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Starker Mann Putin - ein Demonstrant mit einer Putin-Maske auf dem Pariser Platz in Berlin im Februar 2019 / picture alliance

Verfassungsreferendum in Russland - Ach, Putin.

Seit zwei Jahrzehnten arbeiten sich Politologen, Journalisten und sonstige Experten an Putin ab. Wie es aussieht, beginnt gerade erst die zweite Halbzeit. Ändern wird sich nur etwas, wenn in Russland der Leidensdruck groß genug wird.

Autoreninfo

Moritz Gathmann ist Chefreporter bei Cicero. Er studierte Russistik und Geschichte in Berlin und war viele Jahre Korrespondent in Russland.

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„Olga, bitte sage mir: Is Putin eine Demokrat oder is Putin eine Diktator?“ wollte unser Familienfreund Giovanni, Jura-Professor aus Italien, bei wirklich jedem unserer Heimatbesuche in meinem schwäbischen Elternhaus wissen, dazu wandte er sich an meine russische Ehefrau. Für gewöhnlich tat sie sich schwer mit der Antwort. Am Ende einigte man sich darauf, dass Putin wohl der sei, den sich die meisten Russen momentan an der Spitze ihres Staates wünschen.

Ich persönlich bin dieser Diskussionen müde, denn so geht das nun schon seit zwei Jahrzehnten: Zu meinem Studienbeginn der Russistik und Osteuropäischen Geschichte vor zwei Jahrzehnten kam Putin an die Macht, während meiner Jahre als Russland-Korrespondent 2008-2013 blieb er an der Macht (auch wenn er für eine Legislaturperiode ins Amt des Premierministers wechselte), und die erwartungsgemäß erfolgreiche Volksabstimmung über die Verfassungsänderung macht nun den Weg dafür frei, dass Putin noch bis 2036 an der Macht bleiben kann. Natürlich lässt die darin enthaltene „Annullierung“ seiner ersten Amtszeiten, die ihm weitere Kandidaturen für das Präsidentenamt ermöglicht, jeden Verfassungsrechtler in schallendes Lachen ausbrechen. Aber was tun, wenn die meisten Russen es schulterzuckend zur Kenntnis nehmen?

Der Leidensdruck ist offenbar nicht groß genug

Wie bei früheren Wahlen wird es auch in diesem Fall Fälschungen gegeben haben, und mit seinen „administrativen Ressourcen“ sorgt der Staatsapparat dafür, dass Lehrer, Armeeangehörige und sonstige staatliche Angestellte brav zur Urne gehen und ihr Kreuzchen an der richtigen Stelle machen. Aber das Ergebnis dieser Abstimmung – 78 Prozent für die Verfassungsänderung bei einer Wahlbeteiligung von etwa 65 Prozent – ist keine freihändig ausgedachte Zahl - das könnte sich auch ein Putin nicht leisten. Der russische Präsident hat noch immer eine breite Machtbasis.

Die russischen Oppositionellen und die meisten westlichen Politikwissenschaftler und Korrespondenten erzählen uns seit Jahren, wie Putin dem Land geschadet habe: vom Exodus der jungen Gebildeten, von der Schwächung der Zivilgesellschaft, von der Gleichschaltung der Medien, von der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft, von der Aushöhlung der Demokratie. Das alles ist immer und immer wieder beschrieben worden. Am Ende bleibt aber eine Frage: Wenn alles so schrecklich ist im Reiche Putins, warum gehen die Menschen dann nicht millionenfach auf die Straße, um dieses Regime zu stürzen?

Die Antwort ist: Offenbar ist der Leidensdruck nicht groß genug. Und all die bissigen Kommentare über Putin, die unsere Medien in den letzten zwei Jahrzehnten verfasst haben, sie bleiben – auch wenn sich das manch ein Kommentator anders wünschen würde – in Russland selbst wirkungslos. Ja, die Russen sehen, dass es nach dem großen wirtschaftlichen Aufschwung des ersten Jahrzehnts des neuen Jahrtausends nicht mehr so recht vorangeht. Auch die Aushöhlung der bürgerlichen Freiheiten ist vielen bewusst. Aber die Einschränkung der Bürgerrechte ist eben nicht so einschneidend, dass sie die Menschen in ihrer Mehrheit schmerzen würde.

