SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz und Außenminister Sigmar Gabriel stehen am 28.08.2017 während eines Wahlkampfauftrittes auf dem Marktplatz in Salzgitter-Bad (Niedersachsen) gemeinsam auf der Bühne.
Die Argumente, die Schulz und Gabriel kurz vorm Wahltag ins Feld führen, riechen stark nach Panik / picture alliance

Wahlkampf-Endspurt der SPD - Kurz vorm Kolbenfresser

Die SPD wird bei dieser Bundestagswahl wohl die dritte schlimme Niederlage in Folge einfahren. Zuvor aber dreht die Parteispitze nochmal richtig auf und greift verzweifelt zu den letzten Mitteln. Innerparteilich aber bestimmt längst eine andere Frage die Debatte

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Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

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Früher kannte man das vom Mofa. Und bei der Fichte gibt es ein ganz ähnliches Phänomen. Das Mofa, fester Bestandteil (m)einer glücklichen Achtziger-Jahre-Jugend, drehte nochmal besonders hoch und fuhr noch mal besonders schnell kurz vor dem Kolbenfresser. Und „Angsttriebe“ nennt man bei den Koniferen jenes geile Austreiben, das kurz vor dem Absterben des Baumes eintritt.

Nahender Kolbenfresser, Angsttriebe: Wähle ein jeder die Metapher, die seiner Vorstellungswelt entspricht. Jedenfalls legt die SPD in den letzten Tagen vor der Bundestagswahl ein Verhaltensmuster eben dieser finalen Kategorie an den Tag.

Die Verzweifelten

So etwa Sigmar Gabriel, Ex-Parteichef, der Martin Schulz die Kandidatur und den Parteivorsitz überlassen hat. Er dreht nochmal voll auf und wirft der Kanzlerin vor, über ihre Fürsorge für die vielen Flüchtlinge diejenigen zu benachteiligen, die im Merkel-Sprech „schon länger hier leben“. Und Martin Schulz prangert hohe Mieten an und bedauert das Versagen der sogenannten Mietpreisbremse.

Das Problem ist nur: Das eine, Merkels Flüchtlingspolitik, haben die Sozialdemokraten in der akut-brenzligen Phase 2015/2016 mitgemacht. Das andere, die Mietpreisbremse, in Person des zuständigen Justizministers Heiko Maas sogar aktiv betrieben und verantwortet.

Nun könnte man in einem strategisch gut geplanten Wahlkampf auch gegen diese beiden Einwände eine wasserfeste Argumentation aufbauen. Aber nicht hundert Stunden bevor die Wahllokale schließen damit um die Ecke kommen. Das sieht nach Panik aus und riecht auch so.

Schlimmer geht nimmer?

Zu den weniger gewagten Aussagen zum Ausgang dieser Bundestagswahl gehört die Prognose, dass die SPD die dritte schlimme Niederlage in Folge einfahren wird. Nach 23 Prozent mit Frank-Walter Steinmeier 2009 und 25,7 Prozent mit Peer Steinbrück 2013 sind die bisherigen Tiefpunkte markiert, was nicht heißt, dass diese nicht noch unterboten werden können.

Ein Kandidat, bei dem viele Wähler alsbald an der Kanzlertauglichkeit zweifelten, und ein wirrer Themenmix führen aller Wahrscheinlichkeit nach zu diesem Ergebnis. Bleiben wird von Martin Schulz ein kurzer Höhenflug, der eine Ahnung davon gegeben hat, was drin gewesen wäre. Mit einem überzeugenderen Kandidaten und einem eigenständigen Programm in früher Abgrenzung von der Amtsinhaberin.

Die verpasste Chance

Um wenigstens die „2“ vorne im Ergebnis zu halten, greifen Schulz und Gabriel verzweifelt zu den letzten Mitteln. Wovon die SPD hingegen im gesamten Wahlkampf nie Gebrauch gemacht hat: Den Unmut an der Kanzlerin als Wasser auf die eigenen Mühlen zu lenken. Es sei die These gewagt, dass Parteien, die eine Koalition (und damit die Hilfe zum Erhalt von Merkels Kanzlerschaft) mit der Union abgelehnt (Linke und AfD) oder streng konditioniert haben (FDP) mit einem relativ starken Ergebnis abschneiden werden. Wohingegen jene, die das nicht tun (Grüne, SPD), mutmaßlich gerupft aus dieser Wahl herausgehen werden.

Die SPD könnte schon deshalb auch ein „Nein“ zu einer dritten Koalition unter Merkel aussprechen, weil sie am Ende an einem Mitgliederentscheid nicht vorbeikommt und die Stimmung an der Parteibasis nicht danach aussieht, dieser dritten Großen Koalition unter Merkel das Jawort zu geben. Allerdings muss man dabei berücksichtigen, dass die konkrete Aussicht auf einen Anteil an der Macht am Ende immer einen großen Magnetismus auslöst: Fast 76 Prozent gültiger Stimmen bei einer Beteiligung von 78 Prozent der Mitglieder gaben ihrer Partei vor vier Jahren das Placet. Und vorher war auch viel vom Widerwillen dagegen zu lesen gewesen.

Die neue Chance

Doch nach weiteren vier Jahren (und einem weiteren Absinken) ist ein Argument, das vielen neu zu denken geben wird, vielleicht noch stärker: Kann es nicht vielleicht sein, dass ein Wiederaufbau aus der Opposition heraus größere Aussicht auf ein Erstarken bietet als ein Dasein als kleinerer Koalitionspartner?

Wer mit Sozialdemokraten dieser Tage spricht, merkt, dass diese Frage schon jetzt die innerparteiliche Debatte bestimmt. Ein geschwächter Martin Schulz wird sich viel schwerer tun als ein Parteichef Sigmar Gabriel, der die Wahlniederlage wenigstens nicht persönlich als Kandidat zu verantworten hätte.

Lesen Sie weitere Texte zur Bundestagswahl im Cicero-Dossier.

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Christa Maria Wallau | Mi., 20. September 2017 - 11:43

Ich bin davon überzeugt, daß die allermeisten
Funktionsträger und Mitglieder sowohl bei der CDU als auch bei der SPD längst w i s s e n, daß sie
2015 den größten "Mist" in ihrer gesamten Regierungszeit gebaut haben, als sie in ihrer Feigheit ("Die Getriebenen") nicht entschieden, den Strom der Migranten rigoros zu stoppen. Aber auf ein gemeinsames Eingeständnis dieses eklatanten Fehlverhaltens wird man wahrscheinlich bis zum St. Nimmerleinstag warten.
In einer solchen Situation klingt das ruhig-beschwichtigende "Weiter-so!" der Merkel-CDU
immer noch glaubhafter als der geifernde
Angriff der SPD auf die bisherigen Partner, mit denen sie alles g e m e i n s a m verbockt hat.

