- Bulgarien: In banger Erwartung eines strengen Winters
Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen des Westens schlagen auf Europa zurück. Inflation, Energieknappheit und Währungsschwäche sind nur einige Folgen, mit denen die EU-Staaten zu kämpfen haben. Doch wie ist die Stimmung in der Bevölkerung, und mit welchen Schwierigkeiten haben die einzelnen Länder konkret zu kämpfen? Eine Sommerserie über einen kriselnden Kontinent. Teil 4: Bulgarien.
Déjà-vu: Viele Bulgaren erinnern sich noch gut an den Januar 2009. Weil sich Russland und die Ukraine um den Gaspreis stritten, versiegte die Gaszufuhr über die ukrainische Transitpipeline in das Balkanland und ihre Wohnungen blieben kalt. Als Sofortmaßnahme wies Bulgariens Regierung die Heizkraftwerke an, Masut zu verfeuern, ein die Luft verpestender Destillationsrückstand von Erdöl. Als Langfriststrategie zur Überwindung der fast völligen energetischen Abhängigkeit von Russland plante sie, das bulgarische Gasnetz mit den Netzen seiner Nachbarn zu verbinden. Doch sollte es 13 Jahre dauern, um den wichtigsten Interkonnektor zu Griechenland zu bauen, der Anschluss an den südlichen Gaskorridor schafft und die Möglichkeit eröffnet, Gas von der aserbaidschanischen Förderstätte Feld Shah Deniz II im Kaspischen Meer zu beziehen.
Baulich ist die Gasverbindung zwischen dem griechischen Komotini und Stara Zagora in Bulgarien seit Anfang Juli 2022 zwar vollendet, doch bis tatsächlich Gas durch sie fließen kann, gilt es noch bürokratische Hürden zu überwinden. Im September 2022 könnte es so weit sein. Viel zügiger gelang den Bulgaren dagegen der Bau der sogenannte Balkan-Pipeline, die russisches Gas von der Türkei nach Serbien und weiter nach Ungarn transportiert. Bei ihr handelt es sich allerdings um eine reine Transitpipeline, die Bulgaren Transitgebühren, aber kein Gas für die Versorgung der eigenen Bevölkerung und Wirtschaft einbringt.
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Energiemanagement. Es fällt uns ja doch auf die Füße. Die Bündelung der Nachfragemacht müsste eine wesentliche Verbesserung der aktuellen Situation ergeben, sowohl was die Preise als auch die Zuverlässigkeit betrifft. 27 nationale Bürokratien sind jedenfalls nicht effektiver als eine suprastaatliche Bürokratie. Insbesondere dann, wenn dort dann alle Informationen und Kompetenzen zusammen laufen. Das dürfte sich auch positiv auf die politische Stabilität vieler kleinerer Mitgliedsländer auswirken. Wobei Bulgarien ja nicht klein ist. Wir dürfen jedenfalls nicht zulassen, dass autokratische Erdgaslieferanten die EU destabilisieren. Das alles hilft in der akuten Notlage herzlich wenig. Ich weiß nicht ob auch Bulgarien mit den EU Erdgasspeichern ohne Wirtschaftskrise über den Winter zu bringen ist. Ich hoffe aber, das der EU-Notfallplan Gas auch Bulgarien hilft. Außerdem ist es gut zu wissen, dass "die Osteuropäer" (wir sind ja Mitteleuropäer) nicht nur aus Polen und dem Baltikum besteht.
Sie sind aber schon ein totaler Optimist, werter Herr Kuhlmann, in Bezug auf die EU.
„Ein richtiger Maler ist dazu in der Lage, außergewöhnliche Szenen inmitten einer leeren Wüste zu malen. Ein richtiger Maler ist dazu in der Lage, geduldig eine Birne zu malen, obwohl er vom Tumult der Geschichte umgeben ist.“
(Salvador Dalí)
Wir dürfen nicht zulassen, dass autokratische Erdgaslieferanten die EU die stabilisieren. Völlig richtig! Stellt sich nur noch die Frage wie das gemacht werden soll. Haben Sie da auch eine Idee?
Nach allem was wir wissen schlagen die gegen Russland verhängten Sanktionen auf Europa zurück. Die Rohstoffmärkte befinden sich in einem gigantischen Umbruch. Dieser Umbruch ist sehr wahrscheinlich irreversibel und kann zum dauerhaften Abstieg und Niedergang des Westens führen.. Dies ist ja auch das Thema dieser Artikel Reihe. Wie es aussieht haben wir uns selbst ins Knie geschossen. Wie konnten wir das nur zu lassen?