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Moritz Gathmann (r.) und Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier / Screenshot

Moritz Gathmann in der Ukraine - „Ich erlebe eine enorme Anspannung“

Cicero-Chefreporter Moritz Gathmann ist derzeit in der Ukraine und bekommt das Vorrücken russischer Truppen aus unmittelbarer Nähe mit. Im Video-Gespräch mit Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier berichtet er über das aktuelle Geschehen. An diesem Dienstag ist er in einem Fahrzeug-Konvoi in Richtung der polnischen Grenze unterwegs und wird mitten in der Berichterstattung von einem Wachposten unterbrochen.

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Seit fünf Tagen berichtet Cicero-Chefreporter Moritz Gathmann direkt aus der Ukraine über den Vormarsch russischer Truppen. Vor zwei Tagen ist er mit einem Evakuierungs-Zug in der westukrainischen Stadt Lemberg angekommen, die derzeit immer mehr flüchtende Menschen aufnimmt. Die Situation vor Ort ist dramatisch – insbesondere für Mütter mit ihren Kindern, die nicht wissen, wohin. Heute hat sich Gathmann im Taxi in Richtung der polnischen Grenze aufgemacht, während des Video-Gesprächs neben einem Wachposten wird er von einem ukrainischen Milizionär jäh unterbrochen. Erst nach mehreren Minuten gelingt es dem Cicero-Chefreporter, den Mann zu beruhigen.

Gathmann berichtet unter anderem über das Eingreifen belarussischer Truppen in den Ukraine-Krieg und erzählt, wie sich die Stimmung im Land in den vergangenen Tagen verändert hat. Die meisten Ukrainer sind entschlossen, den Kampf zu führen – auch, weil sie sich durch den Westen ermutigt sehen.

Das Gespräch wurde an diesem Dienstag um 14 Uhr aufgezeichnet.

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H. Köppl | Di., 1. März 2022 - 16:51

Ich bin hin- und hergerissen. Einerseits bewundere ich die Ukrainer für ihren Verteidigungswillen und andererseits befürchte ich, dass die Opferzahlen stetig steigen werden.

Ernst-Günther Konrad | Di., 1. März 2022 - 16:56

Gut zu hören, dass die Ukrainer sich zu Wehr setzen und auch die Bevölkerung sicher alles tun wird, sich den russ. Soldaten entgegenzustellen. Dennoch muss ich sagen, das eine Aufnahme in die EU und Waffenlieferungen nicht der richtige Weg sein kann und schon gar nicht eine Aufnahme in die NATO. Es lässt sich gut gegen diesen Krieg hier und anderswo demonstrieren, das mag auch Unterstützung sein für die Ukrainer, besser aber wäre, der Westen würde endlich ernsthaft und vor allem ehrlich in Hinblick auf das eigene Versagen das Gespräch mit Putin suchen. Das der abgelöst werden wird, halte ich für ein Ammenmärchen. Bei aller Verurteilung dieses Krieges kann die Lösung nur in Gesprächen miteinander gefunden werden. Gerne auch, wie bereits Herr Pflüger vorgeschlagen hat, durch einen Vermittler hergestellt und moderiert. Man muss Putin verstehen lernen, man muss seine Gedankenwelt ernsthaft berücksichtigen, man muss das ja nicht alles teilen. Passen Sie gut auf sich auf Herr Gathmann.

"Man muss Putin verstehen lernen, man muss seine Gedankenwelt ernsthaft berücksichtigen, man muss das ja nicht alles teilen."

Nein, da widerspreche ich Ihnen konsequent.
Wie muss man einen Lügner verstehen lernen? Wenn Sie es wollen, dann machen Sie das für sich selbst und lassen Sie den Plural wie WIR/SIE aus. Sie repräsentieren nur sich selbst.

Fragen Sie die Ukrainer, wie sie darüber eventuell nachdenken würden, dass Sie über ihr Dasein entscheiden wollen. Sie haben kein Anrecht jemandem vorzuschreiben, was er tun soll o. mit wem er sich zusammen tut. Die Deutschen sind die letzten, die über die Köpfe der anderen, über eben diese zu entscheiden/zu bestimmen haben. Solche Äußerungen sind primitivster Imperialismus pur.

Man muss schließlich garnix, man muss nur sterben.

Fasching over.