Wenn man es mit der SPD gut meinte, müßte man ihr raten, in die Opposition zu gehen und einen
Neu-Anfang zu wagen. Das Parteien-Spektrum wird sich in den nächsten Jahren sowieso neu ordnen. Unter dem Druck der Verhältnisse könnten dann die Linken und die SPD wieder zueinander finden.

Die Linken und die SPD werden (hoffentlich nie) wieder zueinander finden. Es sind nämlich die unverträglichen Hinterbliebenen - einerseits von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht – und anderseits von Gustav Noske und Friedrich Ebert. Voraussetzung für eine neue „vereinigte Linke“ wäre daher der Verlust ihres Langzeitgedächtnisses – reicht an Verrat, Feindschaft…… und vergeblichen Hoffnungen und Idealismus – und damit die wirklich endgültige Abwendung vom Marxismus und die bedingungslose Hinwendung zum Merkelismus, also Globalisierung statt internationale Solidarität, Multikulti statt Arbeiterbewegung, Freiheit am Hindukusch statt Meinungsfreiheit, Fakes statt Bildung, Kriegsförderung statt Friedenspolitik, Teile-und-herrsche statt Demokratie, Wall Street statt Wallstrasse (Wallstrasse in Berlin, bis 1933 Sitz des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes)………….

Stefanie Rilling | Mi., 20. September 2017 - 12:28

Ohne den permanente medialen Hype für die SPD wäre diese kaum noch in den Köpfen der Wähler vertreten.
Die Wahlkampfplakate der SPD sind an Sinnleere kaum zu überbieten.
Ab und an ist mal ein Brüller dabei, so z.B. wenn sich ein SPD-Parlamentarier für 15.000 neue Stellen bei der Polizei einsetzen will, wenn er gewählt werden sollte und die Partei gleichzeitig über Jahre gegen die AfD gehetzt hat, die Gleiches schon seit Jahren fordert.
Diese SPD braucht keiner mehr. Wer etwas für die Demokratie und die Regierungswilligkeit in diesem Land tun möchte, der setzt seine Stimme eh bei der AfD. Denn diese bestimmt das politische Tagesgeschehen und treibt damit die Regierungsverantwortlichen vor sich her.
Mit der SPD sorgt man man eher für ein sicheres Auskommen der Pöstchenbesetzer mit Beamtenmentalität. Ändern wird sich mit der SPD sicher NICHTS.

Ändern wird sich mit der SPD sicher NICHTS.

Schon garnicht mit diesem neoliberal völlig verblendeten AGENDA 2010 Führungskader!!!
Was mich aber am meisten ärgert, ist die penetrante Reälitätsverweigerung, bezgl.der Lebensrealität ihrer ehemaligen Wählerklientel, die jeden Tag daran erinnert wird, was sie den rotlackierten Neoliberalen "zu verdanken" hat !!!
Im Prinzip müßte das gesamte Führungspersonal, das ja noch aus der Schröder-Ära stammt und die SPD als sozialdemokratische Partei zerstört hat, auf der Stelle entlassen werden incl. dem "Seeheimer Kreis" und die daraus resultierende "Rumpfpartei"sich für eine lange Zeit in der Opposition sich hoffentlich eines Besseren besinnt!

Ja, die SPD hat sich überflüssig gemacht, obowhl sie nach der Medienpräsenz in der Mainstream-Presse als die treibende Kraft in Deutschland dargestellt wird.
So wie sich die Parteien in den vergangenen Jahren verhalten haben, gibt es eine links stehende Partei, nämlich die LINKE, eine neue sozialdemokratische Partei, nämlich die CDU, sowie eine Partei für die bürgerlich-konservative Klientel, nämlich die AfD (Wenn da nur nicht so viele rechte Trittbrettfahrer vorhanden wären). Die FDP muss erst einmal zeigen, wohin sie gehört, und die GRÜNEN kann man gut durch die neue CDU ersetzen.
Schauen wir ´mal, wie es sich entwickelt! Ein bundesweiter Auftritt der CSU könnte da noch einmal etwas Bewegung bringen.

Ralf Altmeister | Mi., 20. September 2017 - 12:36

Gegen die Flüchtlingspolitik ?
Gegen die Schuldenvergemeinschaftung ?
Gegen die sogenannte Energiewende ?
Gegen den ESM ?
Gegen die Verwerfungen, die der € verursacht ?
Gegen die grenzenlose Toleranz gegenüber Islamverbänden ?
Wie will man das machen, ohne AfD- Positionen zu überhehmen ?
Das Ganze ließe sich fortsetzen.
Mir fehlt da jegliche Fantasie.

Das ist auch das Dilemma der anderen Etablierten.
Man müßte sich Fehler eingestehen, ideologischen Ballast abwerfen und versuchen, das eine oder andere Problem wieder über die Vernunftebene anzugehen.
Aber ob das noch gelingen kann, nachdem das Kind schon so weit in den Brunnen gefallen ist?

Genau das ist das Problem der SPD aber auch der Grünen,die wissen wo der Hase Läuft um den zu kriegen müssten sie in Richtung AFD schwenken Mit Fantasie ist da nichts zu machen sie könnten es nur noch mit Lügen versuchen dazu reicht die Zeit nicht mehr

Das Absurde ist:
Die AfD wird als ekliges Schmuddelkind bezeichnet, aber ...
je näher die Wahl kam umso mehr Forderungen der AfD - etwas umformuliert - hat man übernommen. Das ist nichts anderes als versuchte Wählertäuschung: wir tun jetzt mal so, als ob uns der Wähler wichtig wäre ....

Hermann Neumann | Mi., 20. September 2017 - 12:48

Schröder hat die SPD ruiniert und sich saniert.

Walter Meiering | Mi., 20. September 2017 - 13:59

Antwort auf von Hermann Neumann

Ich glaube, es ist eher umgekehrt. Schröder hat versucht, die SPD zu sanieren. Die SPD hat sich danach selbst ruiniert, weil sie nicht von ihren alten linken Illusionen lassen konnte.

Dimitri Gales | Mi., 20. September 2017 - 21:09

Antwort auf von Walter Meiering

Es ist aber tatsächlich so, dass Ex-Kanzler Schröder den bekannten Satz "per aspera ad astra" nur für seine persönliche Karriere angewandt hat. Er hat die Partei benutzt (und dabei destrukturiert), die Gewerkschaften, die Presse, und viele andere. Im Mittelpunkt stand nur er. Er wollte, wie überliefert ist, "die Macht und die Kohle". Und das Geld ist immer bei den Bossen.
Er wäre bei der FDP oder im Wirtschaftsflügel der CDU besser augehoben gewesen.

