Eine ältere Dame in ihrem Berliner Schrebergarten / dpa

„Rente mit 63“ - Ein unfaires Relikt vergangener Tage

Die „Rente mit 63“ war und ist eine parteipolitisch motivierte, Frauen benachteiligende „Reform“, die einer überschaubaren Zahl von privilegierten Ruheständlern nutzt und der Mehrheit schadet. Zehn Jahre nach den Beschlüssen hat sich auch die Welt verändert.

Hugo Müller-Vogg

Autoreninfo

Dr. Hugo Müller-Vogg arbeitet als Publizist in Berlin. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zu politischen und wirtschaftlichen Fragen, darunter einen Interviewband mit Angela Merkel. Der gebürtige Mannheimer war von 1988 bis 2001 Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

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Arbeitsminister Hubertus Heil gibt sich empört. Der Vorschlag des CDU-Politikers Jens Spahn, die „Rente mit 63“ abzuschaffen, nennt er „Rentenkürzung“. Das ist von der Wahrheit so weit entfernt wie der VfL Bochum von der Deutschen Meisterschaft. Falls vom nächsten Jahr an niemand mehr mit 45 Beitragsjahren vorzeitig und ohne Abschläge in den Ruhestand gehen könnte, bekäme niemand weniger Geld. Es würde nur eine bestimmte Gruppe von Arbeitnehmern nicht länger privilegiert.

Die Gewerkschaften waren schon seit langem der Meinung gewesen, wer 45 Jahre lang gearbeitet und Beiträge bezahlt habe, soll schon mit 63 Jahren Schluss machen dürfen – ohne auch nur einen Euro an Rente einzubüßen. Die SPD hat diese Forderung im Wahlkampf 2013 übernommen. Damals war jedoch schon zweierlei absehbar: dass das Rentensystem finanziell auf immer wackeligeren Füßen steht und der Mangel an Fachkräften zunehmen wird. 

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Christa Wallau | Do., 1. Juni 2023 - 17:04

kann ich nur zustimmen.
In der Verwandtschaft haben wir einen Rentner, der das Geschenke-Programm voll ausgeschöpft hat:
1. seine Berechtigung, mit 63 in Rente gehen zu dürfen und
2. die Möglichkeit, 3 Jahre Vollzeit zu arbeiten für nur zwei Drittel des Lohns, um dann 3 Jahre bei gleichem Lohn ohne Arbeit weiterleben zu können.
Resultat: Er stellte seine Berufstätigkeit im Alter von 60 Jahren ein. Dabei hätte seine Firma, in der er viel verdiente, ihn noch gut brauchen können.
Sein Leben besteht jetzt in langem Schlafen, viel
am Computer sitzen und mit einem Luxus-Auto durch die Gegend zu kurven.
Er lebt nach der Scheidung (kurze Ehe!) allein in einem Einfamilienhaus und ist überzeugt davon, für die Gesellschaft genug getan zu haben.

Gegenüber denen, die demnächst bis 69/70 Jahre arbeiten müssen, ist es von der Regierung schlicht unverschämt, die heute in Rente Gehenden derart zu priviligieren.

Liebe Frau Wallau, bei den meisten Ihrer Kommentare bin ich mit Ihnen einer Meinung, aber dieses Mal kann ich Ihnen nicht zustimmen. Sie führen einen Einzelfall an, der sicher nicht für alle gilt, die mit 63 in Rente gehen. Wenn jemand 45 Jahre gearbeitet hat, ist er mit Sicherheit nicht mehr so fit wie jemand, der bis 25 oder 30 studiert hat, dann erst berufstätig wird und somit gar nicht mehr ein 45-jähriges Arbeitsleben haben wird. Schuld ist die Politik, die eine echte Rentenreform immer vor sich herschiebt. Damit meine ich alle Regierungen der letzten Jahrzehnte. Übrigens, ich habe bis 65 gearbeitet (war damals der normale Renteneintritt).
Der Fachkräftemangel ist selbstverschuldet. Die Firmen wollten in der Vergangenheit lieber fertig ausgebildete Leute aus dem Ausland, als selbst auszubilden. Deutschland ist für qualifizierte ausländische Fachkräfte sowieso nicht attraktiv: hohe Abgaben auf Gehälter, Wohnungsnot, hohe Energiepreise etc.

Viele Grüße aus dem Ruhrgebiet, E. I.