Die Bewohner Russlands wägen ab

Auf der anderen Seite sehen die Bewohner Russlands, dass ihre Freiheiten im Vergleich zu „echten“ Diktaturen, darunter auch die selbst erlebte Sowjetunion, ungleich größer sind: Wer möchte, kann im Internet die schonungslosen Berichte der oppositionell ausgerichteten Sender Echo Moskaus oder TV Rain verfolgen, dasselbe gilt für die russischsprachigen Dienste der BBC, der Deutschen Welle und von Radio Free Europe. Man muss es aber wollen. Und so absurd es klingen mag: Die meisten Russen wollen sich das nicht anschauen.

Die Russen können heute reisen, wohin sie wollen. Bei den weniger Betuchten ist es vielleicht nur ein Strandurlaub in die Türkei, bei den besser Betuchten Venedig und Paris. Und die Bewohner Russlands sehen auch, dass die Infrastruktur ihres Landes im Vergleich zum Jahr 2000, als Putin die Macht übernahm, in weiten Teilen des Landes auf Vordermann gebracht worden ist. Das gilt gerade nicht für die Dorfstraße, aber für die großen Überland-Straßen des Landes, für die Zugverbindungen und für die Flughäfen. Zuletzt konnte ich mich davon überzeugen, als ich 2018 während der Fußball-Weltmeisterschaft in sechs Wochen von Jakutien mit Boot, Bahn und Flieger bis Moskau reiste. Wer möchte, kann das auch heute noch nachlesen, um einen breiten Eindruck vom Land zu bekommen.

Führt Putin die Monarchie wieder ein?

In den großen Städten hat sich inzwischen eine Schicht selbstbewusster Menschen gebildet, für die der Vergleich mit Europa, nicht aber jener mit der Sowjetunion relevant ist, und die bei Wahlen mehrheitlich gegen das Putin-Regime stimmt. Aber das ändert nichts an der Grundtendenz: Noch immer sticht für eine Mehrheit der Russen bei der Abwägung von Plus und Minus einer weiteren Regentschaft Putins das Argument der Stabilität alles andere. Man mag das frustrierend finden. Ich habe reichlich Freunde, die Putin satt haben. Aber die Erinnerung an die Anarchie und den Verfall der 90er Jahre ist gerade bei der älteren Generation noch immer lebendig.

Ich erinnere mich heute an ein Buch mit Putin-Interviews, das der treue Kreml-Korrespondent Andrej Kolesnikow kurz nach Putins Amtsantritt veröffentlichte. Kolesnikow erzählte mir ein paar Jahre später, dass Putin bisher nur zwei Ideen aus diesem Buch noch nicht umgesetzt hätte. Das eine war der Eintritt Russlands in die NATO. Das können wir wohl ad acta legen. Die andere Idee war die Wiedereinführung der Monarchie.

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Christa Wallau | Do., 2. Juli 2020 - 17:41

den Deutschen sehr ähnlich, viel mehr als z. B. die Deutschen den Franzosen oder Italienern.
Ich weiß : Jetzt kommt wieder der blasierte Einspruch "Es gibt keine Volksmentalitäten."
Ich behaupte das Gegenteil.

Wir kennen Russen und viele Rußlanddeutsche, und wir haben das westliche Rußland bereist.
Dabei konnten wir feststellen, daß Genügsam- u. Häuslichkeit in/mit der Familie bei gutem Essen u. Trinken, Betrachten der Politik als notwendiges Kontinuum zum Erhalt der Sicherheit u. des Friedens, welches man ertragen muß (Hauptsache: Es geht weiter u. Lohn u.Rente fließen!), Traditions- u. Nationalbewußtsein, Leidensfähigkeit u. eine tiefe Innerlichkeit viele Russen auszeichnen.
Die wachsten Demokraten o. sogar Revoluzzer leben weder in Rußland noch in Deutschland. Sonst wären weder Putin noch Merkel schon so lange am Ruder, wobei ich letztere als diejenige ansehe, die ihrem Volk, (das sie treu u. doof immer wieder wählte), wesentlich mehr Schaden zugefügt hat als Putin dem seinen.

