Charlton Heston als Mark Antonius und Hildegard Neil als Cleopatra / picture alliance

Schmuck und Geschlecht - Das Männchen mit dem Perlenohrring

Perlenketten, zarte Armreife und Ohrgehänge: Die Feminisierung des Männerschmucks ist hierzulande eher keine Geste der Revolte, sondern der ideologischen Anpassung. Damit geht das subversive Potenzial der Mode verloren. Schade drum.

Autoreninfo

Dr. phil. Dominik Pietzcker studierte Philosophie, Geschichte und Germanistik. Von 1996 bis 2011 in leitender Funktion in der Kommunikationsbranche tätig, u.a. für die Europäische Kommission, diverse Bundesministerien und das Bundespräsidialamt. Seit 2012 Professur für Kommunikation an der Macromedia University of Applied Sciences, Hamburg. Er ist Visiting Scholar der Fudan University, Shanghai. Zahlreiche Veröffentlichungen, zuletzt „Was ist Schönheit? Eine kurze Geschichte der Ästhetik“ (Herder Verlag).

So erreichen Sie Dominik Pietzcker:

Der römische Dichter Statius (1. Jhd. n. Chr.) berichtet über eine Episode aus dem Leben des Achill, die sich bei Homer nicht findet. Demnach versteckte seine Mutter Thetis ihn schon als Kind bei den Königstöchtern des Lykomedes auf Skyros. Achill wurde als Mädchen verkleidet und nahm sogar den weiblichen Namen Pyrrha, die Rothaarige, an. Odysseus und Diomedes machten sich auf die Suche nach Achill und brachten Kleider, Schmuck und Waffen als Geschenke mit. Während sich die jungen Frauen vornehmlich für Schmuck interessierten, griff einzig Achill nach Schwert und Rüstung – und verriet dadurch sich selbst. Würden heutige Männer die gleiche Wahl treffen?  

Immer häufiger tragen junge Männer Schmuck, der bis vor wenigen Jahren noch als explizit feminin gegolten hätte. Perlenketten, zarte Armreife und Ohrgehänge erfreuen sich neuerdings einer wachsenden Nachfrage unter der männlichen Kundschaft. Keineswegs auf die großen Städte beschränkt, ist dieses Phänomen mittlerweile weltweit zu beobachten, in Berlin ebenso wie in Bordeaux, Bern oder New York. Selbst im konservativen China weichen die modischen Stereotype auf. Schmuck, Parfum und Schminke sind die neue globale Dreifaltigkeit der Virilität. Männlichkeit – was soll das überhaupt noch sein? Eine blasse Erinnerung an Schweiß, schmerzhafte Initiationsrituale und ambivalente Verhaltensweisen.

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar
  • Ohne Abo lesen
    Mit tiun erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff auf alle Cicero Plus Inhalte. Dabei zahlen Sie nur so lange Sie lesen – ganz ohne Abo.

Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns über eine konstruktive Debatte. Bitte achten Sie auf eine sachliche Diskussion. Die Redaktion behält sich vor, Kommentare mit unsachlichen Inhalten zu löschen. Kommentare, die Links zu externen Webseiten enthalten, veröffentlichen wir grundsätzlich nicht. Um die Freischaltung kümmert sich die Onlineredaktion von Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr. Wir bitten um Geduld, sollte die Freischaltung etwas dauern. Am Wochenende werden Forumsbeiträge nur eingeschränkt veröffentlicht. Nach zwei Tagen wird die Debatte geschlossen. Wir danken für Ihr Verständnis.

Volker Naumann | Di., 22. Oktober 2024 - 10:07

Wahrscheinlich kann man viele Gründe aufzählen, bei hohen Plateau-Schuhen z, B. einen sehr naheliegenden, aber eine Grundidee hilft fast immer. Die Frage: "Cui bono".

Es gibt einen ganzen Industriezweig, der solche Sachen herstellt und auch vermarktet, damit hängen viele Zulieferer und Vermarkter mit im System und alle wollen verdienen.

Vor Jahren gab es auch bei uns z. B. in der Schule oder beim Studium Jungs bzw. Jungmänner, die schon dezent Schmuck wie Ringe oder Kettchen trugen. Niemand hat sich daran gestört, es ist jetzt nur so nach meiner Wahrnehmung, Maß und Mitte sind verloren gegangen.