Rente ist kein Sozialtransfer, sondern ein durch Einzahlen erworbener Anspruch. Ist es denn besser blind im Hamsterrad zu rennen und die eigene Lebenserwartung zu sabotieren und den treulosen nimmersatten gigantischen Staats- und Beamtenapparat unverhältnismäßig mit den erarbeiteten Steuern zu mästen?
Ist es wirlich so schrecklich, wenn man nicht mehr im Hamsterrad laufen will? Wir sollen gefälligst bis zum Umfallen arbeiten und der Staat gibt weiterhin das Geld seiner Bürger für fremde Interessen aus. Wie sieht es eigentlich in anderen Ländern mit dem Renteneintrittsalter aus?
Achso, privilegierte Gruppen wie Beamte haben ihr eigenes System und müssen keine Empfänger aufnehmen, die nie einbezahlt haben.

Ich gestehe, ich habe es auch ausgenutzt! Eigentlich hatte ich nach ca 30 Jahren Industrie vorgehabt, meinen Lebensabend als Lehrer an der Gesamtschule zu verbringen, bis ich umfalle - an der Schule, der ich 4 meiner Kinder geschickt hatte - aus Überzeugung. Ich war immer sehr gerne Lehrer gewesen in meinen Fächern Physik, Mathe und Englisch. Aber nach 3 Jahren habe ich hingeschmissen, weil ich die Erfahrung machen musste, dass wir den Herausforderungen zur Integration, hauptsächlich der Schüler aus muslimischen Herkunftsländern, nicht im Geringsten gewachsen waren. Dabei bin ich der Überzeugung, dass das grundsätzlich möglich gewesen wäre. Wir hätten zu unserer Kultur der Aufklärung als Leitkultur konsequent stehen müssen - aber wir waren zu feige dafür, statt die Schüler zu fordern standen im Vordergrund immer die Rechte der Schüler - nie die Pflichten. Und zudem die Opferrolle als Migranten. Hinzu kam die völlige Überlastung des Systems. Mir wurde klar, das ist nicht zu schaffen.

kommt mal wieder voll zum Tragen - aber im umgekehrten Fall. Soso, weil er mit 63 im Luxusauto durch die Gegend kurvt und nichts Produktives mehr treibt, ist er wohl so eine Art wohlhabender Schmarotzer. Und damit ein Beispiel, wonach jeder Rentner mit 63 seinen Mitmenschen nur auf der Tasche liegt!

Es gibt Leute, die, dank glücklicher Geburt, bereits viel früher auf der faulen Haut liegen. Manchmal ihr ganzes Leben.

Nur hat der Kommentar mal wieder überhaupt nichts mit dem Thema zu tun. Sondern soll mal wieder beklagen: Die Anderen machen sich auf Kosten der Gemeinschaft ein schönes Leben, steigen frühzeitig aus, um in Saus und Braus zu leben, während frau selbst doch so eine großartige Lebensleistung erbracht hat!

Was für ein Nonsens. Die meisten Rentner, die frühzeitig das Erwerbsleben hinter sich lassen, leben gezwungenermassen eher bescheiden. Und wie schon anderswo gesagt: Keiner muss, aber jeder sollte können. Und manchmal wird die Arbeit im Alter einfach zu anstrengend.

Ich habe in meinem Bekanntenkreis mindestens zehn ähnliche -zum Teil noch extremere- Fälle; da tummeln sich ua. ehemalige Beamte, Anfang der 60er, mit 4 000 + Pensionen.. Glücklicherweise sind sie bei häufigen Weltreisen nicht selten abwesend oder beginnen nach einiger Zeit ihre Gesundheit mit Alkohol zu ruinieren. Gott sei Dank

Gerhard Lenz | Do., 1. Juni 2023 - 17:18

Die Frauen, die ich kenne, und mit 63 Jahre in Rente gingen, fühlen sich keineswegs benachteiligt. Denn es geht ja nur um die Möglichkeit, das zu nutzen. Wer nicht will oder kann, dem steht es frei, noch ein wenig länger zu arbeiten.
Das eigentliche Argument ist doch ein völlig anderes: Wir können uns das angeblich alles nicht mehr leisten.
Es gibt immer zwei Möglichkeiten, die Rente zu sichern.
Eine ist es, den Renteneintritt zu erschweren. Natürlich ist das faktisch eine Rentenkürzung - auch wenn Herr Müller-Vogg das nicht so nennen mag.
Die zweite ist, endlich für mehr Rentengerechtigkeit zu sorgen. Dazu gehört: Alle Beiträge in einen einzigen Topf, und die Rentenhöhe nicht mehr nach dem "Stand" (Beamter, Arbeitnehmer, Selbstständiger) auszurichten.
So sehr Unterschiede in der Entlonung gerecht sind, so wenig sind sie es im Ruhestand. Denn dann sind wir - beschäftigungspolitisch - alle gleich.
Und natürlich brauchen wir Zuwanderung und mehr Beitragszahler...

