Michael Müller (M, SPD), Regierender Bürgermeister von Berlin, nimmt an der Solidaritätskundgebung "Berlin trägt Kippa" der Jüdischen Gemeinde zu Berlin teil
Michael Müller erhielt für seine Worte nur mäßigen Applaus / picture alliance

Berlin trägt Kippa - „Guten Morgen, Heinz“

Mit der Veranstaltung „Berlin trägt Kippa“ positionierten sich 2.500 Berliner gegen Antisemitismus. Die Redner sprachen den Judenhass von rechter, linker und muslimischer Seite deutlich an. Eine Rednerin vermittelte eindrücklich, wie es ist, als jüdisches Kind in Deutschland aufzuwachsen

Chiara Thies

Autoreninfo

Chiara Thies ist freie Journalistin und Vorsitzende bei next media makers.

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Links und rechts überholen Fotografen mit schnellen Schritten, Übertragungswagen des Fernsehens stehen bereits am Straßenrand. Die Kameras sind aufgebaut und auf die Bühne ausgerichtet. Unter dem Motto „Berlin trägt Kippa“ sollte mit der Demonstration am 25. April ein Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt werden. Auslöser für den Protest war der Angriff auf einen Kippa tragenden Israeli vergangene Woche. Ein junger Syrer schlug ihn mit seinem Gürtel und beschimpfte ihn antisemitisch.

Israelische Musik schallt über den Platz vor der Jüdischen Gemeinde zu Berlin in der Fasanenstraße im Stadtteil Charlottenburg. Die Menschen drängen sich dicht aneinander, um sich vor dem kalten Wind zu schützen. Viele von ihnen tragen tatsächlich eine Kippa. Sie scheinen nicht daran gewöhnt zu sein: Immer wieder weht der Wind sie ihnen vom Kopf. Da hilft die Haarklammer auch nur, wenn man weiß, wie sie richtig anzubringen ist. Vereinzelt werden Israelfahnen geschwungen. Kurz ist auch eine Antifafahne  im typischen rot, mit einem weißen Kreis und zwei weiteren Fahnen in der Mitte – zu sehen. 

Kaum muslimische Demonstranten

Der Fernsehjournalist Claus Strunz ergreift das Wort, neugierige Stille macht sich breit. Strunz moderiert die Veranstaltung. Der wiedererstarkende Antisemitismus mache ihm Angst, sagt er. Dann kündigt er die Rede von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller an. Sie ist geprägt von Worthülsen. „Antisemitismus hat in unserer Stadt keinen Platz“ spricht er ins Mikrofon. Schnell schallen Müller die ersten „Langweilig“-Rufe entgegen. Der anschließend sprechende Bischhof Markus Dröge benennt das Problem klarer, für ihn sei Antisemitismus Gotteslästerung. Nur gemeinsam könnten das Christen- und Judentum, der Islam und auch die Atheisten das Problem lösen. Ein Satz, den auch der Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, sagt. „Wir spüren auch die Unterstützung von muslimischer Seite“, fügte er hinzu.

In der ersten Reihe vor der Bühne hören Gäste wie Seyran Ates, die eine liberale Moschee in Berlin führt, oder Bekir Alboga vom muslimischen Verein Ditib zu. Dahinter sind jedoch kaum noch Muslime zu sehen. Hinten am Rand stehen viele Menschen, die um die 50 Jahre alt sind. Sie tragen Mäntel, Perlenohringe, Jeans und Stoffhosen. Keiner trägt hier Jogginghose oder Trainingsanzug. In der Mitte und dezentral stehen jüngere Menschen. Auch sie sind auffällig gut mit Jacketts, Anzügen oder Mänteln gekleidet.

Klaus Lederer, Berliner Kultursenator und Linken-Politiker, spricht linken Judenhass direkt an. Für ihn sei „das Fass am Überlaufen“. Der Doppelstandard, mit dem die Politik Israels und Palästina bewertet werde, sei „blanker Antisemitismus“. Auch der Grünen Politiker Cem Özdemir findet klare Worte. Bereits vor seiner Rede erhält er den lautesten Beifall mit Pfiffen und Rufen. Er weist auf die verschiedenen Ursprünge der Diskriminierung von Juden hin und geht besonders auf den muslimischen ein: „Auch arabischer Antisemitismus hat keine Chance sich hier einzunisten.“ Besonders die Lehrer will Özdemir mit dieser Aufgabe nicht allein lassen.

