Lenin-Büste Anfang März auf der Eisenbahnstraße südlich des Bahnhofs der Stadt Lyman / Moritz Gathmann

Reportage aus der Ukraine - Warten auf den Sieg

Wer in die ukrainischen Städte und Dörfer in Frontnähe fährt, findet Zerstörung vor und Menschen, die seit fast einem Jahr im Keller leben. Es regiert der Wille, trotz allem weiterzumachen. Und der Wunsch, dass der Krieg bald endet.

Autoreninfo

Moritz Gathmann ist Chefreporter bei Cicero. Er studierte Russistik und Geschichte in Berlin und war viele Jahre Korrespondent in Russland.

So erreichen Sie Moritz Gathmann:

Vor etwas mehr als einem Jahr war Lyman, etwa 150 Kilometer westlich der russischen Grenze, noch eine Stadt, deren gut 20.000 Einwohner von der Arbeit bei der Bahn lebten – die Stadt ist ein wichtiger Eisenbahnknoten nördlich des Donezbeckens. Wer Land hatte, baute auf der fruchtbaren Erde Erdbeeren und Kartoffeln an. Touristen kamen hierher zur Erholung, angelockt von den Seen und Pinienwäldern rund um die Stadt. Dann kam der Krieg.

Wer sich von der Stadt Kramatorsk auf den Weg nach Lyman macht, passiert wenige Kilometer vor der Stadt eine Pontonbrücke über den hier 150 Meter breiten Fluss Siwerskij Donez: Ein paar Meter flussaufwärts ragen Teile der Auto- und Bahnbrücke schräg aus der abschmelzenden Eisdecke. Die Ukrainer sprengten die Brücken im letzten April, als die Gefahr akut wurde, dass die Russen von Lyman aus westlich Richtung Slowjansk und Kramatorsk vorrücken könnten. Je näher man Lyman kommt, desto sichtbarer werden die Spuren der Kämpfe: Geschosse von Mehrfachraketenwerfern stecken in den Feldern links und rechts der Straße, im Asphalt sind flache Krater von Granateinschlägen zu sehen.

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar
  • Ohne Abo lesen
    Mit tiun erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff auf alle Cicero Plus Inhalte. Dabei zahlen Sie nur so lange Sie lesen – ganz ohne Abo.

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Ingo Frank | Di., 7. März 2023 - 19:25

Doch er ist auch örtlich im Osten und Süden begrenzt. Das im Kriegsgebiet noch Zivilisten in Kellern leben, mögen die Gründe dafür auch unterschiedlich sein., ist es dennoch schlimm und diesen Menschen muß geholfen werden.
Um so unverständlicher für mich ist aber, denke ich an den letzten Artikel von Ihnen, in dem ein Bild von einer reich mit Alkohol bestückten Bar mit 3 feiernden jungen Frauen zu sehen war, als Sinnbild zur „Rückkehr zu Normalität in Kiew“.und dann, sollte man doch die Frage stellen dürfen, wie sieht es mit der Solidarität der Ukrainer aus, die im meist vom Krieg und Angriffen verschont sind, mit ihren Lansleuten denn aus? Oder beschränkt sich diese auf immer mehr Solidaritätsforferungen im Hinblick auf schwerer Waffen und Aufnahme Geflüchteter an den Westen?
Von vollen Kneipen hat mir mein Großvater nicht berichtet wenn er mal auf Heimaturlaub von der Ostfront kam. Er war froh sich zu Hause satt essen konnte und dafür der Rest seiner Familie verzichtete.
Mit freun

Dr.Andreas Oltmann | Di., 7. März 2023 - 20:49

Vielen Dank für den Bericht, Herr Gathmann.
Leider gibt es ja kaum Berichterstattung vor Ort, aber aufgeregte und hysterische Friedensbewegte von den Grünen, jetzt auch noch mit Schwerpunkt Feminismus.
Wie wir alle wissen, stirbt die Wahrheit im Krieg zuerst. Und, wie immer, sind die Menschen vor Ort am meisten betroffen, die Soldaten auf beiden Seiten, die Zerstörungen, die Gewalt und das Elend. Die Menschen sind müde?
Vielleicht. Selensky noch lange nicht, die russischen Soldaten vielleicht auch, aber unsere Politiker sprechen von Waffen, Sieg und Ruhm - nicht vom Elend des Sterbens. Wofür??