Liebe Frau Wallau, ich freue mich immer ihre essentiellen Kommentare zu lesen.
Bis jetzt haben Sie für meinen Wissensstand nie daneben gegriffen. Dies manifestiert sich auch in ihrem jetzigen Kommentar.
Durch die Notwendigkeit Arbeitskräfte aus dem östlichen Bereich Europas für den eigenen landwirtschaftlichen Betrieb zu rekrutieren, wurden durch unseren offenen Umgang mit diesen Leuten sehr viele Fragen politischer Herkunft, auf sehr erhellende Art geklärt.
Nein, Putin ist kein Gewaltherrscher, er passt nur Vielen nicht im Westen, weil er nicht einsehen will, dass es Kräfte gibt auf diesem Globus, die dem russischen Volk nicht wohl gesonnen sind. Er ist im besten Sinn ein Patriot!
Wir brauchen auch keine Revolluzer in Deutschland, sondern Leute, die die Arbeit nicht den Dummen zuschieben wollen, sondern selbst in die Speichen greifen.
Daraus entwickelt sich dann das Miteinander, so zu sagen der soziale Konsens. Wenn mich die Angesprochenen verstanden haben. Danke Frau Wallau!

auf öffentlichen Veranstaltungen von AfD und Pegida.
Die AfD hat unter Russlanddeutschen starken Rückhalt, offensichtlich fehlt den Menschen, die nach Deutschland kommen, die Erfahrung im Umgang mit Demokratie und demokratischen Parteien.
Gleichwohl verehren viele Russland-Deutsche noch immer Putin und seine autoritäre Art - nach Gorbatschow und Jelzin ist Putin angeblich genau der starke Mann, den die Russen schätzen. Dass dabei die Demokratie baden ging, scheint die Menschen nicht weiter zu kümmern - hat man ihnen doch lange genug gesagt, Putin wäre alternativlos.
Bei der AfD kommt Putins autoritärer Stil natürlich gut an. Die Zuneigung scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen: AfDler lassen sich gerne von offiziellen Stellen nach Russland einladen, ein Bundestagsabgeordneter steht in Verdacht, den Russen besonders wohlgesonnen zu sein.
Aber natürlich fühlen sich die Deutschen den Franzosen oder anderen EUlern weit mehr verbunden, als den Russen.

Herr Lenz, welche Wahlen in Russland unter Putin wurden denn auf sein Geheiß hin „rückgängig“ gemacht?
Und das, weil ihm diejenigen, die jemand gewählt hatten, nicht passten?
Soviel zum „autoritären“ Stil Putins. Die Dame kann das nur besser kaschieren.

Ja, Sie werden anführen, dass manipuliert wird in Russland, Gegner mundtot gemacht, etc.
Das mag in Teilen stimmen, aber in der „Vorzeigedemokratie“ Deutschland läuft es nicht anders.

Nur mit dem Unterschied, dass man hier niemanden dazu „veranlassen“ muss, das besorgt der mainstream und die ihm sich freiwillig unterwerfenden Qualitätsmedien schon selbst.

Und deshalb könnte Merkel, notfalls einer ganz großen „Altparteienkoalition“ so lange regieren wie sie möchte.

Die dauerhafte Bezeichnung der Blauen als „Antidemokraten“ ist zwar als „Meinung“ gedeckt, aber deshalb nicht richtiger.
Hier im Lande wird genauso gg. die einzigen Oppositionellen gehetzt und manipuliert wie in R .