Dr. Roland Mock | Mi., 20. September 2017 - 21:21

Antwort auf von Walter Meiering

So ist es. Schröder war der letzte Kanzler (-Kandidat), unter dem die Sozis noch eine Chance hatten. Jetzt können sie machen was sie wollen: Je linker Sie sich gebärden, desto mehr verengt sich ihr Wählerpotential auf die "Abgehängten". Die dann auch gleich die LINKE wählen können. Die "hart arbeitenden Menschen", die Schulz angeblich im Visier hat, machen ihr Kreuz bestimmt nicht bei einer Partei, die ihnen, sobald sie ein bißchen erfolgreicher sind als andere, zusätzlich zur sowieso schon progressiv ansteigenden Steuerlast noch einen Zuschlag aufbrummen will.

Yvonne Walden | Mi., 20. September 2017 - 12:54

Nach dem rapiden Abwärtstrend der SPD dürfte es für die Partei sehr schwer werden, wieder "Land zu gewinnen".
Schon die Kanzlerschaft von Helmut Schmidt war für viele Wählerinnen und Wähler eine arge Zumutung, denn Schmidt stand irgendwie immer "auf der falschen Seite".
Er war schon eher ein "Kanzler des Kapitals" als ein "Kanzler der Arbeitnehmerschaft".
Zudem forcierte er die sogenannte "Nachrüstung", die vielen SPD-Anhängern ein Dorn im Auge war.
Aber erst Gerhard Schröder lenkte die SPD-Politik schließlich in eine Richtung, die ihr fast den Todesstoß verpaßte.
Und auch SPD-Spitzenleute wie Peer Steinbrück, Wolfgang Clement und Franz Müntefering haben bis heute den Ruf "falscher Propheten", die nichts unternahmen, um die Interessen der SPD-Wählerschaft durchzusetzen.
Wie soll diese Partei also wieder auf die Beine kommen?
Es fehlt an glaubwürdigen Vordenkern (wie beispielsweise Erhard Eppler), die sich wieder auf die Wurzeln ihrer Partei besinnen.
Aber: die Hoffnung stirbt zuletzt.

ihren Beitrag könnte man eigentlich zustimmen.

Aber das Sie den Erhard Eppler ins Spiel gebracht haben, entwerten Sie Ihren Beitrag , ohne Not, selbst.

Eppler ( ein Linker ???? ) der die Agenda 2010 , den ( Kriegs ) Afghanistaneinsatz der Bundeswehr unterstützte, und den Kosovokrieg auch.

Nein danke,nun frömmelt er.

Dr. Lothar Sukstorf | Mi., 20. September 2017 - 13:09

Bei aller Diskussion um/über "Machtgeilheit", vertane Chancen, Neuorientierung etc. , möchte ich anführen...na na, die SPD hat sich redlich bemüht, das kann man ihr ja nicht absprechen. Dass es einige Profilierungs-Protagonisten, die die PC nochmals auf 1000% steigern möchten - wie Heiko Mass gibt, die es der SPD sehr schwer gemacht haben, ist unbestritten. Nur, die Suche nach dem letzten "Edelarbeiter" bringt die Partei auch nicht weiter. Aus meiner Sicht möge sich die Partei trösten, die CDU wird es künftig noch viel schlimmer ereilen, denn Merkel macht die CDU mehr mehr zu Grünen und damit jedoch für die große Mehrheit kaum noch wählbar. Ich wage die Prognose, daß die CDU die Entwicklung der DC in Italien erleiden wird. In 15 bis 20 Jahren ist die Partei neben der SPD nur noch eine 15-20% Partei, mehr nicht.

Mathias Trostdorf | Mi., 20. September 2017 - 13:24

...gefällt mir gut.
Nach einer gestern in der Welt veröffentlichten Umfrage kommen die Genossen um ihren unermüdlichen Superstar Schulz, der ja zuletzt noch- wohl in großer Verzweiflung- den Pflegekräften 30Prozent(!) mehr Gehalt versprach, nur noch auf den vierten Platz!
Was für eine Schmach!

PS: Nicht, daß die Pflegekräfte mehr Lohn nicht verdient hätten, aber der SPD-Strahlemann hatte ganz vergessen zu erwähnen, woher er den zweistelligen Milliardenbetrag nehmen will, den das kosten würde. Zusätzlich zu den vielen anderen Wohltaten, die die Genossen schon vorher versprachen.

Josef Garnweitner | Mi., 20. September 2017 - 16:06

Antwort auf von Mathias Trostdorf

der Schuldenberg Deutschlands kommt doch daher, daß Politiker - nicht nur von der SPD, aber da ganz besonders - viele Wohltaten versprochen, aber nie gesagt haben, daß diese der Empfänger gefälligst selbst zu bezahlen hat. Da der Staat als solcher ja nichts erwirtschaftet.

Der einzige ehrliche Politiker dürfte Ludwig Erhard sein, der schon 1971 sagte:

"Es wird der Tag kommen, da der Bürger erfahren muß, daß er die Schulden zu bezahlen habe, die der Staat macht und zum "Wohle des Volkes" deklariert."

Da der gemeine Bürger ja nichts hinterfragt, ja sogar Wahlversprechen glaubt, ist es den Politikern bisher gut gelungen das zu verheimlichen.

Dr. Florian Bode | Mi., 20. September 2017 - 13:26

Aus Verbohrtheit hat die SPD eine riesige Chance vertan. Mit dem sowohl für, als auch gegen Merkel Rumgeeiere hat sie es versäumt, die Wähler für sich zu gewinnen, die fast jeden wählen würden, um nicht noch 4 Jahre die Teufelsraute ertragen zu müssen.

ingrid Dietz | Mi., 20. September 2017 - 13:37

eigentlich wie immer : danke für Ihre journalistisch einwandfreie Arbeit !

Das Sterben der SPD begann ja schon mit dem Basta-Kanzler Schröder !
Auch ich als damaliges SPD-Mitglied haben an den Montags-Demos regelmäßig teilgenommen.
Nachdem Hartz IV beschlossen wurde, habe ich mein Parteibuch zurückgegeben und meine 30-jährige Mitgliedschaft gekündigt.

Fakt ist: seit dem Basta-Kanzler Schröder hat sich die SPD als Partei der Arbeitnehmer mehr und mehr verabschiedet ! Die schlimmsten Beschneidungen der AN-Rechte, die Kürzungen für künftige und aktive Rentner stammen aus der Feder der SPD !

Die SPD steht jetzt dort, wo sie hingehört: im Abseits ! Die Genossen haben sich ja redlich Mühe gegeben !

Der 'Basta-Kanzler' Schröder hat die SPD in Wahlen immerhin an die 40 Prozent Marke gebracht. Heute hat sich die Anzahl der Wählerstimmen halbiert. Das liegt aber nicht an Schröder, denn der ist sich treu geblieben. Es liegt an der SPD, die aller Welt dokumentiert, dass sie nicht weiß, was sie will. Aber eines sollte klar sein: Mit einer ausgeprägt linken Politik fühlen sich vielleicht einige Genossen wohler, die SPD wird aber nie mehr eine Stärke erreichen, wie sie eher 'bürgerliche' Kanzler wie Brandt, Schmidt oder Schröder erreicht haben.

