Artemis-Statue im Museum für klassische Kunst in Rom / dpa

Zur Erosion der politischen Mitte - Radikal, aber sexy?


Nach Jahrzehnten der gesellschaftlichen Harmonisierung sind extreme Lagerbildungen wieder en vogue. Die Rede ist von Polarisierung, das klingt vornehm und abstrakt, doch militante Radikalisierung trifft es besser. Was ist bloß schiefgelaufen?

Autoreninfo

Dr. phil. Dominik Pietzcker studierte Philosophie, Geschichte und Germanistik. Von 1996 bis 2011 in leitender Funktion in der Kommunikationsbranche tätig, u.a. für die Europäische Kommission, Bundesministerien und das Bundespräsidialamt. Seit 2012 Professur für Kommunikation an der Macromedia University of Applied Sciences, Hamburg. Seit 2015 Lehraufträge an chinesischen Universitäten.

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Am Anfang war – wie immer – die Französische Revolution. Ihr verdanken wir die Einteilung des Parlaments als politischer Willensvertretung des Volkes in linke (progressive) und rechte (konservative) Fraktionen. Diese kompromisslose Unterscheidung macht zumindest historisch Sinn. Die Guillotine trennte Monarchisten (und Monarchen) von Anhängern der Republik. Kompliziert wurde es mit Napoleon, der sich als Erbe der Revolution zum Kaiser ausrufen ließ. 

Was wäre demnach ein linker Bonapartist? Und umgekehrt, kann man sich einen national gesinnten, reaktionären Marxisten überhaupt vorstellen? Ende des 19. Jahrhunderts machte Bismarck durch die Sozialistengesetze und den antikatholischen Kulturkampf deutlich, wo innenpolitisch die Demarkationslinien verlaufen. Eine gute Idee? Besonders nachhaltig waren das Zweite Kaiserreich und alles, was nach ihm kam, jedenfalls nicht. Blicken wir also lieber nach vorn!

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T.Lindauer | Mi., 3. Juli 2024 - 08:05

Selten so viel Blech gelesen. Ein eingehender Verriss würde den verfügbaren Rahmen sprengen. Nur soviel: Wortgeklingel ("extrem ist Trend, Mitte out") gepaart mit Fehleinschätzungen ("16 Jahre konservativ regiert")
Und was wollte uns der Autor eigentlich sagen?
Liest niemand beim Cicero solche Texte gegen?

Ingbert Jüdt | Mi., 3. Juli 2024 - 08:24

»En vogue« scheint es zu sein, Sarah Wagenknecht Attribute wie »Personenkult« und »Postkommunismus« anzuhängen und an ihre Herkunft von der »Kommunistischen Plattform« zu erinnern. Aber dieses Argument kann man auch andersherum wenden. Denn über ihre wirtschaftspolitischen Vorstellungen hat sie ja ein Buch geschrieben, und da laufen ihre Vorschläge im Wesentlichen auf Ordoliberalismus hinaus.

Man kann also fragen: wie weit muss sich der Diskursraum in den letzten vierzig Jahren eigentlich in Richtung auf Marktradikalismus und Marktreligiosität verschoben haben, damit es einer Politikerin von einer »Kommunistischen Plattform« bedarf, um Ordoliberalismus einzufordern?

Warum also ist die Mitte »leer«? Sie ist weltanschaulich leer, weil seit langem schon in eine neoliberale Ordnung kooptiert, deren Transformation in einen autoritären Neofeudalismus sie gar nicht erst in ihrer Tragweite begreift. Darum erscheint nun jede Kritik als »radikal«, die wieder nach dem Grundsätzlichen fragt.

