Wahlsieger: In Bayern werden die Freien Wähler zweitstärkste Kraft, in Hessen triumphieren Boris Rhein und die CDU / dpa

Entwicklungen nach den Landtagswahlen - Cicero-Ticker: Ampelkoalition will nach Wahl-Debakel eigene Arbeit überprüfen

Nach den Erfolgen der Freien Wähler bei der Landtagswahl hat CSU-Chef Markus Söder einen deutlich kritischeren Umgang auch bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen angekündigt. Derweil will die Ampelkoalition ihre Arbeit überprüfen.

Cicero Cover 01-25

Autoreninfo

Hier finden Sie Nachrichten und Berichte der Print- und Onlineredaktion zu außergewöhnlichen Ereignissen.

So erreichen Sie Cicero-Redaktion:

In Bayern und Hessen wurde am Sonntag ein neuer Landtag gewählt. Die Abstimmungen gelten auch bundespolitisch als wichtiger Stimmungstest.

Großer Vorsprung der Unionsparteien, historische Schlappen für die SPD und eine triumphierende AfD: Bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen sind CSU und CDU stärkste Kraft geworden. Die SPD verbucht am Sonntag bei beiden Abstimmungen historisch schlechte Ergebnisse. Deutlich stärker als vor fünf Jahren ist dagegen die AfD. Die Grünen verlieren, und die FDP stürzt dramatisch ab: In Bayern fliegt sie aus dem Landtag, in Hessen bleibt sie nur äußerst knapp drin. Die Linke schafft es in keines der Parlamente.

In beiden Ländern könnten die Regierungsbündnisse ihre Arbeit fortsetzen: in München die CSU mit den Freien Wählern und in Wiesbaden die CDU mit den Grünen. Die Freien Wähler gewinnen bei den Abstimmungen hinzu, in Bayern erringen sie zudem ihre bundesweit ersten Direktmandate.

Bayerns SPD fährt schlechtestes Ergebnis ein

In Bayern kommt die CSU von Ministerpräsident Markus Söder nach dem vorläufigen Ergebnis auf 37,0 Prozent. Damit rutscht die Partei, die im Freistaat seit 65 Jahren den Regierungschef stellt, noch unter ihr desaströses Ergebnis von 2018 (37,2 Prozent). Schon damals war sie um mehr als zehn Punkte abgestürzt. Die Freien Wähler mit Spitzenkandidat Hubert Aiwanger verbessern sich deutlich auf 15,8 Prozent (2018: 11,6). Die Grünen verlieren nach ihrem Rekordergebnis von 2018 (17,6) am stärksten und kommen auf 14,4 Prozent. Die AfD gewinnt mit 14,6 Prozent (10,2) am stärksten dazu. Die SPD erreicht dagegen nur magere 8,4 Prozent (9,7) - ihr schlechtestes Ergebnis bei einer Bayern-Wahl überhaupt. Die FDP verpasst mit 3,0 Prozent den Einzug ins Parlament (5,1). Die Wahlbeteiligung wird mit 73,3 angegeben (72,4).

Die CSU erhält 85 Sitze im bayerischen Landtag. Die Freien Wähler kommen auf 37 Sitze. Die Grünen erhalten 32 Mandate, die AfD bekommt ebensoviele und die SPD 17. Söder sieht sich trotz des eher schwachen Ergebnisses einen klaren Regierungsauftrag für seine CSU. Er kündigte an, die Koalition mit den Freien Wählern fortsetzen zu wollen – den Grünen erteilte er eine Absage. Freie Wähler-Chef Aiwanger sagte, man wolle keine Unklarheiten aufkommen lassen, sondern innerhalb weniger Tage „klar Schiff“ machen.

