Polen setzt auf Atomkraft / dpa, Montage: Dominik Herrmann

Cicero-Serie: Das Weltklima - Polen: Angst vor hohen Strompreisen 

In der Bundesrepublik steht Klimapolitik ganz oben auf der Agenda. Aber wie sieht es eigentlich in anderen Ländern aus? In einer neunteiligen Serie blicken wir jeden Tag über den deutschen Tellerrand hinaus: nach Großbritannien, Frankreich, auf die USA und sechs weitere Staaten. Heute geht es weiter mit Polen.

Autoreninfo

Thomas Urban ist Journalist und Sachbuchautor. Er war Korrespondent in Warschau, Moskau und Kiew. Zuletzt von ihm erschienen: „Lexikon für Putin-Versteher“.

So erreichen Sie Thomas Urban:

Die Rettung des Weltklimas spielt in der politischen Debatte an der Weichsel keine Rolle. Es herrscht weitgehend Einigkeit, dass das Land nur einen geringen Anteil an der Erderwärmung hat. Zwei andere Aspekte stehen im Vordergrund: die Angst der Regierenden, die Wähler könnten sie wegen hoher Strompreise abstrafen. Und die Idee, bei der Stromversorgung unabhängig von den Nachbarn zu sein.

Jahrzehntelang förderte Warschau deshalb die Stromgewinnung durch Stein- und Braunkohle, denn von beidem gibt es reichlich im Land. Die Vorstöße aus Berlin, sich an den deutsch-russischen Erdgasprojekten zu beteiligen, lehnten die Polen ab. Ihre Warnungen, dass Putin über den Rohstoffexport die EU spalten wolle und eines Tages erpressen könnte, nahm man in Berlin nicht ernst, zumal Warschau selbst Geschäfte mit dem Kreml machte: Drei Viertel der in polnischen Kraftwerken verfeuerten Kohle kamen aus Russland, denn der Bergbau in Oberschlesien war zu teuer geworden.

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar
  • Ohne Abo lesen
    Mit tiun erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff auf alle Cicero Plus Inhalte. Dabei zahlen Sie nur so lange Sie lesen – ganz ohne Abo.

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Martin Janoschka | Do., 1. Juni 2023 - 09:33

Des weltklimas gibt es so nur in Deutschland. Hier ist die Hysterie ja so groß, dass wir das nahezu einzige Land auf der Welt sind, wo sich O-ton Bundeskanzler " bekloppte" auf Straßen festkleben und Suppe auf Bilder werfen. Zu Polen: andere Länder, andere Probleme und Prioritäten. Such is Life. Polen ist mir da doch sympathischer. Und Japan hat gerade die Lebensdauer der AKW von 60 auf unbegrenzt geändert.
Nur Deutschland möchte mit seiner völlig vermurksten Energiewende "nur eine Kugel Eis im Monat " weiter die Welt retten und überzeugen. Weiter so liebe grüninnen und grünen

Christa Wallau | Do., 1. Juni 2023 - 10:44

gehen die Polen offenbar mit dem Thema Energieversorgung p r a g m a t i s c h um.
Die Hauptüberlegungen sind:
1. Wie kommen wir an die preisgünstigste Energie?
2. Wie gelingt es uns gleichzeitig, nicht abhängig zu werden von anderen Staaten in punkto Energiesicherheit?
3. Wie schaffen wir es, an europäische Fördergelder zu k ommen?
4. Wie profitieren wir zusätzlich von der Ideologie der GRÜNEN in D, indem z. B. beim Einbau der Wärmepumpen etc. unsere Ingenieure tüchtig mitverdienen?

Das "Weltklima" interessiert in Polen wie in Europa u. der Welt letztlich die Allerwenigsten.
Da bildet nur Deutschland die exotische (bekloppte) Ausnahme, indem hier eine hochnäsige Minderheit den Bürgern erfolgreich eingeredet hat, daß die Deutschen der Welt ein
BEISPIEL geben müßten (Zeichen setzen!), um den drohenden Hitzetod der Erde zu verhindern. Dafür müßten sie bereit sein, ihren Wohlstand zu opfern.
"Am deutschen Wesen soll die Welt genesen!"

Fein, das hört man doch überall richtig gern!

Karl-Heinz Weiß | Do., 1. Juni 2023 - 10:53

Der Beitrag zeigt eindrucksvoll die Auswirkungen der seit 2011 verfehlten deutschen Klimapolitik. Die derzeit vorherrschende Kritik an den GRÜNEN ist zu einseitig: es war maßgeblich die Ex-Kanzlerin, stupid! Der jetzige CDU-Vorsitzende muss dies endlich klar benennen.

Christoph Kuhlmann | Do., 1. Juni 2023 - 11:15

Deutschland ist also die Ursache für die polnischen Kohlekraftwerke? Daran, dass viele deutsche Gebrauchtwagen nach Polen gehen sind wir auch schuld. Wir haben Jahrzehnte sauberes russisches Gas verbraucht und keine Sekunde bei Sanktionen gezögert als Russland die Ukraine überfiel. Die sogenannte Abhängigkeit von Russland wurde abgestellt und wir hatten einen kalten Winter. Also haben wir in der Erdgaszeit viel weniger Co2 emmitiert als Polen mit seiner Kohle.

Helmut W. Hoffmann | Do., 1. Juni 2023 - 11:42

na bitte, das polnische Volk denkt vernünftig. Im Gegensatz zu der selten dämlichen Haltung in Bezug auf "Klimarettung" in diesem heutigen Deutschand.

Armin Latell | Do., 1. Juni 2023 - 13:58

beschlossen von Leuten, die von Naturwissenschaften und Technik keinerlei Ahnung haben, die auch niemand wirklich gewählt hat, scheint der Schreiber dieses Artikels wirklich für so etwas wie eine Problemlösung zu halten. So wohl auch die Wärmepumpe, was zeigt, dass auch der Autor so richtig überhaupt keine Ahnung von der Materie hat. Da passt er perfekt zu den hiesigen Grünen. Seine vollkommene Linkslastigkeit zeigt sich in der steilen Behauptung, dass Kernkraft Zeugs der „Rechten“ ist, etwa so wie auch das Corona-und Klimaleugnen. „Der ganze Sektor ist in Bewegung“. Da übersieht der Autor doch geflissentlich, wie sich hier in Dummland diese „Sektorbewegung“ auswirkt. Aber grüne Ideologie macht bekanntlich blind. Man weiß schlicht nicht, wie der zukünftige Sondermüll Solarzellen oder gar Windkrafträder dereinst entsorgt werden sollen. Davon abgesehen, wo die riesigen Mengen Rohmaterialien herkommen sollen, in welche Abhängigkeit man sich da wieder begibt. China freut sich schon.