Jochen Rollwagen | Mi., 3. Juli 2024 - 08:34

Die Deutschen waren schon immer extrem, mit einer kurzen Unterbrechung, während welcher die Amerikaner - nachdem die Deutschen zuvor die halbe Welt in Schutt und Asche gelegt hatten - den Deutschen eine Demokratie-Simulation verordneten, die von den Deutschen widerwillig akzeptiert wurde. Sobald sie wieder konnten wie sie wollten ging's wieder los. Das war 2015 unter einer ehemaligen FDJ-SekretärIn für Agitation und Propaganda und wurde seitdem immer schlimmer, alles unter dem Motto irgendwen vor irgendwas zu "retten" (die Welt vor dem Klima-Kollaps, die "Flüchtlinge" vor ihren bösen Verfolgern, whatever).

Und jetzt ist im Osten wieder DDR - nur schlimmer - , im Westen gilt schon in Teilen die Scharia und AfD und "BSW"sitzen im Bundestag mit einem Stamokap-Kanzler und seinen Fußtruppen von den grünen Khmer.

Wenn das nicht extrem ist weiß ich auch nicht.

Das ist zunächst politische Auseinandersetzung um die Ziele der Gesellschaft.
Extrem wird es erst, wenn sich eine der politischen Kräfte durchsetzt, um alle anderen auszuschalten, von den Entscheidungsfindungen auszuschließen bis hin zur Verfolgung!
Da sind wir leider schon wieder angelangt, durch das Alt-Parteinkartell und ihrer medialen Handlanger.

von den antagonistischen Widersprüchen des Kap. und will trotzdem kein "Systemsprenger" sein. Der ehemaligen FDJ-SekretärIn für Agitation und Propaganda halten Sie bitte zu Gute, dass sie auch "Freiheit statt Sozialismus" wollte und nicht etwa wie einige wenige Verpeilte "Sozialismus oder Barbarei".

Rainer Mrochen | Mi., 3. Juli 2024 - 08:39

Das permanente Bashing der sogen. politischen Ränder ist unangebracht und überzogen. Die kommen ja nicht aus dem Nichts sondern sind letztlich Fleisch vom Fleische einer vormalig "gesellschaftlichen Harmonisierung" durch sogen. Volksparteien. Man kann ja beinahe von einem linearen und völlig erwartbaren Prozess sprechen. Das Gesellschaftsmodell der sogen. Volksparteien war solange erfolgreich, solange eben nicht eine radikale Abkehr vom Konsens über breite Bevölkerungsschichten betrieben worden ist. Es geht hier meines Erachtens nach gar nicht darum wer das bessere politische, zukunftsweisende Projekt anzubieten hat. Fortschritt liegt nicht ausschliesslich darin begründet extrem zu handeln indem mit bisherigem radikal gebrochen wird. Fortschritt ist immer auch ein Konsensmodell aus sukzessiver Weiterentwicklung bestehender und neu auszuhandelnder Normen. Was ist denn das Ziel dieser Radikalität? Eine Weltgesellschaft kontrolliert, überwacht? Wo bleiben da Freiheit und Demokratie?

Walter Bühler | Mi., 3. Juli 2024 - 09:06

... und scheinen doch nicht zu merken, dass nicht alle Leser ihrer Artikel in der gleichen sozialen Blase von Menschen leben wie Sie selbst.

Ihre Schimpfereien und Granteleien (samt der rhetorischen Deko aus flotten historischen Anekdötchen) sind vielleicht für heutige Professoren aus dem Medien- und Poltikbereich spannend oder gar aufregend.

Andere Leser werden durch solche rhetorischen en Feuerwerke eher gelangweilt sein, da sie die angesprochenen Sachverhalte ja schon lange kennen.
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Für mich wäre es interessanter zu erfahren, was die Ausbilder der Politiker und Journalisten dazu sagen, dass ihre eigenen Zöglinge den gesellschaftlichen Zustand herbeigeführt haben, den Sie zu Recht als "demokratischen Systemzerfall" bezeichnen.

Warum und wieso ist unsere heutige Elite in der Politik und in den Medien hinsichtlich Kompetenz, Moral und Verantwortungsbewusstsein genau so geworden, wie es heute überall sichtbar wird?

WER hat die Mitte "leer" GEMACHT?