Rheins CDU triumphiert in Hessen

In Hessen steigert sich die CDU von Ministerpräsident Boris Rhein dem vorläufigen Ergebnis zufolge auf 34,6 Prozent (Wahl 2018: 27,0). Die SPD mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser an der Spitze verbucht mit 15,1 Prozent (19,8) ein historisch schlechtes Ergebnis. Die mitregierenden Grünen von Vize-Regierungschef Tarek Al-Wazir verlieren ebenfalls deutlich und landen bei 14,8 (19,8). Die AfD gewinnt deutlich hinzu und kommt auf 18,4 Prozent (13,1). Die FDP schafft den Verbleib im Landtag mit genau 5,0 Prozent nur äußert knapp. Die Linke rutscht auf 3,1 Prozent (6,3) und muss das Parlament verlassen. Die Freien Wähler kommen auf 3,5 Prozent (3,0). Die Wahlbeteiligung wird mit 66,0 Prozent angegeben – weniger als 2018 mit 67,3 Prozent.

Die seit fast 25 Jahren regierende CDU erhält demnach 52 Sitze (+12), die AfD 28 (+9). Die SPD kommt auf 23 Sitze (-6), die Grünen haben 22 Abgeordnete (-7). Die FDP hat noch 8 Sitze (-3). Damit wäre eine Fortsetzung der seit knapp zehn Jahren amtierenden schwarz-grünen Koalition möglich. Aber auch eine große Koalition aus CDU und SPD hätte eine Mehrheit. Grünen-Spitzenkandidat Al-Wazir zeigte sich offen für eine Fortsetzung der schwarz-grünen Koalition. Die Wahl zeige, dass es in Hessen keine Wechselstimmung gebe.

Die hessische SPD-Spitzenkandidatin Faeser sagte: „Wir hatten viel Gegenwind, wir haben es in den Umfragen gesehen. Deswegen ist es auch nicht ganz so überraschend, aber trotzdem sehr enttäuschend.“ Faeser hatte vor der Wahl klargestellt, nur dann aus Berlin zurück in die Landespolitik zu wechseln, wenn sie Ministerpräsidentin wird. Die Schlappe der hessischen Sozialdemokraten macht das nun höchst unwahrscheinlich. Nach Daten der Forschungsgruppe Wahlen hatte Faeser das schlechteste Image eines SPD-Kandidaten überhaupt bei einer Landtagswahl. Auch als Bundesinnenministerin könnte sie jetzt angezählt sein.

Ticker: 

16:13 Uhr: Nach den Einbußen aller drei Ampel-Parteien bei den Wahlen in Bayern und Hessen will die Koalition in Berlin ihre Arbeit auf den Prüfstand stellen. Neben inhaltlichen Fragen geht es vor allem um den Stil der Zusammenarbeit. Die Menschen wünschten sich keinen Streit von der Regierung, sondern Orientierung und Sicherheit, sagte die SPD-Vorsitzende Saskia Esken am Montag in Berlin. 

Während FDP-Chef Christian Lindner auch über die inhaltliche Ausrichtung reden will, lehnte der Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour eine Kurskorrektur ab. Zu dieser rief aber CDU-Chef Friedrich Merz die Ampel auf – insbesondere in der Migrations- und Wirtschaftspolitik. 

Für Oppositionsführer Merz geht es dabei nicht nur um Stilfragen. „Wer jetzt hier in Berlin immer noch glaubt, er könnte so weitermachen wie bisher, der irrt sich“, sagte er. Die Ampel sei „in einer geradezu historischen Weise abgestraft worden“. Daraus müsse sie nun die richtigen Schlussfolgerungen ziehen.

14:11 Uhr: Nach den Erfolgen der Freien Wähler bei der Landtagswahl hat CSU-Chef Markus Söder einen deutlich kritischeren Umgang auch bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen angekündigt. Die CSU wolle „die bisherige bürgerliche Arbeit fortsetzen. Aber Achtung, seriös. Ich rate allen, auf dem Teppich zu bleiben, keine Selbstüberschätzung zu betreiben, sondern schon vernünftig zu sein, die Größenverhältnisse zu realisiere“», sagte Söder am Montag nach einer Sitzung des CSU-Vorstands in München.

