Serie: Bildungsmisere, Teil 2 - Die Angst vor einem intelligenteren Geschlecht

Jungen schneiden in MINT-Fächern besser ab als Mädchen und sind häufiger hochbegabt. Doch statt natürliche Geschlechterdifferenzen als gegeben zu akzeptieren, wird der Unterricht lieber „mädchenfreundlicher“ gestaltet – und damit unsachgemäßer.

Autoreninfo

Miriam Stiehler leitet eine private Vorschule sowie eine Praxis für Förderdiagnostik und Erziehungsberatung. Sie studierte Sonderpädagogik und promovierte in heilpädagogischer Psychologie. Workshops mit ihr sowie Fachtexte und Lernmaterial finden Sie auf www.WissenSchaffer.de. Zuletzt erschienen von ihrem Alter Ego Milka Sternheim: „Bonjour, Lockdown“, ein Band stimmungsaufhellender Anekdoten über die kleinen Abenteuer des Alltags in Südfrankreich.

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Seit 25 Jahren befindet sich das deutsche Bildungswesen in einer Abwärtsspirale. Die jüngsten PISA-Ergebnisse markieren den bisherigen Tiefpunkt. Man hat sie schnell durch Migration und Lockdown erklärt, doch das greift zu kurz. Vom Kindergarten bis zum Abitur hat ein ideologisch begründeter Wandel stattgefunden, der die Qualität von Erziehung und Unterricht gesenkt hat. Die Einstellungen der Bildungspolitiker und -forscher müssen sich ändern, damit unsere Kinder wieder etwas Handfestes lernen können. In einer fünfteiligen Serie erklärt die Sonderpädagogin und heilpädagogische Psychologin Miriam Stiehler, woher diese Fehlentwicklungen kommen, wie sie sich auf Schüler auswirken und was sich ändern muss. Dies ist der zweite Teil der Serie. 

„Streber!“ Wer kennt ihn nicht, den Schmähruf aus der letzten Bank? Mathematische Leistungen korrelieren stark mit Hochleistung, Intelligenz – und männlichem Geschlecht. Das sieht man nicht gern, sondern kräht „Streber“ oder, distinguierter, „elitär!“. 

Jungen scheinen gut damit zurecht zu kommen, dass die Mathematik eine ganz eigene, knappe und stets eindeutige Sprache hat – ähnlich wie Programmiersprachen, für die sich dreizehn Mal so viele Jungen wie Mädchen dauerhaft interessieren, obwohl es Apps wie „Scratch Junior“ schon für Kleinkinder gibt. Doch seit der ersten PISA-Studie im Jahr 2001 haben natürlichsprachliche Darstellungen in der Mathematik stark zugenommen. Es gilt jetzt schon als mathematische Leistung, aus einem Diagramm zwei Zahlen abzulesen. Das kommt der tendenziellen sprachlichen Stärke von Mädchen entgegen. Die korrekte mathematische Notation ist in den Hintergrund getreten.  

Jungen schneiden insgesamt besser ab

In PISA und TIMMS schrumpfte zwar zuletzt der Leistungsvorsprung der Jungen in Mathematik und Naturwissenschaften – aber nicht, weil die Mädchen aufgeholt hätten, sondern weil die Leistungen der Jungen weiter gesunken sind. Generell zeigt TIMMS trotzdem eindeutig, dass Jungen in Mathematik die Nase vorn haben: Trotz der international sehr unterschiedlichen Pädagogik (Europa, Asien, Amerika …) gibt es kein einziges Teilnehmerland, in dem die Mädchen statistisch signifikant besser wären als die Jungen. 