... so traurig es klingen mag: Ich muß Ihnen in all Ihren Ausführungen leider Recht geben. Betreffs Herrn Lenz' seinen Ausführungen kann ich nur sagen, daß er von Rußland nebst des Präsidenten Putin keine Ahnung hat und keine Zusammenhänge erklärt - er ist hörig den westeuropäischen, insbesondere den deutschen Medien, und darauf baut sich seine Meinung auf. Das ist traurig, aber eben sehr offensichtlich.-
Ich bin jedes Jahr 2 - 3 Monate in Rußland, kenne sehr viele Menschen, denen ich auch sehr ausführlich zuhöre, so daß ein einigermaßen reelles Bild entstehen kann.

ich war beruflich sehr oft in Russland und kenne die Menschen genau so wie Sie sie beschreiben. Ich war sehr gerne dort.
Was Herrn Lenz angeht, haben Sie ebenfalls Recht.
Seine Antwort auf mein Kommentar zeigt erneut, dass er entweder nicht genau ließt oder nichts versteht. Und dass er den Medien und der Regierungen hörig ist, beweist er immerzu. Aber lassen wir ihn, er genießt seine Rolle hier.
Ich habe mitnichten Russland und D auf eine Stufe gestellt, sondern nur aufgeführt, dass wir hier ganz ruhig sein sollen, was Demokratie angeht (das bezieht sich ebenfalls auf Lenz).
Russland wird seinen eigenen Weg gehen und die politisch eingenordete Klasse in D wird deren Mentalität eh nie verstehen.
Putin mag sein wie er ist, aber der Westen muss damit leben, dass die Uhren dort anders ticken.

auf einer Stufe, was Demokratie angeht?

Meinen Sie das ernsthaft? Da kann man im Grund aufhören, weiterzureden.

Nur so viel: Wer in Russland öffentlich gegen Putin und die Machthaber auftritt, landet früher oder später in der Verbannung oder im Gefängnis.

Unabhängigkeit von Justiz und Presse? Fehlanzeige. Putin formt das Land nach Gutdünken.

Es wäre mir neu, dass in der BRD Andersdenkende eingesperrt werden. Oder befinden sich Kalbitz oder Hoecke irgendwo in "Staatsgewahrsam"?

Und was die Meinungsfreiheit angeht: Sie dürfen hier völlig gefahrlos Reklame für die rechtsextremistische AfD machen. Und wahrscheinlich wird niemand an ihre Tür klopfen und Sie dafür zur Rechenschaft ziehen.

Und noch etwas: Für das Image der rechtsextremistischen AfD gibt es einen Hauptverantwortlichen: Die AfD selbst.

Ich kann Ihren Kommentar nur als weltfremd bezeichnen.

Ganz so schlimm ist es nicht mit der Ähnlichkeit zwischen Putins Russlands und Merkels Deutschland. Aber die Geschlossenheit, mit der die Altparteien mit allen Mitteln gegen die Oppositionspartei AfD vorgehen, ist einer Demokratie unwürdig. Dennoch ist man erfolgreich mit dieser Propaganda. Putin ist in meinen Augen ein Verbrecher, Merkel nur eine Grenzgängerin in Sachen Rechtspflege. Daran gibt es für mich nicht den leisesten Zweifel. Und der deutsche Ex-Kanzler Schröder küsst Putin auch noch die russischen Filzpantoffeln. Eine wahre Schande, aber auch das nur ein weiteres Symbol der deutschen Verkommenheiten. Ich muss gestehen, dass ich immer noch nicht dahinter gekommen bin, wie es möglich sein konnte, dass der deutsche Michel lustvoll seine Selbstkasteiung genießt. Das hat mit den 68-ern begonnen und hat sich in seiner Intensität noch verschärft. Aber aus welchen Quellen und psychologischen Abgründen speist sich nur dieser pathologische Zwang?

ich respektiere ihr Meinung obwohl sie meistens mit der Moralkeule arbeiten und weniger mit Hintergrundwissen. Trotzdem meine Frage zu ihrem Zitat "dass dabei die Demokratie baden ging, scheint die Menschen nicht weiter zu kümmern" wann war oder hatte Russland eine Demokratie? Denn wennn etwas "baden" geht muss es ja vorher da gewesen sein? ich weiß, dass Russland eine Zarenreich war, dann eine Diktatur, dann mit freundlicher Hilfe der westlichen Wertegemeinschaft eine schlimme Plutokratie und nun seit Putin hat das russische Volk mehr Demokratie als es jemals vorher hatte.