Albert Schultheis | Fr., 2. Juni 2023 - 13:04

Antwort auf von Gerhard Lenz

(Darf man das eigentlich noch sagen, oder ist das schon R-Wort?) Ja, ich kann's kaum fassen, ich bin mit unserem Berufs-Denzianten einer Meinung! Ein fast genialer Satz: "So sehr Unterschiede in der Entlonung gerecht sind, so wenig sind sie es im Ruhestand." Guter Anfang, Lenz. Aber leider, der Absacker folgt auf dem Fuße: "Und natürlich brauchen wir Zuwanderung und mehr Beitragszahler..." - Ja, mehr Beitragszahler schon, aber erstens wollen Ihre GrünRoten Khmer den jungen Frauen das Gebähren abspenstig machen (CO2 beim Ausatmen und so), zweitens machen sie die jungen Leute so kirre mit dem Trans* und Gender*Bullshit, dass die nicht mehr zwischen Männlein und Weiblein unterscheiden können (man nennt das jetzt neue, deutsche Familienpolitik) und drittens werden aus denen die in unser Land hereinlatschen (oder geflogen werden) nur in den seltensten Fällen Beitragszahler und die, die Beitragszahler werden könnten, latschen nicht in unser Land, weil bereits zu viele der Letzteren gibt.

Enka Hein | Do., 1. Juni 2023 - 17:23

....genug Beitragszahler den wohlverdienten Ruhestand zu vermiesen. Wer sonst soll den die halbe Welt mit Steuergeld versorgen und möglichst am letzten Tag direkt in die Kiste fallen. Es sind nicht die Bürgergeldbezieher und Sozialschmarotzer die auf Kosten der arbeitenden Mehrheit in der sozialen Hängematte lungern. Seit 2015 sind auch noch nicht integrierbare zu Millionen eingeströmt und belasten die Sozialkassen.
Diese Milliarden auf Jahre zum Fenster rausgeschmissen Gelder könnte man den Rentnern zukommen lassen.
Und ungerecht Herr MV ist, wenn unsere Volks(ver)treter qfur ein paar Jahre eine solche Vollversorgung bekommen für die der normale Burger 4x auf die Welt kommen muss.
Die sollen genauso einzahlen, ohne Privilegien. Und die Millionen Scheinasylanten raus. Danach reden wir nochmals.
Zudem wurden die Rentenkassen früher schon immer wieder geplündert. Von den Blockparteien.

Sybille Weisser | Do., 1. Juni 2023 - 19:26

Ist doch faktisch bereits eine Rentenkürzung, in meinem Fall 14% Abschlag. Wer das Tragen kann, der soll es machen. Es ist imho ohnehin nicht mehr zeitgemäß, den Renteneintritt am Alter fest zu machen, Lebensarbeitszeit wäre da der bessere Weg, finde ich. Denn jemand, der 45 oder mehr Jahre gearbeitet hat, hat trotzdem Abzüge wenn er mit 63 in Rente geht. Rente ist ein schwieriges Thema, weswegen sich noch keine Regierung an eine grundlegende Reform gewagt hat. Irgendeine Gruppe wird immer gekniffen sein.

Norbert Heyer | Do., 1. Juni 2023 - 19:49

Auch ich habe von der „Rente mit 63“ profitiert. Mit knapp 16 Jahren nach Handelsschule konnte ich mit 64 Jahren meine Berufstätigkeit einstellen. Meine Frau war Beamtin und ist auch vorzeitig ausgeschieden - zusammen haben wir über 90 Jahre gearbeitet - da ist es dann ein Privileg, wenn man vorzeitig in Rente geht? Dann, wenn man noch relativ fit ist und über seine Freizeit völlig frei verfügen kann? Soll man noch länger arbeiten und dann die Rentenkasse so wenig wie möglich schaden, indem man kurz nach Renteneintritt verstirbt? Meine Frau und ich haben beide sehr gut verdient, haben viel Steuern entrichtet und hohe Sozialbeiträge bezahlt. Was bekommt ein Politiker, der nur einen Bruchteil unserer Arbeitszeit benötigt, um Bezüge zu kassieren, die unsere beiden Renten ganz, ganz weit in den Schatten stellt? Diese sind wirklich und einseitig privilegiert und nicht die Rentner, die einige Jahre eher in Rente gehen können, weil sie eine jahrzehntelange Berufsausübung erbracht haben.