Chris Groll | Mi., 3. Juli 2024 - 09:31

Sonderbarer Artikel.
Ihre Aussage: "Zieht man alle links- und rechtsradikalen Parteien von den Wählerstimmen ab, bleibt ein demokratischer Torso von 60 Prozent übrig. Die restlichen Wähler haben sich bereits verabschiedet."
Was wollen Sie uns damit sagen???
Erst dachte ich, es wäre Wahlwerbung für die CDU. Stimmte nur zum Teil.
Als Radikale wurden leider nur die jungen Menschen , die die beängstigende Situation in Deutschland als erste zu spüren bekommen, bezeichnet. (denke mal, es waren die gemeint, die konservativ denken)
Ebenso wie Frau Wagenknecht, die die Radikalen der linken Seite darstellen sollte.
Die wirklich Radikalen wie z.B. Grüne, Teile der SPD, samt der von ihr gestützten Antifa, bleiben unerwähnt.
Ebenso alle Politiker die dauernde Rechtsbeugung begehen, die Menschen verfolgen und diffamieren, die keine andere offene Meinung dulden (viele Bürger emigrieren schon ins Ausland),
Na ja, vielleicht habe ich Sie auch nur falsch interpretiert.

Wo sollen die 40% Extremen herkommen. Wer die AfD dazu rechnet ist nur ein unterbelichteter Alt-Parteien-Systemling.
Oder kommt er durch Addition der Reste-SPD, der Linken und BSW auf diese Zahl, dann könnte man ihm möglicherweise beipflichten!

Karl-Heinz Weiß | Mi., 3. Juli 2024 - 09:36

Die "Auslöschung" der Erinnerung an die Merkel-Ära ist so wenig glaubwürdig wie der Schlingerkurs des bayerischen Baumumarmers. Und in dieses Dilemma der Union stößt zumindest in den neuen Bundesländern der strategisch wesentlich besser agierende Oskar Lafontaine mit seiner Gattin. "Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden" - so überaus tolerant war es weder bei Rosa Luxemburg noch ist es bei ihrer Nacheiferin gemeint. Aber es klingt einfach gut.

... ich habe noch nie in der Weise über diesen Satz nachgedacht.

Zur Umwandlung in eine mathematische Gleichung fehlt mir aber die Angabe der Variable samt Grundmenge.
Grundmenge kann die Menge aller einzelnen menschlichen Individuen sein (so empfinde ich es) oder aber die Menge aller sozialen Gruppen.

Und überhaupt: das Gleichheitszeichen bedeutet doch "ist gleich" und nicht (wie es lese) "soll gleich sein". Zu schwierig für mich.

Nix für ungut.

H. Stellbrink | Mi., 3. Juli 2024 - 09:47

Nicht die Ränder haben sich radikalisiert, es ist "die Mitte", der "demokratische Torso", mit von der Regierung orchestrierten Massendemonstrationen gegen freie Meinungsäußerung und Akzeptanz für die totalitäre Durchsetzung ökologischer Utopien oder der Reaktanz dagegen. Die Herrschaft der "Altparteien" ist nicht gleichbedeutend mit Demokratie: Was ist an den politischen Extremen undemokratisch, wenn sie im Rahmen des Grundgesetzes nach Veränderung streben? Ist die Ablehnung der illegalen Massenimmigration, die Besorgnis aufgrund alltäglicher Erfahrung zunehmender Kriminalität durch Migranten wirklich radikal, "xenophob" oder "patriotisch"?
"Betrunken forsche Lieder singen" ist Provokation, Diffuser Protest gegen die Sprechverbote der Linken, ein gelegentliches "Gegen-die-Wölfe-Heulen" enthemmt im Suff.
Die Rechte hat heute in der Tat keine ideologische Fundierung. Sie ist ein Ad-hoc-Bündnis gegen den zunehmend totalitären linksgrünen "Mainstream".