Deutsche Verantwortung

Ohne direkt die AfD zu benennen, ist seine Rede auch voller Spitzen gegen die Partei. Jedes Mal erhält er dafür Beifall vom Publikum. Die Demonstranten sprachen vor der Veranstaltung mehrheitlich über den Antisemitismus von rechts. Als Deutsche seien sie aus Verantwortung gegenüber der Schoah hier. Viele Vergleiche werden zur Zeit des Dritten Reiches gezogen. Als Özdemir über muslimischen Antisemitismus redet, herrscht anfangs betretene Zurückhaltung. Erst im Verlauf seiner Rede erhält er für diese Aussagen mehr Applaus. 

Volker Kauder, Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion, fordert ebenfalls: „Hören wir auf mit dem Gerede vom Einzelfall.“ Auch die Neuen müssten das wissen. Von Akzeptieren oder von Maßnahmen, dieses Wissen zu vermitteln, spricht er jedoch nicht. Felix Klein, der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, stellt fest, dass mit seinem neu geschaffenen Amt die Regierung das Problem offiziell anerkannt hat. Erst Dalia Grinfeld, Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion, schafft es dann sehr eindrücklich zu vermitteln, wie es ist, als jüdisches Kind in Deutschland aufzuwachsen: Vor ihrer jüdischen Schule begrüßte sie den Polizisten immer mit den Worten: „Guten Morgen, Heinz.“

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Marie Werner | Do., 26. April 2018 - 14:16

Ganz offensichtlich sollte jeder hierzulande erkennen, wie vollkommen überfordert all diese regierenden Gesinnungspolitiker sind. Fordern, fordern, fordern... bringt nichts.
An den Taten soll man SIE messen.
Die ganze Entwicklung war selbstverständlich absehbar. Die Moslems etc. lachen doch schon längst über die deutsche Naivität.
Und DAS ist erst der Anfang...es kommt noch bunter.

Frau Werner, stimme Ihnen nachdrücklich zu. Insbesondere Michael Müller sollte sich schämen und Max Weber lesen:

„Es ist ein abgrundtiefer Gegensatz, ob man unter der gesinnungethischen Maxime handelt – religiös geredet: ‘Der Christ tut recht und stellt den Erfolg Gott anheim’ -, oder unter der verantwortungsethischen: daß man für die (voraussehbaren) Folgen seines Handelns aufzukommen hat. Denn wenn es in Konsequenz der akosmistischen Liebesethik heißt: ‘dem Übel nicht widerstehen mit Gewalt’, so gilt für den Politiker umgekehrt der Satz: du sollst dem Übel gewaltsam widerstehen, sonst bist du für seine Überhandnahme verantwortlich.“

Denn wie das jüdische Forum berichtete, war er nicht in der Lage eine Antisemitismus-Demonstration in seiner Stadt zu schützen.

helmut armbruster | Do., 26. April 2018 - 14:44

obwohl Deutscher bekenne ich hiermit, dass ich am gegenwärtigen Judenhass keine Schuld trage, auch nicht dass Deutsche jetzt Kippa tragen.
Ich habe auch keine Schuld daran, dass unsere Bundeskanzlerin über 1 Mio Muslime unkontrolliert in mein Land gelassen hat.
Ich bin nur ein normaler, unbedeutender Zeitgenosse, der nichts zu sagen hat und mit dessen Stimme die Politiker nach der Wahl machen, was sie wollen.

Ergänzend, ich war sogar gegen die unkontrollierte Zuwanderung, konnte es aber nicht öffentlich machen im Deutschland ab 2015......sonst totale Isolation, Kommentar abgelehnt oder Höchststrafe, die rechte Ecke.

Ich habe das schon 2015 im Freundeskreis gesagt. Reaktion: ich bin rechts und ein bisschen Anstand muss sein. Es hat sich bis heute an diesen Meinungen kaum etwas geändert.

Paul Russak | Do., 26. April 2018 - 16:24

Antwort auf von Thorsten Pfeffer

Es klingt wie nach dem Kriegsende nach 1945. Keiner war schuld, niemand will auch nur einen Ansatz von Verantwortung übernehmen. Es ist vorauszusehen, dass in nicht zu ferner Zukunft auch wie vor siebzig Jahren, über die Folgen (damals Hitler und Judenhass, heute Islam und Judenhass) gejammert wird. Es ist gefordert gegen den fast unwidersprochenen Antisemitismus von heute Stellung zu nehmen, gibt es doch zum Unterschied von gestern einen demokratischen Rechtsstaat und keine Gestapo. Aber eben - Feigheit vieler Bürger's Zier, auch heute wieder.