Diese Binsenweisheit hilft nicht weiter, lieber Herr Veselic.
Grundsätzlich stimme ich Herrn Will zu, wenn er sagt, daß man jemand (Putin oder wen auch immer) "verstehen" muß, wenn man sein Handeln besser einschätzen will.
"Verstehen" bedeutet nichts anderes als: die Denk- und Handlungsweise eines
anderen Menschen rein sachlich nachvollziehen und - vor allem - die Motive seines Handelns herausfinden u. beleuchten.. Dann kann man gezielter mit diesem Menschen reden u. Ansätze finden, mit ihm umzugehen, ohne daß zu viel Porzellan dabei zerschlagen wird.
Denken Sie an ein widerspenstiges Kind, das tritt, um sich schlägt bzw. andere angreift. Wenn Sie die Situation für die Zukunft entschärfen wollen, ist es notwendig, daß Sie sich fragen: "WARUM verhält sichdas Kind ?"
Bitte, machen Sie nicht auch den Fehler, "verstehen" mit "Verständnis haben o. billigen" zu verwechseln, wie dies heute dauernd geschieht.
Wörter werden systematisch umgedeutet. Das gehört zur Willkür der Herrschenden!

"Ersterem" = Herr Veselic möchte ich im Grundsatz zustimmen
"Zweiterem" = Herr Konrad ist es gelungen mich zu irritieren
Hatte Sie, Herr Konrad, anders "verortet"
Nicht besser oder schlechter - nur eben Anders
Da erlebe ich bei mir mal wieder wie schnell...
Aber nichts für Ungut
Meinen Gedanken schließen sich auch nicht alle an.
Interresant ist es allemal.
Wie heißt`s doch gleich?
Brille Fielmann
Diesem ist es zu dunkel - Jenem zu hell

Es ist nicht ganz eindeutig, aber der wahrscheinlich irgendwie prorussische Kommentar v Hr. Konrad sollte unbedingt zur Folge haben, dass er hier im Forum nichts mehr schreiben darf.
Wo kämen wir denn hin, wenn hier jeder eine Meinung vertreten würde, die man selbst nicht teilt, auch auf die Gefahr hin, dass man vllt. etwas mißverstanden hätte.
Ironie off.
Hr. Waleri Gergijew wurde auch gerade vom Münchner OB als Chefdirignent entlassen, weil er sich trotz der soz. Ächtung nicht freiwillig gegen die ihm unterstellte Haltung positioniert hat. So entscheidet man a!s Deutscher?

Vielleicht in Den Haag, vielleicht findet er dort einen verständnisvollen Richter.

Herr Veselic, ich bin zu 100% Ihrer Meinung!

Sie werden Ihre Gründe haben Herr Veselic so emotional zu reagieren und meinen Satz offenkundig falsch zu verstehen. Ich lehne diesen Krieg ab, wie jeder hier im Forum und nichts rechtfertigt einen Krieg, egal wer ihn auslöst. Und ja, ich hätte nie geglaubt, dass Putin dies machen würde. Das hat mich doch überrascht, wenngleich andere, aus welchem Erfahrungshorizont auch immer, recht früh vor einem Krieg warnten. Und ja, man kann Putin einen Lügner nennen, eine Kriegsverbrecher und was auch immer. Wann immer das endet, es müssen danach Verhandlungen, ob mit Putin oder einem anderen geführt werden. So berechtigt man emotional betroffen ist, umso wichtiger ist es, kühlen Kopf und klares Denken zu bewahren. Dazu gehört es auch, die Sichtweise des anderen zu verstehen, um angemessen reagieren zu können. Verstehen heißt für mich nicht diese Sichtweise zu teilen, aber um Kompromisse zu finden, heißt es zu verstehen und zu erkennen, die richtigen Grenzen für Kompromisse abstecken zu können.

Zitat: "....besser aber wäre, der Westen würde endlich ernsthaft und vor allem ehrlich in Hinblick auf das eigene Versagen das Gespräch mit Putin suchen. "
Das eigene Versagen? Dass da wäre? Ein Land zu überfallen, mit dem Ziel, die Existenz des souveränen Staates Ukraine zu beenden?

oder:

"Bei aller Verurteilung dieses Krieges kann die Lösung nur in Gesprächen miteinander gefunden werden."
Die gab es. Inhalt: Die Ukraine und der Westen sollen endlich Putins Forderungen erfüllen.

