- „Zwang ist das Herzstück des russischen Machtsystems“
Mit dem Überfall auf die Ukraine hat Putin seinem territorialen Machtanspruch Taten folgen lassen und sein Land gleichzeitig vom Westen isoliert. Im Interview spricht der Russland-Biograf Orlando Figes über die mögliche Zukunft des Riesenreichs – abgeleitet aus Vergangenheit und Gegenwart.
Orlando Figes kam 1959 in London zur Welt und lehrt dort als Professor für Geschichte am Birkbeck College. Er zählt zu den renommiertesten Historikern Großbritanniens und ist Verfasser international hochgelobter Bücher zur russischen Geschichte, darunter das Standardwerk „Die Tragödie eines Volkes“. Soeben erschien „Eine Geschichte Russlands“ im Verlag Klett-Cotta (448 Seiten, 28 Euro).
Herr Figes, ist Russland mit dem Westen im Krieg?
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macht es sich m.E. z.T. schon etwas einfach. Wie hätte denn in den 90er Jahren eine "europäische Sicherheitspartnerschaft" mit einem Land mit solch "umstürzenden" Problemen im Inneren und 1000 Jahre zurückreichenden, zutiefst autokratischen Fundamenten aussehen sollen? Einem Land, das aufgrund seines von ihm zutreffend beschriebenen Hangs zur exzessiven Gewalt nach innen und außen garnicht anders kann, als sich grundsätzlich schon bedroht zu fühlen, wenn es nicht selbst bedrohen kann. Bei Individuen nennt man diesen Mechanismus Projektion. Er kommt auch bei Kollektiven vor. Deshalb wird die Grenze zwischen Rußland und Europa nie- wie von maßgeblichen Teilen der SPD auch jetzt noch erträumt- ein ruhiger Fluß sein können, über den es nach dem Motto "Wandel durch Handel" nur genug Brücken zu bauen gilt. Sie wird wegen der grundsätzlich anderen gesellschaftlichen Tektonik Rußlands ein St.Andreas-Graben bleiben, an dem es jederzeit immer wieder gewaltig knallen kann.
keiten bietender Artikel.
So wird eben – wenn man denn gewillt ist, die dümmliche links – grüne Perspektive zu ignorieren (was ich grundsätzlich tue), die Politik alleine nach „Gefühl“ und Moral macht – doch recht klar, warum es zu diesem widerlichen Krieg kam.
Wie der hier vor einiger Zeit zitierte Egon Bahr schon sagte (sinngemäß): „Vergesst die Demokratie, es geht immer um Interessen.“
Recht hatte er und Herr Figes fasst in seinem brillanten letzten Absatz dieses Interviews nochmal zusammen, warum der schlafwandlerische Westen es einfach lassen sollte, die Russen nach seinen – oftmals recht verkommenen, verweichlichten, naiven – Maßstäben zu messen.
Immer mehr lese ich mittlerweile vom „Sieg der Ukraine“ und was dann so alles geschehen sollte, etc.
Das ist fahrlässig.
Das Gemetzel geht gerade erst richtig los, siehe Soledar.
Und dass die Krim „genommen“ werden kann, ohne dass Putin atomar dagegen hält, ist auch nach Figes' Ansicht kaum denkbar. Das sehen viele hier im Forum genauso.
Für weitere aufschlußreiche Gedanken, Hr. Will, empfehle ich ihnen das Buch Nationale Interessen, von Klaus v. Dohnany!
Der Ukraine-Krieg wurde zwar von Russland begonnen, aber er wird erst beendet werden, wenn die USA von ihrer Interventions- & Regimechangepolitik ablassen.
Je früher desto besser, um das Sterben und Zerstören zu beenden.
Fälschlicherweise wird die westliche Propaganda immer so aufgezäumt, daß die Demokratie in der Ukraine verteidigt wird. Das wird sie aber genauso wenig wie am Hindukusch, in Mali oder Syrien! Es werden ausschließlich die nationalen Interessen der USA & des nationalistischen Bündnises ukrainischer Oligarchen mit Asow- und Svobodaleuten vertreten.