Gregor P. Pawlak | Do., 26. April 2018 - 16:42

Antwort auf von Thorsten Pfeffer

Seltsam, Herr Pfeffer. Ich durfte im Jaher 1981 an der Uni in Polen kein antikommunistisches Blatt (mit)herausgeben. Ich KONNTE aber trotzdem. "Internierunslager" als Folge? Berufsverbot? - Nun, Freiheit hat ihren Preis...

Seltsam, Herr Pfeffer... Sie schreiben wörtlich, Sie seien 2015 "sogar (sic!) gegen die unkontrollierte Zuwanderung" gewesen, hätten es aber nicht publik machen können.
Nun, Mitllionnen und und Abermillionen waren genau so dagegen und viele von ihnen haben ihre Meinung publik gemacht; einige genau an dieser Stelle. Ich kann in Ihrem Statement weder Zuspitzung noch Ironie erkennen...
"Frürchtet euch nicht!" hat mal ein gewisser Kalol Wojtyla den Polen zugerufen. Ein paar Jahre später mussten die "kommunistischen" Machthaber abdanken...

Auch ich (Jg. '39) fühlte mich nicht schuldig, dennoch hatte ich ein beklemmendes Gefühl bei Besuchen Dänemarks und Norwegens, lernte darum Dänisch und sprach es auch in Norwegen. Dort nahm uns ein Norweger sehr herzlich auf - und sprach plötzlich deutsch! Überrascht fragte ich "Hvor har du laert tysk?" "Ich war in Bergen-Belsen!" Als ich wieder zur Sprache fand, fragte ich "Og du er so godt til os? (und du bist so gut zu uns?) "Kannst du etwas dafür?" fragte er - auch auf deutsch - zurück. Dazu aber muss man nicht nur Mensch sein, sondern auch des Denkens fähig!
Noch deutlicher sagte es der Jude Fritz Stern. "„Mir ist die Versuchung (des Nationalsozialismus) erspart geblieben, weil ich ein vollblütiger Nichtarier bin. Ich weiß nicht, wie ich mich benommen hätte, wenn ich „Arier“ gewesen wäre. Wenn ich das Recht gehabt hätte, mitzumachen. Ich weiß, wie ich mir mein Verhalten wünschen würde. Aber wie ich mich verhalten hätte, das weiß ich nicht.“ Ein bewundernswerter Mensch, meine ich

Vielen Dank für diesen Text. Ich bin Jahrgang 50. habe Kinder und Enkelkinder. Ich möchte meinen Kindern und Enkelkindern keine "besondere Verpflichtung" aufbürden. Sie haben es nicht verdient, das man mit ihnen herumexperimentiert ob das Zusammenleben verschiedener Völker und Kulturen diesmal funktioniert. Ich sehe weltweit die Probleme mit zum Teil hunderttausenden Toten und möchte unsere Aufnahmebereitschaft daher, ganz eigennützig, in Grenzen halten. Ich weiß das ich, das wir, die Welt nicht retten können. Wir haben das Glück in Frieden, Freiheit, Wohlstand und Freundschaft mit unseren Nachbarn zu leben. Ich möchte nicht das dies leichtfertig gefährdet wird. Zum eigenen Wohl wie auch dem unserer jüdischen und gutwilligen muslimischen Mitbürger (ich kenne einige persönlich, die ich nicht missen möchte.).

Den Stern-Satz kann man auch gut auf die ach so moralisch überlegenen "Freiheitskämpfer" im Westen gegenüber ihren echten Pendants in allen Ostblockländern anwenden. Denke gerade nur an den Hochmut von Herrn Elitz gegenüber Vera Lengsfeld neulich hier an dieser Stelle.

ich stimme Ihnen voll umfänglich zu. Und ich möchte ergänzen (verzeihen Sie mir), auch meine Eltern hatten am Judenhass keine Schuld, sie waren kleine Kinder. Ich fühle mich dem Judentum nahe und habe Judenhass noch nie begriffen.

