Putin ist offenbar davon überzeugt, dass die Zeit für die russischen Streitkräfte arbeitet / picture alliance/dpa/Kremlin Press Office | Kremlin Press Office

Gespräche über Waffenruhe in der Ukraine - Putins Maximalforderungen und Spiel auf Zeit

Putins Bedingungen für eine Waffenruhe klingen so, als ob er an einem Ende der Kämpfe gar nicht interessiert ist. Doch scheint es so, dass Trump dies erstens verstanden hat und dass zweitens seine Geduld nicht unendlich ist.

Autoreninfo

Thomas Urban ist Journalist und Sachbuchautor. Er war Korrespondent in Warschau, Moskau und Kiew. Zuletzt von ihm erschienen: „Lexikon für Putin-Versteher“.

So erreichen Sie Thomas Urban:

Wladimir Putins Einlassungen zu den Verhandlungen über einen Waffenstillstand in der Ukraine lassen nur einen Schluss zu: Er ist an einer Waffenruhe, die möglichst bald in Kraft tritt, überhaupt nicht interessiert. Denn er verlangt, dass erst „Nuancen“ geklärt werden müssen, meint damit aber offenkundig nichts anderes als die weitere staatliche Existenz der Ukraine. Kaum anders lässt sich seine Forderung interpretieren, erst einmal die „Wurzeln des Konflikts“ zu beseitigen.

Nach der Lesart Putins hat die Ukraine als Staat überhaupt kein Existenzrecht. Sie sei ein künstliches Gebilde, das der Revolutionsführer Lenin nach dem Sieg der Roten im Russischen Bürgerkrieg geschaffen habe. Die Ukrainer seien keine Nation, sondern ein Teil der „russischen Welt“ (russki mir). Ihr Denken aber sei vom traditionell gegen Moskau feindlich eingestellten Westen verdorben worden, nämlich zunächst durch die katholischen Polen, zuletzt durch die Nato. Bis zur Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus waren es für die Kremlpropaganda vor allem die Amerikaner, die die Ukrainer gegen das russische Brudervolk aufgewiegelt hätten.

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar
  • Ohne Abo lesen
    Mit tiun erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff auf alle Cicero Plus Inhalte. Dabei zahlen Sie nur so lange Sie lesen – ganz ohne Abo.
Für € 1, dann 0.20/min freischalten
Maximal € 11 pro Monat • Kein Abo





Hilfe & Support
Hier findest du einen Überblick über tiun.

Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns über eine konstruktive Debatte. Bitte achten Sie auf eine sachliche Diskussion. Die Redaktion behält sich vor, Kommentare mit unsachlichen Inhalten zu löschen. Kommentare, die Links zu externen Webseiten enthalten, veröffentlichen wir grundsätzlich nicht. Um die Freischaltung kümmert sich die Onlineredaktion von Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr. Wir bitten um Geduld, sollte die Freischaltung etwas dauern. Am Wochenende werden Forumsbeiträge nur eingeschränkt veröffentlicht. Nach zwei Tagen wird die Debatte geschlossen. Wir danken für Ihr Verständnis.

Walter Buehler | Fr., 14. März 2025 - 14:33

... meldet sich pünktlich wieder zu Wort, der Herr Urban.

Herr Urban, es wird sich ja zeigen, ob Trump ein ebenso folgsames Hündchen an der medialen Leine Selenskis ist wie sein Vorgänger im Weißen Haus (bzw. wie dessen Sohn Hunter, und wie die meisten europäischen Staatslenker, die momentan an der Macht sind.)

Trump wird ja eine gewisse Affinität zu autoritären Gestalten nachgesagt, und da wäre es natürlich naheliegend, dass er nicht nur für Wladimir Putin, sondern auch für Wladimir Selenski eine gewisse Sympathie entwickeln könnte.

Möglich ist auf dieser Erde alles, und Trump mit Selenski wäre vielleicht ebenso ein Traumpaar wie Trump mit Putin..

