Pro-russischer Soldat an der Front / picture alliance

Über den Ukraine-Krieg - Ein unbedingter Kampf des Guten gegen das Böse? (Teil 2)

Um das Massensterben in der Ukraine zu beenden, reicht es nicht, dass der Westen kompromisslos auf seinen „Werten“ beharrt. Die Diffamierung der Forderung nach einer Verhandlungslösung ist nicht nur ungerechtfertigt, sie ignoriert auch die Lehren des Kalten Kriegs.

Autoreninfo

Botschafter a.D. Rüdiger Lüdeking war während seiner Zeit im Auswärtigen Dienst (1980-2018) in verschiedenen Verwendungen, u.a. als stv. Beauftragter der Bundesregierung für Abrüstung und Rüstungskontrolle und Botschafter bei der OSZE, mit Fragen der Sicherheits- und Rüstungskontrollpolitik intensiv befasst.

So erreichen Sie Rüdiger Lüdeking:

Dies ist der zweite Teil dieses Beitrags, den ersten lesen Sie hier

Mit der Diskussion der Aspekte Mitverantwortung, Werteorientierung und Folgenabschätzung sollte die politische Vielschichtigkeit der Diskussion zum Ukraine-Krieg verdeutlicht werden. Dies tritt in der deutschen Debatte hinter den allzu eindimensionalen Forderungen nach Waffenlieferungen an die Ukraine zurück. Selbst wenn man Putin oder Russland als das schlechthin Böse definiert, so sollte man auch über die Konsequenzen der eigenen Politik nachdenken.

Dabei muss leitend sein, dass diese zwar werteorientiert ist, aber die Grenzen der Durchsetzung der eigenen Werte im Blick halten muss. Ein wie eine Monstranz vor sich hergetragener Werteextremismus kann kontraproduktiv sein und die eigenen zentralen Werte nachhaltig gefährden oder in Frage stellen. Zudem muss mit Augenmaß die eigene Werteorientierung auf Stimmigkeit überprüft werden. Hierzu gehört auch die Frage, ob man die beträchtlichen Opfer auf beiden Seiten hinzuzunehmen bereit ist – nach jüngsten Zahlen sollen inzwischen mehr als 500.000 Soldaten auf beiden Seiten verwundet oder getötet worden sein.

Auch muss eine ehrliche Folgenabschätzung der eigenen Politik erfolgen. Hierzu gehört die Frage zu den Grenzen westlicher militärischer Unterstützung für die Ukraine ebenso wie die Prüfung der eigenen europäischen Verteidigungsfähigkeit, die nicht nur wegen des heraufziehenden neuen Kalten Kriegs erforderlich ist. Schon jetzt gibt es deutliche Signale, dass im Falle, dass 2024 ein republikanischer Präsidentschaftsbewerber die US-Wahlen gewinnt, dieser die Unterstützung für die Ukraine reduzieren und stattdessen mehr Engagement der europäischen Bündnispartner fordern wird, um sich stärker auf die Einhegung der Ambitionen Chinas konzentrieren zu können; in China und nicht in Russland sehen die USA den künftig zentralen Großmachtrivalen.

Weiteren Eskalationsmöglichkeiten vorbeugen

Sind nicht Differenzierungen wie auch die Beherzigung von Lehren des Kalten Kriegs angesichts eines Kampfes gegen das Böse jetzt nicht defätistisch oder zumindest zu abgewogen? Das Setzen allein auf einen Siegfrieden und die militärische Unterstützung der Ukraine – dies sollte deutlich geworden sein – greifen zu kurz. Es bedarf vielmehr auch konzertierter Bemühungen, um dem Krieg sowie dem durch ihn ausgelösten massenhaften Sterben ein Ende zu bereiten und weiteren Eskalationsmöglichkeiten vorzubeugen.

Es reicht nicht zu erklären, dass ja Russland ohnehin keine Verhandlungen wolle. Ebenso ist das Verlassen auf die Annahme verfehlt, dass es ohnehin vertrauliche Friedensgespräche zwischen Russland und den USA gebe. Es gibt darauf keine Hinweise; zumindest auf der für Russland aus optischen Gründen (Wahrnehmung als gleichrangige Großmacht) erforderlichen politischen Ebene gibt es derartige Gespräche offenbar nicht.

