George Friedman über die aktuellen ukrainischen Kriegserfolge : „Eine Niederlage kann Putin sich nicht leisten“ Im Kampf gegen die russischen Invasoren hat die ukrainische Armee in den vergangenen Tagen beachtliche Geländegewinne erzielt. Doch ein endgültiger Sieg ist deswegen noch lange nicht in Sicht. Denn Russland bleibt kaum eine andere Möglichkeit, als weiterzukämpfen. Es ist damit zu rechnen, dass Putin schon bald die Anzahl seiner Soldaten massiv erhöht. VON GEORGE FRIEDMAN
Schlagabtausch von Olaf Scholz und Friedrich Merz im Bundestag : Der Kanzler hat Pathos gelernt Mit grober Rhetorik gegen die Opposition und pathetischen Durchhalteparolen gegenüber dem Volk inszeniert sich Bundeskanzler Olaf Scholz in der Generaldebatte des Bundestages als zentraler Krisenmanager. Trotz Streit in der Ampel bei Schuldenbremse und Kernenergie erzeugt er ein Bild der Geschlossenheit und Tatkraft. Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) kommt diesmal mit seinen rednerischen Mitteln gegen dieses offensive Selbstbewusstsein der Ampel kaum an. VON VOLKER RESING
Kritik an der Bundesaußenministerin wegen Auftritt in Prag : Warum Baerbock Respekt verdient Bundesaußenministerin Annalena Baerbock sieht sich harter Kritik ausgesetzt, weil sie bei einer Veranstaltung in Prag am Mittwoch angeblich die deutsche Wählerschaft verachtet und sich antidemokratisch verhalten hätte. Doch diese Vorwürfe sind infam, denn es geht ihr um Standhaftigkeit. Opportunismus und Kriechertum hingegen wären jetzt die größte Gefahr für die Demokratie. VON ALEXANDER MARGUIER
George Friedmans Blick auf deutsche Waffenlieferungen : „Es ist gefährlich, reich und schwach zu sein“ Kann die Bundesrepublik tatsächlich nicht mehr Waffen an die Ukraine liefern, oder will sie sich wegen der Energiekrise nicht mit Russland anlegen? George Friedman, einer der bekanntesten geopolitischen Analysten der Vereinigten Staaten, blickt mit Unmut auf die deutschen Zustände und sagt: Die Nato hätte von Berlin mehr Verantwortungsbewusstsein erwarten müssen. VON GEORGE FRIEDMAN
Russisches Militärmanöver „Wostok 2022“ : Ein fatales Signal der Schwäche An diesem Donnerstag beginnt das russische Militär mit einem großen Manöver an einem überraschenden Ort: ganz im Osten des Landes. Das zeigt, wie sehr der Kreml wegen des Ukrainekriegs von anderen wichtigen Schauplätzen abgelenkt wurde. Tatsächlich hat Russland in seiner Peripherie in den vergangenen Monaten erheblich an Einfluss verloren. Deswegen verlangsamt es derzeit auch seine Operationen in der Ukraine. VON ANTONIA COLIBASANU
Instabiler Balkan : In der politischen Zwickmühle Die meisten Balkan-Staaten sind abhängig von russischer Energie und gleichzeitig in Sachen Wirtschaft auf die EU angewiesen. Das hat eine teils bizarre Pendelpolitik zur Folge, die auf Dauer nicht durchzuhalten ist. Insbesondere Serbien, das im Ukrainekrieg bisher eher auf Seiten des Kreml stand, geht zunehmend auf Distanz: Der russische Vorschlag einer Militärbasis auf serbischem Boden wurde brüsk zurückgewiesen. VON ANTONIA COLIBASANU
Sechs Monate Ukrainekrieg : Warum Russland eine neue Strategie verfolgt Vor einem halben Jahr ist Russland in die Ukraine eingefallen, doch die militärischen Ziele wurden nicht erreicht – auch wegen westlicher Waffenlieferungen. Deswegen hat der Kreml seine Strategie neu justiert. Die Russen befinden sich in einem klassischen geopolitischen Dilemma, und es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis sie ihre Bemühungen um eine Verhandlungslösung verstärken. VON RIDVAN BARI URCOSTA