..mit Demokratie und demokratischen Parteien."

Sehr geehrter Herr Lenz,

Sie haben mir in Ihrem Kommentar mehr über Russlanddeutsche offenbart, als ich es vorher wusste. Obwohl ich eine von denen bin.
Mir fällt immer die Kinnlade runter, nachdem ich Ihre Komentare lese. Lassen wir Putin beiseite. Für Ihre Aussage, dass AfD rechtsextremistisch sei, würde ich vors Gericht gehen, wenn ich die AfD wäre. Und SIE sagen mir, dass mir die Erfahrung mit Demokratie fehlt? Sie müssen die Augen tatsächlich ganz fest zuhalten und die Ohren dazu, wenn Sie nicht merken, wie die Gesellschaft auseinander gerissen wird. Ich bin hier nicht geboren, ja, aber das ist meine Heimat hier und ich liebe sie. Und ich mache alles, was von mir abhängt, um diese Entwicklung zu stoppen. Ich verbinde nämlich die Zukunft meiner Kinder mit diesem Land.

Hochachtungsvoll,
Elena Focht.

Hallo Herr Lenz!

Ich kann mich noch sehr gut an die Jahre der Kohl-Ära erinnern, in denen quasi aus dem Nichts, der "Tiefe Russlands" sehr viele "Volksdeutsche" heim ins "Reich" kehrten.
Damals kursierte der Spruch. "Der Besitz eines Schäferhundes reicht als Nachweis des Deutsch-Seins aus."

In der Tat gab es massive "Start-Up-Problems" und dieses unsägliche Fremdrentengesetz.
Das ist jedoch Schnee von gestern, diese Zeitgenossen sind bestens integriert:
meine Nachbarin Irina F. ist ein funkelndes Beispiel hierzu.

Demokratiedefizite sehe ich eher bei unseren "Goldstücken" aus Afrika, dem Maghreb, dem Nahen und Ferneren Osten.
Allein der andere Kulturkreis, die vollkommen andere Zivilisation, Sozialisation bereitet massive Probleme, vom Islam ganz zu schweigen.

Wer mit den Chinesen lacht und handelt, ob Hongkong gerade einmal den Zeigefinger sanft erhebt, der sollte sich bzgl. Putin ebenso verhalten.

Oder gibt es gute und böse Despoten, Antidemokraten?

Solche kann man auf individueller und sozialer Basis leicht finden. Was aber gravierend anders ist hat viel mit den letzten ca. 250 Jahren zu tun. Nach 1945 hat es in Deutschland eine Elite gegeben, die einen pluralistischen, demokratischen Staat tatsächlich wollte. Mit allierter Hilfe ist daraus das GG und die Bundesrepublik geworden. In der SBZ waren die Kommunisten aus Moskau zurückgekehrt um die DDR zu organisieren : Es muss alles demokratisch aussehen, aber wir müssen die totale Kontrolle behalten. Es sollte, von Anfang an, die Fassade einer Demokratie, ein Potemkinsches Dorf sein. In Russland und in den abgespaltenen ehemaligen Provinzen gab es nach 1990 keine andere Elite als die Errichter einer Fassade, eines Potemkinschen Demokratiedorfes, hinter der in allen Fällen eine oligarchische Kleptokratie steckt, die mit einer kleinen Staatselite die totale Kontrolle ausübt.

Juliana Keppelen | Do., 2. Juli 2020 - 18:06

zu lesen bekommt der einigermaßen objektiv rüberkommt und nicht (wie meistens üblich) vor Arroganz und Überheblichkeit und Besserwisserei nur so strotzen. Weiter so Herr Gathmann. (Vielleicht erwächst da doch noch ein neuer "Scholl-Latour).