Ohne die US-Nato Unterstützung würde dieser nationalistische Block der Ukraine in sich zusammenfallen.
Der Ukraine werden die Soldaten ausgehen, dann ist der nächste Schritt, nach Lieferung von Panzern, daß Nato-Truppen in die Ukraine geschickt werden. Die USA machen Europa zum Schlachtfeld ihrer Interessen.
Das ist zweifellos richtig. Doch warum zeigt man mit den Fingern auf Andere, wo man doch weiß, dass drei Finger auf einen selbst zurückweisen?
Will man von unserer Regierung ablenken, die den selben "undemokratischen" Weg geht? Die grün-roten Zwangs-Weltverbesserer drücken dem Souverän ihre Ideologie auf, ohne zu fragen. Das ist keinesfalls demokratisch. Sie wissen, wie das damalige SED-Regime in der DDR, was das Volk will und sie maßen sich an, allein das Volk zu sein. Warum gibt es keine Volksabstimmung, wenn es um die grenzen- und hemmungslose Flüchtlingspolitik geht? Warum gibt es keine Volkabstimmung, wenn es um die Laufzeitverlängerung der AKWs geht?
Weil die Grün-Roten genau wissen (wie damals die SED-Bonzen), dass sie damit zu 70 - 80 % Ablehnung erfahren würden. Das gegenwärtige Verhalten der rot-grünen "Politiker" erinnert mich an den ersten Staatsratsvorsitzende der untergegangenen DDR W. Ulbricht: "Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben."
Meine volle Zustimmung, Herr Johannsen, von einem "alten weißen Mann" und noch "Kriegskind" aus dem tiefen Osten, nicht nur für diesen Ihren Kommentar, sondern auch für die vielen anderen von Ihnen hier im Forum.
Schwierigkeiten habe ich aber, wenn Sie den regierenden Rot-Grünen undemokratisches Regieren unterstellen. Gewiss, bei den von Ihnen genannten speziellen Sachfragen käme es durch Volksentscheide vermutlich zu anderen Entscheidungen. Diese Regierung kam aber durch freie Wahlen an die Macht und die Absichten der sie tragenden Parteien waren bekannt. Der deutsche Wähler wußte durchaus, was er wählte: Wie bestellt, so geliefert.
Die Kommunisten in der DDR und anderen Ostblockstaaten erhielten einst ihre Macht von den siegreichen Russen, und wer da nicht nach dem Willen des Kreml parierte, verschwand schnell.
Jedes Volk hat letzthin die Regierung, die es verdient - sofern das Volk frei ist. Bedauerlich: Es gibt in DE eine konservative Mehrheit, die ausgetrickst wird.
Was sind die Werte, die Russland gegenüber dem angeblich dekadenten Westen verteidigt? Verachtung der Ukrainer, Oligarchen mit Wohnsitz in der Schweiz, Putinsche- KGB-Methoden gegenüber 100 Ethnien in der Russischen Föderation, waffensegnende Patriarchen ?
Durch Russland wurde Deutschland dreimal (1813, 1945, 1989) gerettet. Deshalb wird es, abseits der Leo2-Rhetorik, deutsch-russische Beziehungen nach einem Waffenstillstand geben.
"...hat Putin sein Land gleichzeitig vom Westen isoliert"
Da können die Russen nur gewinnen. Sie wollen nicht Zustände wie in Berlin, Köln oder Brüssel haben.
auf Rußland bzw. die Russische Föderation.
Die letzten Sätze, die der Historiker Figes äußert, sind die wichtigsten:
Um die Russen verstehen zu können, muß man ihre Geschichte u. die Mentalität, die sich daraus entwickelt hat, wirklich kennen.