Yvonne Walden | Mi., 20. September 2017 - 14:39

Antwort auf von Walter Meiering

Eine "bürgerliche", also kapital-orientierte Politik betreiben bereits die Unionsparteien und auch die FDP.
Es fehlt an einer "arbeitnehmer-orientierten" Politik, für die die SPD in den 1950er bis 1970er Jahren gekämpft und gestritten hat, gemeinsam mit dem DGB.
Gerhard Schröder konnte eigentlich nur deshalb bei den Wählerinnen und Wählern punkten, weil er aus kleinsten Verhältnissen stammte und man ihm zutraute, eine Politik für "die kleinen Leute" durchzusetzen.
Es kam jedoch ganz anders.
Deshalb wurde die damalige SPD-GRÜNEN-Koalition abgewählt.
Die SPD hätte nur dann neue Wahlchancen, wenn sie dem Wahlvolk klar offerieren würde, für eine gerechtere Verteilung von Einkommen und Vermögen einzutreten - ohne wenn und aber. Mogelpackungen hat auch die SPD genügend verkauft und sich dadurch ihren Ruf ruiniert.
Es kann und darf nicht sein, daß die oberen zehn Prozent reicher und reicher werden, während die Einkommen und Ersparnisse breiter Bevölkerungsschichten stagnieren.

Ich habe eine einfache These: Wenn die oberen 10% die Hälfte besitzen u. 40% knapp fünfzig Prozent. In Summe also 97%. Dann, so meine These, wird sich nix ändern. Weil jene Merkel-Alternativlos wählen. Die wollen das es so bleibt, wie es ist.

Selbstredend das die CDU nur zwischen 20 - 30 % der gesamten Wählerstimmen bekommt. Das aber reicht schon, um die Regierungsmehrheit zu stellen, und den anderen 70 - 80 % der Wähler und Bürgern zu sagen, an welche Spielregeln sie sich zu halten haben.

Kein vernünftig denkender Arbeitnehmer würde die Hartz - Gesetze befürworten. So blöd ist kein Mensch, das er sich den Lohn seiner jahrelangen Arbeit berauben lassen will oder per Zwang und Sanktionen bearbeitet werden will!

Dr. Roland Mock | Mi., 20. September 2017 - 21:49

Antwort auf von Torsten Knecht

Ich beschränke mich mal auf die Zahlen: 1. Wie ergibt sich aus Ihren Angaben eine "Summe" aus 97% und was soll diese bedeuten? Da ist Ihnen vielleicht etwas durcheinander gekommen. 2. Was haben die 20% bis 30% Wählerstimmen der CDU mit der Einkommensverteilung zu tun? und 3. Was diese wiederum mit der "Regierungsmehrheit"? Würde eine andere, z.B. linke, Partei mit demselben Stimmenanteil bei selber Wahlbeteiligung und gleicher oder auch anderer Vermögensverteilung keine Regierungsmehrheit erringen?

Torsten Knecht | Do., 21. September 2017 - 14:55

Antwort auf von Dr. Roland Mock

... u. bedeutet ableiten.

Ich leite vom Vermögen/Einkommen die Präferenz der Wählerstimme für eine Partei ab. Selbstredend das die Merkel-CDU sowie die Agenda-SPD die Interessen der Wirtschaft/Verm. zugunsten der "normalv. u. niedrigverdienenden AN" vertreten.

Meine zweite Annahme ist die, das jene Vermögende mit der niedrigeren Kapitalversteuerung (25%) im Vgl. zur Arbeit (42%) einverstanden sind, ebenfalls "weiter so" wählen.

Schauen wir uns die Zahlen an: http://www.arm-und-reich.de/verteilung/vermoegen.html Demnach besitzt die obere Hälfte 95,8 % der Vermögen (ok, kleine Korrektur nach unten).

Meine Schlussfolgerung: Diese Verteilung ist kein Naturgesetz sondern aufgrund der Gesetze so möglich. Wer von der oberen Hälfte will jetzt daran etwas ändern? (Fast) Niemand! Die streben nach Besitzstandswahrung und nicht nach Veränderung. Und diese Besitzstandswahrung gewährt Ihnen Merkel!

Die untere Hälfte ist politisch nicht repräsentiert u. res. Nichtwähler. Ganz simpel.

1. Aus Ihren Zahlen ergab sich weder eine Summe von 96% noch von 97%, aber sei's drum: ich weiß jetzt worauf Sie hinauswollen. 2. Auch Ihre sonstigen Einlassungen erscheinen mir etwas abenteuerlich. Insbesondere Ihre Behauptung, daß "die untere Hälfte... nicht politisch repräsentiert" ist. Seit wann das denn? Jeder Wähler hat unabhängig von seinem Einkommen zwei Stimmen. Und an linken Parteien sowie an Lobbyisten, welche die Interessen der "Schwachen" zu vertreten vorgeben, mangelt es in diesem Land doch wohl ebenfalls mitnichten. Oder?

Torsten Knecht | Do., 21. September 2017 - 21:47

Antwort auf von Dr. Roland Mock

1) Die Hälfte der Bevölkerung (50%) besitzen am Gesamtvermögen 95,8%.
2) Vorsicht Falle! Ein Denkfehler ist es, von dem Tatbestand der Existenz einer Partei o. "Lobby" auf die Interessen ihrer Wähler zu schließen. Das war u. ist ja gerade das Problem der Problempartei SPD.

Bsp. zu 2) Ramelow ist linker MP in Thüringen. Er befürwortet u. setzt sich proaktiv für die Zuwanderung von Migranten in den thüringischen Arbeitsmarkt ein. Gleichzeitig lässt er die einheimischen Arbeitslosen bei Integrationsmaßnahmen außen vor.

Zweites Bsp. für "linke Politik": Thüringen hat pro Kopf die meisten Leih-AN in ganz D. Und das trotz rot-rot-grüner Landesregierung und trotz roter Gesinnung. Mit anderen Worten: Wozu braucht es Merkel, wenn die Linken o. Sozis auf "weiter so" machen wie bisher?

Pauschal sage ich, das Armut in D. keine (uneigennützige) Lobby hat - abgesehen vom ehrenamtlichen Bürgerengagement bei den Tafeln u. ähnlichen Hilfsangeboten.

Hermann Neumann | Mi., 20. September 2017 - 17:06

Antwort auf von Walter Meiering

Schröder und "bürgerlich"? Das kann ja wohl nicht ihr ernst sein!
Diese abenteuerliche These, Schmidt und Brand in einer Reihe mit GASPROM Schröder zu nennen wird Brands und Schmidts Verdiensten wirklich nicht gerecht.