Bernhard Homa | Di., 7. März 2023 - 21:05

in der mit den Menschen statt über sie gesprochen wird. Und die dadurch und durch ihre Detailtreue die vielen Facetten des Krieges einzufangen vermag.

Auch wenn ich Herrn Gathmanns Meinung nicht immer teile: solche Berichte sind wahrlich jeden Abo-Cent wert.

Gabriele Bondzio | Mi., 8. März 2023 - 08:24

sind die Lebensumstände der Menschen die so leben müssen...zwischen Hoffen, Angst und Tod.

„Ich gehe von hier nicht weg. Ich habe hier immer gelebt. Die da oben sollen sich endlich einigen“, erklärt sie. „Mir ist es egal, wer hier regiert. Meine Schwester und meine Nichte sind in den Kämpfen ums Leben gekommen. Ich will nur noch eins: Frieden.“

Klaus Funke | Mi., 8. März 2023 - 11:18

Tendenziös, einseitig, dem Mainstream unterwürfig - muss man nicht lesen! Das kein informativer Journalismus. Das ist Meinungsjournalismus. Damit wäre Gathmann bei Zeitungsverlagen alter, gutbürgerlicher Schule nirgendwo angenommen worden.

da haben Sie recht.
Gathmann ist Partei und blendet alles aus was nicht in seine Erzählung passt, bzw. Kommentare die auf den üblen ultranationalen Block der Ukraine hinweisen, z.B. das Asow-Bataillon das mit Nazi-Emblemen und Hakenkreuzfahne posiert, das die ukrainische Armee seit 2014 die eigenen Leute in den abtrünnigen Provinzen im Donbas beschießt, die Kriegsgreuel der ukrainischen Armee die im Bericht UN-Menschenrechtskommissarin (Michelle Bachelet) immer wieder erwähnt wurden, oder in der New York Times mit Video gezeigt (Exekution Verletzter Panzerbesatzung) wurden, um nur einige zu erwähnen, werden hier nicht veröffentlicht.
Das ist Zensur!

Urban Will | Do., 9. März 2023 - 13:09

Antwort auf von Tomas Poth

anschließen.
Es handelt sich hier um eine Art Bericht von der Front, bzw. Frontnähe. Ich erkenne auch keinerlei politischen Kommentar oder Parteinahme in irgendeine Richtung.
Obwohl, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, Herr Gathmann gute Beziehungen in die Ukraine hat (Freunde oder gar Familie, wie gesagt, so genau weiß ich das nicht) und dies sogar „nachvollziehbar“ (wenn auch journalistisch schwach) wäre.
Bombentrichter und Menschen in Kellern, etc. sind nun mal Realität, das hat nichts mit der Diskussion über die Ursachen dieses Krieges zu tun, wo Sie meine Einstellung oder Meinung, die gewiss nicht d Mainstream entspricht, evtl. kennen.

Ich habe in meinem Beitrag weiter unten schon erwähnt: schon die Tatsache, dass hier zwei Frauen zitiert werden, die klar sagen, dass die Russen während der Besatzung sie gut behandelten (eine der Frauen hat Menschen aus ihrer Familie verloren), zeigt, dass es Gathmann hier nicht um Polemik gg Putin oder einseitige Berichterstattung geht.

ich bin zwar kein Putinfreund (mehr, obwohl "Freund" nie gestimmt hat) und schon garkeiner der imperialen (in Bayern sagt man hinterfotzigen) US-Strategie seit der friedlichen Auflösung der Sowjetunion durch Garbatschow.
Aber in diesem Artikel von Herrn Gathmann habe ich nicht den geringsten Ansatz von Parteinahme gelesen und mir mittendrin sogar gewünscht, dass er auch mal "rüber" nach Russland könnte/dürfte, um zu lesen, was er von dort berichten würde.
Was hätten SIE sich denn gewünscht, dass er aus diesem Gebiet schreibt?