Einige exotische "Paradiesvögel" gab es auch schon immer, aber die zunehmende Aufdringlichkeit wird eben als störend empfunden.

Zum obigen Bild, Charlton Heston hat ein paar wunderbare Filme mitgemacht und die Kette steht ihm ausgesprochen gut in der Szene und passt wunderbar zu Kleopatra. Das war auch der Sinn in dieser Geschichte.

MfG

Norbert Heyer | Di., 22. Oktober 2024 - 10:19

Wenn früher Männer sich in Frauenkleidern zeigten, bezeichneten Männer (und Frauen) diese als „Tunten“. Das hat sich heute überholt, der weiche, weibliche Mann trägt Stöckelschuhe, zeigt im Röckchen seine behaarten Beine, meldet sich im Standesamt als weiblich um. Mit dieser Maßnahme besetzte ein ehemaliger Mann bei den Grünen einen weiblichen Listenplatz und die echten Damen bei den Grünen spendeten begeistert und frenetisch Beifall. Jegliche -verständliche - Kritik durch die AfD wurde im Bundestag sanktioniert. Wer amtlich umgepolte Männer als solche anspricht, erfährt die ganze Härte unseres kranken Rechtsstaat, der bei Straftaten durch Migranten sich durch Milde und Nachsicht auszeichnet. Richtige Männer sind Auslaufmodelle, die braucht man nur als Kanonenfutter in der Ukraine und bei der Müllabfuhr. Irgendwann werden die Frauen merken, dass die verweiblichten Männer doch nicht der Weisheit letzter Schluss ist und sie sehnen sich mal wieder nach einem richtigen, bestimmenden Kerl.

S. Kaiser | Di., 22. Oktober 2024 - 10:48

Der Autor hat es doch bereits auf den Punkt gebracht: Alle kaufen alles.
Der Konsumgüterbereich lebt davon neue Märkte und Kunden zu erschließen, warum sollte er also nicht aus einem aufgeweichten Rollenbild Profit schlagen wollen. Und das ist kein neues Phänomen. Man erinnere sich an das Ende der 90er/Anfang der Nullerjahre, als David Beckham hoch im Kurs stand, der als Prototyp des „metrosexuellen“ Mannes gehypt wurde. Ein Typus Mann, der sehr viel Wert auf Körperpflege legte. Seit der Zeit gibt es in jedem Drogeriemarkt ein viel größeres Pflegeangebot im Männersegment, während man sich dort vorher auf Seife und "Old Spice" beschränkte.
Oder davor auch die Popkultur der 80er Jahre mit stark geschminkten männlichen Musikstars. Solche Tendenzen erleben immer wieder Revivals. Nun ist eben das Schmucksegment dran.
Aber alles in allem, nichts neues unter der Sonne.

Ernst-Günther Konrad | Di., 22. Oktober 2024 - 11:57

Einfach nicht mitmachen. Wer es dennoch tut muss sich gefallen lassen, das er bestenfalls nur belächelt wird, schlimmstenfalls gemieden. Aber mal ehrlich. Zu allen Zeiten wurden sog. Verrücktheiten für kurze Zeit zelebriert und verschwanden schnell wieder im Reich des vergessenen. Die Mehrheit der Gesellschaft hat andere Probleme. Und am Ende zählt der Mensch selber und nicht sein schmückendes Beiwerk in Form von Ohrringen u.a.

Tomas Poth | Di., 22. Oktober 2024 - 12:10

Das Thema, wie das Beispiel Achill zeigt, ist also uralt und wird immer wieder thematisiert. Ich erinnere noch Diskussionen aus den 70/80ern.

Der Unterschied, wenn Frauen sich viril zeigen und geben, sie bleiben dennoch Frauen.
Männer die sich verweiblichen wirken meist tuntig.

Einjeder lebe nach seiner Faćon, aber er muß auch die Einschätzung und Beurteilung des anderen ertragen. Sich einen Schutzkäfig bauen zu lassen, damit der andere seine Wahrnehmung nicht kundtun darf, das ist das perverse was sich unsere Gesellschaft derzeit leistet. Sprich, einen Mann der sich amtlich als Frau registrieren läßt, strafbedroht mit Frau ansprechen zu müssen.
Das sind krankhafte Auswüchse der Gesellschaft.

Ihr Kommentar zu diesem Artikel

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.