Gerhard Schröder soll - auch schon vor seinem Amtsantritt als Bundeskanzler - angeblich mehrfach bei Helmut Schmidt zu Gast gewesen sein, rein privat, versteht sich.
Er hat sich sicherlich von Schmidt in die "Regierungskunst" einweisen lassen, selbstverständlich.
Aber Schmidt dürfte ihm auch nahegelegt haben, wie er "die Wirtschaft" zu bedienen und zu hofieren habe.
Wie schon erwähnt, setzte sich Schmidt als Bundeskanzler in keiner Weise für uns Arbeitnehmerinnen und -nehmer ein, im Gegenteil.
Bereits während seiner Amtszeit konnte das Kapital Oberwasser gewinnen und eine Politik der Stärke gegenüber der Arbeitnehmerschaft beginnen, was bekanntlich dazu führte, daß unsere Löhne und Gehälter über Jahrzehnte stagnierten, während die Unternehmensgewinne nur so sprudelten. Schmidt sprach sich bekanntlich auch nicht gegen die sogenannte Agenda 2010 aus.
Insoweit ist es durchaus legitim, auch Schmidt in eine "Ahnenreihe" mit den übrigen SPD-Größen in eine Reihe zu stellen.

Und Mutti die garantiert nichts an Harz4 ändern will und wird und der Harz4 damals nicht weit genug ging ist der Liebling der Nation und liegt bei ca. 35 - 40%? Also irgendwo stimmt da was nicht oder dieses Hart4 Mantra muss immer her halten um ein Haar in der SPD Suppe zu finden.

Frau Keppelen, unsere Raute genießt das unverfroren was Schröder ihr auf dem Amtstisch gelegt hat. Merkel wird daran nie etwas ändern, denn mit dem Ausputz der AN lassen sich die Statistiken aufhübschen. Daraus kann man ihr keinen Vorwurf machen, sie nimmt dankbar was ihr Schröder hinterlassen hat an, dafür wird er ab und an von ihr in Nebensätzen gelobt, dass muss genügen. Verraten hat die AN Schröder! Wählbar sind in meinen Augen weder die SPD noch die CDU/CSU, FDP noch die AFD.

Juliana Keppelen | Do., 21. September 2017 - 10:01

Antwort auf von Ursula Horvath

sie haben recht aber vollkommen unter den Tisch wird gekehrt, dass die ursprüngliche Harz4 Fassung damals über die Bundesratsmehrheit CDU/CSU unter Merkel verschlimmbessert wurde. Und den Mindestlohn den Herr Schröder einführen wollte von den Gewerkschaften vor allem von der IG Metall verhindert wurde wegen der "Tarifautonomie und so". Also die SPD wird bestraft und zum Buhmann stilisiert für etwas das zu dem damaligen Zeitpunkt richtig und wichtig war und Verkrustungen aufgelöst hat. Und die "Konservativen" und "Neoliberalen" die ganz sicher nichts an Harz4 ändern werden, können sich genüsslich die Hände reiben, denn ihnen kann nichts besseres passieren als dass die "Sozen" klein gehalten werden und wer sich die Parteispenden genauer anschaut kann sich ausrechnen wohin die Reise gehen soll.

Ich glaube, Sie liegen falsch, Frau Keppelen. Es bedurfte und bedarf nicht der hier immer wieder zitierten Hartz4-Gesetzgebung, um "ein Haar in der SPD-Suppe zu finden". Sosehr Sie auch immer wieder auf "Mutti" schimpfen: An ihrem schleichenden Niedergang ist die in der Klassenkampfrhetorik des vorletzten Jahrhunderts gefangene SPD ganz, ganz, ganz allein schuld.

helmut armbruster | Mi., 20. September 2017 - 14:06

ein Eiertanz um Wischi-Waschi-Begriffe wie "mehr Gerechtigkeit" führt nicht zu Glaubwürdigkeit auch wenn der Sprecher noch so treuherzig dreinschaut und seine Stimme feierlich wird.
Glaubwürdigkeit erreicht man eher, wenn man mit Leib und Seele und Leidenschaft hinter dem steht, was man sagt.
Die Zuhörer spüren meistens, ob es nur Schau ist oder wirkliche Überzeugung.
Hätte die SPD ein Spitzenpersonal, das wirklich kämpfen wollte für das, was es propagiert, dann hätte sie dieses Glaubwürdigkeitsproblem jetzt nicht.

Robert Müller | Mi., 20. September 2017 - 14:09

Mir hängt der Wahlkampf schon zu den Ohren heraus. Zum Glück ist das am Sonntag zu Ende, während für die Bundespolitiker die zweite Halbzeit beginnt, wenigstens für einige. Worüber werden wir dann vom Cicero informiert werden? Bin schon neugierig!

alles ist gesagt (bzw. wurde verschwiegen), es wurde genug herumgeeiert, jeder weiß mehr oder weniger, wo er steht - am Sonntag kommt endlich die Quittung.

Dass mich jetzt noch etwas in helle Empörung versetzen könnte, hätte ich eigentlich nicht gedacht. Doch Peter Altmaier, unser hochverehrter Kanzleramtsminister, hat es mit seiner ungeheuerlichen Äußerung, ein Nichtwähler sei besser als ein AfD-Wähler (!!!), geschafft. So viel Verachtung der Demokratie ist kaum zu toppen und müsste eigentlich ein Rücktrittsgrund sein.
Da bringt man Generationen von Schülern bei, auf jeden Fall von dem vornehmsten Recht in einer Demokratie, nämlich dem der Wahl, Gebrauch zu machen, und ein Mitglied der Regierung rät allen, die eine ihm nicht genehme andere demokratische Partei wählen wollen, besser zu Hause zu bleiben.
Ich konnte es kaum glauben ...

Gerd Taddicken | Mi., 20. September 2017 - 14:53

Vielleicht hätte die SPD...

...eine Änderung herbei geführt, wenn sie mit Schulzens Antritt auch gleich die Vertrauensfrage gestellt hätte. Dann hätte es einen Neubeginn 2017 gegeben und ,die Genossen' wären glaubwürdiger gewesen - statt an den Pöstchen zu kleben.

,Dieses Glück' ist/wird evtl. den Niedersachsen widerfahren durch den Übertritt der Ex-Grünen Twesten zur CDU. Hier gibt es vorgezogene Neuwahlen. Mal sehen was kommt.

Und abschließend: Was mir total neu bis gestern war - die Studie des DIW, ebenfalls veröffentlicht bei SPON am 19. Juli 2017 - zeigte mir, dass die Arbeiterschaft bei der AfD mit 34 Prozent doppelt so groß ist wie bei der SPD!