Jens Böhme | Mi., 3. Juli 2024 - 10:00

Politische Mitte ist ein Konstrukt, um sich von der Natur abzugrenzen bzw. höher entwickelt zu gelten. Mit

Detlev Bargatzky | Mi., 3. Juli 2024 - 10:10

So wie ich das sehe, haben sich die großen Medienhäuser neue Kunden gesucht und in den Bundesregierungen, angefangen mit Merkel, auch gefunden.
So betrachtet macht die Aufgabenteilung zwischen Politik und Medien absolut Sinn.
Ich denke, dass diese Medienunternehmen davon auch finanziell profitieren; offen oder auch verdeckt über diverse "Redaktions-"
bzw. "Recherche-Netzwerke" oder andere NGOs.
In diesem Zusammenhang sei noch einmal daran erinnert, dass die Sozialabgaben für geringfügig Beschäftigte (nur) in den Medien-Unternehmen vor ein paar Jahren zu Lasten des Steuerzahlers abgesenkt wurden.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 3. Juli 2024 - 10:14

Fast nichts!
In der Zusammenschau wächst aber manchmal etwas zusammen?
Eine sehr kluge und auf den ersten Blick niederschmetternde Analyse.
Sie übertreibt es aber mit der Harmonie.
Seit Merkel - ich kann mich irren - die Gedenkfeier zu Strauß 100. (?) Geburtstag verpasste, begann evtl. der Abschied von der Harmonie, vielleicht besser Balance der Bonner Bundesrepublik.
In selbiger gab es noch den Respekt vor dem politischen Gegner, wo ich jetzt eher den Kampf gegen Rechts, gegen beratungsresistente Bürger ff. auszumachen meine.
Schröder war nun mal SPD, wenn auch machtpolitisch breiter aufgestellt.
Ein richtig Konservativer in der SPD war er evtl. nicht, daher auch sein "Unverständnis" gegenüber Oppermann?
Vielleicht hätte er den Souverän noch pragmatisch überzeugen können, aber er zog Neuwahlen vor.
Der "Souverän der Mitte" , die Dominanz in der Bevölkerung, ist in Deutschland evtl. ein sozialer (Philosophen) König* samt Gattin*.
Hielt die CDU Merkel wirklich dafür?
Ich befürchte viele

Theodor Heuss, Richard von Weizsäcker, Helmut Schmidt, Wolfgang Schäuble, Rita Süssmuth und viele mehr.
Die Bonner Republik war davon durchzogen.
Für die Berliner Republik gibt es sicher auch viele Beispiele, in Bezug auf die ehemalige DDR vermutlich aber eher nicht aus den Reihen der Macht, vielleicht stärker analog zu Plenzdorf "Die neuen Leiden des jungen W."
Ich mag Christa Wolf, Regine Hildebrandt ff.
Also kein Grund, nun zu verzweifeln.

Norbert Heyer | Mi., 3. Juli 2024 - 10:26

Seit wann waren denn die Merkel-Jahre konservativ ausgerichtet? Sie war doch die Meisterin des einschläfernden Regierungsstils, indem sie alle - besonderes Grün und Rot - bediente. Gleichzeitig brachte sie als kommunistische Frontfrau des Ostens ihre Partei auf diese Linie. Die alte Garde der Union folgte ihr, Widerspruch wurde sanft verkündet und hart geahndet. Jetzt hat sie fast ihr Ziel erreicht, die Union und die unmöglichen Grünen werden das Werk -Zerstörung von Deutschland in seine Grundfesten sowie Umvolkung mit Kalifat und einer, der wahren, Religion. In dieser Gesellschaft sind die entscheidenden Politiker def neue Adel, das gemeine Volk ist def „Pack“, ohne Rechte, ohne Freiheit, ohne soziale Absicherung. Die Weißen werden für die neue Gesellschaft schuften müssen, schließlich müssen die Verbrechen unserer Vorfahren an uns geahndet werden. Wer die Predigten der einstigen Lutherkirche verfolgt, kann zu keiner anderen Schlussfolgerung kommen. D mal wieder auf einem Sonderweg.