Oder: "Man muss seine Gedankenwelt ernsthaft berücksichtigen, man muss das ja nicht alles teilen"

Nicht "alles" teilen? Wie bitte?
Nichts muss man teilen. Putin ist der Aggressor. Nicht der Westen bombardiert.

Es ist offensichtlich: Im Umfeld der AfD hat man auf ein Pferd gesetzt, das mittlerweile nicht lahmt, sondern rückwärts läuft. Putin, der zupackende Staatsmann, der noch für konservative Werte steht. Sich nicht dem dekadenten Westen unterwirft.

Wie besessen von Putin kann man eigentlich sein?

Brigitte Miller | Di., 1. März 2022 - 18:20

Herr Gathmann!

Bernhard Homa | Di., 1. März 2022 - 20:51

für die Berichterstattung vor Ort, unter Inkaufnahme hoher persönlicher Risiken, wie man sehen konnte – eine Sternstunde des Journalismus.
Eine Frage: wie bewerten Sie eigentlich den aktuellen Ausschluss russischer Sportler aus intern. Wettbewerben usw: wird das einen Effekt auf die russ. Gesellschaft gegen den Krieg haben oder sogar kontraproduktiv zur Solidarisierung mit Putin führen, weil z.B. auch regierungskritische Sportler (und Wissenschaftler, Künstler usw.) getroffen werden? Irgendwie hat es wohl negative Folgen, egal was man (nicht) tut ...

Sabine Lehmann | Di., 1. März 2022 - 23:07

Dieser Tage bekommt man wirklich Angst. Wieviel Angst und Schrecken vor Ort herrscht, kann sich eh niemand vorstellen, der nicht selbst den Krieg erlebt hat.
Wir, der Westen, die ganze Welt kann doch nicht zuschauen, wie 40 Millionen Menschen von einem Irren und seinen Helfern überfallen, massakriert und unterdrückt werden?! Oder doch?
Da sucht man bequem nach Wegen sich zu waschen ohne sich nass zu machen. Das ist wieder typisch, übrigens auch wieder typisch deutsch. Eine Portion Feigheit vor dem Feind zählt m. M. nach auch dazu! Wer meint, sich gerade mal schlappe 1000 Straßen-Kilometer zum nächsten russischen Panzer o. 500 km Luftlinie entfernt zur nächsten russischen atomaren Kurzstreckenrakete in Kaliningrad bequem zurücklehnen zu können, weil der Krieg weit weg sei vom eigenen Sofa, der wird sich noch wundern.
Menschen sterben, es ist Krieg mitten in Europa, es wird Zeit sich einzumischen, mit Waffen, mit Soldaten u. nicht mit bequemer Rhetorik! Es geht um die Freiheit!

Sabine Lehmann | Mi., 2. März 2022 - 04:02

Antwort auf von Sabine Lehmann

Ist wohl etwas zu pathetisch geraten mein Beitrag. Sorry, wurde wohl von meinen Emotionen übermannt. Den Gag darüber, wie das korrekt gegendert wird, als Frau „übermannt“ zu werden, spare ich mir angesichts des ernsten Kontexts.
Und an Herrn Gathmann: Alles Gute, und kommen Sie heile wieder nach Hause. Wie schön, überhaupt eins zu haben angesichts solcher Kriegsbilder.

Ein ganz entschiedenes Nein meinerseits! Denn Sie beschreiben damit genau den inneren Konflikt und Zwiespalt, in dem auch ich mich zur Zeit befinde und auch schon bei vergangenen Ereignissen befand. Diese Hilflosigkeit, zum Zuschauen verdammt zu sein ist wohl das Schwierigste und zugleich am schlimmstmöglichen für das Gewissen. Zumal, und da spreche ich rein für mich selbst!, die irrationalsten eigenen primitiven Rachegefühle hochkochen. Das ging mir damals bei den Massakern in Ex-Jugoslawien und leider in vielen anderen Situationen z.B. im Kampf gegen den IS so, oder wie man die Kurden hängen ließ von unserer und amerikanischer Seite, in deren Lager bzw. Gefängnissen noch heute unsere eigenen radikalisierten IS-Verbrecher*innen ihr Dasein fristen und im Fall ihrer "Rückkehr" lächerliche Strafen für ihre Untaten bekommen wenn überhaupt. Dies war und ist bzgl. auch angesichts der momentanen Katastrophe des Krieges in der Ukraine kaum auszuhalten. Zur Hölle mit allen Despoten!! MfG