- Identität, wo findet man dich?
Die Shortlist für den Deutschen Buchpreis verzichtet auf unkonventionelle und avantgardistische Kandidaten. Aber sie zeugt von einem guten Kompromiss und bildet den State of the art der Gegenwartsliteratur ab.
Die große Überraschung, die unkonventionelle Wahl blieb aus: Die Jury zur Verleihung des diesjährigen Deutschen Buchpreises hat eine Shortlist zusammengestellt, die auf renommierte Namen und aktuelle Themen setzt. Zwar hat man bei den sechs Titeln die Geschlechterparität gewahrt, allerdings finden sich unter den Verlagen mit Hanser, Suhrkamp, S. Fischer und Kiepenheuer & Witsch lediglich die Big Player der Branche wieder. Kleinere, zuletzt noch auf der Longlist vertretenen Häuser wie Klett-Cotta, Wallstein oder der Leykam Verlag fielen weg, genauso wie all jene Titel, die sich einer experimentelleren Ästhetik bedienen. Prämiert wurden stattdessen nicht minder virtuose Bücher mit starkem erzählerischen Gestus, Bücher über Charakterentwicklungen und allen voran Bücher, die von Suchenden berichten.
So etwa Norbert Gstreins „Der zweite Jakob“ oder Thomas Kunsts „Zandschower Kliniken“. Während der Protagonist in ersterem, ein Schauspieler im Fieber dunkler Erinnerungen, um den Kern seines Ichs ringt, wagt der Held des zweiten Romans den Aufbruch ins Ungewisse und landet in dem titelgebenden Ort im Norden, der sich als utopisches Erprobungsfeld erweist. Pendelnd zwischen reichlich skurrilem Humor und elegischem Timbre verhandelt der Autor hierin ein visionäres Gegenbild zum DDR-Sozialismus.
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Wodka trinkende Mütter die sich nach Afrika sehnen sind wohl kaum typisch. Das gleiche gilt für Väter in der SS. Ich denke das Leben der meisten in Deutschland Lebenden hatte weniger Dramatik. Höchstens vielleicht Väter in der HJ oder Mütter beim BdM, und dann die üblichen Kriegskarrieren wenn sie denn überlebten. Eher typisch sind wohl Flakhelfer wie Kohl, und die meisten hatten als Priorität: einfach überleben. Was immer auch von der Tätergeneration nach 45 übrig war, war entweder total zermürbt oder Krupp oä Abgesehen natürlich von den üblichen Gewinnern wie Filbinger, Kiesinger, Globke etc. Aber die Normalodeutschen? Warum schreibt man nicht über die deren Leben und Hoffnungen über zwölf Jahre zertrümmert wurden, und die weder vor 1933, während 1933-1945 und danach auf der Gewinnerseite waren? Also die ohne SS Verwandtschaft, abgesehen von denen die nicht das Glück hatten nach 1945 westlich der Elbe zu leben und damit dem Zwangsgenuss des Schwarzen Kanals nicht entkommen konnten.
Nicht zu vergessen die 40zig Jahre Zwangsbeglückung im "real existierenden Sozialismus" mit Mauerbau, Schießbefehl, Stasi-Überwachung aller.
Da sind Horden von Sozialismus-/Kommunismus-Idioten in die Fußstapfen der altvorderen Braunen Horden getreten, zwar ohne KZ´s und ohne Gas, haben aber alles rot lackiert was vorher braun war. Und in die CSSR sind sie erneut einmarschiert!
Sind die Führungskader und ihre Handlanger eigentlich zur Verantwortung gezogen worden? Eine von ihnen führt heute ein der Stasi ähnliche Stiftung.
...werter Herr Page.
Ich habe ja nur den freien Teil lesen können (was ok ist) und mein Feedback wäre, dass es bei dieser Preisvergabe wohl um einen ersten Schritt hin zur Normalität gehen sollte.
Das leite ich aus der Beschränkung auf die BigPlayer der Verlage ab.
Bzgl. Ihrer kritischen Anmerkung denke ich, dass es damit zusammenhängen könnte, dass das Leben des "Normalos" eher unaufgeregt, ohne Geheimnisse und wenig skandalträchtig verlaufen ist, bzw. verläuft.
Das ist also "wenig Fleisch am Knochen" für die Literaten.
Diese Art Romane gibt es zwar, aber sie gehen nur mitsamt einer reichlichen Portion Humor über den Ladentisch.
Einfach *humorvolle Alltagsgeschichten* goockeln...
Da wird man fündig.
Bestimmt also der Leser selbst das (an-)gebotene Niveau?
Manche Diskussionen/Kommentare hier sind mir wirklich unerklärlich. Die Shortlist vom Buchpreis wird (sprachlich wunderbar geschliffen btw) vorgestellt und Sie monieren die Inhalte der Werke? Wie ich meinem Vorreder nur beipflichten kann: Normalos geben wenig Fleisch am Knochen, aber die Kommentatoren bei Cicero wissen es wie so oft besser.