Die CSU werde ihr Versprechen, Stabilität für Bayern, halten, aber „nicht um jeden Preis“. Er verstehe, „dass der eine oder andere unter Strom steht“, sagte Söder. Mit Blick auf die Forderung nach einem weiteren Ministerposten im Kabinett mahnte Söder zu Zurückhaltung: „Rechnerisch gesehen übrigens ist es so, dass den Freien Wählern kein weiterer Kabinettsposten zusteht.“ Was am Ende der Koalitionsverhandlungen rauskomme, bleibe aber abzuwarten. Die Freien Wähler hätten 2018 nach der Wahl bereits mit fünf der 18 Kabinettsposten mehr bekommen als ihnen zugestanden hätte.

Söder kündigte an, zum Auftakt der Koalitionsverhandlungen zunächst mit den Freien Wählern Grundsatzfragen verabreden zu wollen, etwa wo sie ihren Standort im Parteiensystem sehen. „Wir wollen da klare gemeinsame Bekenntnisse haben, um eine gute Regierungsarbeit fortsetzen und starten zu können.“ Erst danach werde über Inhalte und Personalien gesprochen. „Seit Erding haben sich die Freien Wähler Stück für Stück verändert. Deshalb verändert sich auch die Zusammenarbeit.“

In der nächsten Wahlperiode werde er als Ministerpräsident mit seiner Richtlinienkompetenz auch strenger die Arbeit der Minister kontrollieren. „Wir werden die Freien Wähler natürlich noch stärker an ihren bisherigen Leistungen messen müssen. Denken Sie an manche Sachen in der Wirtschaft oder Schulpolitik oder Umweltpolitik, wo es doch sehr viele Fragen gibt und die dann immer an mich gestellt werden zum Ausgleich. Aber ich glaube, da muss alles und alle besser werden.“

11:03 Uhr: Mit ihrem Vorhaben, hessische Ministerpräsidentin zu werden und die SPD in dem Bundesland zu altem Glanz zurückzuführen, ist Nancy Faeser spektakulär gescheitert. Unser Autor Clemens Traub war bei der Wahlparty der SPD in Wiesbaden dabei und blickte Punkt 18 Uhr in fassungslos-verstummte Gesichter. Seinen Beitrag lesen Sie hier.

9:46 Uhr: Bei Anne Will trafen am Sonntagabend SPD-Chefin Saskia Esken, die CDU-Politikerin Karin Prien und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir aufeinander. Insbesondere Esken machte deutlich, warum die Sozialdemokraten keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen. Der Grünen-Politiker hingegen zeigte sich erstaunlich selbstkritisch. Alexander Marguier hat sich die Sendung angesehen

0:12 Uhr: Hier die aktuellen Hochrechnungen für Hessen: 34,6 Prozent für die CDU, 15,1 Prozent für die SPD, 14,8 Prozent für die Grünen und 18,5 Prozent für die AfD. Die FDP hat es mittlerweile knapp über die Fünf-Prozent-Hürde geschafft und könnte damit auch in der kommenden Legislaturperiode mit dabei sein. Die Linke und die Freien Wähler kommen auf 3,1 beziehungsweise 3,5 Prozent. Insbesondere bei den Freien Wählern hatte man auf den Einzug in den vierten Landtag gehofft. 

0:10 Uhr: Es bleibt spannend, wer in Bayern zweitstärkste Kraft hinter der CSU wird. Derzeit liegen die Freien Wähler mit 15,7 Prozent nur 0,1 Punkt vor der AfD mit 15,6 Prozent. Die CSU steigt noch einmal leicht um 0,3 Prozent auf jetzt 36,7 Prozent, während die Grünen wohl endgültig ausgeschieden sind aus dem Rennen um Platz 2 (14,4 Prozent). Die SPD liegt bei 8,1 Prozent, die FDP bei 2,9 Prozent. 

23.38: Es kommt noch dicker für Nancy Faeser. Die amtierende Bundesinnenministerin hat, ebenso wie Tarek Al-Wazir von den Grünen, das Direktmandat im Wahlkreis Main-Taunus I verpasst. Sieger ist Christian Heinz von der CDU. Faeser landet nur auf dem dritten Platz. 