Viele Grüße
Gerd Taddicken - Nordenham

Mittwoch, 20. September 2017, gg. 14:53 h (TQIT)

URL: http://cicero.de/innenpolitik/wahlkampf-endspurt-der-spd-kurz-vorm-kolb…

... wenn die Interessen der Mittel- und Unterschicht von den etablierten Parteien nicht mehr vertreten werden dann wählen diese "Ausgegrenzten" eher rechts als links. Das war schon in der Weimarer Republik und beim Aufstieg Hitlers so.

Die SPD hätte längst Tabula Rasa machen müssen. Vor allem mit der Schröder-Politik und den ganzen Agenda-Agenten in ihren eigenen Parteien. Gabriel, Schulz, Steinmeyer wollen aber nicht weg vom Fleischtopf. Also fehlt es wie bei der CDU nicht an Claqueuren sondern an kritischen und mutigen Nachwuchs aus den eigenen Reihen, die die vorderen herausfordern ihren Platz zu räumen. Letztlich geht es gar nicht mehr um Inhalte in den Parteien sondern um die eigene politische Karriere im System.

obwohl der Vergleich mit dem Aufstieg Hitlers historisch gesehen nicht recht passt, denn ich würde die AfD nicht mit der NSDAP vergleichen; deren Programmatik war eine völlig andere und Hitler kam nur deshalb an die Macht, weil er von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt wurde. Der SPD ist vorzuwerfen, dass sie die Risiken der Merkelschen lüchtlingspolitik nicht erkannt und 2015 nicht die Vertrauensfrage gestellt hat. So bekommt der alte Reim: “Wer hat uns verraten - die Sozialdemokraten“ für viele Wähler eine neue Bedeutung, von der sich die SPD unter der bisherigen Führung nicht mehr erholen wird.

obwohl der Vergleich mit dem Aufstieg Hitlers historisch gesehen nicht recht passt, denn ich würde die AfD nicht mit der NSDAP vergleichen; deren Programmatik war eine völlig andere und Hitler kam nur deshalb an die Macht, weil er von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt wurde. Der SPD ist vorzuwerfen, dass sie die Risiken der Merkelschen lüchtlingspolitik nicht erkannt und 2015 nicht die Vertrauensfrage gestellt hat. So bekommt der alte Reim: “Wer hat uns verraten - die Sozialdemokraten“ für viele Wähler eine neue Bedeutung, von der sich die SPD unter der bisherigen Führung nicht mehr erholen wird.

Dimitri Gales | Mi., 20. September 2017 - 15:07

Wie schon der Artikel sagt, hat die SPD viele Aktionen der Merkel-Regierung mitgetragen. Aber statt ihre Veränderungsresistenz aufzugeben und anzufangen, sich neu zu erfinden, versucht sie, sich beim Wähler einzuschmeicheln - ist das einer traditionsreichen Partei würdig?
Die SPD ist an ihrem Debakel selbst schuld, nicht Merkel, die davon profitiert. Unbegreiflich wie die SPD trotz allem jemand wie den Ex-Kanzler Schröder zu Wahlveranstaltungen einlädt oder zulässt - verstehe wer will. Das allein zeigt doch schon, dass die Partei nichts begriffen hat.

Die SPD ist einfach nur obsolet. Es steht nirgendwo geschrieben, dass eine Partei, und sei sie noch so alt, Bestandsschutz hat und auf ewig fortbestehen müsste. Also weg damit!

Torsten Knecht | Mi., 20. September 2017 - 15:12

... zwischen SPD und CDU ist: Sie huldigen dem Kapital und machen was die Wirtschaft fordert.

Der Unterschied: Die CDU war schon immer so. Die Agenda-SPD hat zu Lasten der Arbeitnehmer der Wirtschaft Profite garantiert ohne von Ihnen auch eine Anstrengung abzuverlangen.

Das widerspricht der Kernidee der SPD. Ich bin gespannt, wenn die heutigen Niedriglohnbezieher in Rente gehen und auf die Reaktion deren Kinder.

Josef Garnweitner | Mi., 20. September 2017 - 16:18

Antwort auf von Torsten Knecht

2o3o der aufgeblähte Beamtenapparat in die Pension geht, dürfte für den gemeinen Rentner nicht mehr viel Geld übrig bleiben.

Lesen Sie mal Prof. Raffelhüschen, was der ausgerechnet hat.

Harald Schlottmann | Mi., 20. September 2017 - 22:58

Antwort auf von Josef Garnweitner

Genauso ist es, und wer das nicht gelesen hat, irrt nur noch als Irrlicht umher !!

Mit freundlichen Grüßen HS.

Wenn die heutigen Niedriglohnbezieherinnen und -bezieher in Rente gehen, gibt es CDU, CSU, SPD, FDP und GRÜNE womöglich gar nicht mehr.
Dann hilft auch kein Zetern über die verfehlte Politik, unter der sie als Rentnerinnen und Rentner zu leiden haben.
Ich frage mich immer wieder: machen das die Parteien und deren Vorstände ganz selbstlos, also ohne jede Gegenleistung?
Natürlich nicht!
Selbst die SPD erhält seit Jahrzehnten Großspenden aus der Wirtschaft und von deren Verbänden.
Seit 1959 ("Godesberger Programm der SPD") kämpft die SPD nicht mehr für uns Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, sondern für die Großunternehmen, "weil die ja Arbeitsplätze schaffen".
Über die wirklich Reichen in Deutschland wissen wir nur wenig. Es soll jedoch zunehmend mehr Familien-Clans geben, die von ihrem Eigentum an den Produktionsmitteln und Gewerbeimmobilien fürstlich leben können, ohne selbst einen Handschlag zu machen.
Solange sich dies nicht ändert, schauen wir Kleinen Leute weiter in die Röhre.

Edgar Timm | Mi., 20. September 2017 - 15:33

Dieser grundsätzlich gute Ansatz wurde in der Realität leider gründlich verpatzt. Die einen werden gefördert ohne gefordert zu werden und die anderen werden gefordert aber nicht gefördert.

Gerade die ehemaligen Leistungsträger, die mit ihren Sozialabgaben in der Vergangenheit die sozial Schwachen Mitglieder der Gesellschaft unterstützt haben, werden bei eigener Bedürftigkeit im Regen stehen gelassen.

Im Ergebnis subventionieren die Fleißigen die Faulen oder Cleveren - und das soll dann "sozial" sein. In jeder überschaubaren Gesellschaft würde das so nicht laufen.

Ein anderes Thema ist die doppelte Belastung der vom Arbeitnehmer erbrachten Sparleistungen mit Sozialabgaben - hier hätten Nahles, Gabriel und Chulz seit Jahren die Gelegenheit nutzen können, Gerechtigkeit walten zu lassen.

So aber bleibt die von der SPD lauthals propagierte Gerechtigkeitsduselei purer Populismus. Schade drum.

