- Aufgeben ist für sie keine Option
Der belarussische TV-Sender Belsat wurde 2007 mit dem Ziel gegründet, unabhängig und frei über die Diktatur des Machthabers Lukaschenko zu berichten. Seit den gewaltsam niedergeschlagenen Protesten erfahren die Journalisten in ihrem Alltag eine neue Dimension der Unterdrückung. Doch ans Aufgeben denken sie noch lange nicht.
Wenn man Darja Tschulzowa ansieht, jung, elegant gekleidet und mit einem selbstbewussten Gesichtsausdruck, kann man sich nicht vorstellen, was sie durchgemacht hat. Erst seit dem 3. September 2022 ist die 25-Jährige wieder frei – vorher saß sie fast zwei Jahre lang in einer belarussischen Strafkolonie. Darja Tschulzowa ist Journalistin für den in Warschau stationierten Fernsehsender Belsat. Sie wurde dafür verhaftet, dass sie ihren Job gemacht hat.
Im November 2020 wurde sie zusammen mit ihrer Kollegin Kazjaryna Andrejewa festgenommen, als sie in Minsk bei einer Demonstration zum Gedenken an den getöteten Aktivisten Raman Bandarenka drehte. Es war einer der Proteste im Rahmen einer Welle von Volksaufständen, die über Belarus nach den manipulierten Präsidentschaftswahlen in jenem Sommer rollte, bei denen der derzeitige Machthaber Alexander Lukaschenko nach einigen (nachweislich falschen) Angaben mit 81 Prozent der Stimmen den Sieg davongetragen hatte.
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Und im Krieg ist die Wahrheit auf allen Seiten die am heißesten begehrte Ware, nur ist sie nicht zu kaufen, egal zu welchem Preis! - "Sie wurde dafür verhaftet, dass sie ihren Job gemacht hat." Und wer "seinen Job" machen will, wie es ihr gefällt, der lebt gefährlich - bestimmt in Minsk, aber auch in Moskau und in Kiew! Ja, sogar in Berlin! Dann folgen die wunderbaren Sätze: "Damals war es das Ziel, eine Medienquelle auf belarussischer Sprache zu etablieren, die unabhängig und kritisch über den Mangel an politischer Freiheit und Menschenrechtsverletzungen in Belarus unter Lukaschenko berichtet und gleichzeitig die belarussische Kultur fördert. ... „Wir arbeiten für die Unabhängigkeit eines normalen Belarus’, wo man den Bürgern zuhört, wo wir eine normale Beziehung zu unseren Nachbarn haben“, sagt Agniezska Romaszewska-Guzy." - Schön! Das wünsche ich Minsk, das wünsche ich Moskau, Kiew und ganz besonders auch Berlin! Ich wünsche Ihnen allen ein Frohes Fest der Geburt Jesu Christi!
für unabhängige Journalisten in Ländern wie Belarus oder Russland. In Russland führten unabhängige Medien bis zum Ukraine-Krieg zumindest noch ein Schattendasein. Ihnen wurde der Zugang zur Öffentlichkeit zunehmend verschwert. Wer den großen "Adolf Vladimir Putin" nicht laut genug lobte, wurde körperlich attackiert, einfach weggesperrt, in die Verbannung geschickt oder ermordet (Anna Politkowskaja). Mit dem Überfall Putins auf die Ukraine wurde jegliche Kritik zum Vaterlandsverrat, was das endgültige Ende der noch verbliebenen Reste freier Medien einläutete. Dass die Zustände in Putin wohlgesonnenen Ländern ähnlich sind, ist bekannt. Orban trockent oppositionelle Medien z.B. aus, indem er ihr keine Frequenzen mehr gibt (Radio).
Gleichzeitig wurden Propagandamedien wie Russia Today mit Geld überschüttet. Anhänger Putins im AfD-Umfeld sehen darin nichts Verwerfliches, im Gegenteil. Während man sich gerne auf Putin-treue Medien beruft, wird die freie Presse in DE verteufelt.