Peter Lieser | Do., 26. April 2018 - 14:46

Komische Reihenfolge !!! An erster Stelle steht doch wohl aktuell muslimischer Judenhass oder waren es "Rechte + Linke " die mit dem Gürtel auf die beiden Israelis eingeschlagen, oder die Flaggen mit dem Davidstern verbrannt haben.

die Reihenfolge stimmt nicht. An die erste Stelle gehört der muslimische Judenhass. Ich habe jedenfalls zu meinen Lebzeiten noch nie erlebt oder gehört /gelesen, dass hierzulande auf offener Straße ein Linker (oder Rechter) mit dem Gürtel auf einen Juden eingeschlagen hätte. Ich habe noch nie gehört oder gelesen, dass deutsche Schüler einen jüdischen Mitschüler so drangsaliert hätten, dass dieser freiwillig die Schule verlässt. Und ich habe in den letzten Jahrzehnten noch nie von einer Demonstration Deutscher gehört oder gelesen, auf der hunderte /tausende Demonstranten den Juden den Tod wünschen. Allerdings habe ich in den letzten Jahren mehrmals von solchen Demonstrationen in Berlin gelesen, auf denen Palästinenser dies getan haben.

Wenn das Problem nicht offen und klar benannt wird, wird sich auch nie etwas ändern. Es muss sich aber ändern!

Susanne antalic | Do., 26. April 2018 - 15:01

Es ist lächerlich, dass gerade die ( Grünlinken), die Antisemitismus in Form der Israelkritik, seit langem celebrieren, dass sie Antisemiten in Scharen ins Land holen, sich plötzlich ins Zeug legen, um das zu beklagen, wofür sie Mitverantwortung tragen. Ich glaube nicht, dass ihnen JEMAND Glauben schenkt. Ich sicher nicht, es ist nur eine PR Veranstaltung.

um mal wieder die bösen Rechten zu erwähnen und vom tatsächlichen Problem abzulenken. Haltet den Dieb... Täuschen und Tarnen

Jacqueline Gafner | Do., 26. April 2018 - 15:12

nach den Vorfällen der letzten Zeit, die europaweit für Schlagzeilen sorgten, bestimmt nicht falsch und immerhin ein Zeichen an die Adresse der Angegriffenen wie der Angreifer, dass man Judenhass, egal aus welcher Ecke, nicht tolerieren will. Wie in andern Problemfeldern auch, kommt die Nagelprobe entsprechender Absichtserklärungen jedoch immer erst im ganz gewöhnlichen Alltag, wenn keine Kameras und Mikrofone zu sehen sind, keine Journalisten ihren Notizblock zücken und auch keine Polizisten vor (jüdischen) Schulen vorsorglich Präsenz markieren, sondern die sogenannte Zivilgesellschaft sich, gesetzt den Fall, ein Herz fassen, gegen Übergriffe verbaler und handfester Art spontan aufstehen und sich vor die Opfer stellen müsste. Darüber hinaus wären auch Taten der Politik gefragt, die in glaubwürdiger Art bei den Tätern ansetzen, nicht nur im Sinne von Hilfestellungen, sondern auch in Form von Strafen, die weh tun müssen. Sonst bleibt es einmal mehr beim dokumentierten guten Willen.

Michaela Diederichs | Do., 26. April 2018 - 15:25

"Schon Teddy Roosevelt wusste: Sprich sanft, aber trage einen Stock, damit du ernst genommen wirst." "Wenn sich ein einzelner Jude versteckt, dann hat die andere Seite doch schon gewonnen", sagt der israelische Politiker Yair Lapid im Interview mit WON. Weiter sagt er im Interview: "Er (Josef Schuster) hätte der deutschen Regierung sagen müssen: Die Zustände hier sind nicht hinnehmbar!" Wann endlich wird den deutschen Politikern klar, dass die Zustände wirklich nicht mehr hinnehmbar sind.
https://www.welt.de/politik/deutschland/article175826595/Yair-Lapid-ueb…

Mathias Trostdorf | Do., 26. April 2018 - 15:25

„Auch arabischer Antisemitismus hat keine Chance sich hier einzunisten.“

Die meisten haben bereits gemerkt, daß arabischer Antisemitismus sich schon lange hier eingenistet hat (und von ein paar Demonstratiönchen auch nicht wieder weggehn wird), aber bei Politikern, wie hier Herrn Özdemir, scheinen manche Erkenntnisse immer später anzukommen als bei der Normalbevölkerung.
Eine besonders schlechte Figur macht insbesondere Bürgermeister Müller mit seiner verharmlosenden und relativierenden (Nicht-)Haltung. Wahrscheinlich, weil er sich mit den Berliner Muslimen nicht anlegen will, und ansonsten ja auch begründen müßte, warum er und seine Genossen immer mehr Antisemiten hier bei uns reinlassen und versorgen wollen.