Egal, ob man die Leistungen nach den Themenbereichen (Arithmethik, Geometrie, Daten) oder kognitiven Leistungen (Reproduzieren, Anwenden, Problemlösen) sortiert: In keiner einzigen Aufgabengruppe haben die Mädchen einen signifikanten Vorsprung. Es wäre absurd, dies auf einen internationalen Diskriminierungsfaktor zu schieben anstatt auf die Natur. Jungen schneiden insgesamt besser ab, weil es gleichzeitig mehr Mädchen auf der vorletzten Leistungsstufe gibt und mehr Jungen in der höchsten Leistungsklasse.

Unsachgemäße „Reformen“ 

Traurig ist, dass sich niemand mit den Jungen über diese Situation zu freuen scheint: „Dieser Befund kann in Bezug auf den Abbau von Geschlechterdisparitäten im Fach Mathematik nicht zufriedenstellen“, schreiben die TIMMS-Autoren. Was wäre denn so schlimm daran, sich mit diesem Unterschied genauso abzufinden wie mit der unterschiedlichen Muskelmasse und Blickfeldgröße von Männern und Frauen? Warum sollte es nötig sein, den Mathematikunterricht immer unmathematischer und damit unsachgemäßer zu gestalten, damit er „mädchenfreundlicher“ wird? 

Auf mathematische Verschriftung und Beweisführung zunehmend zu verzichten, schadet letztlich all denen, die Mathematik korrekt lernen wollen und sollen. Was eine Primzahl ist, steht ewig und unveränderlich fest, das ist das Wesen der Mathematik – an der Mathematik herumzudoktern, als könnte man hier die nächste Rechtschreibreform ansetzen, führt zu nichts Gutem. Momentan passiert genau das: Auf angeblich langweilige Übung wird verzichtet, vermeintlich abwechslungsreiche Anwendungsaufgaben führen zu unfassbar chaotischen Lehrbüchern, und mathematische Kernaussagen treten zugunsten von Vereinfachungen in den Hintergrund. Das verwirrt Mädchen und Jungen gleichermaßen, und am Ende können alle schlechter rechnen.

Jungen und Mädchen sind unterschiedlich motiviert

Genauso sinnlos ist es, dass nun Mädchengruppen „ko-kreative Aufgaben“ für den Bundeswettbewerb Informatik entwickeln sollen, weil man festgestellt hat, dass nur 7% der Endrunden-Teilnehmer weiblich sind. Eine Befragung zeigte, dass Mädchen durch das Image als intelligenter, aber nerdiger Topverdiener schlicht nicht motiviert werden, Informatik zu studieren. Forscher bezeichnen „die intrinsische Motivation als erklärungsmächtigste Werte-Variable in Form von fachspezifisch positiven Einstellungen“ und betonen das „Fähigkeitsselbstkonzept“. 

Das heißt auf Deutsch: Jungen interessieren sich einfach mehr für Mathematik und Informatik und trauen sich mehr zu. Wenn man etwas mag, leistet man gerne mehr auf diesem Gebiet. Die Behauptung, das „Fähigkeitsselbstkonzept“ müsse grundsätzlich bei beiden Geschlechtern gleich sein und Unterschiede resultierten nur aus gesellschaftlichen Zwängen, kann man nach Jahrzehnten von Werbung für MINT-Berufe als widerlegt betrachten.
 

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Warum auch nicht? Warum sollten Mädchen nicht das Recht haben, sich schlicht und einfach weniger für Informatik zu interessieren und mehr für Zahnmedizin? Es ist kein Selbstwert, Informatik zu studieren, nur weil Jungs das tun. Steckt nicht gerade in dem Bestreben, Mädchen in männliche Domänen zu pushen, ein hartnäckiger Sexismus – so als wären die von Männern bevorzugten Berufe per se die besseren? Und wenn man das möchte – müssten wir dann nicht auch eine Frauenquote bei der Müllabfuhr einführen? Bei meinem letzten Kontrollbesuch auf dem Wertstoffhof wurde dieser Berufszweig einseitig von Männern beherrscht. Wenn Fridays for Future in seiner Führungsriege weiblich dominiert ist, sollten es dann nicht auch die ganz konkreten Recycling-Aktivitäten sein?