Andreas Braun | Mi., 3. Juli 2024 - 10:29

Ich hätte von einem Dr.phil. erwartet, dass er näher beleuchtet, was genau diese ominöse Mitte nun ist oder anders ausgedrückt, wieviel wovon sein darf, um noch dazu zu gehören. Statt dessen ergeht er sich in Parteienbeschimpfung, um mit der Empfehlung der Christdemokraten zu enden.
Den großen Elefanten im Raum, die grassierende Identitätspolitik, auch Wokefaschismus genannt, übersieht er völlig, dass sich die real existierenden Christdemokraten sich nämlichem bis zum Erbrechen anbiedern, auch.
Wenig sinnvoll ist es zudem, einfach die Wähler von BSW und AfD abzuziehen und zu verkünden, die Mitte hätte nur noch 60 Prozent. Unter Berücksichtigung der Wahlbeteiligung sind 60% von 75% nicht einmal die Hälfte; das wäre dürftig und in einer Demokratie nicht regierungsfähig.
Ein Dilemma für den Autor.

Heidemarie Heim | Mi., 3. Juli 2024 - 12:41

Antwort auf von Andreas Braun

Wer oder was ist das? Warum nur spricht man es ungern aus, dass es sich dabei in Wirklichkeit um den eigenen Resttorso handelt, aus dem sich die so verteufelten "Ableger" erst entwickeln konnten? Wann immer die Sprache darauf kommt, wie z.B. auf dem AfD-Parteitag, wo die Kandidaten vorherige Parteizugehörigkeiten ins Mikro sprechen müssen;), rollt es etablierten Parteien, besonders der der Union sowie der der SPD deshalb wahrscheinlich auch die Zehnägel auf. Und den Grünen mit Renten-Koryphäen wie Frau Lang und noch einigen der so belesenen Studienabbrecher wird es bei den ganzen Professoren und Doktor-Titeln unter den Rechtsextremisten;) ganz schwummrig. Da kommen Sie auch noch mit Ihren Zahlen und Fakten daher lieber Herr Braun! Sie wissen doch: "2x3=4re, widewidewitt+3=9ne, ich mach mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt!"
(Und werde wenn das nicht hinhaut halt Boss*in der Bundesarbeitsagentur und schick` den ungebührlichen Wähler auf Fortbildung;). Alles Gute! LG

Eselsbrücke | Mi., 3. Juli 2024 - 10:56

Dieser Artikel ist in vielfacher Hinsicht falsch, spielt aber gerne mit wichtigen und gewichtigen Fremdworten.
Ich denke, dass die meisten Deutschen eigentlich gar keine extremen oder radikalen Positionen einnehmen, weil es z.Zt. angeblich "sexy" ist. Es ist schlichtweg das anhaltende fachliche und moralische Versagen der arrivierten Politikerkaste (in D und der EU). Die daraus entstehende Frustration treibt die Leute Parteien zu, die -bis jetzt- noch nicht bewiesen haben, dass sie die gleichen Fehler machen, wie die Altparteien. Des Weiteren adressieren die "Extremen" die Sorgen der Menschen direkt und sprechen sie aus.
Warum der Autor die "ökologischen Transformatoren" ;) der politischen Mitte zuordnet ist mir gänzlich schleierhaft. Wenn eine Partei öfters mal mit totlitären Tendenzen und Enteignungsfantasien auftrumpft, kann ich da keine Mitte erkennen...

Mir gehen die Zeichen aus, aber nicht der Unverstand für die "Analyse" des Autors!

Henri Lassalle | Mi., 3. Juli 2024 - 13:17

Antwort auf von Eselsbrücke

weil sich nichts wesentlich ändert, welche Partei man auch wählt. Das ist nicht nur in Deutschland so. In Frankreich heisst es: Der Franzose leidet an Schlaflosigkeit. Mal dreht er sich nach rechts, dann nach links, aber er findet keinen Schlaf. Die grosse Illusion der Bürger steht auch darin zu meinen, zu hoffen, dass mit einer anderen Partei, einem neuen Regierungschef alles besser wird. Aber der Realität ist egal, wer regiert.