Heiner Hannappel | Do., 26. April 2018 - 15:36

Überall, wo unser jüdischen Mitbürger in Wort und Tat angegriffen werden, müssen wir uns vor sie stellen und sie schützen. Christen und Juden müssen sich als eine Gemeinschaft verstehen, die künftig in unserem Land und in Europa zu einer Minderheit werden kann, und es vielerorts auch schon ist da die Weitsicht und der intellektuelle Horizont unserer und europäischer Politiker nicht über eine Legislaturperiode hinaus reicht.

Roger Hoeren | Do., 26. April 2018 - 16:09

Der viel bemühte Begriff „antisemitisch“ ist irreührend: weil nicht alle Semiten Juden sind und weil nicht jeder sogenannte Jude ein Semit ist. Folglich sollte man von antiislamisch und antijüdisch reden. Ausserdem ist die Menschheit mit weitaus gewichtigeren Problemen konfrontiert wie dem sich nähernden ökologischen Kollaps, Hunger, Kriege, Flüchtlinge, Zerstörung von Völkern, Wassermangel und anderen. Trotzdem sollten in einem Post-Auschwitz-Deutschland alle Menschen ihre Gruppenzugehörigkeit unbelästigt zeigen dürfen.

Dirk Jäckel | Do., 26. April 2018 - 18:00

Antwort auf von Roger Hoeren

Das Problem ist, dass Judenhassern aus rassistischen Gründen es eigentlich völlig Gleich ist, ob ein Jude religiös ist, a-religiös oder gar zum Christentum konvertiert. Jude bleibt für ihn Jude (siehe nationalsozialistische Vernichtungspolitik). Das ist durch den Begriff Antisemitismus ausgedrückt, wenngleich er natürlich irreführend ist, wie Sie zu ´Recht sagen. Bei vormodernen europäischen und bei islamischen Formen des Hasses spielt der religiöse Aspekt natürlich eine wesentliche Rolle, weshalb hier tatsächlich eher von Judenhass gesprochen werden sollte (wobei sich in islamischen Ländern seit einigen Jahrzehnten auch vieles mit rassistischen Mustern vermischt, was auch der Hitlerbewunderung einiger Muslime geschuldet ist).

Bettina Diehl | Do., 26. April 2018 - 16:12

Es geht generell um die Verfolgung Andersgläubiger, die von islamischer Seite als Ungläubige bezeichnet werden. Der Punkt ist: Wenn Christen auf offener Straße gemessert werden, wird es als "Einzelfall", Beziehungstat bezeichnet. Christen in Deutschland tragen ja in der Regel keine erkennbaren relígiösen Symbole mit sich (eventuell mal ein dezentes Kreuz an der Kette). Anders bei der Kippa. Da kommt man leider nicht umhin, es als einen religiös motivierten Anschlag zu erkennen, der aber dann reflexartig den "in Deutschland allgemein wachsenden Antisemitismus" erwähnt. Also ich kenne in meinem Umfeld niemanden,der antisemitisch tickt. Aber nicht mehr lange, dann wird auch die Christenverfolgung durch die Neubürger nicht mehr unter den Teppich zu kehren sein.

Ulrich Jarzina | Do., 26. April 2018 - 16:33

Einen Ministerpräsidenten aus München, der meint, in jeder Behörde ein Kreuz aufhängen zu müssen, finde ich fast genauso befremdlich wie einen Münchener Bischof, der meint, vor dem Betreten einer Moschee sein Kreuz ablegen zu müssen.

wolfgang spremberg | Do., 26. April 2018 - 17:15

Die Schlaumeier der Solidarität sollten mal allein, ohne Personenschutz, vielleicht abends in der U oder S Bahn mit der Kippa auf dem Kopf unterwegs sein.
Das wäre mal ein Selbstversuch der sich lohnt. Dabei kann man sich fragen ob man sich fürchtet und wenn ja wovor. Die nächste Frage : will ich mehr von dem wovor ich mich fürchte ? Unsere Politischen, religiösen und journalistischen "Eliten" können diesen Selbstversuch ja mal durchführen. Still und leise. Nur für sich. Man könnte daraus etwas lernen. Etwas lernen das nicht nur Juden betrifft.