Dabei bedeutet "verstehen" keineswegs "gutheißen", sondern schlicht u. einfach :
begreifen bzw. nachvollziehen.
Wenn es in diesem Sinne mehr "Verständnis" für russische Topogaphie u. Geschichte sowie für das Denken u. Empfinden der Russen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion auf Seiten des Westens gegeben hätte, stünden wir jetzt mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nicht im Krieg mit diesem Land.
Aber die US-Amerikaner sind nicht gerade dafür bekannt, sich in andere Mentalitäten als die ihre hineinzudenken. Und den Europäern fiel es auch nicht ein, sich ernsthaft um ein gutes Verhältnis (auf Augenhöhe) mit den Russen zu bemühen.
Also kam es so, wie es offenbar kommen mußte bzw. sollte (seitens der USA):
Ein blutiger Machtkampf ist im Gange!
"Denn solange wir nicht verstehen, woher sie kommen, haben wir keine Chance, mit ihnen richtig umzugehen, geschweige denn, ihnen zu helfen, sich in eine konstruktivere, friedlichere Richtung zu entwickeln“ Eine ziemlich paternalistische und typisch westlich-dümmliche Sichtweise, mal ganz davon abgesehen, dass es hauptsächlich die imperialistischen US Bestrebungen waren, die, angefangen mit dem Putsch 2014 in Kiev gegen den demokratisch gewählten Präsidenten Janukowitsch und der anschließend installierten faschistischen Regierung (Svoboda) und dem darauffolgenden Terrorkrieg diverser NAZI Bataillone (Azov, Rechter Sektor, Division Galizien usw.) gegen die Zivilbevölkerung im Donbass, zu diesem Konflikt geführt haben und eben NICHT irgendwelche imperialistischen Bestrebungen der Russen! Das einzige, was Russland verlangt hat, war die Neutralität der Ukraine und die Beendigung des NAZI-Terrors gegen die russischsprachige Bevölkerung! Und wer in Zukunft wem "hilft“, wird sich noch zeigen!
Ich habe vor 8 Jahren diesen Krieg vorausgesehen, weil ich unsere ziemlich besten Freunde in Washington gut kenne (habe vor 45 Jahren in Kalifornien als graduate assistant studiert) und bin deshalb mit meiner Frau von Deutschland weggezogen. Ich sehe das ganz ähnlich wie Sie, nur hätte mE Deutschland diese Entwicklung kaum beeinflussen können, selbst wenn man sich nicht zu feige gewesen wäre, sich darum wirklich zu bemühen. Die USA spielen nun mal die 1. Geige in der Nato und ansonsten gibt es keine 2. Geigen sondern nur noch Ovationen-Klatscher. Und Deutschland ist nicht einmal das, sondern nur Vasall, besetzt mit atomaren Langstreckenraketen, die uns gleichzeitig zum Hauptgefechtsfeld der ersten Minute machen. Wir sind innerhalb der Nato lediglich Köder ("... to keep Germany down!") bzw atomaren Kanonenfutter. Deshalb darf man es sich herausnehmen, unsere Pipeline einfach mal so zu sprengen und dabei noch erwarten, dass Deutschland dazu frohlockt - siehe die GrünRoten Khmer.
Orlando Figes hat in seinen Antworten nicht ein einziges Mal eine Aussage über die USA gemacht. Er vertritt offenbar nur die Propaganda seines Staates Großbritannien gegen das feindliche Russland.
Nun mögen einige seiner kritischen Aussagen über Russland zutreffen.
Aber als Geschichtsprofessor und renommierten Historiker kann man ihn nicht bezeichnen.
Wer den wesentlichen Einfluss der USA auf die Entwicklung in den letzten Jahren mit dem Ergebnis der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen
Ukraine und Russland ignoriert, kann nicht ernst genommen werden.
Er verdient sein Geld verständlicherweise mit der in seinem Staat ausschließlich Russland-feindlichen politischen Einstellung.