@ Henri Lassalle

Wenn der Bürger seit mehr als zwei bis drei Wahlperioden merkt,
es geht bergab und es muß sich was ändern, die Politiker immer
wieder erklären, es muß sich was ändern und es ändert sich nichts,
sind die Bürger schlußendlich verstimmt.

In immer wieder den an sich gleichen Koalitionen von links-mittig
bis zu rechts-mittig sieht man häufig die gleichen Personen, mal
als Regierung, mal als Opposion.

Vor der nächsten Wahl dann wieder die gleiche Erzählung und
nach der Wahl aus "Staatsräson" wieder der gleiche Mischmasch,
aber mit großen Versprechungen wie "Fortschrittskoalition".

Je nach persönlichem Erleben und Befindlichkeiten wählt man
dann vielleicht doch etwas weiter nach links oder rechts, in der
Hoffnung, nun bewegt sich vielleicht etwas.

Leider muß ich sagen, noch weigere ich mich, Ihrem letzten
Satz, dass es der Realität egal ist wer regiert, zu folgen.

Aber vielleicht überrollt uns auch bald die Wirklichkeit ohne Wahl.

MfG

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 3. Juli 2024 - 11:01

Bestimmung von "Regentschaft" in Deutschland, die auf eine melancholische Aura hindeutet.
Möglich, dass Richard Wagner darum herum musizierte und dramatisierte, ich kenne es von der Dichtung her.
"Der König von Thule" von Johann Wolfgang von Goethe.
Herrschaft und Macht in Deutschland wäre also umrankt und durchdrungen von der Bitterkeit, "herrschen" zu müssen, statt lieben zu können.
Die Fähigkeit zu lieben, ich habe versucht, dem wieder mehr Raum zu geben in der Politik und wo sind wir gelandet?
Ich konnte bei Wehner bleiben, dem ins Grab gesprochen wurde
das "Hohelied der Liebe" 1. Korinther 13 von Paulus von Tarsus.
Es ist also überhaupt nicht schwierig, jederzeit in der Politik wieder darauf zurückzukommen, es zu beachten.
Viel Erfolg

S. Kaiser | Mi., 3. Juli 2024 - 11:07

Dieser launigen Polemik fehlt es einerseits an Leichtigkeit und Charme, um unterhaltsam zu sein, und analytischer Tiefe andererseits, um sie für voll zu nehmen.
Die Christdemokraten, die zum Schluss hier als vielleicht einzig wirkliche Option zur Debatte gestellt werden, haben das Land bis vor kurzem zwar 16 Jahre lang durchgehend regiert, aber sie haben es eben n i c h t konservativ regiert. Und schlussendlich haben s i e das Land in die Grütze gefahren und die politische Szenerie so chaotisiert, dass keiner mehr weiß, was rechts oder links, oben oder unten, radikal oder mittig ist. Auch wenn es Merkel herself war, geschenkt. Die Partei hat sie machen lassen, und here we are. They messed-up.
Herr Pietzcker, das können Sie besser.

Heidemarie Heim | Mi., 3. Juli 2024 - 11:24

Oder die eigenen Pfründe sichern bevor der gemeine Wähler merkt, dass er den staatlichen Eroberern unserer Demokratie, nämlich den Parteien von links bis rechts, ob von innen nach außen oder umgekehrt, am Allerwertesten vorbei geht? Das Ganze mit möglichst wenig Störung o. gar Kontrolle durch irgend welche Oppositionellen, neutrale sowie unabhängige Medien und wer einem sonst noch in die Parade fahren könnte. Der Marsch durch die Institutionen und die Installation eigener Parteisoldaten auf allen relevanten Posten, sozusagen die Werkzeuge um den Apparat im eigenen Sinne am Laufen zu halten sind auch abgeschlossen. Herz was will man mehr. Dem "Scheinsouverän" wenn man von Souverän überhaupt sprechen kann wenn dieser nur alle 4- 5Jahre die Stimme erheben bzw. eine Kritik bezgl. Qualität, Leistung der Regierenden, auch an der möglicherweise vorhandenen Opposition äußern kann, schiebt man Systemversagen u. ihre Folgen gekonnt in die Schuhe weil er ja so blöd war sie zu wählen. Echt toll!

