- Spindoktoren in Downing Street: Helfer oder Totengräber?
Wenn Kommunikationschefs Schlagzeilen machen, ist das nicht automatisch gut für ihre Regierungschefs. Boris Johnson lernt diese bittere Lektion gerade. In der britischen Politgeschichte spielen PR-Strategen seit Tony Blairs Zeiten eine zentrale Rolle. Sie sollen nicht nur Nachrichten vermitteln, sondern ihnen auch einen positiven Dreh geben - und ihre Chefs damit an der Macht halten.
Der Neustart, den Boris Johnson diese Woche in Downing Street versuchte, ging erst einmal nach hinten los: „Der Regierungschef ist kein totaler Clown“, sagte sein soeben ernannter Kommunikationschef Guto Harri frei von der Leber weg in seiner Muttersprache Walisisch in einem Interview just am Tag vor seinem Amtsantritt: „Er ist ein sehr liebenswerter Typ.“
Nichts ist schlimmer für einen ohnehin umstrittenen Regierungschef als ein Spindoktor, der gleich am ersten Arbeitstag patzt und zu viel schwatzt. Nachdem ihm vor einer Woche fünf enge Berater abhanden gekommen waren, musste Boris Johnson in aller Eile ein neues Team um sich versammeln. Guto Harri hat schon mit Boris Johnson zusammengearbeitet, als dieser noch Bürgermeister von London war.
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Das hat sich in den sog. westlichen Demokratien bei den Politikern, wie ein Virus verbreitet. Mist bauen, wegschauen, vielleicht pfeifen im Wald und geheuchelte Reue und weiter gehts.
Auch wenn Sie sich noch so sehr bemühen, BJ aus dem Amt zu schreiben und ich sehe die Kritik bezüglich der Partyverstöße auch nicht als eine Kleinigkeit an, umso heftiger wird der Machtwillen herausgefordert und auch BJ wird das mit all seiner Breite seines Hinterteils aussitzen. Und wenn nicht, ist auch nicht schlimm. Ich würde mir nur für D wünschen, die Medien würden so vehement Rücktritte für deutsche Minister fordern, wie Sie das bei BJ tun.
Gründe haben fast alle deutschen Minister schon geliefert.
Politik ist und bleibt ein schmutziges Geschäft, ob Politiker oder Berater.
Quod erat demonstrandum.
Ich zitiere Sie im übrigen, um auszudrücken, daß ich der gleichen Meinung bin wie Sie:
"Das hat sich in den sog. westlichen Demokratien wie ein Virus verbreitet:
Mist bauen, wegschauen, vielleicht pfeifen im Walde, geheuchelte Reue -
und weiter geht's!"
Es müßte schon gewaltiger Druck von unten her (dem Volk) und von den Medien aufkommen, wenn in heutiger Zeit noch ein Politiker zum Rücktritt gezwungen würde.
Doch das Volk lebt vor sich hin bzw. hat andere Sorgen und die Medien sind nicht mehr Wächter der Demokratie, sondern selbst Teil des heuchlerischen Systems.
Das ist in Großbritannien nicht anders als in Deutschland.
Unser Kanzler sitzt seine Cum-Ex-Affäre aus und Johnson sein "Partygate".
Beide werden bleiben.
Darauf wette ich.
Na gut, kennt man ja.
B.J. hat abends Partys gefeiert, aber vorher und nachher seinen Landsleuten Zurückhaltung auferlegt.
Gleichzeitig sind seine Berater trotz regierungsverkündeter Ausgangsbeschränkung im Land herumgereist.
Vom Brexit-Debakel, den permanenten Lügen des Herrn Johnson (zuletzt, was den Führer der Opposition angeht) und dem drohenden Wiederauflodern des Nordirlandkonflikts abgesehen, gibt es auch sonst nur Negatives über Johnson zu berichten. Wo sind die tollen neuen Handelsverbindungen, die GB in die vorderste Riege der Weltmächte zurückbringen sollen, nachdem man doch die "Kontrolle" wiederzurückgewonnen hat? Stattdessen? Leere Regale, LKW-Staus, kein Benzin.
Das mit irgendeinem deutschen Politiker zu vergleichen, ist hanebüchener Unsinn.
Aber Johnson hat ja die verhasste EU besiegt, also ist er einer der wenigen verbliebenen Lichtgestalten des rechten Randes - und darf sich alles erlauben.
Was dann zu solchen Kommentaren führt...