Wladimir Putin und der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko im Kloster Walaam / picture alliance

Deutscher in Belarus zum Tode verurteilt - „Marionette der ukrainischen und amerikanischen Geheimdienste“

In Belarus wurde ein 29 Jahre alter Deutscher zum Tode verurteilt. Der Vorwurf: Er sei Terrorist im Auftrag der Ukraine. Die Geschichte klingt krude. Welches Ziel verfolgt Präsident Lukaschenko?

Autoreninfo

Thomas Urban ist Journalist und Sachbuchautor. Er war Korrespondent in Warschau, Moskau und Kiew. Zuletzt von ihm erschienen: „Lexikon für Putin-Versteher“.

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Für sein „barbarisches Verbrechen“ sei der deutsche Staatsbürger Rico Krieger zu Recht zum Tode verurteilt worden“, befand die regimetreue Minsker Zeitung Belarus Sewodnja auf ihrer Internetseite. Das Urteil wurde bereits vor fünf Wochen gefällt, doch erst nun berichteten die belarussischen Medien darüber und sorgen so auch im westlichen Ausland für Schlagzeilen. Die Minsker Staatsanwaltschaft warf dem aus Brandenburg stammenden 29-jährigen Rettungssanitäter sechs Straftatbestände vor: Begehen eines terroristischen Aktes; Spionage; Söldnertum; Bildung einer extremistischen Gruppierung oder Mitgliedschaft darin; gesetzwidriger Umgang mit Feuerwaffen, Munition oder Sprengstoff; gezielte Störung von Transportmitteln oder Verkehrswegen. Doch die Beschreibung der Vorwürfe im Detail wurde als geheim eingestuft, ebenso wie die Urteilsbegründung.

Ein deutscher Terrorist in Minsk – es ist eine große Geschichte für die gleichgeschalteten Medien! Doch bei dem  knapp 17 Minuten langen Dokumentarfilm dazu, den der staatliche Sender TVR unter dem reißerischen Titel „Beichte eines zum Tode verurteilten Selbstmordattentäters“ ausstrahlte, handelt es sich um nichts mehr als eine grob gestrickte Räuberpistole. Zwar kündigt eine martialische Stimme aus dem Off zu Beginn die Enthüllung eines terroristischen Netzwerkes des ukrainischen Geheimdienstes SBU an, wobei der CIA im Hintergrund nicht fehlen darf, doch zu sehen und zu hören ist nur eine krude Geschichte des sichtlich psychisch stark angeschlagenen Delinquenten, der auf Russisch „Figurant“ genannt wird.

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Henri Lassalle | Sa., 27. Juli 2024 - 19:39

Naivität oder Fahrlässigkeit? Man ist immer erstaunt über das leichtsinnig-stupide Verhalten deutscher Staatsbürger, ob Reisen in Krisengebiete, wo Geiselnahme und Erpressung drohen, wie in Afrika, oder in den Machtbereich des Kreml, und dazu gehört Belarus, ein Erfüllungsgehilfe des Putin-Regimes.
Man muss vor Reisen in diese beiden Länder warnen. Schliesslich könnte hypothetisch jeder unter einem Vorwand als Spion verhaftet werden und in einem der schrecklichen russischen Gefägnisse/Lager landen.

Uwe Lorenz | Sa., 27. Juli 2024 - 21:54

Warum hat "der Westen" diese "Theater" überhaupt zugelassen?

Weil der Westen(Europa) nicht die Amys da hat er schiess, in Putins Augen schwach ist….

Klaus Funke | So., 28. Juli 2024 - 09:33

Sie gilt auch in den USA, in China, im Iran, in Saudi-Arabien und in weiteren Staaten. Hat sich die Bundesregierung je aufgeregt, wenn in den USA ein Farbiger zum Tode verurteilt wurde und die Strafe dann vollsteckt wurde? Nein. Der Deutsche in Belaruss wusste, was er tat und was ihn erwartete. Ist er ein Held? Nein, er ist ein kleiner, aufgewiegelter Russenhasser. Ich denke zwar nicht, dass die Todesstrafe an ihm auch vollstreckt wird, Lukaschenko will die Sache als Verhandlungsmasse nutzen. Das ist zwar schäbig, aber auch erwartbar gewesen. Am Schlimmsten ist die deutsche Dummheit und Heuchelei, die außenpolitische Naivität und die Vasallentreue. Ich bedaure den jungen Mann nicht. Sollte er getötet werden, ist das zwar bedauerlich, aber nicht zu ändern. Wie gesagt, Todesurteile in den USA werden von unserer Regierung hingenommen ohne einen Widerspruch. Zweierlei Maß! Und eine unterwürfige Außenpolitik gegenüber den USA. Wie sagte J.D. Vance? "Germany is a client-state".