Ob Verhandlungen zustande kommen oder ein akzeptables Ergebnis erreichbar ist, ist nicht gewiss; dies müsste jedoch ausgelotet werden. Ein Ausschluss jeglicher Gespräche ist unverantwortlich. Gleiches gilt für das Dekret von Selenskyj, der Gespräche zumindest mit Putin untersagt: Es steht in Russland kein „Demokrat“ als Alternative zu Verfügung; zudem sind vermutlich diejenigen, die Putin beerben könnten, deutlich weniger rational, vielleicht noch härter und „unappetitlicher“ als dieser.

Starre maximalistische Position

Ebensowenig sollte nicht von vornherein mit starrer maximalistischer Position in die Verhandlungen hineingegangen werden und jeglicher, gerade auch für Russland gesichtswahrende Kompromiss ausgeschlossen werden. Statt den Befürwortern von Verhandlungen vorzuhalten, welche inakzeptablen Kompromisse sie denn als Ergebnis der Gespräche zu akzeptieren bereit wären, sollte auf politisches Geschick und die Dynamik von Gesprächen, die sich ohnehin nicht nach Lehrbuch vorbereiten lassen, vertraut werden. Letztlich wäre es zudem einfacher, zunächst einen Waffenstillstand anzusteuern, der der Ukraine formell keine territorialen Konzessionen abverlangen würde.

Es ist unverständlich, mit welcher Arroganz von vielen westlichen Beobachtern das Thema Hinwirken auf eine schnelle Beendigung des Kriegs angegangen wird. Den USA bzw. der Nato kommt unverändert eine Schlüsselrolle zu; schließlich wird es Russland auf ein satisfaktionsfähiges Gegenüber ankommen. Aber dies mag nicht reichen; es wäre auch überheblich, wenn westlicherseits darauf bestanden würde, allein die Erfordernisse einer politischen Lösung definieren zu können.

 

Mehr zum Thema:

 

Daher war beispielsweise das bloße Abtun bzw. das Verwerfen des sehr allgemein formulierten chinesischen 12-Punkte.Plans von Ende Februar 2023 gerade auch unter taktischen Gesichtspunkten ein Fehler. An das darin enthaltene Bekenntnis zu den Prinzipien der UN-Charta wie Souveränität, Unabhängigkeit und territoriale Integrität von Staaten hätte konstruktiv angeknüpft werden können. Zudem böte das Zusammengehen mit China eine größere Chance, Russland zu einem Einlenken zu bewegen.

Diese Chance ließe sich noch dadurch verstärken, dass andere wichtige Staaten des globalen Südens wie Brasilien und Südafrika einbezogen würden. Dies gilt schließlich auch vor dem Hintergrund der sich herausbildenden neuen globalen Sicherheitsarchitektur. Die zum 1. Januar 2024 wirksam werdende Erweiterung der ohnehin sehr heterogenen BRICS-Vereinigung um weitere sechs Staaten lässt sich nur vor dem Hintergrund der Ablehnung westlicher Dominanz erklären. Sie verdeutlicht, dass Fingerspitzengefühl und Umsicht bei der Entwicklung der Beziehungen zu den selbstbewusster werdenden Staaten des globalen Südens heute dringlicher denn je ist.

Nuklearen Potentiale mit destabilisierenden Wirkungen

Eine allein auf Konfrontation setzende Politik wird nicht helfen, die Sicherheit in einem sich rasch verändernden Umfeld zu wahren und die vielfältigen globalen Herausforderungen wie Klimawandel, Ernährungssicherheit und Migration zu meistern. Auch dies spricht dafür, den Krieg in der Ukraine raschestmöglich zu beenden, eine unversöhnliche Frontstellung von Demokratien gegen Autokratien zu vermeiden und trotz bestehender Gegensätze die Kooperation von Schlüsselstaaten aufrechtzuerhalten.

Als ein Beispiel sei nur die notwendige rüstungskontrollpolitische Zusammenarbeit zwischen den USA, Russland und China zu Nuklearwaffen und zur nuklearen Nichtverbreitung genannt. Es hat erheblicher diplomatischer Anstrengungen bedurft, um die Nuklearwaffenpotentiale der Sowjetunion/Russlands und der USA einzuhegen. Bilaterale Verträge zur nuklearen Rüstungsbegrenzung wie SALT I & II, INF, START und NewSTART haben einen Gleichstand und gegenseitige Transparenz und Vertrauen geschaffen. Die globalen nuklearen Potentiale wurden damit zwischen Mitte der 80er Jahre und heute von mehr als 70.000 auf etwas mehr als 12.000 Sprengköpfe reduziert.