Haben wir doch einfach Vertrauen in die Jugend: Interessierten und begabten Mädchen steht der Zugang zu MINT-Berufen frei. Wir dürfen es getrost den Schülern überlassen, ihre Berufe aufgrund ihrer Stärken und Präferenzen zu wählen. Sie werden schon wissen, was sie tun. Und wenn dann der Junge Ingenieur werden will, aber das Mädchen eine Personalvermittlung gründen, oder auch umgekehrt – dann sollte man ihnen diese Freiheit lassen.

Die Angst vor einem „intelligenteren“ Geschlecht

Ich denke, die Stärke von Jungs in Mathematik wird nicht nur deshalb geringgeschätzt, weil man glaubt, alle Berufe paritätisch besetzen zu müssen. Ich vermute dahinter einen anderen, tieferen Grund, der auf einem Missverständnis beruht. 

Fakt ist nämlich: Sehr gut in Mathematik und Naturwissenschaften zu sein, deutet mit großer Wahrscheinlichkeit auf hohe Intelligenz hin. Fakt ist auch, dass es mehr mathematisch hochbegabte Jungen als Mädchen gibt. Männer sind Frauen im mathematischen Schlussfolgern und der räumlichen Orientierung überlegen, während Frauen bei den reinen Rechenfertigkeiten wie schriftlichem Dividieren etc. etwas besser abschneiden. Kein Fakt, aber eine Befürchtung ist: Wenn man zugibt, dass Jungs in der Schule oft besser als Mädchen in Mathematik sind, erklärt man Mädchen zum dümmeren Geschlecht.

Jeder kennt einen aus seiner Schulzeit

Doch das ist nur die halbe Wahrheit: Ja, es gibt mehr hochintelligente Jungs. Aber auch mehr geistig behinderte! Intelligenz ist in einer Gauß’schen Glockenkurve verteilt. Die zierte früher den 10-DM-Schein, vielleicht erinnert sich jemand. Unter den linken und rechten Ausläufern dieser Kurve liegen wenige, aber sehr hohe bzw. sehr niedrige Werte – bei der Intelligenz die Anzahl der Hochbegabten und der geistig Behinderten. Bei Männern ist diese Kurve insgesamt breiter als bei Frauen. Das bedeutet, dass es einerseits mehr männliche Hochbegabte gibt, die im normalen Schulalltag natürlich auffallen. 

Andererseits gibt es auch mehr geistig behinderte Jungs – doch die fallen dem Durchschnittsschüler weniger auf, denn sie befinden sich trotz aller Inklusion meist nicht an Regelschulen. Daher vergleicht sich im Alltagsdenken niemand mit ihnen, und sie spielen auch für die Ergebnisse von PISA und TIMMS keine Rolle. In der Erfahrungswelt der allermeisten Schüler gibt es jedoch sehr wohl hochleistende Jungs. Jeder kennt einen aus seiner Schulzeit. Sie erhöhen auch die durchschnittliche männliche Leistung in PISA und TIMMS. Man darf also getrost zugeben, dass an weiterführenden Schulen höhere Mathe-Leistungen von Jungs erwartbar sind und vertiefende Wahlkurse den Interessierten zugutekämen.

Was nicht passt, wird passend gemacht

Eigentlich sind das alles relevante Fakten, die man bei der Gestaltung des Unterrichts berücksichtigen müsse. Stattdessen wird das Thema umgangen: Selbst Intelligenztests werden seit 90 Jahren von vornherein so gestaltet, dass sie am Ende nur Aufgaben enthalten, die keine Geschlechterunterschiede zeigen. Mehr noch, die Existenz des biologischen Geschlechts wird zunehmend geleugnet. 