21:20 Uhr: Die jüngsten Prognosen in Bayern wirbeln die 18-Uhr-Prognosen ein bisschen durcheinander. Die CSU liegt demnach bei 36,4 Prozent, während die AfD mit 16 Prozent zweitstärkste Kraft werden könnte. Die Freien Wähler haben noch einmal zugelegt und liegen jetzt bei 15,3 Prozent. Die Grünen rutschen damit auf Platz 4 (14,8 Prozent) und die SPD mit 8 Prozent auf Platz 5. Die FDP fliegt mit 2,8 Prozent aus dem Landtag. 

20:25 Uhr: Für die Ampel-Koalitionäre in Berlin sind die Landtagswahlen in Bayern und Hessen ein absolutes Desaster. Wenn Rot-Grün-Gelb jetzt nicht insbesondere in der Migrationspolitik eine grundsätzliche Wende schafft, ist das Bündnis endgültig erledigt. Alexander Marguier kommentiert

19:00 Uhr: SPD-Spitzenkandidatin und Bundesinnenministerin Nancy Faeser ist die große Verliererin der hessischen Landtagswahl. Was für viele für die CDU von Ministerpräsident Boris Rhein sprach, war wohl die Aussicht, nicht von einer Ampel regiert zu werden. Hugo Müller-Vogg kommentiert

18:20 Uhr: Hubert Aiwanger und die Freien Wähler gehen nicht nur als Sieger aus der Flugblatt-Affäre hervor, sondern auch aus der bayerischen Landtagswahl. Als einzige Partei neben der AfD konnten sie laut ersten Prognosen im Vergleich zu 2018 zulegen. Ben Krischke kommentiert

18:00 Uhr: Die ersten Prognosen der ARD zu den Landtagswahlen in Hessen und Bayern liegen vor. Die Details lesen Sie hier.

17:45 Uhr: Rund 9,4 Millionen Stimmberechtigte waren in Bayern aufgerufen, den Landtag für die nächsten fünf Jahre zu wählen; darunter eine halbe Million Erstwähler und -wählerinnen. Nach einer Stichprobe des Landeswahlleiters aus allen Stimmkreisen gaben bis 14 Uhr 35,4 Prozent ihre Stimme im Wahllokal ab. Vor fünf Jahren hatte die Wahlbeteiligung insgesamt bei 72,3 Prozent gelegen.

CSU-Chef und Ministerpräsident Markus Söder gab am Morgen mit seiner Frau Karin Baumüller-Söder in einer Schule in Nürnberg seine Stimme ab. Er sagte: „Wir wollen ein stabiles und starkes Bayern. Aber jetzt warten wir ab, was die Menschen heute entscheiden in Bayern.“

Nach den letzten Umfragen kann die CSU ein ähnliches Ergebnis wie bei der Landtagswahl von 2018 erwarten, als sie 37,2 Prozent erreichte. Söder will die Koalition mit den Freien Wählern fortsetzen. Diese hatten nach der Flugblatt-Affäre um ihren Chef Hubert Aiwanger in den Umfragen zugelegt und können demnach auf annähernd 15 Prozent hoffen. 2018 hatten sie 11,6 Prozent geholt. Spannend dürfte werden, ob die Freien Wähler, die Grünen oder die AfD zweitstärkste Partei werden. In Umfragen lagen sie etwa auf Augenhöhe.

Aiwanger sagte bei der Stimmabgabe im Feuerwehrhaus im niederbayerischen Rottenburg an der Laaber: „Wir sind Ideengeber und Akzentsetzer in dieser Koalition. Ich bin überzeugt, dass der Wähler das honorieren wird.“ Die Staatsregierung stehe im Vergleich zur Bundesregierung hervorragend da, und seiner Partei dürfte auch die Flugblattaffäre letztlich geholfen haben.

Die Grünen-Spitzenkandidatin Katharina Schulze gab am Vormittag in München ihre Stimme ab und sagte: „In den Wahltag geht man immer mit einem ganz besonderen Gefühl. Der intensive Wahlkampf ist geschafft, nun liegt die Entscheidung bei den Menschen. Ich bin gespannt auf das Wahlergebnis heute Abend.“

Die SPD war in Umfragen zuletzt nicht über neun Prozent hinausgekommen. Die FDP muss bangen, ob sie die Fünf-Prozent-Marke schafft oder aus dem Landtag fliegt.