Am 21. Februar diesen Jahres hat Russland die Anwendung des NewSTART-Vertrages suspendiert, vertragskonforme Notifikationen eingestellt und weitere Inspektionen seiner nuklearen Einrichtungen untersagt. Dem haben die USA im Gegenzug ab 1. Juni entsprochen. Es ist höchst ungewiss, ob es gelingen wird, den im Februar 2024 auslaufenden NewSTART-Vertrag zu verlängern oder durch einen neuen zu ersetzen. Inzwischen stehen die Zeichen wieder auf Modernisierung und Erweiterung der nuklearen Potentiale mit destabilsierenden Wirkungen. Nach einem Auslaufen des Vertrags könnten beide Seiten die vom Vertrag vorgegebenen Begrenzungen ihrer nuklearen Waffensysteme aufgeben und hätten die Möglichkeit, die dislozierten, auf Trägersysteme aufgebrachten Sprengköpfe von den bisher vorgegebenen 1550 kurzfristig und ohne viel Federlesens zu verdoppeln.

Eine Einbeziehung Chinas

Unabhängig von den USA und Russland, die noch immer über mehr als 90% der globalen Nuklearpotentiale verfügen, stellt sich zunehmend auch die Frage nach einer Einbeziehung Chinas, deren Nuklearwaffenpotential rasch aufwächst und nach US-Schätzungen 2035 bereits einen Umfang von 1500 Sprengköpfen umfassen könnte. Dies spricht dafür, auch China rüstungskontrollpolitisch einzubinden (selbst wenn eine Vereinbarung gleicher Obergrenzen wie für Russland und USA noch nicht möglich sein dürfte).

Daneben ist aber auch die Zusammenarbeit aller drei Staaten bei der nuklearen Nichtverbreitung von hoher Bedeutung. Sie hatte im Nuklearabkommen mit Iran Beispielcharakter, bis das Abkommen 2018 von Trump einseitig gekündigt wurde. Inzwischen wächst der nichtverbreitungspolitische Handlungsdruck aufgrund von nuklearen Ambitionen und eines sich abzeichnenden Rüstungswettlaufs. Staaten wie Indien, das mit China in punkto Nuklearwaffen vermutlich gleichziehen möchte, kommen dabei ebenso in den Sinn wie Saudi-Arabien, das mit Argusaugen das Nuklearprogramm in Iran beobachtet und nicht ins Hintertreffen geraten möchte.

Das Gute gegen das Böse

Die Notwendigkeit enger Zusammenarbeit im nuklearen Bereich zwischen Russland, USA und China ist nur ein Beispiel. Es ließe sich problemlos eine Reihe weiterer Gründe gegen eine einseitig allein konfrontative Politik des Westens anführen. Der Eindruck eines Kampfes des Guten gegen das Böse ist zwar nachvollziehbar. Dennoch lautet das Plädoyer, in wohlverstandenem realpolitischen Interesse nicht „klein beizugeben“, aber aktiv nach Möglichkeiten zu einer Beendigung des Ukrainekriegs zu akzeptablen (vielleicht nicht idealen) Bedingungen zu suchen, um eine chaotische internationale Entwicklung mit erhöhten Kriegsgefahren zu verhindern und auch unsere Werte nachhaltig zu gewährleisten. Dies verlangt Mut und Augenmaß und auch den Verzicht darauf, einer empörungsgeleiteten vorgegebenen Linie einfach zu folgen.

Darüber hinaus ist auch zu hoffen, dass die öffentliche Debatte gerade auch bei uns entschärft und versachlicht werden kann, sie nicht länger durch haltlose Verunglimpfungen und emotionalen Überschwang beherrscht wird. Die Diffamierung der Forderung nach diplomatischen Bemühungen zu einer Beendigung des Ukraine-Kriegs als Appeasement ist nicht nur ungerechtfertigt und unfair; sie ignoriert auch die Lehren des Kalten Kriegs, während dem in Übereinstimmung mit der Harmel-Doppelstrategie von 1967 immer neben der Gewährleistung einer gesicherten Verteidigungsfähigkeit auch die Bereitschaft zu Dialog, Zusammenarbeit und Entspannung stand. 

 

Guido Steinberg im Gespräch mit Alexander Marguier
Cicero Podcast Politik: „Wir haben das strategische Denken verlernt“

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Jens Böhme | So., 10. September 2023 - 09:44

Der Überfall Russlands in die Ukraine ist kein Merkmal des Kalten Kriegs. Im Kalten Krieg wurden Großmächte von Regierungen "gebeten" militärisch das eigene Land zu verteidigen bzw. einzugreifen. Es gelten mittlerweile die Bedingungen wie vor dem Zweiten Weltkrieg. Ein zweites Münchener Abkommen ist keine Lösung!