Heidemarie Heim | Do., 1. Juni 2023 - 20:56

Die laut unserer werten Frau Ministerpräsidentin Frau Dreyer auch noch in höchstem Maße "unsolidarisch" wären, was ich während meines durch meinen "privilegierten Gatten" gesponserten Aufenthaltes an der Algarve nebenbei mitbekam. Ja Wahnsinn diese unsolidarische 63er-Rentnermischpoke! Fährt `ne Woche in Urlaub von der Rente für die er über 45 Jahre bis auf 3! Monate nach Ende des 4-jährigen Dienstes in der Bundeswehr keinen Tag arbeitslos volle Kanne
Beiträge in die diversen Sozialversicherungen einzahlte. Der statt sich in die private KV zu verabschieden bis zum letzten Tag als freiwillig gesetzlich Versicherter zusammen mit seinem Arbeitgeber einzahlte, genauso wie in die Arbeitslosenversicherung. Und zum Dank dafür von seiner betrieblichen Altersvorsorge (Lebensversicherung) nun über weitere 10 Jahre einen 5-stelligen Betrag davon an die gesetzliche KV abführen darf. Anerkennung der Lebensleistung, auch als Rente bekannt Fehlanzeige! Frau Hein siehe oben, sagt dazu das Übrige. MfG

Ingo Frank | Do., 1. Juni 2023 - 21:16

Trotz mehrfacher Versuche mich mit altem od. neuen Passwort anzumelden blieben diese erfolglos und das Lesen der Artikel nicht möglich.
Ich sehe das anders. Die Rente mit 63 finde ich deshalb gerecht, weil nur die die Beitragsjahre erfüllt haben, eben ohne Abschlag in Rente gehen können. Und warum soll der, der fleißig gearbeitet hat und eben nicht nach 8 Stunden die Füße hochgelegt hat und noch eben eine durchgängige Arbeits- Biografie hat und es sich leisten kann mit Abschlag in Rente zu gehen dies nicht tun? Und seien wir ehrlich, wie oft sind von den Parteien der „nationalen Front“ die Rentenkasse geplündert wurden? Und welche Summen wurden in diesem Land regelrecht verschleudert? Jedes Geschrei von Minderheiten möglichst im Promillbereich wurde mit Geld zugeschüttet? Und außerdem sollte festgestellt werden, wir arbeiten in diesem Land am längsten und bekommen immer weniger Rente. Ich bin 1990 von 68% vom letzten Netto ausgegangen und was habe ich am Ende vom Staat bekommen?
Mit

Ronald Lehmann | Fr., 2. Juni 2023 - 00:03

Eine weitere Verarschung der Steuerzahlenden Werktätigen in diesem Lande

Kein Geld für Renten, aber
pro Flüchtling über 4000€'ausgeben

Geld für Deutsche, die mit 63 kaputt & geschafft in Rente gehen wollen, soll gekappt werden, aber Ukrainer bekommen deutsches Rentengeld ab 57 hier in D.

Noch Fragen

Hinzu muss ich auch Herr Lenz Recht geben. Alleine die Frauen wie Männer, die ihre Knochen im Pflegepersonal oder anderen anstrengenden Berufen für den Wohlstand D. geopfert haben, bekommen eine Rente, wo der Lohn & dann die Rente die allermeisten im Westen nicht einmal den Wecker hören würden.

Ja, es gibt haufenweise faule Sozial-Schmarotzer.
Aber es gibt 66x so viele Werktätige, die ordentlich für einen Hungerlohn (vor allem, wenn diese alleine sind wo Kosten nicht durch zwei geht) ihre Arbeit ohne viel klagen & murren verrichten.

Mal ganz abgesehen von unseren Block-Parteien (zur Info, AFD war gegen Erhöhung der Diäten) & der ganze Hofstaat inklusiv ÖR-Medien, wo?wie Sand es gibt

Jens Böhme | Fr., 2. Juni 2023 - 08:14

Konsequent wäre die Frage, wer im immer mehr runtergewirtschafteten Land länger arbeiten will oder möchte. Hier trägt u.a. auch der stetig steigende Migrationsanteil bei, der in zunehmender Zahl eine komplett andere Arbeits- und Arbeitszeitauffassung hat, welche sich schleichend in den gesamten Arbeitssektor ausbreitet.