Im Zentrum steht die stumme Magd Teresa (Galatéa Bellugi, M.) mit den Musikerinnen Lucia (Carlotta Gamba), Bettina (Veronica Lucchesi), Marietta (Maria Vittoria Dallasta) und Prudenza (Sara Mafodda) / Neue Visionen Filmverleih

Film der Woche: „Gloria!“ - Mehr Post-Bitchiness wagen

Das Barockmusical „Gloria!“ der italienischen Regisseurin Margherita Vicario ist ein frisches, hoffnungsvolles Plädoyer für Solidarität unter Frauen. Ein wichtiges Thema, das zu Unrecht ein mediales Schattendasein neben Wokeness und MeToo führt.

Autoreninfo

Ursula Kähler ist promovierte Filmwissenschaftlerin und arbeitete unter anderem am Deutschen Filminstitut & Filmmuseum in Frankfurt am Main. Sie veröffentlichte „Der Filmproduzent Ludwig Waldleitner“ (2007) und „Franz Schnyder. Regisseur der Nation“ (2020).

 

So erreichen Sie Ursula Kähler:

Venedig im Jahr 1800. Napoleons Sieg über die Österreicher in der Schlacht bei Marengo brachte Oberitalien wieder unter französische Herrschaft. Die Parole der Französischen Revolution von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit inspirierte nun auch die Bürger Italiens. Bis hinein in die untersten Schichten der sozial Ausgegrenzten und Vergessenen. Etwa die Waisen im Kollegium Sant Ignazio, einer alten Musikschule für mittellose Mädchen.  

Hier hat Margherita Vicario den Plot ihres Debütfilms angesiedelt. Der Schauplatz in der Nähe der Lagunenstadt ist fiktiv. Er beruht aber auf historischen Vorbildern. Jahrhundertelang wurden in der Region um Venedig verwaiste Mädchen in vier sogenannten „Ospedales“, einer Mischung aus Waisenhaus, Hospital und Musikinstitution, musikalisch ausgebildet. In Gottesdiensten umrahmten sie die Liturgie, spielten Oratorien und Motetten, sangen. All dies meist im Verborgenen. Vorurteile und Misogynie verdrängten die teils brillanten Musikerinnen auf Balkone, hinter Gitter und Samtvorhänge. In einem dieser Konservatorien war Antonio Vivaldi Hauskomponist. Sein „Gloria in Excelsis Deo“ singen die Schülerinnen aus Sant Ignazio kraftvoll gleich zu Beginn des Films – sichtbar, vor dem Altar.  

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Walter Bühler | Mi., 28. August 2024 - 18:39

... nur die Überschrift kommt mir gänzlich unpassend vor, möglicherweise meinem Alter und meinem Geschlecht geschuldet.

Aber der Begriff "post-bitchiness" (= "Post-Zickigkeit"; maskulin wohl "post-doglyness" = ???) scheint mir gar nicht zu passen. Was soll das "post-"?

In Wahrheit wird im Film doch etwas beschrieben, das VOR der heutigen "Zickigkeit" bestand?

Und welchen Sinn hat die zugrundeliegende Assoziation mit "Hündinnen".

Vielleicht sollte man auf solche Abstrahierungen und auf seltsame Tiervergleiche verziechten.

Nix für ungut.