Urban Will | So., 10. September 2023 - 09:53

ten hehren Aspekte auch nur im Ansatz Gehör finden werden. Sicherlich haben die Amerikaner – einzigartig geübt und erfahren im Führen, bzw. Steuern von Kriegen – Pläne in der Schublade und sie werden diesen Krieg so steuern, wie er für sie am besten ist, egal, wer gewinnt. Nur allerdings sind die Ansichten, was am besten ist, bei Demokr und Republik. unterschiedlich.
Die infantilen, blinden, dummen, und komplett unfähigen Europäer – allen voran mal wieder das Narrenschiff D - allerdings werden aus ihrer selbst gestellten Falle nicht mehr heraus kommen. Einzig die Schwefelpartei plädiert ganz klar für ein Ende des Krieges, der Rest schreit nach Endsieg. Da hilft auch des Scholzen Zauderei nichts, denn der trottelt halt nur hinterher, ändert aber den Kurs nicht.
Es wird nicht abzuwenden sein. Ein neues atomares Wettrüsten, mit nun mehr als zwei Parteien, steht uns bevor. Das ist der Preis der Moral in Sachen Ukrainekrieg.
Werteorientierung gehört nicht in die Weltpolitik.

"Einzig die Schwefelpartei plädiert ganz klar für ein Ende des Krieges, der Rest schreit nach Endsieg."
"Die infantilen, blinden, dummen, und komplett unfähigen Europäer – allen voran mal wieder das Narrenschiff D - allerdings werden aus ihrer selbst gestellten Falle nicht mehr heraus kommen."

Was genau ist denn die "selbst gestellte Falle" aus der die " infantilen, blinden, dummen, und komplett unfähigen Europäer" nicht mehr raus kommen?

Nein Herr Will, die "Schwefelpartei" lebt mit der naiven Vorstellung, man könne mit Putin auf Augenhöhe gemeinsame Sache machen, wenn sich Deutschland doch nur aus der EU und Nato verabschieden würde. Da hilft es auch nicht, wenn sich einzelne armselige Figuren dieser "Schwefelpartei" nicht zu Schade sind, im russischen Propagandafernsehen ihre widerwärtigen Unterwürfigkeitsgesten zu demonstrieren. Was haben Sie eigentlich dagegen, wenn man in der Außenpolitik ein gewisses Maß an Werten vertritt und einem angegriffenen Staat zur Hilfe kommt?

Wenn Sie etwas für die Menschen an der Front übrig hätten, Hr. laporta, etwas Empathie aufbringen könnten, würden Sie die Soldaten und Zivilisten vielleicht nicht so blindwütig in das Messer laufen lassen.
Wenn Sie Mans genug wären würden Sie sich freiwillig für ihre "gerechte Sache" an die Front stellen.

In Bloomberg wurden verschiedene Alternativen zur Beendigung des Krieges vorgestellt, die Deutsche Lösung, die Israelische und die Koreanische.
Das läßt für die Menschen in der Ukraine und Russland hoffen, dass dem Schlachten bald ein Ende gesetzt wird.

zw. der Frage, ob jemand „Schuld“ an einem Angriff ist (sprich:Wer hat den Krieg begonnen?)oder ob jemand aufgrund seiner Politik eine Mitschuld trägt an Zuständen, die zu einem Krieg führten, ist das Ihre Sache. Und da sehe ich die Amerikaner deutlich mehr beteiligt als Sie das tun.
Die „selbstgestellte Falle“ war das bedingungslose Fordern eines kompletten Sieges der Ukraine, sprich das Vertreiben der Russen aus allen Gebieten, inkl. Krim, wie es v.a. ex D, also von Seiten der Grünen, der CDU, etc. kam.
Das ist Utopie und wer utopisches fordert, stellt sich selbst eine Falle.
Den Amis kann es egal sein, morgen die Waffenlieferungen einzustellen. Die machen, was sie wollen und scheren sich einen Dr... darum, was die anderen dazu sagen. (Siehe Afghanistan. Sie gingen einfach raus, als sie es für richtig hielten und die Deutschen, wohl kaum in d Lage, sich dort nur einen Tag ohne d Amis zu halten, rannten hinterher.) Und dann? Die Europäer haben ja kaum noch was, das sie liefern können