Insgesamt sind bei der Landtagswahl 91 Direkt- und 89 Listenmandate zu vergeben. Durch Überhang- und Ausgleichsmandate kann es aber mehr als 180 Abgeordnete geben - im alten Landtag waren es 205. Zur Wahl waren 1811 Bewerber angetreten, ein Drittel davon Frauen. Neben dem Landtag wählen die Bayern am Sonntag auch die Bezirkstage in den sieben Regierungsbezirken.

In München lag die Wahlbeteiligung – einschließlich Briefwählern – um 15.30 Uhr bei 61,3 Prozent und damit etwas niedriger als vor fünf Jahren. In Nürnberg war die Wahlbeteiligung um 14 Uhr mit 41,4 Prozent minimal geringer als bei der letzten Landtagswahl. In Nürnberg wurden um 14 Uhr nur drei Fünftel der ausgestellten Briefwahlunterlagen mitgezählt. In Augsburg blieb die Wahlbeteiligung um 14 Uhr mit 31,2 Prozent deutlich hinter der Beteiligung vor fünf Jahren zurück. In der Stadt Bamberg hatten bis 15 Uhr 65,2 Prozent der Stimmberechtigten – einschließlich Briefwählern – abgestimmt.

In Rosenheim gab es einen Farbanschlag auf das AfD-Bürgerbüro. Mit verschiedenen Farben gefüllte Christbaumkugeln seien auf Fenster und Fassade geworfen worden, teilte die Polizei mit. Die Landtagsabgeordneten Franz Bergmüller und Andreas Winhart erstatteten Anzeige und lobten am Sonntag 500 Euro Belohnung für Hinweise zur Ergreifung der Täter aus.

Der München-Marathon mit 20 000 Teilnehmern hatte keine Auswirkungen auf die Wahl. Für die Anwohner wurden Querungsmöglichkeiten zu ihren Wahllokalen eingerichtet. „Da gibt es überhaupt keine Probleme“, sagte ein Polizeisprecher. In Berlin hatte bei der Bundestagswahl 2021 neben eklatanten Mängeln bei der Vorbereitung der Wahl auch der Berlin-Marathon zu einem Chaos mit fehlenden Stimmzetteln, langen Warteschlangen vor Wahllokalen und Stimmabgaben nach 18.00 Uhr geführt. (dpa)

15:54 Uhr: Die hessische Landtagswahl ist nach den Worten von Landeswahlleiter Wilhelm Kanther bis Sonntagnachmittag ohne Probleme verlaufen. An den Urnen zeichnete sich bis nachmittags zunächst eine niedrigere Wahlbeteiligung als bei der vorherigen Landtagswahl im Jahr 2018 ab. Bis 14.00 Uhr lag die Wahlbeteiligung ohne Briefwähler bei 27,7 Prozent, wie Abfragen in den fünf kreisfreien Städten Frankfurt, Darmstadt, Wiesbaden, Offenbach und Kassel ergaben. Bei der vorangegangenen Landtagswahl war um die gleiche Zeit ein Wert von 38,8 Prozent ohne Briefwähler ermittelt worden. Insgesamt hatten bei der damaligen Landtagswahl 67,3 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben.

Wegen der Briefwähler gilt die Aussagekraft der Werte allerdings als begrenzt. Im Vergleich zu 2018 dürfte deren Zahl deutlich zugelegt haben, sagte Kanther - wie viele genau es waren, war zunächst nicht bekannt. Kanther rief zugleich alle Wahlberechtigten, die ihre Stimmen bis zum Nachmittag noch nicht abgegeben hatten, dazu auf, noch von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen.