Tomas Poth | Do., 2. Juli 2020 - 18:10

Da hat wohl die Ehefrau des Autors einfach Recht. Womit zu mindestens in diesem Fall bewiesen ist dass man durchaus auf die Frauen hören sollte.
Russland in seiner besonderen Art sollte man nicht in Not bringen, es ist ein christlich gestricktes Land und uns viel näher als viele andere. Das kann noch mal ganz wichtig werden!
Mit der Abstimmungsfrage die mit diesem Artikel verbunden ist, wer ist gefährlicher Trump oder Putin würde ich eher dazu neigen Merkel zu sagen, denn sie ist es ja die Russland zum Feind erklärt hat!
Aber vielleicht war das nur ein Ruf in das Natofenster. Wir werden es sehen wie standhaft sie bei Nordstream 2 bleibt.

Gerhard Lenz | Fr., 3. Juli 2020 - 11:01

Antwort auf von Tomas Poth

für autoritäre Führerfiguren ist unübersehbar. Trump und/ oder Putin werden hier regelmässig in höchsen Tönen gelobt.

Gleiches gilt für die zu Gleichschaltung und Autokratie neigenden Staatslenker in Ungarn oder Polen.

Wann immer demokratische oder rechtsstaatliche Einrichtungen behindert, eingeschränkt oder gar abgeschafft werden - man darf sicher sein, dass das hier Zustimmung findet.

Bei denen, die öffentlich für die AfD Partei ergreiffen.

Im Gegensatz dazu wird eine demokratisch gewählte Merkel wie eine Staatsfeindin behandelt; der Hass, der ihr hier begegnet ist unübersehbar.

Dabei kann man eine Merkel abwählen. Einen Putin nicht.

Ob man sich als Russe oder Russin im eigenen Land über sich selbst folgenlos lustig machen darf, weiss ich nicht, über die russische Regierung (mitsamt zugewandten Kreisen) jedenfalls nicht, das ist mehr als nur gut belegt und sattsam bekannt. Und dann plädieren Sie dafür, dass man diese Sachlage auch in Kerneuropa respektieren und sich spöttische Kommentare verkneifen sollte? Oder habe ich Sie da falsch verstanden? Nach meiner Wahrnehmung macht sich kaum jemand über die russische Bevölkerung als solche lustig, hingegen viele über das System und den Apparat, die zuverlässig dafür sorgen, dass die Russinen und Russen bestenfalls über sich selbst ungestraft Witze reissen dürfen. Ein kleiner, jedoch entscheidender Unterschied, meinen Sie nicht?

Bernd Muhlack | Do., 2. Juli 2020 - 19:31

Gerhard Polt: Der Russe

Das ist mMn ein must-have, Polt at his best!
"Jo mei, dann war i hoit amol wieder dort, warum netta?"

Mein Vater, dessen Vorfahren stammten aus Ostpreußen, Königsberg, Rastenburg.
Qua WW2, Vertreibungen, strandeten sie letztlich am schönen Mittelrhein.
Mein anderer Opa kehrte 1949 aus sowjetischer Gefangenschaft zurück; Dnepropetrowsk, Südukraine; es gab nie ein schlechtes Wort ob dieser Zeit.
"Jungsche, die hatte doch selwer nix!"

Irina, meine Nachbarin gegenüber, stammt ursprünglich aus Usbekistan, eine "Deutsch-Russin"; sie ist mit Wislaw, ein Pole, verheiratet.
Zeitnah werden sie "wohlverdiente" Rentner.

In 2021 will ich mit meiner Tochter das schöne Ostpreußen besuchen, das wird hoffentlich funzen.
Die Heimat meines Vaters, ihres (unbekannten) Opas.
Zu Putin, der UdSSR, Russland könnte ich jetzt sehr viel schreiben.
Ja wie, sie besitzen mehr als drei Bücher?

Ich überlasse jetzt den Mitforisten die sicherlich interessante "Putin-Debatte".

Nastrovje!

