- Ekstatische Pythia der Moderne
Die irische Sängerin Sinéad O’Connor ist gestern im Alter von nur 56 Jahren in London verstorben. In ihrem Werk sang sie sich mit Wut und Traurigkeit ihre Traumata vom Leib.
Es gibt Menschen, die sind vom Leben überfordert. Alles zerrt an ihnen. Alles quält sie. Also irrlichtern sie durch die Welt. Wie Getriebene. Nirgendwo finden sie Halt. Aber immer wieder Schmerz und Verzweiflung. Also pressen, singen, schreien sie ihre Qualen, ihre Wut, ihr Leiden, ihre innere Hölle hinaus in die Welt. In früheren Jahrhunderten wurden solchen Menschen Heilige. In der Moderne Künstler. Sinéad O’Connor wurde beides.
Geboren wurde Sinéad Marie Bernadette O’Connor im Dezember 1966 in Dublin. Die Familie ist zerrüttet. Die Mutter schwelgt in ihrem eigenen Unglück und im Hass auf ihren Mann. Die kleine Sinéad störte dabei nur. Also beginnt das Töchterchen zu schreien und zu weinen. Das geht so lange, bis die Mutter zur Gewalt greift, um dem Gebrüll ein Ende zu machen. So berichtet es Jahrzehnte später zumindest Sinéads Bruder, der Schriftsteller Joseph O’Connor.
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Psychotherapeuten. Vielleicht haben ihr Schreien und ihre Auftritte sie davor bewahrt, psychotisch zu werden, solche Fälle gibt es. Solche emotionalen, "exhibitionistischen" psychodramatischn Schreikaskaden auf der Szene berühren natürlich ein bestimmtes Publikum. In der Kunst ist das kein Solitär: So mancher Künstler macht seine persönliche, zuweil klinisch evidente Problematik zum Markenzeichen. Emotion war auch der Grund für den Erfolg der Beatles. Endlich, nach den grauen, bleiernen 50iger und 60iger Jahren ein Stimulus, ungehemmte Emotionen auzuleben, nicht nur in den Konzertsälen.
Herzloses, kaltes Analysieren. Tausend Gegenbeispiele könnte ich nennen. Eine große Künstlerin und ein armer, bedauernswerter Mensch ist von uns gegangen. Gerade diese psychisch Zerrissenheit bringt oft die größten Künstler hervor. Auch Beethoven hat seine größten Werke aus seelischer Qual geschaffen, andere auch: Dostojewski, selbst Richard Wagner, viele andere noch. Vielleicht braucht es diesen Zustand, um Künstler zu sein. Ich bin mir sogar sicher. Vielleicht schufen die Frühmenschen ihre Wandmalereien unter dem Einfluss von Drogen. Na und? Man sollte das verstehen und nicht sophistische Analysen anstellen. Ein Zeichen von Unreife, verehrter Herr Lassalle... oder von Zynismus.
@Herr Funke, Sie finden die richtigen Worte. Die Gedankenwelt und daraus folgende Handlungen mancher Menschen bleiben den anderen für immer verborgen. Es gibt keine Er-klärung - seit Menschengedenken.
Der Song, unsere "Hymne" der Neunziger. Als wir noch Diskotheken und Clubs besuchten, Wodka-Lemon und Sambuca-Baileys in Strömen floss, uns die Nächte um die Ohren schlugen, tanzten bis zum Morgengrauen, und ein Liebeskummer dem nächsten folgte;-) Mit Sinéad war es etwas leichter, bei so viel Melancholie und Herzschmerz aber auch irgendwie ein wenig "schlimmer".....Lief dieses Lied hingen wir uns in den Armen und sangen alle lautstark mit was die Oktaven hergaben. Mit dem Gefühl unschlagbar jung und frei zu sein, mit etwas Wehmut im Herzen und dem untrüglichen Gefühl, dass die Achtziger nicht mehr zurück kommen. Wie dem auch sei:
Nothing compares to you, liebe Sinéad, R.I.P., wir werden dich nie vergessen:)
Schön wie Sie das gesagt haben. Fast ein Nachruf.
Sinead O'Connor war eine ausdrucksstarke Sängerin. Ich höre sie gern. Ihr Drumherum war sicherlich ambivalent. Aber ich kenne sie als Künstlerin, nicht als Privatperson. Wieso bei Tod bekannter Personen das Privatleben ausgegraben werden muss, erschliesst sich mir nicht. Will ich mehr wissen, lese ich Biographien.
Eine wunderbare Hommage an eine große Musikerin und einen sensiblen Menschen. Vielen Dank dafür!
Rest in Peace Sinéad O’Connor!
Sehr geehrter Herr Grau, für diesen empathischen Bericht über Sinéad O‘Connor möchte ich Ihnen sehr danken!
Ihre Worte treffen ins Herz dieses verwundeten Menschenkindes. Kein Pathos, kein geheucheltes Mitgefühl, keine Opferlyrik - es ist großartig, wie Ihre Worte alles das sagen, für das den meisten von uns die Worte fehlen. Reqiescat in pace. Danke!
zu ihren Balladen, schade, wieder ein Mensch von uns gegangen. Viel zu jung für den ewigen Tod.
Mein Mitgefühl allen ihren Freunden und Verwandten.
nun Ruhe finden bei GOTT, den sie ihr Leben lang gesucht hat: den EINZIGEN, der uns Menschen bedingungslos liebt.
REQUIESCAT IN PACE .
Ich danke für Ihren mitfühlenden, wissenden Nachruf.
Es tut mir leid, dass auch wir Frauen in unserer Hilfe und unserem Stützen scheitern.
Nicht selten aber, weil Frau O´Connor eine liebende Frau war.
Eine Liebende quält sich mindestens so, wie sie andere quält, eher mehr sich selbst, die anderen mehr aus Verzweiflung.
Liebende sterben eher, als dass sie töten.
Eines dringt vielleicht zu wenig an ihr Ohr oder zu ihnen?
Die Verzweiflung und Liebe der geliebten Menschen.
Man schlägt also mit fast vereinten Kräften aufeinander ein?
Eine Göttin, als eine von der Verzweiflung der Menschen "gequälte/verzerrte" Gestalt wie die Jesu Christi biete ich nicht an, UNS ALLE.
Ich konnte immer wieder wisende Andere hören und erkennen.
Davon nehme ich einen Papst Johannes Paul den II. oder Papst Benedikt den XVI. nicht aus.
Sie können aber nicht ganz werden, wenn sie dies nicht zulassen.
Es gibt zudem viele Probleme.
Benedikt resignierte, blieb aber bei uns.
Obwohl ich kein Fan von Papst Franziskus bin, möge er versuchen zu heilen, so wie er vermag.
RIP