Walter Bühler | So., 28. Juli 2024 - 09:52

und die Geschichte vom Balken und Splitter im Auge (aus der Bibel).

Herr Urban, es ist leicht, beim bösen Feind den Balken im Auge zu sehen, wie Sie es in ihrem Artikel tun.

Aber es ist in einem Krieg naiv, wenn man annimmt, die andere, die "gute" Seite hätte kein "dreckiges Dutzend", keinen Geheimdienst und würde keine "dreckigen" Geheimdienstmethoden anwenden und keine Terroranschläge ausüben.

Solche Naivität verwandelt sich schnell in aktive Mitarbeit beim "guten" Geheimdienst und bei der "guten" Kriegspropaganda. Aus dem Beobachter wird schnell ein (Schreibtisch-) Kombattant.

Ernst-Günther Konrad | So., 28. Juli 2024 - 11:27

Was soll man davon halten. Irgendwie abenteuerlich, wie dieser Mann plötzlich in Belarus landet. Ein Sanitöter der "plötzlich" entdeckt, er müsste seine Beitrag zur Unterstützung der Ukraine leisten und dann so eine Geschichte. Das die Vorwürfe an den Haaren herbeigezogen sein dürften ist für mich selbsterklärend. Als könnte ein einzelner, auch noch deutscher Mann, dort einreisen und dann solche Straftaten vorbereiten. Was steckt dahinter muss man sich fragen? Wir werden es wahrscheinlich nicht erfahren oder eben nur die "offiziellen" Darstellungen und die Spekulationen deutscher Medien. So merkwürdig der Tatvorwurf ist, so merkwürdig auch diese Reise oder wurde der Mann aus Deutschland nach Belarus entführt? Ich denke mal, da wird sich Belarus eine erhebliche Erpressungsmasse aufbauen und wir werden letztlich nie erfahren, was das Pfand für ihn war, wenn er frei kommt. Denn dann muss er schweigen, wie viele Entführungsopfer vorher auch. Seine UA Hilfe bezahlt Krieger jedenfalls teuer.

Fangen wir mal mit den Fakten an:
Ein Mann der schon für Sicherheitsdienste die amerikanische Botschft geschützt hat und im Freundekreis damit geprahlt hat Kontakte zu Botschaftsangehörigen und CIA Leuten gehabt zu haben, entdeckt seine Freiheitsliebe zur Ukraine. Will diese im Kampf gegen Russland unterstützen.
Dann fliegt er nach Belarus, das Land das Putin im Krieg gegen die UA unterstützt. Für was ? Um ein paar Touristenfotos zu machen ? Keine Ahnung was exakt vorgefallen ist … möglicherweise wurde der Mann instrumentalisiert oder reingelegt …. aber irgendwas wird er ja vorgehabt haben was vermutlich gefährlich und illegal war … das wird ihm auch bewusst gewesen sein.

Stiwi | So., 28. Juli 2024 - 12:04

Hat jetzt Kyrill G. verhaftet er soll für die Russen spionieren. Was der Gasputin kann, kann Europa auch ,nicht Deutschland ihr könnt garnix mehr also (Grün/Rot) Mal schauen wie die Farce weitergeht

Albert Schultheis | So., 28. Juli 2024 - 12:34

"Welches Ziel verfolgt Präsident Lukaschenko?" - Welches Ziel verfolgte ein Obama, ein Biden? Ein Macron? Ein Xi? Was für eine sinistre Frage in diesem Zummenhang?

So weit sich mir die Fakten erschließen, hat da ein durchgeknallter, womöglich durch deutsche "Qualitätsmedien" angestachelter "Überzeugungstäter" geglaubt, er könne in Weißrussland einwandern, um dort terroristische Mordaktionen und Sabotage verüben zu können. Dabei ist er geschnappt, vor Gericht gestellt und nach geltendem Recht zum Tode verurteilt worden.
Also worüber ereifern Sie sich, Herr Urban? Man mag mit der Todesstrafe hadern, aber das sind Dinge, die in vielen mit uns befreundeten Staaten Gang und Gäbe sind. Ich vermute also die Ziele, die ein Lukaschenko verfolgt, sind nicht besser oder schlechter als die eines Obama, Biden oder Xi.

Deshalb muss man fragen: Welche Ziele verfolgen Sie, Herr Urban, mit diesem Artikel?

Franz Poschen | Mo., 29. Juli 2024 - 03:06

... weil sie gegen den richtigen Gegner gerichtet war? Bei "des russischen Angriffskrieges" ahnte ich, wohin die Reise geht. Hier hätte ich vom Cicero mehr erwartet.