. . . und vielen Dank für Ihre sehr richtigen, auch teils lustigen Zeilen.- Ja, auch Ihrem Satz mit den "drei Büchern" stimme ich zu, ich besitze auch mehr, auch die von G. Ruge und k. Bednartz, ausgewiesene Rußlandkenner.-
Und, ja, sollten Sie einen Mitreisenden nach Ostpreußen brauchen - ich komme gerne mir; kenne die Gegend sehr gut, und solche Städte wie Insterburg, Tilsit, Gumbinnen, Rauschen, Plamnicken, Königsberg usw. haben es mir schon seit längerem angetan. - Und bitte versäumen Sie es nicht, Ihrer Tochter die gesamte Historie zu erklären.

Das hört sich nach Reisegruppe an, der ich mich auch anschließn würde. Mein Vater 1920 in Nikolaiken/früher Ostpreußen geboren. Da meine Eltern früh geschieden wurden, ich war erst 9 und noch kindlich unbedarft, konnte ich ihn nie fragen, wie seine Gefangenschaft in Russland, seine Heimat, seine Sicht der Dinge war. Auf Väterchens Spuren in seiner Geburtsstadt schnüffeln, ja das wäre auch mein Ding. Ich sehe schon, wir haben bald ohne TUI eine Reisegruppe zusammen. Nur den Oberlehrer, den sollten wir zu Hause lassen. Der hat von allem zu viel. Vor allem zu viel Phantasie und immer nur links abbiegen, bringt nicht ans Ziel.
Und ob die Polen hinein lassen, wage ich zu bezweifeln. Schönes Wochenende.

Lieber Herr Muhlack,

Wenn Sie mit Ihrer Tochter Ostpreußen breisen - vielleicht schenken Sie ihr vorher/nachher ein Buch von Arno Surminski. 'Jokehnen', 'Polninken', 'Grunowen' und 'Kudenow' sind absolut empfehlenswert. Diese Bücher müßte die junge Generation eigentlich in Deutsch und Geschichte schon in der Schule kennenlernen. Aber was will man nach den 68-er Bildungs-'Reformen' noch erwarten ...

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 3. Juli 2020 - 08:35

in den Augen der russischen Intelligenz - Überschneidungen mit Herrn Gathmanns in Russland ausgemachter Intelligenz trotzdem nicht ausgeschlossen .
Er schreibt es selbst, die Erinnerung an Anarchie und den Verfall der 90er Jahre, das war es doch, das Putin nach vorne brachte?
Vielleicht sogar im Sinne eines temporären und modernen "Zarentums", in der Nachfolge eines Peter des Großen.
Der hat nicht die USA, Europa, Indien und Australien ff. aufgebaut bzw. finanziert, sondern sage und schreibe Russland stark gemacht, nachdem er in den relevanten Reichen der damaligen Zeit gelernt hatte.
Putin "ist" also diese Zeit, von der manche glauben, sie stünde noch aus und wenn er klug ist, macht er Russland nachhaltig stark.
Gleiches waltet derzeit evtl. in China. Nicht die KP, sondern die versammelte Intelligenz des Landes.
"Freiheit im Sinne und für andere", ist das nicht evtl. ein X für ein U vormachen?
Ob Stärke aber Friede, Freude, Freiheit nach innen und für Anrainer bedeutet?
Sollte es!

Reinhard Oldemeier | Fr., 3. Juli 2020 - 14:45

Aufgrund der Vertragsbrüche betreffs der Natoerweiterung der osteuropäischen Staaten und der brüsken Ablehnung als Mitglied der Aufnahme In die Selbige, Wendet sich Russland ab. Des weitern die Kündigung der Verträge der Überflugsrechte und der Kurzstreckenraketen führten zu einem Strategiewechsel und zum Nationalismus. Dabei haben auch wirtschaftliche Gründe aber auch Die Machtverhältnisse innerhalb der Partei Putins zu diesem Referendum geführt. Da braucht man kein Russlandversteher für sein. Auf der anderen Seite Haben vor allem die amerikanischen Hardliner und Beton-Köpfe Mit ihrem Misstrauen, so manches Vertrauen zerstört an Stelle den diplomatischen Weg zu Wählen. Aber auch der Vorstoß der EU und der USA in Georgien und in der Ukraine hat zum Misstrauen geführt. Daher ist es durchaus verständlich das aus der Gegebenheiten ein solches Referendum abgehalten wurde.