Selenski sollte vielleicht anstelle von Kanada den Antrag stellen, ein Mitgliedstaat der USA zu werden. Ich bin mir sicher, dass patriotische Ukrainer damit sehr zufrieden wären.

Dann würde sich Russland, Polen, Rumänien und die Türkei bestimmt nicht mehr trauen, an der Ukraine etwas abknabbern zu wollen.

Der ist gut - wirklich! Kommt mir auch schon länger so vor. Z.B. für den letzten Absatz:

"n Kiew setzt man auch darauf, dass nach dem Abzug der Amerikaner aus Vietnam 1975 und aus Afghanistan 2021 Trump nicht der dritte US-Präsident sein will, dem man die Schuld an einer schmählichen Niederlage der USA in einem Krieg geben wird."

...sehe ich überhaupt keine objektive Grundlage. Was bitte soll Trump mit Vietnam verbinden..., und außerdem hat er - Trump - den Abzug aus Afghanistan für die USA (im Wortsinne) verhandelt, also diesen Konflikt für sein Land beendet..., und nicht begonnen und dann verloren, wie hier indirekt impliziert wird.

Reines Wunschdenken von Herrn Urban und/oder Kiew. Wenn Russland jetzt 'gewinnt' und seine Forderungen durchsetzen kann, dann genau wegen solcher selbstbetrügerischen gutmeinenden aber nicht objektiven und realistischen Annahmen und Einschätzungen ('des Westens').

Karl-Heinz Weiß | Fr., 14. März 2025 - 14:45

Nach hunderttausenden Toten wäre es für Donald Trump der größte Erfolg, wenn er Putin durch direkte Verhandlungen mit dem Kiewer "Nazi-Regime" de facto zur Anerkennung der staatlichen Souveränität der Ukraine zwingen könnte. Ob das Putin nach der jahrelangen Propaganda im eigenen Land ("Kiewer Rus") durchstehen könnte, erscheint mir fraglich. Die Teilrepubliken östlich des Ural mussten die meisten Gefallenen beklagen. Was hält diese Bevölkerungsgruppen künftig noch im Putin-Imperium ?

Die wird es wohl nicht geben - das wäre zu 100% gegen Putins (russisches) Naturell und gleichzeitig sein politischer und persönlicher Untergang.

Aber offensichtlich glauben noch immer einige 'Baerbockisten' daran, eine russische Anerkennung der staatlichen Souveränität der Ukraine erreichen zu können... ... -- der Zug ist allerdings mMn schon seit der Herbst 2022 abgefahren, denn da hat Russland 'auf Krieg umgestellt', während u.a. Frau Marie-Agnes Strack-Zimmermann und andere auch noch lange danach erregt von 'Game-Changern' (mehrere!) fabuliert haben.

Realitätsverlust und immanente stark ideologisierte Selbstüberschätzung bzw. Überheblichkeit sind halt keine guten Berater... ..., am Ende des Tages.

Ernst-Günther Konrad | Fr., 14. März 2025 - 16:30

Sie schreiben: " Putin möchte die logische Abfolge auf den Kopf stellen." Ich halte dagegen Herr Urban. "Sie und die deutschen Kriegstreiber wollen die logische Abfolge auf den Kopf stellen." So und nun? Es steht 50:50 wer nun recht hat oder haben die Recht, die am lautesten schreien und bezahlten Journalismus liefern? Jedenfalls habe ich meine Überzeugungen und Sie die Ihren.
@ Walter Buehler: Das mit Selenskijs Medienbeauftragter hat was. Ja Herr Urban ist nicht unbedingt neutral in seinen Darstellungen. Vor allem wundert es mich immer wieder, dass einige Autoren hier immer genau wissen, was Putin denkt, fühlt und angeblich will. Das sind die wahren Putin Versteher, oder nicht? Schönes Wochenende Ihnen und allen Foristen.

Nutzen Sie als Cicero Plus Abonnent gerne unsere Kommentarfunktion.

Sie haben noch keinen Cicero Plus Account? Registrieren Sie sich hier.