaligen politischen Kabaretisten, alles Einheitsbrei, wie gewünscht.

Manfred Steffan | So., 29. April 2018 - 18:33

ich kann Ihnen aus der Perspektive eines Lesers nur voll und ganz beipflichten. Seit einigen Monaten mache ich die Probe aufs Exempel und melde mich in Leserbriefen zu Wort in diversen Online-Ausgaben der sog. Qualitätsmedien. Ich dokumentiere Nichtveröffentlichungen, Veröffentlichungen und nachträgliche Löschungen im Wortlaut, auch die Reaktion auf - seltene - Rückfragen meinerseits (sie bleiben unbeantwortet). Ich mache mich anheischig, keine rechtswidrigen Inhalte zu verfassen (und das als Jurist auch beurteilen zu können) und auch keine Fäkalsprache oder Ähnliches zu pflegen. Auch versuche ich nicht, rechtliche Grauzonen auszuloten. Das Ergebnis: Auf die Kriterien, nach denen Leserbeiträge veröffentlicht werden, vermag ich mir nur noch einen Reim zu machen: Die subjektive Meinung des jeweiligen Prüfers, seine politisch-weltanschaulichen Befindlichkeiten, bestimmen, was veröffentlicht wird und stehen bleiben darf. Auch das ein Aspekt der Selbstzensur unserer Medien.

ich kann Ihre Erfahrungen über weite Strecken nur bestätigen, selbst als gewohnheitsmässig nicht extrem formulierender gelernter Paragraphenreiter staunt man immer mal wieder, was der offiziellen Netiquette von sogenannten Moderatoren der Diskussion in Kommentarspalten von selbsterklärten wie anerkannten Qualitätsmedien scheinbar zuwiderläuft bzw. "durchgewunken" wird. Wäre echt spannend, einmal im Massstab 1:1 zu sehen, was für "graue Eminenzen", da im Hintergrund jeweils wirken.

Ein "Welt-Moderator" enthüllte neulich mal, daß sie dort auch einen "elektronischen Unterstützer", also ein Programm, das Beiträge nach kritischen Schlagwörtern aussortiert, beim Zensieren der Kommentare im Einsatz haben.
Das scheint ja wirklich ein großes Problem für unsere Lenk- und Leitmedien geworden zu sein, wenn inzwischen sogar Programme entwickelt worden sind, die beim Einschränken der Meinungsfreiheit helfen.

Sie haben in Ihrer Statistik-Auswertung nicht gebracht, dass in den Main Fake Medien mit den höchsten Klickzahlen entweder gar kein Forum freigeschaltet oder das nach kurzer Zeit geschlossen wird und 80 % aller redaktionskritischen Beiträge wegzensiert werden, zum Beispiel bei Herrn Döpfners Flaggschiff (oder Titanic, je nach Sichtweise).

Das kann jeder sofort ausprobieren: Höflich und ablehnend zum Artikeltenor schreiben und erleben "Weg isses!"

Rudolf Stein | So., 29. April 2018 - 18:47

Ich kenne n ur zweiSorten von Journalisten: diejenigen, die in alternativen Medien zuWort kommen und diejenigen, die dem Mainstream das Wort reden - letztlich die Helfershelfer der AM sind.

Dennis Staudmann | So., 29. April 2018 - 18:56

in Polen und Ungarn Angriffe auf die Pressefreiheit durch die Regierung gibt. Es ist aber auch Fakt, dass darüber ausschliesslich im Zusammenhang mit Fernsehsendern und Zeitungen berichtet wird, die dort regierungskritisch berichten. Man nenne mir einen einzigen Fernsehsender in Deutschland, der auch nur ansatzweise regierungskritisch eingestellt ist. Am meisten auffällig ist das, wenn es um die USA nach dem Amtsantritt von Donald Trump geht. CNN, New York Times, Washington Post etc. sind sich einig, dass dieser Präsident die Demokratie und damit auch die Pressefreiheit abschaffen will. Die Tatsache, dass sie alle genau das täglich über Trump schreiben dürfen, ist doch wohl der Beweis, dass genau das einfach nicht wahr ist. Es gibt in Deutschland dagegen nicht eine einzige namhafte Zeitung, die es wagen würde, Merkel, ihr Privatleben und ihre Familie auf eine solch unwürdige Weise zu verunglimpfen, wie es in den USA regelmässig von der "seriösen" Presse getan wird.

Gisela Fimiani | So., 29. April 2018 - 20:07

Besonders die Feststellungen: „Freiheit ist kein elitäres Privileg......“, ..... „Abscheu vor normalen Menschen......“ legen nach meiner Auffassung den Finger in die Wunde des hiesigen politisch-medialen Komplexes. Die Freiheit der eigenen Meinungsbildung wird dem „dummen, überforderten“ Bürger nicht mehr zugestanden,er muss erzogen und belehrt werden. Die sog. kritischen Medien sind gegenüber sich selber unkritisch geworden. Es ist aber lebensnotwendig für die freie, offene Gesellschaft, daran zu zweifeln, daß wir die Wahrheit besitzen. Es ist jedoch ebenso notwendig zu versuchen, ihr näher zu kommen. Die eitle, sich moralisch selbstüberhebende, rechthaberische Haltung disqualifiziert den seriösen Journalismus. Eine irrationale Verliebtheit in die eigene Gedankenwelt gibt vor, den Stein der Weisen zu besitzen. Unglücklicherweise hat dieses Verhalten nicht zu überschätzende, zerstörerische Folgen für unsere Gesellschaft.