Christa Wallau | Mi., 3. Juli 2024 - 11:34

von der CDU noch so etwas wie Rückkehr zu einem echten, vernünftigen Konservatismus zu erwarten.
Diese Partei verkündet doch allen Ernstes, eventuell mit einer Sahrah Wagenknecht zu koalieren, aber gegenüber der AfD die undemokratise ´"Brandmauer" um jeden Preis aufrecht zu halten.
Das besagt alles!
Die jahrzehntelange Verteufelung einer neuen Konkurrenz-Partei, deren Gründer überwiegend aus den e i g e n e n Reihen stammten, hat aus der CDU/CSU die Haupt-Zerstörerin der sog. "Mitte" u. des gesunden Menschenverstandes gemacht.
Merkel und auch alle, die nach ihr in der CDU zu sagen hatten, waren alles andere als Konservative!Das rüde Abstoßen der "Werte-Union" muß doch jedem Klarsichtigen den letzten Rest von Zweifel genommen haben, daß die CDU ihres alten Kernes total beraubt ist.
M. E. braucht es dringend weitere neue Parteien, die sich zusammentun, um in Deutschland die Dinge wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen.
Mit den verkommenen Altparteien ist kein Staat mehr zu machen.

Markus Michaelis | Mi., 3. Juli 2024 - 12:54

Die Mitte war lange progressiv. Das grenzt sich als ein wichtiges Kriterium durch Offenheit von anderen Lagern ab - man steht für Werte, die alle Menschen einschließen. Das kommt aber an natürliche Grenzen: man ist davon abhängig, ob auch alle Menschen mitmachen wollen. Das setzt voraus, dass sich Menschsein letztlich durch eine Kanon universeller Grundwerte definiert, der nicht nur existiert, sondern auch als gesellschaftliches Grundgerüst ausreichend ist. "Progressiv" wird dann als ein universell aufsteigender Weg der Menschheit verstanden, von einem zB durch Kapitalismus, Patriarchat vergifteten Zustand aufsteigend hin zu einer universell richtigen Gesellschaft. Das bezeichnet man als "offen": alle Menschen sind dabei, können ihre Werte leben und teilen die wichtigen universellen Werte.

In Frankreich scheinen noch 40% bei der Mitte zu sein. Die Welt scheint sich auch nicht einig, was universell aufsteigend ist. "Progressiv" stößt da an Grenzen.

Heidemarie Heim | Mi., 3. Juli 2024 - 15:00

Antwort auf von Markus Michaelis

So sehr ich Ihre Überlegungen und Analysen immer schätze lieber Herr Michaelis, doch wenn ich Ihre Denkanstöße versuche zu Ende zu bringen, sprechen wir da von einer Utopie oder vom Paradies und damit zurück zu Adam und Eva? Die ja bekanntlich auch nur zu Zweit in demselben schon der Versuchung erlagen mehr zu wollen als Gott ihnen bot;) Und was machten diese dann mit der gewonnenen Freiheit und Aussicht auf einen neueren bzw. progressiveren Lebensstil? Sie waren fruchtbar und mehrten sich, wobei sich schon bei ihrem Erstgeborenen eine schädliche Neigung und Hang zu Gewalt zeigte mit der Folge, dass Kain aus Eifersucht seinen jüngeren Bruder, das Nesthäkchen der Familie erschlug. Und Gott, der Allwissende & Universelle wahrscheinlich schon da ins Grübeln geriet was er bei der Krone seiner Schöpfung eventuell für Fehler beging;). Auch eine Korrektur bzw. ein Neustart in Form einer Sintflut funktionierte nur so halbwegs würde ich sagen hinsichtlich Entwicklung der Menschheit. MfG