In der Landeshauptstadt Wiesbaden lag die Wahlbeteiligung ohne Briefwähler bis 14.00 Uhr bei 30 Prozent und damit um elf Prozentpunkte unter dem Wert zur gleichen Uhrzeit bei der Landtagswahl 2018. Offenbach meldete bis 14.00 Uhr eine Wahlbeteiligung von 21,8 Prozent gegenüber 28,6 Prozent bei der vorangegangenen Landtagswahl. (dpa)

14:55 Uhr: Die Spitzenkandidaten von CDU, Grünen und SPD in Hessen haben sich mögliche Koalitionsoptionen offengehalten. Ministerpräsident Boris Rhein sagte am Sonntag in Frankfurt zur Frage nach einem möglichen Koalitionspartner, auch da werde es einen Fingerzeig des Wählers geben, und „dann schauen wir mal, wie sich die Dinge gestalten. Ich glaube, Demokraten müssen untereinander anschlussfähig sein“. Es sei sein Auftrag gewesen, die Union zur stärksten Kraft zu machen. „Dann werden wir als stärkste Kraft Gespräche anbieten unserem Koalitionspartner, aber natürlich auch der SPD und der FDP.“ Derzeit regiert eine schwarz-grüne Koalition in Hessen.

Der Grünen-Spitzenkandidat und hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir erklärte: „Ich bin der felsenfesten Auffassung, dass alle Demokratinnen und Demokraten miteinander gesprächs- und im Zweifel auch koalitionsfähig sein müssen. Dann werden wir sehen, was das Wahlergebnis bringt, und danach werden wir sprechen“, so Al-Wazir nach seiner Stimmabgabe in Offenbach.

SPD-Spitzenkandidatin und Bundesinnenministerin Nancy Faeser antwortete auf die Frage, ob sie sich ein Bündnis mit der CDU vorstellen könne: „Also ich finde, dass man als demokratische Parteien immer alle miteinander arbeiten können muss.“ Es gebe einen Ausschluss, den sie von Anfang an im Wahlkampf gemacht habe: „Es wird keine irgendwie geartete Zusammenarbeit oder auch nur Tolerierung mit der AfD geben können,“ sagte Faeser nach ihrer Stimmabgabe in Schwalbach am Taunus. Mit allen anderen demokratischen Parteien müsse man aber in einer Demokratie arbeiten können, „jetzt kämpfe ich aber erstmal für eine starke SPD“, so Faeser.

Die Sozialdemokratin hatte stets betont, dass sie nur von Berlin nach Wiesbaden wechseln will, falls sie Ministerpräsidentin wird. In den Umfragen lag die SPD deutlich hinter der CDU. Zur Frage, ob sie ihr Amt als Bundesinnenministerin niederlegen werde, falls die Wahlergebnisse nicht so ausfallen, wie sie möchte, sagte Faeser: „Heute geht es um Wahl hier in Hessen, und deswegen werbe ich noch um jede Stimme für Hessen, ich möchte gerne nach Hessen wechseln als Ministerpräsidentin.“ (dpa)

13:56 Uhr: In Bayern lag die CSU bis zuletzt in allen Umfragen unangefochten vorne, kam aber mit 36 bis 37 Prozent nicht über ihr schon historisch schlechtes Wahlergebnis von 2018 (37,2 Prozent) hinaus. Für die Freien Wähler ging es nach der Flugblatt-Affäre um ihren Chef Hubert Aiwanger zunächst deutlich nach oben, auf bis zu 17 Prozent. Zuletzt pendelten sich die Umfragewerte dann bei um die 15 Prozent ein. 2018 hatten sie 11,6 Prozent geholt.

Söder und Aiwanger haben stets erklärt, ihre seit 2018 bestehende Koalition auch nach der Wahl fortsetzen zu wollen. Ein Bündnis mit den Grünen hat Söder, anders als vor fünf Jahren, ausgeschlossen. Das Abschneiden der CSU dürfte auch mit Blick auf die Frage der nächsten Kanzlerkandidatur der Union diskutiert werden, obwohl Söder wiederholt betont hat, keine eigenen Ambitionen zu hegen. Mit Spannung wird auch erwartet, wer hinter der CSU Platz zwei belegt: die Grünen, die Freien Wähler oder vielleicht die AfD. Die SPD war in Umfragen zuletzt nicht über 9 Prozent hinausgekommen. Die FDP muss demnach zittern, ob sie die Fünf-Prozent-Marke schafft.