Dimtri Gales | So., 29. April 2018 - 20:24

Gedanken machen will, der sollte sich über die Medienlenker, Verlagsinhaber und Verleger, Regierungseinfluss auf die Medien etc. informieren. Auch in Deutschland gibt es eine gelenkte Presse, die von Lobbyinteressen geprägt ist, ebenso wie eine symbiotische Beziehung zwischen Politpersonal und Medien. Glücklicherweise gibt es noch Ausnahmen - aber wie lange noch?
Unter den Journalisten gibt es einige Stars und viel prekäre Arbeitsverhältnisse. Die Existenzangst unter Journalisten muss immens sein. Daher schreiben oder sagen die wohl, was verlangt wird.

Dr. Markus Müller | So., 29. April 2018 - 23:11

Was ist schlimmer? Nachrichten, "Politmagazine" und Talkshows im BRD Staatsfunk, oder dereinst der "Schwarze Kanal" in der DDR? Ich meine, Ersteres.

Ralph Lewenhardt | So., 29. April 2018 - 23:28

Elitäres Unverständnis über die wahre Ursache der Spaltung der Gesellschaft, empörtes Negieren einer Demokratieevolution, scheindemokratisches Verharren der im persönlichen Wunschstand Angekommenen in der selbstgezüchteten Mainstreamblase. Das erschüttert Deutschland und zunehmend auch Europa.Dabei reduziert genau das die Möglichkeiten der vielen Ohnmächtigen und Ausgegrenzten aufzubegehren und focussiert ihren Protest. Lässt man ihnen selbstherrlich weiter nur das Zweitstimmenkreuz und vergeht sich so am Grundgesetz, zwingt man sie doch förmlich,ihr Kreuz zunehmend dort zu machen, wo es dann aber sofort die nächste Welle der scheinheiligen Wut,der Empörung und des hektischen medialen Aktionismus der angekommenen Standesbewahrer und Missverstandenen auslöst. Der Strudel in den gesellschaftlichen Crash dreht sich also immer schneller.

Christoph Rist | Mo., 30. April 2018 - 01:33

... eine treffende Analyse der "wohlwollenden" Wirkmechanismen zwischen Medien und der Politik - insbesondere in Deutschand.

Richtig ist auch - die Medien können für sich selbst nicht alle denkbaren Freiheitsgrade beanspruchen, während sie zugleich die Beschneidung selbiger für andere laufend einfordern. Diese Bigotterie muss endlich aufhören. Meinungen (und seien sie noch so abseitig) kann man in einer zivilisierten, freiheitlichen Demokratie nicht verbieten, sondern nur (bis an die Schmerzgrenze der Vernunft) diskutieren. So wie es die Freiheit nicht scheibchenweise gibt, gibt es auch nicht die halbliberale Gesellschaft. Liberal oder illiberal - das ist überhaupt die urdeutsche Frage seit dem 19. Jahrhundert. Wie weit die Deutschen von einem echten liberalen Denken entfernt sind, zeigen die absurd-kleineistigen Debatten über Sag- und Unsagbares bis hin zu einem harmlosen Gedicht an einer Hochschulfassade. Viele der Gutmeinenden halten sich für besonders liberal. Sie sind es nicht.

Dieter Erkelenz | Mo., 30. April 2018 - 06:53

"Solange aber Abscheu vor normalen Menschen das Denken in der deutschen Medienwelt dominiert, ist der Fingerzeig auf andere Länder reine Heuchelei."
Das ist der Kernsatz dieses engagierten Essays.
Ich habe oft das Gefühl, als ob Journalisten den Bezug zur Wirklichkeit verloren haben. Zu der Wirklichkeit wie sie der einfache Bürger Tag für Tag nicht nur in seinem Umfeld erlebt.

Markus Werner | Mo., 30. April 2018 - 08:44

Liebe Redaktion,
Was ist denn eine „KLOMUNE Schöne Aussicht“ (3. Zeile der Überschrift). ;-)
Beste Grüße,
M.W.

Wolfgang Tröbner | Mo., 30. April 2018 - 10:18

Für den Leser macht es unterm Strich keinen Unterschied, ob die Presse- und Meinungsfreiheit staatlich verordnet eingeschränkt wird oder ob das durch freiwillige Selbstkontrolle der Medien (quasi im vorauseilenden Gehorsam) erfolgt. Das Resultat ist immer das gleiche. Der Leser wird nur lücken- oder sogar fehlerhaft informiert. Und kann daher manipuliert werden und zwar in eine Richtung, die der herrschenden Politik passt. Dass dies nach zwei schlimmen Diktaturen gerade wieder auch in Deutschland passiert, ist mehr als ein Skandal, sagt aber vieles über die Untertanen-Mentalität der Deutschen und ihr Demokratie-Verständnis aus. Die Deutschen lassen das einfach mit sich machen, ohne zu hinterfragen, ohne nennenswerten Widerspruch und ohne dass dies signifikante Konsequenzen für Politik und ihre willfährigen Medien nach sich ziehen würde.