Wir ersetzen das, was nicht in bestimmte ideologische Zielvorstellungen passt, durch eine Pippi-Langstrumpf-Naturwissenschaft: Drei mal drei macht sechs, widdewiddewitt … Schüler möchten heute immer weniger einsehen, dass 10:2 = 4 nicht nur ein bisschen falsch ist, sondern genauso falsch wie 10:2 = 576. Auf TikTok und Instagram kennt man das Ganze als „Girl Math“, immerhin mit einem Funken Selbstironie: Mit Regeln wie „Wenn ich bestellte Klamotten zurückschicke, habe ich Geld verdient“ oder „Alles, was ich mit Kreditkartenguthaben bezahle, ist umsonst“ rechnen sich junge Frauen ihre Impulskäufe schön.

Wer sich schlecht damit fühlt, kann seit einigen Jahren auch auf die Diagnose „Mathematikangst“ zurückgreifen, die ein deutscher Psychiater propagiert. Dass Angst vor Mathematik primär von Nichtkönnen herrührt und durch Dazulernen überwindbar ist, wurde ausgiebig in der jüngsten PISA-Studie belegt. Aber es ist angenehmer, an etwas zu leiden, als etwas tun zu müssen.

Jedem die gleiche Chance bieten

Gleichzeitig – mit der dahinter stehenden Ideologie im Einklang – werden Mädchen in der schulischen Realität bevorzugt: Es ist gut belegt, dass Mädchen in fast allen Fächern bessere Schulnoten als Jungen bekommen, obwohl Jungen in anonymisierten Leistungstests gleich gut oder besser abschneiden. Jungen werden also bei der persönlichen Benotung oft benachteiligt. Dies gilt aber nicht als Problem, da es sich um „positive Diskriminierung“ zugunsten von Mädchen handelt, während Mathematik bisweilen als „Mansplaining“ abgetan wird. Jungen scheinen erstaunlich robust zu sein, da sie es schaffen, trotz jahrelanger Benachteiligung ihren objektiven Leistungsvorsprung zu erhalten.

Gerade als Mutter von zwei Söhnen und zwei Töchtern wünsche ich mir, dass man Geschlechterdifferenzen schlicht und einfach als gegebene Unterschiede akzeptiert und jedem das Recht lässt, seine individuellen Stärken auszubauen. Eigentlich wurde die viel beschworene „Chancengleichheit“ unseres Bildungssystems genau zu diesem Zweck etabliert: jedem die gleiche Chance zu bieten, aus dem ihm Gegebenen das Beste zu machen. Das bedeutet noch lange nicht, dass jedem dasselbe gegeben ist, dass man manchen etwas nehmen und anderen etwas aufzwingen sollte, damit am Ende alle zum gleichen Ergebnis gelangen. Gleich sollen die Chancen sein – vollkommen gleiche Ergebnisse böte nur eine Gesellschaft androgyner Klone in staatlich betreuten Wohnblocks. Da gäbe es immerhin keine Streber mehr.
 

Literatur

  • Rost, Detlef: Intelligenz: Fakten und Mythen. Weinheim, 2009 
  • Schwippert et al.: TIMMS 2019. Mathematische und naturwissenschaftliche Kompetenzen von Grundschulkindern in Deutschland im internationalen Vergleich. Münster, 2020.

 

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Norbert Heyer | Mo., 29. Januar 2024 - 09:16