12:53 Uhr: Rund 4,3 Millionen Hessen sind am Sonntag dazu aufgerufen, einen neuen Landtag zu wählen. Nach den jüngsten Umfragen geht die CDU um Ministerpräsident und Spitzenkandidat Boris Rhein als klarer Favorit in die Wahl. Die Christdemokraten können damit rechnen, erneut stärkste Kraft zu werden. Dahinter wird ein enges Rennen um Platz zwei zwischen SPD, Grünen und AfD erwartet. Derzeit regiert in Hessen eine schwarz-grüne Koalition. Eine Fortsetzung des Bündnisses scheint ebenso möglich wie eine große Koalition aus CDU und SPD. Die SPD-Spitzenkandidatin und Bundesinnenministerin Nancy Faeser bevorzugt eine Ampel-Koalition mit Grünen und FDP, dazu müssten die drei Parteien im Vergleich zu den Umfragen aber noch zulegen. Eine Zusammenarbeit mit der AfD haben die anderen Parteien ausgeschlossen.

Die bislang letzte hessische Landtagswahl war im Oktober 2018. Die CDU wurde damals mit 27 Prozent stärkste Partei. Dahinter folgten Grüne und SPD mit jeweils 19,8 Prozent, wobei die Grünen am Ende gerade einmal 66 Stimmen mehr als die Sozialdemokraten hatten. Die AfD erreichte 13,1 Prozent, ebenfalls in den Landtag zogen die FDP (7,5 Prozent) und die Linke (6,3 Prozent) ein. Die Wahlbeteiligung lag bei 67,3 Prozent. CDU und Grüne erneuerten anschließend ihr schwarz-grünes Bündnis, das nur auf eine hauchdünne Mehrheit von einer Stimme kam.

10.28 Uhr: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat gewählt: Am Sonntagmorgen gab er zusammen mit seiner Frau Karin Baumüller-Söder in einer Schule in Nürnberg seine Stimme bei der Landtagswahl ab. „Wir wollen ein stabiles und starkes Bayern. Aber jetzt warten wir ab, was die Menschen heute entscheiden in Bayern“, sagte Söder anschließend. Laut den letzten Umfragen liegt die CSU in Bayern deutlich in Führung und könnte demnach auf ein ähnliches Ergebnis wie bei der Landtagswahl von 2018 (37,2 Prozent) kommen – ein historisch schlechtes Wahlergebnis. Allerdings sind Umfragen generell immer mit Unsicherheiten behaftet. Lesen Sie hier den Vorbericht zur Landtagswahl in Bayern

9.45 Uhr: Nach den jüngsten Umfragen geht die CDU um Ministerpräsident und Spitzenkandidat Boris Rhein als klarer Favorit in die Wahl in Hessen und kann damit rechnen, erneut stärkste Kraft zu werden. Dahinter wird ein enges Rennen um Platz zwei zwischen SPD, Grünen und AfD erwartet. Derzeit regiert in Hessen eine schwarz-grüne Koalition. Lesen Sie hier den Vorbericht zur Landtagswahl in Hessen

8.00 Uhr: In Bayern und Hessen haben die Wahllokale geöffnet. 

Der Landtagswahlen-Ticker wird mit Hilfe von dpa fortlaufend aktualisiert. 

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

H. Stellbrink | So., 8. Oktober 2023 - 12:31

Es bleibt zu hoffen, dass die selbsterhöhten "demokratischen Parteien" vom Souverän ordentlich auf die Mütze bekommen.
Die Arroganz der Macht, mit der gegen den Willen und die Interessen der weitaus überwiegenden Mehrheit der Bürger die gesellschaftliche Transformation zu einem multikulturellen Bullerbü mit Pferdewagen, Heizung mit Strom aus der Steckdose und Rüben aus dem eigenen Garten betrieben wird.
Die Deutschen haben es langsam satt, von der selbsternannten politisch-medialen "Elite" zu den Deppen Europas und zunehmend der ganzen Welt gemacht zu werden.

