- Zweiter Frühling im Iran
In der berührenden Tragikomödie „Ein kleines Stück vom Kuchen“ sucht eine 70-jährige Witwe einen neuen Partner und findet ihn – wenigstens für eine Nacht. Der preisgekrönte Film erzählt von Repressionen gegen Frauen im heutigen Iran, vor allem aber von Einsamkeit im Alter und der Kraft der Liebe.
Freiheit ist unser höchstes Gut. Selbstverwirklichung und Autonomie sind dem Bürger des Westens heilig. Dabei vergessen wir allzu häufig die Realitäten in anderen Regionen der Welt – etwa im Nahen Osten. Was in Deutschland als Einschränkung der Freiheit empfunden wird, erscheint dort als Meckern auf sehr hohem Niveau. Im Iran ist seit der Islamischen Revolution im Jahr 1979 vom freiheitlichen Leben wenig übriggeblieben. Restriktionen und Repressalien erschweren den Alltag dermaßen, dass sich in weiten Teilen der Gesellschaft Kummer und Hoffnungslosigkeit verbreitet haben. Vor allem Frauen sind davon bekanntlich stark betroffen. Sie gelten als Bürgerinnen zweiter Klasse, sind etlicher Rechte beraubt, werden systematisch diskriminiert, sozial isoliert.
Doch der Wunsch nach politischer Veränderung ist größer denn je. Der Fall der Kurdin Jina Mahsa Amini, die im September 2022 aufgrund eines nicht korrekt sitzenden Kopftuchs von der Sittenpolizei verhaftet wurde und an den Folgen der brutalen Haftbedingungen verstarb, löste Massenproteste aus. Insbesondere junge Iraner machen seitdem auf die zahlreichen Freiheitsbeschränkungen aufmerksam. So auch das Regie-Duo Maryam Moghadam und Behtash Sanaeeha, dessen neuester Film „Ein kleines Stück vom Kuchen“ auf der diesjährigen Berlinale Premiere feierte. Ohne seine Macher. Bereits im Herbst 2023, vor der Abreise zur Postproduktion nach Paris, wurden ihnen am Flughafen im Iran die Pässe abgenommen. Seitdem werden die beiden immer wieder verhört, das Verfahren ist noch in der Schwebe.
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Scharia-Staat, kann es keinen Frühling geben.
In einem Land, wo Horror-Greise u Hass-Finsterlinge, wie Wächterräte, unkontrolliert herrschen, samt ihrer uniformierten Schergenbanden, würde mich auch bei +40°C, mental wie im arktischen Winter fühlen.