Ich ging Ende der 50-er Jahre zur Schule. Nach der 4. Klasse gingen mehr Mädchen als Jungen zur Realschule oder zum Gymnasium. In der 5. Klasse waren von 40 Schülerinnen und Schüler noch 18 übriggeblieben, davon 8 Mädchen. Ich war immer das Sorgenkind meiner Eltern, war ich doch nach Auskunft der Klassenlehrerin „ ein Fall für die Hilfsschule“. Ab Klasse 6 waren wir mit Klasse 7 und 8 etwa 30 Jungen. Auf einmal machte mir der Unterricht Spaß, ich verbesserte meinen Notenschnitt von 4,3 auf letztendlich 1,2. Danach besuchte ich die Handelschule, wurde Industriekaufmann und Bilanzbuchhalter, sowie mit Mitte 30 Handlungsbevollmächtigter. Diese Karriere, davon bin ich felsenfest überzeugt, wäre nicht möglich gewesen, wenn ich bis zum Schluss von Lehrerinnen unterrichtet worden wäre. Mädchen wurden schon damals bevorzugt und mehr gefördert als die vielleicht unbequemeren Jungen. Das scheint sich bis auf den heutigen Tag nicht wesentlich geändert zu haben - das ist einfachsehr bedauerlich.

Uli | Mo., 29. Januar 2024 - 09:24

Feminismus hat noch nie auf Gleichberechtigung oder Leistung abgezielt. Statt qualifizierte Frauen zu fördern, sollen durch Quoten Männer weggetreten werden. Was dabei herauskommt, zeigt am plakativsten die Grüne Partei. Man schaue sich Baerbock oder Lang an. Gestalten, die bestenfalls zum Fremdschämen geeignet sind.

Sie kommen von allein dahin, wo sie gebraucht werden, wenn man sie nicht hindert. Das Angebot an qualifizierten Frauen ist inzwischen aber so groß, daß in Politik, und Kultur die eben nicht satisfaktionsfähigen Langs, Baerbocks , Roths, Eskens & Konsorten Quote "plus Haltung" durchgesetzt haben, um trotz evidenter persönlicher Unfähigkeit ganz nach oben zu kommen. Regelmäßig inzwischen an qualifizierten Frauen vorbei, die eben wegen ihrer Einsicht in die Anforderungen eines Amtes darauf verzichten, darum mit allen Tricks zu kämpfen. Eine Demut, die den Langs, Baerbocks , Eskens & co infolge des Dunning -Krueger-Effekts völlig abgeht. Sie sind viel zu dumm , um zu erkennen, wie hoch die Latte ist, über die sie eigentlich springen können müssten. Und die ihretwegen so verdammt niedrig liegenden Latten, ermöglichen in der Politik dann auch den Herren Kühnert, Heil , Nouripour und Habeck Karrieren, von denen sie in der Realwirtschaft nicht einmal träumen könnten.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 29. Januar 2024 - 09:25

Auch wenn dieser Artikel ein weiteres Problem unserer Bildungspolitik offenbart, im Grunde führt das immer wieder auf eines zurück. Die wollen fas alte Geschlechtermodell nicht mehr anerkennen. Die wollen etliche Geschlechter haben und allen und jedem soll auch bildungspolitisch gerecht werden. Da passt es nicht ins Bild, das im Regelfall Jungen gewisse Stärken auf manchen Gebieten haben und Mädchen an anderer Stelle eben auch. Ausnahmen bestätigen die Regel. Und doch können Mädchen wie Jungen auch in den Gebieten, wo sie vermeintlich schwächer sind - statistisch gesehen- genauso ihren Weg gehen und Spitzenleistungen erbringen. Das senken und niveaulosen Absenken gar Auflösen von Leistungsanforderungen führt uns genau dahin, wo wir jetzt sind. Und die größten Vorbilder für eine verfehlte Bildungspolitik sehen wir größtenteils in der Politik, vornehmlich bei den Grünen und Roten. Dunst los, ahnungslos, verantwortungslos.