Rolf Trötschel | So., 8. Oktober 2023 - 21:37

Die Landesregierungen und der Bund waren und
sind seit vielen Jahren nicht mehr ernsthaft gewillt,
Politik für die Menschen unseres Landes zu gestallten. Volksentscheide, Wählerwille und das
Wohl unserer Bevölkerung waren scheinbar
unwichtig und wurden durch die chaotische Asylpolitik und die überzogene Klimahysterie
in den Hintergrund gedrängt. Und wer die vielen
Missstände in unserem Land kritisierte oder die
jahrelangen Fehlentscheidungen unserer
Regierungsvertreter thematisierte wurde als
unverbesserlicher Rechtspopulist und ewig
Gestriger stigmatisiert.
Und da nun die AfD in Bayern und Hessen den
prognostizierten Wählerzuspruch verzeichnen
kann, bleibt abzuwarten, ob die geschrumpften Mandatsträger der Altparteien auch weiterhin demokratisch gewählte Volksvertreter der AfD wie Leprakranke behandeln, obwohl sich annähernd 20 % der Wahlberechtigten für diese Partei entschieden haben.

Gerhard Lenz | Mo., 9. Oktober 2023 - 08:53

So weit sind wir noch nicht. Trotzdem gilt: aufpassen! Die Demokraten, vor allem ein Herr Merz, müssen sich zusammenraufen und endlich die wirklichen Gegner der Demokratie bekämpfen. Und mit dem Blödsinn aufhören, deren Strategie zu kopieren und sich als "Alternative" mit Substanz zu verkaufen, die Seite an Seite mit der AfD die Grünen bekämpft.

Das reicht noch nicht. Die Verharmlosung (auch hier im Cicero), AfD-Wähler seien doch nicht alle Rechtsextremisten, muss aufhören. Ein Teil ist es eben doch - auch so mancher Forenkommentar hier ist eindeutig. Und wer es (noch) nicht ist, der muss trotzdem für seine Wahl Verantwortung tragen.

Nur der Wähler stärkt rechten Extremismus, durch seine Stimme.

Daneben muss z.B. die FDP endlich erkennen, dass ihre "Profilierungsversuche" auf Teufel komm raus innerhalb der Ampel ihr mehr schaden als nutzen. Aber: Wer's glaubt, wird selig. Kubicki hat schon gezeigt, dass er nichts kapiert hat.
Und so werden sie wohl weiter streiten.

Wie in Weimar.

Romuald Veselic | Mo., 9. Oktober 2023 - 11:35

Richtung geschichtliche Müllhalde.
Herr der Wärmepumpen u Herrin der Kobolde wissen nun, dass sie die Verkörperung der Idiotie sind. Endlich ist's amtlich. In ihrer Arroganz sind sie sogar stolz auf ihre Dummheit.
Das Volk in BY & HE hat gewählt.
Richtig gewählt.
Gut gemacht. 😆🎈🥂🌞

Heidemarie Heim | Mo., 9. Oktober 2023 - 16:18

Merken die im Polit-Medial-Dilettanten-Stadel versammelten überhaupt noch was? Oder wie schmerzbefreit muss man sein als Bundesministerin des Inneren und einer ehemaligen Volkspartei wie die SPD, um sich die "Signale der Völker", in dem Fall der Hessen und Bayern, derart am Allerwertesten vorbeigehen lassen zu können ohne auch nur einen Gedanken an irgend eine Art persönlicher Konsequenzen zu verschwenden? Ist das noch nur ein Ausdruck dummdreister Ignoranz dem Wähler/in gegenüber, oder schon inzwischen Demokratie gefährdend von wegen sich den Staat und seine Institutionen untertan gemacht zu haben? Ich,
bzw. meine Partei bin von ein paar Prozent Wahl-Hanseln/innen gewählt, als Quotenfrau von der Partei beauftragt, also bin ich? Oder wie Eure Majestät Markus der Erste von Bayern, der ungeachtet des schlechtesten Wertes seiner Partei ever dem FW-"Bauer" erst mal seinen Platz auf dem Schachbrett erklärt bevor er weiter am Plan "BK 2025" bastelt. Wo ist mein XXL-Pack Ibu abgeblieben? MfG