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Interventionspolitik der Arabischen Liga - Saudi-Arabiens islamische Geisterallianz gegen den „IS“

Dass die Arabische Liga groß in Fensterreden ist, hat nun der saudische Vizekronprinz einmal mehr bewiesen. Mit einem Militärbündnis solle der „Islamische Staat“ bekämpft werden. Diese Anti-Terror-Allianz scheitert jedoch bereits an fehlenden Kooperationspartnern  

Autoreninfo

Martin Gehlen ist Journalist und berichtet aus der arabischen Welt.

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Die moderne Geschichte des Nahen Ostens ist voll mit verschrotteten pan-arabischen Verbrüderungs- und Allianzprojekten. Seit Jahrzehnten amüsiert die Arabische Liga mit ihrem Dauerzwist mehr als dass sie überzeugt. Alle Anläufe zu Kooperationen wurden erst mit großem Pomp verkündet, um kurz danach in Streit, Drohungen und Chaos wieder ad acta gelegt zu werden. Zuletzt war es die multinationale arabische Armee gegen den Terror, im März in Sharm al-Sheikh ausgerufen durch Ägyptens Staatschef Abdel Fattah al-Sissi, um die angereisten ausländischen Gäste der Investorenkonferenz zu beeindrucken. Nach einigen Runden Gezänk zwischen den Generalstäben wurde das Projekt bereits im September abgeblasen, weil sich simpelste Fragen der Zusammenarbeit nicht klären ließen.

Nun also der zweite Anlauf 2015, die vom saudischen Vizekronprinzen Mohammed bin Salman in Riad auf einer mitternächtlichen Pressekonferenz ausgerufene islamische Anti-Terror-Allianz. Man hätte schon stutzig werden können, als der forsche Königssohn gegen Ende seines Auftritts in einem Nebensatz die Bemerkung fallen ließ, noch nicht alle 34 Staaten hätten ihre Teilnahme rechtlich bindend erklärt, seien aber so scharf auf ein Mitmachen bei dem neuen Militärbündnis, dass sie einer Vorabbekanntgabe zustimmten.

Der ratlose saudische Außenminister Adel al-Jubeir, von seinen westlichen Kollegen neugierig befragt, flüchtete sich in vage Formulierungen: Alles liege auf dem Tisch. Auch der Einsatz von Bodentruppen gegen Extremisten sei nicht ausgeschlossen.

Mangel an Kooperationsfähigkeit
 

Keine 48 Stunden später ist von dem panislamischen Kampfbündnis praktisch nichts mehr übrig – außer dem lautstarken Applaus aus Ägypten, was händeringend auf seine nächste Dollar-Finanzspritze aus Saudi-Arabien wartet. Pakistan, Malaysia und Libanon winkten ab. Indonesien ließ mitteilen, es wolle nicht mit einem Militärprojekt in Verbindung gebracht werden. Auch aus dem Tschad und Mali kamen Zweifel. Pakistans Außenminister wunderte sich öffentlich, er habe von der Rolle seines Landes erst aus den Medien erfahren. Oman, Algerien und Afghanistan dagegen waren von Anfang an nicht dabei. Und der Iran sowie Syrien und Irak, wo der „Islamische Staat“ beträchtliche Teile des Territoriums beherrscht, wurden als schiitisch dominierte Nationen gar nicht erst gefragt.

Einmal mehr gefällt sich der Nahe Osten in Fensterreden. Seiner autoritären, politischen Klasse fehlten der lange Atem und die Fähigkeit zu Kooperation. Sie hat sich in der Haltung eingerichtet, es reichte, wenn man zum Auftakt groß tönt. Danach erübrigte sich jede notwendige mühevolle Kompromissarbeit von selbst. Bei seiner amateurhaften Hals-über-Kopf Aktion geht es dem 30-jährigen Vizekronprinzen vor allem darum, sich selbst aus der Schusslinie internationaler Kritik zu bringen und das angekratzte Image seines Landes aufzupolieren. Beide Attentäter des Massakers in San Bernardino mit 14 Toten lebten einige Zeit in Saudi-Arabien. Im Jemen stärkt die katastrophale Interventionspolitik des Königshauses die Terrorgruppen mehr als je zuvor.

An der westlich-arabischen Luftallianz gegen den „Islamischen Staat“ über Syrien und Irak beteiligt sich Saudi-Arabien seit Monaten nicht mehr. Und ob die Geldströme des wohlhabenden Öl-Adels und einflussreicher religiöser Stiftungen zu den Extremisten wirklich gestoppt sind, daran gibt es nach wie vor Zweifel. Und so ist das neue saudische Bündnis kaum mehr als eine Geisterallianz. Sie belegt einmal mehr die politische Unkultur leerer Ankündigungen in der arabischen Welt. Doch sie sagt nichts aus über den tatsächlichen Willen, Terrorismus und Radikale im eigenen Haus effektiv zu bekämpfen.

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