Norbert Heyer | So., 10. September 2023 - 10:06

Die „360 Grad“ Ministerin wollte Putin „die Beine weghauen“. Diese Selbstgefälligkeit zieht sich als roter Faden durch diesen Krieg. Zuerst das Leid der Bürger in der Ukraine, wo ein Schauspieler die Politik bestimmt und der Gefahr läuft, die männliche Jugend auszuradieren und russische Soldaten.Wer hat sonst den größten Schaden? Natürlich die Moralisten der krankhaften
Gesinnung - die Deutschen: Die Wirtschaft lahmt, wir sind Zufluchtsland Nr.1, wir zahlen Milliarden für Waffen und Munition, unsere Energie-Basis wurde von interessierter Seite mutwillig zerstört, wir werden auch freudig den Wiederaufbau stemmen. Unser Freund jenseits des Atlantik führt die Regie, wird bestimmen, wann Schluss ist und hat dann ein großes Ziel erreicht: Russland geschwächt, aber nicht zerstört - Deutschland und Europa als Wirtschaftskonkurrenz ausgeschaltet und wendet sich jetzt dem Konkurrenten zu, der ihm wahrlich gefährlich werden kann: China. Es muss nur noch die richtige Provokation gefunden werden.

Urban Will | So., 10. September 2023 - 10:13

ins Grübeln gebracht. Was möchte der Autor uns sagen?
Man sieht bei Teil 1 einen eher unprivilegiert aussehenden und unbeholfen wirkenden ukrainischen Soldaten im Schlamm, umhängt mit schwerer Munition, vor einem ebenso desolat wirkenden Panzer. Meine erste Reaktion: Mitleid. Dieser Mann gehört nicht an die Front, er gehört nach Hause zu seiner Familie.
Bei Teil 2 sieht man einen adretten, gepflegt wirkenden, zufrieden und nach vorne dreinschauenden Soldaten, der als „pro russisch“ bezeichnet wird. Was immer das heißt. Gehört er Putins Armee an? Dann ist er ein „russischer“ Soldat.
Oder gehört er welcher Organisation an? Wagner ist ja weg.

Zumindest ist die Botschaft, die ich hier sehe: „Glaubt ja nicht, die Russen lägen am Boden und der Krieg sei so gut wie entschieden“, was uns ja immer wieder seitens der einseitig gepolten MSM vorgegaukelt wird.
Dieser Krieg kann noch sehr lange dauern.
Ende mehr als offen.

Ernst-Günther Konrad | So., 10. September 2023 - 10:27

In dieser Ampel fehlen uns an entscheidenden Stellen Menschen mit Berufs- und Lebenserfahrung. Menschen, die selbstkritisch und über den Tellerrand hinaus denken und handeln können. Menschen, denen vor allem ein friedliches Zusammenleben der Völker am Herzen liegen, auch wenn man manche Kröten schlucken muss. Frieden ist das allerhöchste Ziel, das die Menschheit immer im Auge haben muss. Eine Russland den Krieg erklärende AM wie Schnatterinchen gehört nicht dazu. Kriegstreiber und Waffenlobbyisten wie Agnes Zimmermann u.v.a., die vom Talk Sofa herunter das Ganze befeuern mit Hilfe geleichgeschalteter Msm, die täglich diesen Krieg mit Propaganda versehen in deutsche Wohnzimmer via ÖRR versenden. Männer wie Sie gehören ins AA. Was vermisse ich den Mann mit dem gelben Pullover, Gensch Mann, der mit den großen Ohren und dem großen Sachverstand. Leute wie Wischnewski die auch bei Krisen die Nerven behielten. Und was haben wir? Willfährige Kriegsbefürworter, die selber nicht kämpfen würden.

Albert Schultheis | So., 10. September 2023 - 11:10

Danke, dass Sie dazu anstoßen, "dass die öffentliche Debatte gerade auch bei uns entschärft und versachlicht werden kann"! Leider sind Sie ein einsamer Rufer in der Wüste! Obwohl die abgründisch-desaströsen Folgen des "geo-politischen Schnäppchens" von Obama/Biden in der Ukraine zunehmend sichtbar werden: Ein weiterer US-Stellvertreterkrieg geht mit einer totalen menschlichen Katastrophe verloren! Das strunzverblödete Deutschland kackt ab! Die USA erleiden einen spektakulären Imageschaden, Verlust an Einfluss! Das Tafelsilber des Westens "Demokratie, Wohlstand und Freiheit" geschreddert! Die guten Beziehungen zu Russland
infolge Gorbatschow auf 100 Jahre zertrampelt! Die Welt destabilisiert, siehe die neuen Wolfs-Regime in Zentral-/Nordafrika, Türkei, Aserbaidschan, Genozidgefahr in Armenien. Und "after all" ist die Gefahr eines Atomkriegs größer den je!
Aber, ein Gutes hat's: Die BRICs-Staaten machen sich von dem verblödeten und machtgeilen Westen los und machen ihr eigenes Ding.