Markus Michaelis | Mi., 3. Juli 2024 - 13:00

Etwas banaler hat sich der universell aufsteigende Weg lange durch den Erfolg (demografisch, kulturell, wirtschaftlich) westlicher Gesellschaften definiert. Das kommt durch den Lauf der Welt und unserer Gesellschaften jetzt ins Schwanken und man weiß nicht mehr sicher, was universell richtig sein soll. Das verunsichert die Gesellschaft. Leitkulturen und Werte ohne universellen Anspruch, und damit ohne automatische Offenheit und Gültigkeit für alle Menschen, haben wir etwas verlernt - ob, wann und wo sich eine Gesellschaft um neue Sichtweisen zentrieren kann ist wohl offen.

Ernst-Günther Konrad | Mi., 3. Juli 2024 - 13:15

Ich hatte schon einen Kommentar geschrieben und wurde abgelenkt und habe die Seite geschlossen, ohne ihn abzuspeichern oder zu senden. Ich komme jetzt wieder dazu, einen neuen Kommentar zu schreiben und habe natürlich die meiner Mitforisten vorher gelesen. Nein ich bin nicht allein. Auch ich habe diesen Artikel nicht so richtig einordnen können, halte die Ansichten des Autors für teilweise einseitig und auch seltsam. Ich gönne Ihnen Ihre Sichtweise, Sie müssen sie ja auch aushalten, aber ich teile sie in keiner Weise. Wie sie unterwegs sind hat mir ein Satz vor Augen geführt: " Das Diskursniveau der Rechten mag schockierend niedrig und ihre Theoriebildung deutlich unterkomplex sein." Mir kommt da nur eine Frage in den Sinn. Sind sie auch rechts? Das Niveau des Artikels jedenfalls ist ebenfalls auch schockierend niedrig. Welches Niveau haben erst Ihre Vorlesungen. Egal, sie haben das Recht auf eine eigene Meinung, auch wenn die hier im Forum fast einhellig nicht geteilt wird.

Hanno Woitek | Mi., 3. Juli 2024 - 15:00

geistiger Versiertheit mit dementen Zügen.
Wenn irgendetwas jenseits jeder Mitte ist, ist es die grüne ideologische Versiertheit und Dummheit, die unser Land ins Chaos stürzt: Grün ist das neue „Rechts von mir ist nur noch die Wand“ Insofern ist Bündnis 90 /Grün das wahre Spektrum der Verfassungs Feindlichkeit

Urban Will | Mi., 3. Juli 2024 - 19:03

Zeit im Ausland verbracht hat.
Ich kann nicht verstehen, wie man 16 Jahre Merkel „konservativ“ nennen kann. In „“ hätte man es noch als Ironie nehmen können, aber er scheint es ernst zu meinen. Und auch nur so kann es wohl sein, dass er in der CDU eine „programmatische Option“ erkennt.
Eine mM nach völlige Fehleinschätzung des Autors, sind die Brandmauer-Christen doch mit anderthalb Beinen längst im Lager derjenigen, die der Autor – hier völlig treffend - „Amateure“ nennt. Wobei dies noch viel zu harmlos ist. Es sind hochgefährliche „Amateure“ (dahingehend, dass sie nichts können, nichts gelernt u geleistet haben), aber brutale, intolerante Egoisten. Eine Sekte, ideologisch verblendete Ober-Moralisten, deren vorgetäuschte „ökologische Transformation“ nichts anderes ist, als ein Umbau der Gesellschaft zu – nach ihrem Gusto – gesteuerten willfährigen Lemmingen.
Die Bildung neuer Lager ist ein Segen. Denn die Altparteien haben versagt. Auf voller Linie.