..., ich glaube, das Lesen dieses Artikels hätte sich gelohnt. Lesen Sie doch wenigstens den klugen Kommentar von Herrn Will. Wir müssen und können nicht alle die gleiche Überzeugungen besitzen, aber wir können alle versuchen, nur Informationen weiterzugeben, welche die Realität widerspiegeln. Und das tut Herr Gathmann.

..., ich glaube, das Lesen dieses Artikels hätte sich gelohnt. Lesen Sie doch wenigstens den klugen Kommentar von Herrn Will. Wir müssen und können nicht alle die gleiche Überzeugungen besitzen, aber wir können alle versuchen, nur Informationen weiterzugeben, welche die Realität widerspiegeln. Und das tut Herr Gathmann.

Thomas Steffen | Mi., 8. März 2023 - 11:35

Es ist ein Krieg zwischen zwei ehemaliger Sowjetrepubliken wie 2020 zwischen Armenien und Aserbaidschan, wobei letzterer weitaus brutaler geführt wurde (hat nur niemanden interessiert).

Orban hat schon recht: die westliche Einmischung befeuert sinnlos diese Auseinandersetzung zwischen zwei Länder, die sich historisch, kulturell und ethnisch sehr nahe stehen.

Urban Will | Mi., 8. März 2023 - 14:07

Artikel und der Autor hätte auch diesen als Überschrift nehmen können:

„Ich will nur noch eins: Frieden.“

Gesprochen von einer Frau, die Schwester und Nichte verloren hat. Und vorher den noch eindrucksvolleren Satz sagt: „Ich kann nicht lügen. Die Russen haben uns nicht schlecht behandelt.“

Doch ist es Herrn Gathmann hoch anzurechnen, dass er „schreibt, was ist“, sprich, was er dort erlebt hat. So eben auch, dass die oben erwähnte Frau, Anna, nichts Schlechtes über die Russen zu erzählen weiß. Auch die am Ende erwähnte Nadjeschda.

Anna tun die Russen genauso leid wie die Ukrainer und wer solches nach einem Jahr Krieg mit all der Zerstörung, Tod und Gewalt noch sagen kann, der sagt mehr als all die Marktschreier auf ihren warmen Sesseln, die noch immer meinen, die Moral hätte Vorrang vor der Realität.

Diese Tage kommen die ersten Leos an die Front, Strack – Zimmermann, der Endsieg-Toni, die „Russland ruinieren“ - Annalena und all die anderen... sie werden jauchzen vor Freude.

Hans Schäfer | Mi., 8. März 2023 - 17:23

Die, die darunter zu leiden haben wollen keinen Krieg.

Kriege werden von Politikern angezettelt, die damit bestimmte Interessen verfolgen.

Ich höre schon den Schwachsinn: Putin soll die Kämpfe einstellen dann ist er zu Ende.

Damit wird suggeriert nur Putin hat Interessen.
Die, die nach mehr Waffen schreien und den Konflikt am kochen halten wollen, lassen sich instrumentalisieren, weil ihnen die Interessen der anderen Seite bewußt verschwiegen werden und man sie mit jedes Land hat ein Recht auf Unabhängigkeit, wenn Putin nicht gestoppt wird, greift er weitere Länder an, ect., geködert hat, um eine Legimitation für weitere Waffenlieferung zu haben.
Und dass, auf dem Rücken des UA-Volkes
Die willfährige Marionette Selenskyj war ein Glücksgriff für den Gegner Russlands