"Ein weiterer US-Stellvertreterkrieg geht mit einer totalen menschlichen Katastrophe verloren!"
Herr Schultheis, es gibt keinen Stellvertreterkrieg in der Ukraine. Und noch einmal der Hinweis für Sie: Schauen Sie sich im Duden die Bedeutung eines typischen Stellvertreterkrieges an.
Lt. Duden:
„eine bewaffnete Auseinandersetzung zwischen kleineren Staaten, die zur Einflusssphäre jeweils verschiedener Großmächte gehören und gleichsam stellvertretend für diese die Auseinandersetzung führen.“
Russland hat als Aggressor die UA überfallen und diese hat nach den Statuten der UN Charta, militärische und sonstige Hilfe erhalten. Mittlerweile von rund 50 Staaten. Südkorea wird übrigens ebenfalls in Kürze diesem Club beitreten.
Also hören Sie mit diesem Stellvertreterkriegs-Gejammere auf. Es sein denn, Sie betrachten Russland als den kleinen Juniorpartner Chinas (was es ja faktisch auch ist) und Ihr "Stellvertreterkrieg" wird zwischen China und den USA ausgetragen. Dann könnte es evtl. passen �

Albert Schultheis | So., 10. September 2023 - 11:31

Allein um den Verdun'schen Fleischwolf-Krieg zu beenden!
Aber ich sehe kaum Chancen, dass das gelingen könnte, denn Russland KANN seine Sicherheit und Interessen vor uns "Guten Wölfen" nur bewahren, wenn es die Ost-Ukraine und die Krim behält und der Rest zum neutralen Staat erklärt wird, ohne Nato-Mitgliedschaft, evtl sogar ohne EU-Mitgliedschaft (aber von der EU wird nach diesem Krieg nicht mehr viel übrig bleiben, genauso wenig wie von der Nato!). Denn Putin kann und darf dem hinterhältigen Westen nicht vertrauen, zu oft ist Russland in die Pfanne gehauen worden, siehe Nato-Osterweiterung, Minsk II, etc. Der Westen wird aber auf diese Bedingungen nicht eingehen wollen, wegen Gesichtsverlust!
Fazit: es wird keine Verhandlungen geben, der Krieg geht weiter, bis der letzte Bandera-Junge, der letzte Volkssturm-Greis im russischen Minenfeld elend verreckt sein wird. Dann wird Putin den Diktatfrieden präsentieren oder die Panzer rollen weiter bis zur ukrain. Westgrenze! - Oder Atomkrieg?

"Denn Putin kann und darf dem hinterhältigen Westen nicht vertrauen, zu oft ist Russland in die Pfanne gehauen worden, siehe Nato-Osterweiterung, Minsk II, etc."

Herr Schultheis, der Einzige der hier Verträge gebrochen hat, sitzt im Kreml! Es hat auch keine forcierte Nato-Ost-Erweiterung gegeben. Das ist schlicht und einfach eine Lüge! Die balt. Staaten, Polen, Tschechien etc. haben aus eigenem Antrieb (der absolut legitim ist), um die Aufnahme in die Nato gebeten.

Und immer wieder dieses Gejammere von "Russlands Sicherheitsinteressen nicht beachtet". Warum sollten die Sicherheitsinteressen der kleineren Staaten um Russland herum weniger wiegen? Hat Russland ein von Gott gegebenes Recht auf eine spezielle Auslegung oder ein höheres Gewicht seiner angeblichen "Sicherheitsinteressen"? Ich denke, dass kann man ganz klar verneinen!

Der Krieg kann von einem Tag auf den Anderen beendet werden. Putin muss nur seine Armee zurückziehen. Ansonsten wird seine Armee Tag für Tag demilitarisiert!

und "der Einzige der hier Verträge gebrochen hat, sitzt im Kreml!"
Nein, Russland hat kein "von Gott gegebenes Recht auf ... angebliche "Sicherheitsinteressen" - Russland HAT diese Sicherheitsinteressen und Putin hat sehr früh, wiederholt und deutlich darauf hingewiesen, davor gewarnt, sie zu missachten! So wie die USA selber sehr deutliche, sehr übergriffige Sicherheitinteressen verteidigt - sogar weit weg in Deutschland, laporta! Und viele, auch im Westen, haben das verstanden und ebenso gewarnt, sie zu missachten. Aber die Obama/Biden-Administrationnen haben darauf geschissen! Deshalb haben wir heute den Krieg und der wird entweder mit dem Sieg der Russen enden oder dem atomaren Untergang des Abendlandes. Suchen Sie sich's aus, laporta!