SPD gemeinsam mit den Grünen,sowie alle folgenden Regierungskonstellationen haben die wichtigste Säule des Sozialstaats zum Wanken gebracht,indem sie die
sogenannte Mittelschicht oder Aufstiegsmöglichkeiten aus darunter liegender Schicht kontinuierlich aufweichten.Gerade dieses Gefühl,das Leistung nicht nur nicht mehr zu Mehrerhalt führt im Leben,das der Ehrliche immer der Dumme ist und er nach 35 Jahren Maloche und Abgaben bis der Arzt kommt, mit jemand gleichgestellt wird der noch nie einen Hammer in der Hand hatte,die doppelte Abzocke ersparter Leistung
(10 Jahre lang KV-Beiträge aus Altersvorsorge voller Beitragssatz.Natürlich nur bei
dem gesetzlich Versicherten!!) Diese Baustellen der angeblichen "Gerechtigkeit"
werden wie Sie so trefflich sagen Herr Timm denn auch meine Ausschlusskriterien
bei der Wahl sein."Wer hat`s erfunden...?" In einer Direktdemokratie wie aus dem
Werbespot wären solche Sozialgesetze gegen Leistungswillen wahrscheinlich nie durchsetzbar gewesen. MfG

Axel Kreissl | Mi., 20. September 2017 - 15:43

Diese Wahl ist sicher nur eine Zwischenstation. Wohin die Reise gehen kann, sieht man in Holland und Frankreich. Ein wichtiger Grund ist sicher: Soziale Gerechtigkeit ist keine, weil es im Leben doch um andere Dinge geht. So kann ein Kind in einer brasilianischen Favela glücklich sein, weil es in intakten Familienverhältnissen lebt, welche oberste Priorität haben, und die reiche Millionärsgattin sucht ihr Heil beim Schönheitschirurgen, um dem goldenen Käfig zu entfliehen. Intakte Familienverhältnisse werden aber gerade abgeschafft von SPD, Grünen, aber auch der CDU unter Frau Merkel. Den Weg nach unten von SPD und Grünen können wir gerade beobachten, die CDU wird folgen, wenn sie nicht das Ruder herumreißt. Ich bin überzeugt, daß sich das Leben auf Dauer durchsetzt und das braucht keine Sozialdemokratie!

Steward Leitner | Mi., 20. September 2017 - 15:52

Traurig aber war, ein absolut mieser nichtssagender Wahlkampf, dass sagt mir das eine weitere GROKO längst abgesprochen ist.
Diese SPD hat ihr Handeln verwirkt, es gäbe wahrlich viele Themen für eine sozialistische Partei um gegen CDU/CSU aufzutreten.
Ein Platz in der Opposition ist schon gesichert.
Die SPD sollte für die nächsten Wahlen dringend ihre Programme ändern, neue achtbare kämpferische Personen aufbauen und der CDU/CSU bei den nächsten Wahlen die Stirn bieten. Es ist nicht alles so toll wie es scheint, die BRD hat im Hintergrund riesige Probleme zu bewältigen.

Thomas Radl | Mi., 20. September 2017 - 17:12

An anderer Stelle im Netz - bei "eigentümlich frei" - fand ich eine sehr interessante Prognose, die als Ergebnis sogar noch einen neuen Tiefpunkt für die SPD darstellt. Bisher immer zwischen halb scherzhaft und hämisch wurde für die SPD das "Projekt 18" immer wieder benannt, laut ef wird's so kommen.
Ich habe sie mir ausgedruckt und für Sonntag parat gelegt zum Abgleichen mit den Auszählergebnissen. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen!
http://ef-magazin.de/2017/09/18/11609-prognose-zur-bundestagswahl-2017-…

Dr. Lothar Sukstorf | Mi., 20. September 2017 - 18:35

Die Nachkriegs-SPD hatte schon eine bestimmte Aufgabe, sie war und ist immer noch ein Korrektiv für die CDU, die sonst über ihre Machtversessenheit verliert, daß der Staat nicht Ihnen gehört. Ein Kolbenfresser muß nun nicht unbedingt den gesamten Motor lahmlegen. Man denke nur an uralte deutsche Wertarbeit eines VW-Käfers, der fuhr auch noch Tausende von km auf "drei Pötten". Insofern sollte man die SPD nicht gänzlich abschreiben. Im Gegensatz zur CDU, die eher einen Rohrkrepier an der Spitze hat.

Heiner Hannappel | Mi., 20. September 2017 - 21:22

Tja, Herr Schwennicke, wo Sie Recht haben,haben Sie eben Recht! Dieses gar nicht Kanzler-würdige Gehabe von Schulz in den TV Sendungen glich schon sehr nach Anbiederung. Ansonsten habe ich Ihren logischen Ausführungen nichts mehr hinzuzufügen.Die SPD hat es eben nicht begriffen wie wertvoll einen starke Oppositionsarbeit für die Demokratie ist. Wie sagte schon Müntefering: "Opposition ist scheiße"! Seither hat die SPD in diesem Sinne nichts hinzugelernt!!! Nun rückt ihr die AfD auf den Pelz. Das wäre bei einer "richtigeren Politik" vermeidbar gewesen.

Heiner Hannappel | Mi., 20. September 2017 - 21:25

Tja, Herr Schwennicke, wo Sie Recht haben,haben Sie eben Recht! Dieses gar nicht Kanzler-würdige Gehabe von Schulz in den TV Sendungen glich schon sehr nach Anbiederung. Ansonsten habe ich Ihren logischen Ausführungen nichts mehr hinzuzufügen.Die SPD hat es eben nicht begriffen wie wertvoll einen starke Oppositionsarbeit für die Demokratie ist. Wie sagte schon Müntefering: "Opposition ist scheiße"! Seither hat die SPD in diesem Sinne nichts hinzugelernt!!! Nun rückt ihr die AfD auf den Pelz. Das wäre bei einer "richtigeren Politik" vermeidbar gewesen.

Ernst Laub | Mi., 20. September 2017 - 23:39

In ein paar Jahren hat die „Türkische Heilspartei Deutschlands“ mehr Parlamentssitze in Berlin als die CDU und die SPD zusammen. Bereits heute bringen kurdische Organisation bei ihren Kundgebungen mehr Anhänger auf die Strassen der BRD als irgendeine Vereinigung von Einheimischen. Vor einem Jahr fand eine kurdische Grossveranstaltung in Strassburg statt. Ein „Bund europäischer Unzufriedener“ wäre nie in der Lage – an einem einzigen Ort oder auch dezentral – so viele Leute zu mobilisieren.
Was sollen daher Prognosen über die Wahlergebnisse 2017? Machen wir uns Gedanken über das, was nachher kommt. Die Ereignisse werden uns bald überrollen.