zu schaffen, sondern den einzelnen Begabungen zu folgen.
Meine Mutter hat sich aber auch in keinem Punkt meinem Vater "geschlagen" gegeben.
Ich möchte jetzt nicht mit Heideggers evtl. angedachter "Identität der Differenz" kommen oder dem Modell der, weil verbunden, "kommunizierenden Röhren", aber es fällt doch auf, dass Frau Schäuble nicht etwa Hauswirtschaft studierte, dass Frau Merkels Mann im gleichen Metier unterwegs ist, kurz, man sollte sich vielleicht nicht unnötig viel Mühe geben, auseinander zu dividieren, was sich fügte bzw. fügen kann?
Madame Curie, Camille Claudel usw. und so fort...
Der Mann erwuchs aus der rechten Seite der Frau, die Frau aus der linken des Mannes oder war es umgekehrt, bei allen anderen Verbindungen sicher ähnlich?
Ich glaube schon, dass das Leben relativ einfach "gestrickt" ist, aber für uns scheint es dann doch noch zu kompliziert?

Stefan Bauer | Mo., 29. Januar 2024 - 10:44

Spannend und wichtig für die Bildung. Ich bin allerdings auch der Meinung, dass interessierte Mädchen "aus der Rolle heraus" gefördert werden sollten.

Überaus wichtig ist allerdings die Erkenntnis, dass nicht die Elite beschnitten werden darf - etwas, an dem Deutschland schon lange krankt, dass Herausragendes nicht mehr gefördert, nicht mehr respektiert und vor allem nicht als Chance für Exzellenz gesehen wird.

Gerhard Lenz | Mo., 29. Januar 2024 - 11:15

Die Behauptungen der Autorin sind längst widerlegt. Beispielhaft jene Mädchenklassen, in denen Schülerinnen mindestens gleichwertige (wenn nicht bessere) Leistungen in MINT-Fächern zeigen, wie Jungen. Leistungen, die in gemischten Klassen dann nicht mehr erbracht wurden.
Der extreme konservative Bildungsansatz der ausgebildeten Heilpädagogin wurde ja bereits beim Thema ADHS sichtbar, welches sie alleine durch erhöhte (erzwungene?) Konzentration behandeln möchte. Eine gleichfalls sehr umstrittene Sichtweise.
Dass Mädchen in entsprechenden Fächern und Frauen in MINT-Berufen (noch) nicht die gleichen Ergebnisse bzw. Erfolge feiern, ist zweifellos ein kulturelles Phänomen. Die Zeiten, in denen es "Fakt" war, dass Frauen für den Arztberuf ungeeignet sind, liegen noch gar nicht so weit zurück. Und wenn die Autorin ständig behauptet, es sei "Fakt", dann bringt sie weder entsprechende Quellen, noch geht sie darauf ein, dass man noch immer "Frauen und Technik" vielerorts für unvereinbar hält.

Edwin Gaza | Mo., 29. Januar 2024 - 11:21

Es gibt 8 Arten von Intelligenz und die müssen zusammenspielen, damit etwas wird.
Frauen haben überwiegend eine andere Sicht der Dinge. Gut, daß es sie gibt. Aber zuviel davon am falschen Ort führt zu "Weiberwirtschaft", wie das früher abschätzig hieß.
Daher sind wir jetzt so mit Gesinnungsethik, statt mit Verwaltungsethik unterwegs.
Ja, es beginnt im Kindergarten.
Warum gibt es auf dem ganzen Bildungsweg keine Männerquote?

Martin Wabnik | Mo., 29. Januar 2024 - 12:54

Mathematik-Angst wird nicht nur von einem deutschen Psychiater propagiert, sondern ist ein weltweites Phänomen, wie man unter dem Stichwort "math anxiety" im Netz feststellen kann.
Warum gibt es diese Angst nicht im Fach Deutsch oder Englisch? Weil Schüler dort nicht ständig mit geschlossenen Aufgaben traktiert werden, die ein eindeutiges Ergebnis haben. Ein Aufsatz kann gut oder schlecht sein, aber weder richtig noch falsch.
Im Fach Mathematik können ebenfalls offene Aufgaben gestellt werden. Z. B. lässt sich die simple Frage, was denn eine quadratische Funktion sei, sehr unterschiedlich beantworten: vom Zeichnen eines typischen Graphen bis hin zur Definition als Untermenge eines Polynomrings ist für jede Person etwas dabei.
Statt das Dechiffrieren künstlich verklausulierter Aufgabentexte zu unterrichten, könnten wir in der Schule einfach sinnvolle Mathematik machen. Damit wäre allen geholfen.