Christoph Kuhlmann | So., 10. September 2023 - 12:48

jedes Verhandlungsangebot als Schwäche. Das haben die letzten Jahre bewiesen. Das Budapester Memorandum ist das Papier nicht wert, auf dem es gedruckt ist. Des Weiteren führt der Autor gegen Ende, des Artikel aus, wer da verhandeln soll. Die drei großen Atommächte auf diesem Planeten. Die deutsche Position ist also völlig irrelevant. Auch im Ukraine-Krieg. Denn, wenn wir da nicht die Politik der USA ergänzen, können wir uns auf den amerikanischen Atomschirm mit nicht verlassen. Ein Abweichen von der Politik der USA macht die atomare Bedrohung durch Russland sehr viel realer, als sie es jetzt ist.

Armin Latell | So., 10. September 2023 - 13:10

halte ich für sehr gute Artikel. Zum Teil 1 habe ich schon meinen Kommentar abgegeben, zum Teil 2 muss ich aber auch fragen: von welchen, unseren Werten, schreibt Herr Lüdeking? Die, die wir einst hatten, haben wir 1. dem linksgrünen Geist zum Fraß vorgeworfen, 2. an die vsa verkauft, 3. von der Merkel und Ampel beseitigen lassen. Kurzum: echte Werte haben wir nicht mehr, da gibt es auch nichts zu verteidigen oder zu beachten.

Keppelen Juliana | So., 10. September 2023 - 18:23

Antwort auf von Armin Latell

um sich irgendwie von anderen (Bösen) abzusetzen. Auf der gleichen Schiene läuft "wir die demokratischen Staaten" gegen die Anderen. Das Problem ist, dass inzwischen der Rest der Welt die Doppelmoral und Heuchelei erkennen und genau weiß wie unsere Werte aussehen und wie Demokratie von den "Demokratiebringern" aussieht.

Frau Keppelen, hier ist nun ein Foto eines russischen Soldaten (kann man gut an der Uniform erkennen). Der scheint auch nicht besonders glücklich zu sein, dass er dort im Schützengraben versauert. Wo ist nun hier Ihr mitfühlendes Plädoyer a la "Wenn ich mir das Bild von dem Soldaten ansehe könnte ich heulen. Am liebsten würde ich ihn in den Arm nehmen und Sagen 'komm Junge wir gehen heim und machen uns einen Kaffe, lass doch alle die kämpfen die ganz verrückt danach sind und keifend und geifernd nach immer mehr Waffen schreien"."?

Wo Frau Keppelen? Wo ist Ihre nicht geheuchelte Anteilnahme? Ihre Einseitigkeit macht Sie im höchsten Maße unglaubwürdig! Merken Sie das eigentlich nicht?

alessandro laporta | So., 10. September 2023 - 18:53

Antwort auf von Armin Latell

"Die, die wir einst hatten, haben wir 1. dem linksgrünen Geist zum Fraß vorgeworfen, 2. an die vsa verkauft, 3. von der Merkel und Ampel beseitigen lassen."

Was genau wurde denn zum Fraß vorgeworfen? Was genau an die USA verkauft? Was wurde denn von Merkel und Ampel genau beseitigt?

Sie müssen schon präziser werden in Ihren Aussagen, wenn Sie hier so nebulös argumentieren.

Hanno Woitek | So., 10. September 2023 - 14:07

aber was nützt uns das alles. Bei einer Außenministerin, sorry Außentrullala, Baerbock die aus Dummheit und Unwissenheit Blödsinn redet und einer kriegsgeilen Kampfdrohne Strack-Zimmermann und ihrer Unterstützer Gauweoiler und den CDU Irren. Für die sind Waffenlieferungen „Gamechanger“, also Spielzeug. Hitler war zumindest ehrlich. Man kann nur hoffen, dass der Kanzler endlich auf den Tisch haut und diesen Irren mal die Wahrheit ins Gesicht schleudert.

