Spiegelung im Logo eines VW-Autos in China / picture alliance

Drohendes Desaster - Wie blickt China auf die deutsche Automobilindustrie?

In der letzten Woche hat die Nachricht, dass der VW-Konzern drei Werke in Deutschland schließen will, weltweit Schlagzeilen gemacht; so auch in China. Wie blickt die chinesische Geschäftswelt auf Deutschland und Europa? Und: Profitieren am Ende die USA?

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Dr. phil. Dominik Pietzcker studierte Philosophie, Geschichte und Germanistik. Von 1996 bis 2011 in leitender Funktion in der Kommunikationsbranche tätig, u.a. für die Europäische Kommission, diverse Bundesministerien und das Bundespräsidialamt. Seit 2012 Professur für Kommunikation an der Macromedia University of Applied Sciences, Hamburg. Er ist Visiting Scholar der Fudan University, Shanghai. Zahlreiche Veröffentlichungen, zuletzt „Was ist Schönheit? Eine kurze Geschichte der Ästhetik“ (Herder Verlag).

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Chunchun Hu studierte Germanistik an der Peking-Universität und wurde an der Freien Universität Berlin promoviert. Er ist Associate Professor an der Shanghai Academy of Global Governance and Area Studies, Shanghai International Studies University und leitet dort das Masterprogramm Europastudien mit dem Schwerpunkt auf Deutschland und Frankreich.

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Die jüngste Entscheidung der EU-Kommission, Strafzölle von bis zu 35 Prozent auf chinesische Elektrofahrzeuge zu erheben, kommt für die deutsche Automobilindustrie zur Unzeit. Protektionistische Maßnahmen werden von deutschen Wirtschaftsvertretern und Wissenschaftlern einhellig abgelehnt: Strafzölle gefährden schließlich das Geschäftsmodell einer Exportnation. Dem Grundprinzip des internationalen Freihandels widersprechen sie ohnehin.

Gerade Volkswagen mit seinem Massengeschäft ist momentan extrem unter Druck geraten; die ersten Werksschließungen in Deutschland wurden bereits angedroht. Wie nicht anders zu erwarten, halten die Gewerkschaften dagegen. Das vertraute Kampfritual zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, in Wahrheit ein schlichter Verteilungskonflikt, wirkt wie aus der Zeit gefallen.

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Hans Jürgen Wienroth | Di., 5. November 2024 - 14:53

Die EU-Zölle kommen für die hiesigen Autobauer zur Unzeit, müssen sie doch finanzieller Probleme diese für den Kunden von Importfahrzeugen ausgleichen. In China selbst sind die Probleme durch die EU-Konzentration auf reine E-Autos (BEV) mit verursacht. Kaufen die Chinesen doch vorrangig, wie ich las, Hybride, also Verbrenner mit Batterieantrieb. Damit bekommt man eine Stadtzulassung und kann gleichzeitig große Strecken zurücklegen. Nur daran mangelt es den europ. Autobauern in China.

Mit einem Strompreis wie in China wäre auch hierzulande das Geschäft mit den BEV besser, auch was die Produktionskosten angeht. Dann müsste nur noch das Thema „Bürokratie“ gelöst werden, dass es so auf der Welt nicht gibt.

Die USA haben bei den E-Autos ein ganz anderes Thema als die Konkurrenz des Marktes. Dort sieht man die Gefahr in der Vernetzung, die bei den modernen E-Fahrzeugen um ein Vielfaches höher ist. Dadurch könnte das Internet für China ausgespäht werden, was man verhindern will.

Henri Lassalle | Di., 5. November 2024 - 15:11

Da fallen mir Worte von Arthur Schopenhauer ein: "Das Klappern der Mühle höre ich wohl, aber das Mehl sehe ich nicht". Deutschland hat bisher wie in einer Windschattenecke gelebt, sich auf Lorbeeren ausgeruht und auch vieles verpennt.
D hatte ja auch Politiker, wie Angela Merkel, die eine solche Situation begünstigten - es gab ja keine Probleme, es war alles Paletti.

