- „Familie heißt Kündigung“
Für ihre Söhne verließ Anne-Marie Slaughter, Ex-Beraterin von Hillary Clinton, ihren Top-Job in Washington
Dieser Artikel ist eine Kostprobe aus der Juni-Ausgabe des Cicero, die Sie in unserem Online-Shop erwerben können.
Frau Slaughter, Sie waren Planungschefin im US-Außenministerium unter Hillary Clinton, gingen dann wegen Ihrer Söhne zurück nach Princeton und veröffentlichten vor einem Jahr in dem Magazin „The Atlantic“ den Text „Why women can’t have it all“. Aktuell tourt Facebook-Vorstand Sheryl Sandberg mit ihrem Buch „Lean in“ um die Welt, um Frauen zu erklären, dass man doch alles haben kann, nämlich Familie und Spitzenjob. Wer hat denn nun recht?
Macht die Politik genug dafür?
Präsident Obama müsste sich für all diese Dinge noch stärker einsetzen, aber wahrscheinlich hat er Angst, wieder als Sozialist gebrandmarkt zu werden.
Was kann die Wirtschaft selbst tun?
Moderne Unternehmen treten für eine radikale Flexibilisierung ein. Der Trend geht in Richtung ergebnisorientierter Arbeit. Die sagen zu ihrem Mitarbeiter: Das ist die Aufgabe, diese Qualitätsstandards müssen eingehalten werden, bis dahin brauchen wir es, der Rest ist deine Sache.
Was haben die Unternehmen davon?
Sie werden als Arbeitgeber attraktiver, gerade auch für kreative Frauen. Sie tun sich leichter, die besten Leute zu rekrutieren oder Mitarbeiterinnen zurückzugewinnen. Zahlreiche Unternehmen haben viel Zeit und Geld in deren Weiterbildung investiert. Die wollen diese doch nicht gleich wieder verlieren, nur weil die Frauen aus familiären Gründen eine Weile kürzer treten wollen.
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Gibt es konkrete Beispiele für solche Maßnahmen?
Viele haben das Problem erkannt. Die Unternehmensberatung McKinsey sucht gezielt nach sogenannten „alumnae“, also Frauen, die das Unternehmen vor mehr als zehn Jahren verlassen haben. Die will man zurückholen, weil sie das Geschäft kennen und inzwischen Netzwerke aufgebaut haben, die ein junger Uniabsolvent kaum bieten kann. Diese Entwicklung könnte auch dazu führen, dass die politisch und sozial unsinnige Diskriminierung der über 45-Jährigen auf dem Arbeitsmarkt der Vergangenheit angehört.
Wenn wir in Deutschland über Frauen in Führungspositionen diskutieren, wird sofort nach Quotenregelungen gerufen.
In den USA haben wir eine Phobie gegen Quoten. Unsere Gerichte würden so etwas wahrscheinlich auch sofort kassieren. Ich kann dem allerdings schon etwas abgewinnen. Man braucht nämlich einen Frauenanteil von 20 bis 30 Prozent, um die Strukturen dauerhaft zu verändern. In Bezug auf Frauen in Führungspositionen wäre das aber dringend nötig, da weder hier noch in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren viel passiert ist.
Kritiker halten das für eine Elitendebatte?
Klar, wenn man über Führungspositionen spricht, ist das ein Elitenthema. Aber die Hälfte der Absolventen der US-Top-Universitäten sind Frauen, der Anteil der Frauen in Führungspositionen liegt jedoch unter 20 Prozent. Der Vorwurf, es handle sich um eine Elitendiskussion, kommt immer von denen, die dieses Problem nicht sehen wollen.
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