Prof. Dr. Andreas Elepfandt | Mo., 29. Januar 2024 - 18:32

Die Intelligenz streut im männlichen Geschlecht stärker als im weiblichen. Es gibt mehr kluge und mehr dumme Männer. Wenn man aber nur auf das obere Ende schaut, wirken die Männder klüger.

Naumanna | Mo., 29. Januar 2024 - 18:48

Es mag sein, dass es in 200 Jahren genauso viele Mädchen wie Jungen gibt, die an Technik und Naturwissenschaften interessiert sind - aber im Moment ist das noch nicht so. Vielleicht wird das auch nie so sein. Die Unterschied zwischen Jungen und Mädchen sollte man nicht künstlich zu nivellieren suchen. Außerdem ist es auch egal, wie hoch der Prozentsatz ist - Jungen Mädchen - die zB Technik mögen. Fakt ist leider wirklich, dass an den Schulen oft Mädchen vorgezogen werden, warum auch immer. Aus meiner Erfahrung sind Jungs oft loyaler und rationaler als Mädchen -Ausnahmen bestätigen die Regel. Man sollte den Unterricht für die verschiedenen Menschentypen gestalten - nicht so sehr speziell für Jungs oder Mädchen. Da habe ich mich immer an der Psychologie von CG Jung orientiert - extravertiert (denken fühlen usw) und introvertiert (denken fühlen usw) - diese Typen ziehen sich durch Mädchen und Jungs gleichermaßen in etwa.

Marianne Bernstein | Mo., 29. Januar 2024 - 22:09

hat viel mit Geduld und Ausdauer zu tun und selten etwas mit faulen Überfliegern. Die meisten Überflieger sind nämlich sehr wohl fleissig und ausdauernd und können abstrakt denken, was in der Mathematik nun eben mal gefragt ist.
Dass Mädchen keine Mathematik mögen oder können ist ein deutsches und vielleicht noch westliches Problem. Woanders ist es anders und da darf man schon mal die Frage stellen, warum das so ist. "Mädchenfreundlicher" Matheunterricht ist natürlich Blödsinn. Die größten Defizite ergeben sich mangelnden Rechenfertigkeiten, weil nicht genug geübt wurde und vielleicht liegt es einfach daran, dass Jungs Unwissen eher überspielen und Mädchen dann lieber etwas anderes machen.

Beatrice | Di., 30. Januar 2024 - 08:32

Vielleicht soll dieser Artikel ja ein Aufreger sein, trotzdem bin ich der Meinung, dass es völlig unprofessionell ist, solche undifferenzierten Behauptungen aufzustellen. Zum Beispiel hat die Autorin damit recht, dass sowohl in Sachen Höchstbegabung, als auch bei der Minderbegabung mehr Jungen als Mädchen zu finden sind. Aber dass mehr Jungen als Mädchen hochbegabt sind, stimmt einfach schlicht nicht. Wenn wir uns die Geschlechterverteilung bei einem IQ von über 130 ansehen, ist diese in etwa paritätisch. Was aber durchaus stimmt ist, dass hochbegabte Jungen stärker auffallen. Das führt dazu, dass sie entsprechend gefördert werden. Hochbegabte Mädchen tendieren dazu, sich anzupassen. Absichtlich schlechtere Noten zu schreiben bzw. in den sprachlichen Fächern zu glänzen, was tendenziell erst später im Leben auffällt. Auch ist es durch Studien belegt, dass Mädchen in anonymisierten Mathetests ähnlich gut abschneiden wie Jungen. Ich wünsche mir einen differenzierteren Blick auf das Thema.