Michael Murmurachi | Do., 21. September 2017 - 09:40

Herr Schwennicke, in einem Punkt melde ich Widerspruch an: Gabriel hat Schulz die Kandidatur nicht überlassen, er hat sie Schulz untergeschoben. Gabriel hat noch nie eine Wahl gewonnen, wenn die Bürger das Sagen hatten. Gabriel weiß das, und eine persönlich zu verantwortende Blamage wollte er einfach nicht ertragen…

Aber man muss anerkennen, dass die SPD über Jahre hinweg eifrig und zielstrebig an ihrem Weg in die Bedeutungslosigkeit gearbeitet hat. Herr Schwennicke hat die gemachten Fehler richtig angesprochen. Zusätzlich hat die Aussage von Aydan Özoguz, SPD Integrationsbeauftragte, „eine spezifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizierbar, ein Übriges geleistet.

Welcher deutsche Patriot, der stolz ist auf besondere kulturelle Bräuche und Leistungen (jenseits der Sprache), kann diese SPD noch wählen? Ich nicht.

Heidemarie Heim | Do., 21. September 2017 - 09:54

Oh doch Herr Schwennicke! Nach einem Tag
Bluthochdruckkrise meinerseits,ausgelöst durch
Herrn Altmaiers Ratschlag im "Betreuten Wählen",
"Lieber dem Wahllokal fern bleiben als AfD oder
nicht staatstragenden Linken",erfuhr unsere
Demokratie für mich persönlich ein deutliches Signal für "Schlimmer geht IMMER". Meinen Sie nicht auch? Schönen Tag allen Anwesenden!
Wir schaffen das bis Sonntag! MfG

Leider kann ich um 18.00 Uhr die erste "Prognose" im "Staatsfernsehen" nicht Live miterleben.

Ich werde ab 18:00 Uhr Live die Stimmen auszählen, da ich Wahlhelfer bin.

„Schaun mer moi, dann sehn mer scho.“ :-))

Bernd Lehmann | Do., 21. September 2017 - 10:43

begann schon zur Wendezeit. Da wo die CDU alle Blockflöten aus Bauernpartei und sonstwas eingemeindet hat, blieb die SPD alleine und ging nicht mit PDS zusammen. das war ein historischer Fehler.Seitdem treibt die CDU die SPD vor sich her mit dem Kommunismus-Gespenst. Die Agenda Politik war dann der Tropfen der es zum Überlaufen gebracht hat . Im Osten hat die SPD mit wenigen Ausnahmen, Brandenburg Zb, schon seit Jahren um oder unter 20%. Wenn die Leute mal begreifen das Merkels Ägide nur Stillstand oder Rückschritte für das Land waren, gehts denen genauso. Bis dahin tippeln die Alten schön ordentlich zur Wahl und wählen die Raute.Ich hab keine Hoffnung, das es wesentlich mehr als 10% für die AfD werden, dazu hat man im Westen noch zu wenig verloren.

Torsten Knecht | Do., 21. September 2017 - 16:04

Antwort auf von Bernd Lehmann

Die haben noch gar nix verloren, Herr Lehmann.

... außer ihre 35 h Woche und dass 1 Durschnitts-Gehalt für 1 Familie incl. Häuschen-Bau möglich ist, ist auch vorbei die Zeit ...

... heute ist der Nettolohn so hoch wie vor 20 Jahren, ganz toll auch der höchste Niedriglohnsektor in Europa, Hausbau nur noch für Besserverdiener möglich usw.

Da ist noch nix verloren aber mit Sicherheit durch Schweiß und Fleiß nicht mehr so viel zu erreichen für die Masse der Bürger (wie früher in den alten Bundesländer).

aber das man 15 Jahre Leiharbeit am Stück, selbst bei großen Firmen wie BMW macht oder jahrelang auf Montage ist und nach 6 Jahren Dauermontage nach Hause kommt und im Prinzip gar nichts hat, so weit war es bei euch noch nicht, schon allein wegen der (nur im Vergleich zum Osten) höheren Löhne, bei allerdings gleichen Preisen Ost-West. Aber es wird....spätestens beim Rentenniveau von 40 %
Und wenn die Weltenwanderer und der Beamtentsunami die Kassen leergeräumt haben, sind wir endlich Griechenland. Mal sehen wer uns hilft.

Und mal sehen wer uns hilft. Na wer wohl Mutti die Besonnene, Alternativlose, vom Ende her Denkende, in sich Ruhende, Zuverlässige (bei was auch immer), Bescheidene, sich nie in den Vordergrundstellende, Kartoffelsuppe mit Bröckchen kochende, sich um das Leid der Welt kümmernde, die Wünsche der US Boys erfüllende Wunderwaffe aus der Uckermark und Lindners Christian.

Vom Ende , heißt vom Arsc". Und genau das ist es , was unser Land der Gottkönigin vorbeigeht. Das mit der "Atlantikbrücke" haben Sie gut beobachtet. Deshalb stehen heute wieder deutsche Soldaten an der Grenze zu Rußland. Ein Wahnsinn.

... bin doch selber gebürtiger Ossi (mit längerem Westaufenthalt). ; )

Die ganze Leiharbeit ... als ich noch in Bayern lebte kamen bei der Deregulierung der Arbeitsmärkte auf 25000 Einwohner ca. 32 Leihbuden. 3 Jahre später waren es weniger als zehn. Im Osten ist das aber eine Seuche, die nicht mehr weg geht, da geht nix über Leihfirmen. Das ist eine Wohlstandsbremse ohnegleichen. Und für solche Arbeitsverhältnisse u. unfaire Löhne haben die Ossis keine friedliche Revolution gemacht. Schon klar. Vielleicht kommt irgendwann die Wende der Wende.

Andreas Götte | Do., 21. September 2017 - 21:56

Es wäre mittelfristig für dieses Land gut, wenn die SPD bei der Bundestagswahl abgestraft wird und sich auf den Oppositionsbänken wiederfindet. Bei einer krachenende Niederlage räumt Schulz den Parteivorsitz. Vermutlich hat nur keiner in der ehemaligen Volkspartei Lust, diesen undankbaren Job zu übernehmen.

Hans Lutz Oppermann | Fr., 22. September 2017 - 08:01

Sie wird mit 37% gehandelt. Das wäre das historisch schlechteste Ergebnis. ist Angela Merkel dann als Parteivorsitzende noch tragbar. Mir ist rätselhaft, wieso die tonangebenden Medienmacher nur auf die SPD blicken. Beide Regierungsparteien werden wohl historische Niederlagen einfahren. Ist der Cicero inzwischen auch vom Konrad Adenauer Haus weich gespült? Niemand verlangt Angela Merkel mit Kritik zu verschonen!

Ich muss den Cicero hier in Schutz nehmen er ist eine der wenigen die es wagen die Kanzlerin zu kritisieren. Und das historisch schlechteste Ergebnis hat Angela Merkel eingefahren 2005 mit knapp über 33%. Allerdings ist und war es schon immer schick die SPD für alles Schlechte verantwortlich zu machen. Ergo für alles Gute ist Mutti zuständig für die nicht so beliebten Entscheidungen sind immer die Anderen schuld.