Geheimdienst-These zu Sanna Marins Party-Bildern : „Fällt mir schwer, an Zufälle zu glauben“ Der Bundestagsabgeordnete und frühere Bundeswehr-Offizier Roderich Kiesewetter hält es für sehr plausibel, dass Finnlands Ministerpräsidentin Sanna Marin mit der „Partyvideo-Affäre“ zum Opfer russischer hybrider Kriegsführung geworden ist. Im Interview begründet er seine These – und bewertet ein halbes Jahr nach Beginn der Ukraine-Invasion die derzeitige Lage der Kriegsparteien. INTERVIEW MIT RODERICH KIESEWETTER
Russlands Angriff auf die Ukraine : Neun Lehren aus sechs Monaten Krieg Seit genau sechs Monaten hält die Ukraine dem russischen Angriffskrieg stand. In vielen Punkten hat er uns zum Umdenken gezwungen. Diese neun Lehren lassen sich daraus ziehen. VON MORITZ GATHMANN
Globale Unsicherheit : Der neue Weltkrieg hat schon begonnen China, die USA und Russland sind der Meinung, dass die bestehende Weltordnung ihren Interessen nicht mehr dient. In vielen Bereichen wird es deswegen zu ständigen Konflikten kommen – Handel, Technologie, Finanzen, Rohstoffe, Devisenmärkte, Daten, Internet und Infrastruktur. Auch der Einsatz von Nuklearwaffen ist möglich. Es liegen gefährliche Zeiten vor uns. Nur in Europa hat man das noch nicht bemerkt. VON JACEK BARTOSIAK
Ukrainekrieg und Weltwirtschaft : Russland ist isolierter als es den Anschein hat Immer wieder heißt es, die Sanktionen gegen Russland würden nichts bringen, weil Putins Staat international zahlreiche Unterstützer und Verbündete hätte. Doch das stimmt so nicht. Zwar gehört Russland weiterhin wichtigen Organisationen wie den Vereinten Nationen und der G20 an. Doch wird es seine imperialistischen Ambitionen durch sie nicht verwirklichen können. Ganz ohne den Westen geht fast nichts. VON THOMAS JÄGER
Militärische Situation im Ukrainekrieg : „Die Russen marschieren langsam, aber stetig vor“ Markus Reisner, Leiter der Forschungsabteilung der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt, über die aktuelle Strategie der russischen Invasoren, den möglichen Fortgang des Kriegs im Herbst – und über die Frage, wie lange die Ukrainer überhaupt noch mit Unterstützung durch den Westen rechnen können. INTERVIEW MIT MARKUS REISNER
Amerikas geopolitische Strategien : Warum China für die Vereinigten Staaten wichtiger ist als Russland Amerikas Ziel in der Ukraine ist es, Russland die von ihm gewünschte strategische Tiefe vorzuenthalten. Mit Blick auf China geht es Washington hingegen darum, das Entstehen einer Macht mit globalem Handlungsradius zu verhindern. Doch die Chinesen sind im Fall einer Wirtschaftskrise verletzlicher als Russland und daher nicht bereit, einen Krieg mit den Vereinigten Staaten zu riskieren. VON GEORGE FRIEDMAN
Ukrainekonflikt und die Folgen : Der weltweite Wirtschaftskrieg eskaliert Nach dem Einmarsch der Russen in die Ukraine reagierte der Westen mit Sanktionen, die nun immer stärker auf ihn selbst zurückfallen. Aber auch die russische Wirtschaft ist zunehmend betroffen. Hinzu kommen Arbeitskräftemangel, Dürre, Probleme bei der Energieversorgung und die Inflation. Gegen Ende des Jahres wird sich die Lage noch verschlimmern, es droht eine schwere und weltweite Rezession. VON ANTONIA COLIBASANU
UN- und Amnesty-Berichte zum Ukraine-Krieg : Instrumentalisierung ziviler Opfer Bei aller noch so berechtigten Abscheu vor russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine droht mancher Beobachter eines zu vergessen: Krieg ist die niederste Form der zivilisatorischen Interaktion. Muss also der Versuch, ihn mit humanitären Gesetzen „menschlicher“ zu machen, nicht zwangsläufig misslingen? Die jüngsten UN- und Amnesty International-Berichte zur Menschenrechtslage in der Ukraine, die sich auch mit der Instrumentalisierung ziviler Opfer auseinandersetzen, scheinen das nahezulegen. Und zwar in Bezug auf beide Kriegsparteien. VON PHILIPP FESS