Martin Saumer | Do., 26. April 2018 - 18:16

NIE WIEDER ANTISEMITISMUS IN DEUTSCHLAND. Die judenfeindlichen Vorfälle in jüngster Zeit waren zutiefst beschämend. Darum war die Aktion “Berlin trägt Kippa“ unglaublich richtig und wichtig, verharrte jedoch leider im Oberflächlichen. Warum ging man nicht durch ein muslimisches Viertel ? Vielleicht weil es dann zu unappetitlichen Szenen zwischen den Kippatragenden und den Muslimen gekommen wäre. Denn Merkel hat mit ihrer verwerflichen Politik hunderttausende in unser Land geholt, die von Kindheit an den Judenhass eingeprügelt bekamen. Denn der steht direkt und klar im Koran.

Renate Genth | Do., 26. April 2018 - 18:52

Ich verstehe nicht, daß, wenn jüdische Kinder in der Schule von anderen Kindern, wie bekannt, vor allem von islamischen Kindern, schikaniert werden, die friedlichen und angegriffenen jüdischen Kinder die Schule verlassen müssen, weil sie nicht geschützt werden. Es ist doch selbstverständlich, daß die schikanierenden Kinder die Schule verlassen müßten - und das mit aller Entschiedenheit seitens der Schule und seitens der Schulbehörde! Andernfalls ist das doch total verkehrte Welt!

Elisabeth Ellermann | Do., 26. April 2018 - 19:33

Mich befremdet bei aller Solidarität mit - schon wieder- bedrohten Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland, dass das aufgeklärte Bürgertum, das sich beim Thema "Gender" und Gleichberechtigung ständig selbst überbietet, diese reaktionäre Bevorzugung des männlichen Geschlechts kritiklos hinnimmt. Oder tragen auch sich solidarisierende Frauen hierzulande Kippa? Ich wäre ausdrücklich dafür!

Margrit Morf | Do., 26. April 2018 - 20:00

Unterstützung von muslimischer Seite - aber kaum Muslime an der Kundgebung - wie passt das zusammen ?
Diese Kirchenvertreter, die einfach nicht hinsehen wollen, sind schwer zu ertragen.

Jacob Rumia | Fr., 27. April 2018 - 00:21

Der Hass auf Juden wird häufig importiert. Hinzu kommt: Was in hiesigen Moscheen und Koranschulen gepredigt und gelehrt wird, bleibt zugedeckt. Man sieht die Angehörigen des Islams lieber als Opfer. Wenn aber aus Opfern Täter werden, gerät die Gesinnungsethik ins Wanken und es offenbart sich blanke Feigheit. Dann greift man lieber zu den bewährten Mitteln der Relativierung oder gar der Lüge. Unter allen Umständen dürfen die Täter nicht provoziert werden, denn sehr schnell könnte aus einer Demo ein Aufstand werden und der geheiligte soziale Frieden in Gefahr geraten. Die Altparteien haben Angst und verlieren sich in Phrasen. Im Grunde haben sie schon kapituliert.

Klaus Dittrich | Fr., 27. April 2018 - 22:37

„Die Demonstranten sprachen vor der Veranstaltung mehrheitlich über den Antisemitismus von rechts. Als Deutsche seien sie aus Verantwortung gegenüber der Schoah hier. Viele Vergleiche werden zur Zeit des Dritten Reiches gezogen. Als Özdemir über muslimischen Antisemitismus redet, herrscht anfangs betretene Zurückhaltung. Erst im Verlauf seiner Rede erhält er für diese Aussagen mehr Applaus.“

Die Beschreibung der Demonstranten – ich selbst war nicht vor Ort – lässt darauf schließen, dass es mal wieder der berufliche Anhang der Politkaste war. Welcher Ministeriale möchte sich schon vor dem Dienstherrn zur ehrlichen Meinung bekennen?
Und es gehört zum Gutmenschentum in Berlin, dass Muslime mit „Wattehandschuhen“ angefasst werden. Im Abgeordnetenhaus wurde auch prompt eine Erklärung verabschiedet, die Antisemitismus allen Deutschen auflud.