Hans Golombek | So., 10. September 2023 - 18:02

Ich fürchte um das Qualitätsniveau von Cicero, wenn immer wieder dieser Lüdeking auftaucht. Haben sie denn keine besseren Experten? Noch niveauloser ist ja Mearsheimer,. dem Cicero immer wieder Raum gibt, seinen Unsinn zu verbreiten. Der einzige Ukraine-Experte, der in Cicero schreiben darf, ist Thomas Urban.

Eckhard Lüth | So., 10. September 2023 - 19:02

Eigentlich plädieren die Vertreter eines Waffenstillstandes, den Abtritt von Territorien an Russland. Eine Volksabstimmung an der nur die teilnehmen dürfen, die vor dem 24.2.2022 dort gewohnt haben wird Russland nicht zulassen. Es bleibt dann die Annexion auf Dauer und Neubesiedlung mit Kolonisatoren.. Die Geflohenen, von denen viele in unserer Flüchtlingseinrichtung in Berlin waren, werden sich in Westeuropa eine neue Heimat suchen müssen. Das werden wir so akzeptieren müssen, aber der Preis für Russland und die Russen sollte sein: vollständige Isolation mit harten Grenzen und massive Stationierung von NATO-Truppen an den russischen Grenzen. Die Russen mögen dann ihre Zukunft in Asien und Afrika suchen. Sind wir dazu bereit oder akzeptiert wir den Landraub?

Jochen Rollwagen | So., 10. September 2023 - 19:44

Rußland will nicht "verhandeln". Die einzige "Verhandlungslösung", die Rußland akzeptiert ist eine Vernichtung der Ukraine.

Warum kapiert Herr Luedeking das nicht ?

Henri Lassalle | So., 10. September 2023 - 19:48

sind für Putin keine Verhandlungspartner. Macron und Scholz haben ihre Zeit mit Putins Monologen am "langenTisch" vergeudet - mit der naiven Intention, ihn mit Reden überzeugen oder beeinflussen zu können. Nur ein Vermittler, der in einer Oppositonshaltung zum Westen steht, könnte eventuell etwas bewegen. Aber noch sind die Russen nicht dazu bereit und Putins interne Position ist nach wie vor unangefochen.

Inana | So., 10. September 2023 - 20:42

Der Autor hat zwar Recht, nur er geht eben auch über die Logik des Krieges hinweg. Diese ganze martialische Rhetorik des Westens ist eben auch ein Ersatz dafür, nicht selbst mit Truppen einzugreifen. Was man ja tun könnte. Das ist nur nicht konsensfähig. Und bei diesem Kompromiss - niemals Verhandlungen, aber auch kein direktes Eingreifen ist der Westen im Prinzip stehengeblieben.
Dass das keine tolle Strategie ist, ist klar. Nur Politik besteht oft mehr aus Kompromissen, als aus Strategien.
Die eigentliche Frage ist, ob das aufgeht - oder ob man früher oder später entscheiden müssen wird, Bodentruppen zu schicken oder Kompromisse zu suchen. Nur das wird man rauszögern, bis es zwingend ist, denn das Konfliktpotential dabei kann man sich vorstellen.

Tomas Poth | So., 10. September 2023 - 22:39

Wer den Fleischwolf und die Zerstörungen abstellen will, der muß in Verhandlungen treten.
Wer rechthaberisch auf seiner Position besteht, der dreht am Fleischwolf weiter.

Am widerlichsten sind die Kommentare, natürlich vom sicheren Sofa aus, die mit ihrer Michael Kohlhaas-Haltung Fleischwolf und Zerstörung am Laufen halten, und dabei von Werten und Moral reden.

alessandro laporta | Mo., 11. September 2023 - 12:30

Antwort auf von Tomas Poth

verteidigen Sie mit Ihrem Defätismus die russische Aggression? Glauben Sie wirklich, dass der "Fleischwolf" und die Zerstörungen abgestellt werden, wenn die Ukraine Ihren legitimen Verteidigungskampf einstellt? Eine ziemlich naive Vorstellung, wie ich finde. Einmal ganz davon abgesehen, dass dies einzig und alleine die Entscheidung der Ukrainer selbst ist und nicht des deutschen oder sonstigen Besserwissers. Solange die Ukrainer bereit sind ihr Land gegen die russische Aggression zu verteidigen, sollten und müssen wir diese auch im eigenen Interesse mit allem was geht, unterstützen. Dabei genügt es, die Russen soweit aus dem Land zu drängen, dass dann Verhandlungen aus einer starken Position, zu akzeptablen Ergebnissen führen. Alles Andere macht keinen Sinn. Und Ihre Michael-Kohlhaas Analogie können Sie sich auch sparen, die passt hier einfach nicht rein.