Das Land wird jetzt zunehmend zwischen Hammer und Amboss (USA u China) eingespannt sein, eine andere Wahl hat es nicht.
Gewinner werden, wie immer, die USA sein. In D drohen jetzt bedeutende strukturelle Veränderungen und wohl auch handfeste Interessen/Verteilungskonflikte.

S. Kaiser | Di., 5. November 2024 - 15:33

„Wir machen Dtschl zum Leitmarkt für Elektromobilität, zum Innovationsstandort für autonomes Fahren und beschleunigen massiv den Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur.“
Ja, ein Hohn angesichts dessen, was sich hierzulande abspielt.
Die Tagträume der Ampel sind in China längst Realität, während hierzulande die Straßeninfrastruktur verfällt und die Brücken einstürzen. Von den noch 2005 besungenen 9 Mio Fahrrädern in Peking, sind die chinesischen Megacities nun innerhalb von 20 Jahren bei einem elektrifizierten Innenstadtverkehr angekommen, Ladestruktur inklusive.
Und angesichts der digitalen Aufgeschlossenheit der Chinesen wird autonomes Fahren nicht lange auf sich warten lassen.
China greift dabei auch auf ein vielfältiges Energieportfolio zurück, und halluziniert nicht, ausschließl auf Sonne und Wind setzen zu können. (Den 2ten Schritt vor dem 1ten machen nur ideologisch verblendete.) Zudem können sie für die Langstrecken auf ein modernes u. pünktliches Schnellzugnetz zurückgreifen.

Reinhold Schramm | Di., 5. November 2024 - 17:07

Für die Erschließung und den Aufbau und Ausbau der Infrastruktur für und zu den gewaltigen Rohstoffvorkommen der Russischen Föderation in Asien braucht es eine einvernehmliche zukunftsorientierte, wirtschaftliche und sozialpolitische Zusammenarbeit zwischen China, Russland und Deutschland. Nur gemeinsam lassen sich in Asien die wirtschaftlichen Zukunftsaufgaben für alle beteiligten Länder und Regionen lösen.

Deutschland und China verfügen über die technisch-wissenschaftlichen Voraussetzungen, in wechselseitiger Zusammenarbeit mit Russland den wirtschaftlichen und ökologischen Zugang zu ermöglichen und ihn nachhaltig für die Umwelt und Natur zu gewährleisten. In Folge würde es den materiellen und sozialen Lebensstandard für die Mehrheit der Bevölkerungen anheben, unter dauerhafter Sicherung der ökologischen Grundlagen ihrer Existenz.
{...}

Nachtrag, Teil II.

Reinhold Schramm | Di., 5. November 2024 - 17:10

{...}

In Folge würde es den materiellen und sozialen Lebensstandard für die Mehrheit der Bevölkerungen anheben, unter dauerhafter Sicherung der ökologischen Grundlagen ihrer Existenz.

► PS: Aber das liegt nicht im Interesse der deutsch-amerikanischen Atlantikbücklinge, der ideologisch, kulturell, bildungspolitisch und materiell gekauften Wirtschaftslobbyisten und ihrer parlamentarischen, gut geschmierten und korrupten Claqueuren – aus allen bürgerlichen Parteien, Parlamenten und bisherigen Regierungen Deutschlands.

Karl-Heinz Weiß | Di., 5. November 2024 - 17:54

Das Problem der massiven staatlichen Subventionierung in China wird von den Autoren nicht angesprochen. Genau an diesem Problem scheiterte vor vielen Jahren der Aufbau einer deutschen Solarzellenproduktion. Allein der Bosch-Konzern musste Milliarden abschreiben.
Die deutsche Hybris, von der Union über die Grünen, die SPD und die FDP ist das gravierendste Problem. Und genau bei diesem Punkt ist keinerlei Einsichtsfähigkeit zu erkennen.

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