- Der Siegeszug des Iran
Während die arabische Welt im Chaos versinkt, wird der lange verfemte Schiitenstaat immer mächtiger. Daran werden auch die USA unter Trump nichts ändern können
Analysiert man, zu wessen Gunsten sich seit 2003 die Machtbalance im Nahen und Mittleren Osten durch Regimeumstürze, Militärinvasionen, Bürgerkriege, Volksaufstände und den Aufstieg dschihadistischer Terrororganisationen vom Schlag des IS verschoben hat, bleibt nur ein Gewinner übrig: die Islamische Republik Iran. Ausgerechnet jene 1979 im Zuge der iranischen Revolution von Ajatollah Ruhollah Khomeini gegründete schiitische Theokratie, die nach dem Sturz der von den USA protegierten Pahlavi-Monarchie dem Westen allgemein, aber vor allem dem „großen Satan“ Amerika und dem „kleinen Satan“ Israel, ideologisch den Kampf angesagt hatte.
Die Schutzmacht
Wiegte sich der Westen noch bis Ende der achtziger Jahre in der trügerischen Hoffnung, Irans Revolutionsregime würde zusammenbrechen, erwies sich dies immer wieder als Selbsttäuschung. So überstand die neue Regierung in den Anfangsjahren blutige revolutionäre Wirren und harte Richtungskämpfe in der khomeinistischen Machtelite. Zudem überlebte sie auch den 1980 vom irakischen Baath-Diktator Saddam Hussein vom Zaun gebrochenen Iran-Irak-Krieg – ein Konflikt, in dem der Westen den Aggressor unterstützte, um Irans Revolution einzudämmen. Schlimmer noch: Der Krieg rettete die Ajatollah-Theokratie, indem er eine nationale Welle patriotischer Verteidigungsbereitschaft auslöste. Vom Westen misstrauisch beäugt, kommt dem verfemten Revolutionsregime auf der Bühne der Weltpolitik seither unverändert die Rolle des weitgehend isolierten und unberechenbaren Außenseiters zu.
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