Gerhard Hellriegel | Mo., 30. April 2018 - 10:33

Ein Artikel mit Wucht. Und dabei ausgeglichen. Tolle Leistung. Hierzulande scheint das Problem zu sein, dass die Leute nicht unterscheiden zwischen persönlicher Zu- und Abneigung und sozialen Spielregeln. Freiheit ist immer die Freiheit der Anderen. Toleranz beginnt erst da, wo es weh tut.
Soziale Spielregeln haben ihre eigenen Werte. Sie können "Kultur" nicht bilden, sie geben nur Raum dafür - oder eben nicht. Die gegenwärtige Werte-Diskussion scheint das zu vergessen.

Peter Lieser | Mo., 30. April 2018 - 12:59

Das einzige gedruckte Magazin in der Medien-Landschaft das ich aktuell kaufe und lese ist der Cicero. Ausgewogene Berichterstattung und großzügig in der Veröffentlichung von Kommentaren die sich nicht mit der Meinung der Redaktion decken.
Tageszeitungen alle ab bestellt !

Wolf D. Borngräber | Mo., 30. April 2018 - 17:52

Nicht erst seit Ziegenficker-Böhmermann behaupte ich, dass sich ein Großteil der deutschen Medienlandschaft auf direktem Weg von der Pressefreiheit in die Narrenfreiheit befindet. Viele der sich natürlich immer an exponierter Stelle äußernden Journalisten scheinen immer noch nicht kapiert zu haben, dass Freiheit in erster Linie Verantwortung und nicht Selbstbefriedigung bedeutet.

Wolf D. Borngräber
Nordenham

Andreas Bartels | Mo., 30. April 2018 - 19:29

Mir wurde bei FOCUS ein Beitrag wegzensiert, den ein Herr Kubicki zwei Tage später teilweise wörtlich wiederholt hat. Auf einmal war mein Beitrag auch für FOCUS druckbar, eine Entschuldigung gab es nicht. Administratoren sind Meinungsmacher, vergl. Duden zur Deutung des Begriffs Administrator. Diese Entwicklung ist eine schwerwiegende Gefahr für die Meinungsäusserungsfreiheit und die Demokratie. Mir ist unklar, wer dem Einhalt Gebieten will, die Mainstreamstasi, Maas und solche Leute wohl nicht.

Wilhelm Maier | Mo., 30. April 2018 - 20:22

„..Journalisten betreiben Aufklärung, indem sie alle verfügbaren Fakten und Hintergründearlegen und die Menschen selbst entscheiden lassen, was richtig und was falsch ist.“
http://www.bpb.de/gesellschaft/medien/130697/was-ist-propaganda
"Ich denke, dass der Qualitätsjournalismus heute wichtiger denn je ist. Ich glaube aber auch, dass die größte Gefahr für den Qualitätsjournalismus von den Medien selbst ausgeht. Es gibt viele Reporter, die in den sozialen Medien nicht nur ihre Meinung kundtun, sondern auch aktiv in ihrer Rolle als Journalisten für bestimmte Angelegenheiten, Gruppen oder Ideologien Partei ergreifen. Ich halte das für ein Problem. Wenn man sich einmal positioniert hat, kommt man nur sehr schwer aus dieser Ecke heraus." so Frederik Pleitgen,
https://www.presseportal.de/pm/20129/3863839
Es wird immer schwieriger aus Fakenews etwas Glaubwürdiges rauszupicken. Leider. Presse?, TV- und...und... Alles Gute.
"Kommt der 1. Mai mit Schall, bringt er Kuckuck und Nachtigall."

Andreas Bartels | Di., 1. Mai 2018 - 08:28

Den Inhalt Ihres Kommentars - Tropfenfolter zu Frühstück - habe ich sinngemäss bei FOCUS geschrieben - Nach Prüfung durch einen Administratoren nicht veröffentlicht !!! Noch Fragen Kienzle?

helmut armbruster | Di., 1. Mai 2018 - 09:03

lt. GG haben wir Pressefreiheit und jeder kann schreiben u veröffentlichen, was er will. Die Frage ist nur wie weit kommt er damit?
Auch hier im Cicero ist man als Kommentator immer wieder erstaunt u überrascht, wenn man zensiert wird. Obwohl man sich in der Wortwahl nicht vergriffen hatte, niemanden beleidigt oder verleumdet hatte u auch gegen niemanden gehetzt hatte, WIRD MAN IMMER MAL WIEDER ZENSIERT!
Warum? Nach welchen Kriterien? Ich weiß es nicht.
Ich sehe nur, wir brauchen keinen Orban oder Erdogan für die Zensur. Sie funktioniert ganz ohne solche Typen. Still und heimlich im Hintergrund.