Bibliothek des Schreckens / picture alliance

Serie: Gefährliche Lieblingslektüre - Teil 5: Carl Schmitt und kein Ende

Selbst unter seinen härtesten Gegnern gilt Carl Schmitt als bedeutender Staatsphilosoph – tiefsinnig, gelehrt und sprachlich brillant. Doch ist er als Exponent des Dritten Reiches und notorischer Antisemit zugleich völlig kompromittiert, moralisch vielleicht sogar erledigt.

Autoreninfo

Dr. phil. Dominik Pietzcker studierte Philosophie, Geschichte und Germanistik. Von 1996 bis 2011 in leitender Funktion in der Kommunikationsbranche tätig, u.a. für die Europäische Kommission, diverse Bundesministerien und das Bundespräsidialamt. Seit 2012 Professur für Kommunikation an der Macromedia University of Applied Sciences, Hamburg. Er ist Visiting Scholar der Fudan University, Shanghai. Zahlreiche Veröffentlichungen, zuletzt „Was ist Schönheit? Eine kurze Geschichte der Ästhetik“ (Herder Verlag).

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Woher beziehen Neorechte und Marktlibertäre ihre Ideen? Aus welchen Quellen speisen sie ihre Ideenmixturen? Und wie gefährlich sind diese geistigen Impulse wirklich? In dieser Serie stellt unser Autor seine „gefährlichste Lieblingslektüre“ vor. Dies ist der fünfte Teil der Serie. 

Für die Beschäftigung mit Carl Schmitt ist die politische Dichotomie von links und rechts wenig hilfreich. Seine Aporien („Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand verfügt“; „der Staat hat das Monopol des Politischen“; „der Krieg hat seinen Sinn in der Feindschaft“) sind keine ideologischen Sympathiebekundungen, sondern Versuche, das Verhältnis zwischen Macht und Mensch in der Moderne neu auszuloten. Schmitt wollte die prägenden gesellschaftlichen Entwicklungen seiner Zeit, etwa säkularisierter Staat und Totalitarismus, Weltkrieg und revolutionäre Systemzusammenbrüche, Gewalt und individuelle Selbstbehauptung, begrifflich einfangen und sie in ihrer gegenläufigen Konsequenz aufleuchten lassen.

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Dorothee Sehrt-Irrek | So., 23. März 2025 - 13:56

Bei Wiki stößt man auf die Denker, die Schmitt evtl. als seine Vordenker bezeichnen würde.
Ich vermute, dass auch Nietzsche dabei war.
Hier kommt aber zum Tragen, was ich als strukturelle Ähnlichkeit vs. inhaltliche Ähnlichkeit sehe.
Hobbes mag von so einem Szenario ausgegangen sein, er wollte es aber überwinden.
Bei Schmitt könnte man evtl. zu dem Ergebnis kommen, er wolle daraus seine politische Theorie bauen?
Mir fehlen Herrn Assheuers kluge, weil nachdenkliche Texte.
Läuft nicht zuletzt alles darauf hinaus, was Gott sei und wie die Menschen zu ihm* stehen et vice versa?
Wichtig der Hinweis des Textes, dass Chinesen eher nicht im Verdacht stehen, antisemitisch zu denken, aber welches Land hat denn keine "Lieblingsfeinde"?
Nietzsche wies m.E. den Weg einer liebenden Lebensform und weist sich aus als Schüler Kants, mit leichter Abwandlung, "das lebendige Gesetz in mir und der Sternenhimmel über mir", mithin Mozart und dessen Vordenker, wenn er es nicht selbst "fühlte", Zauberflöte...

zwischen Papageno und Pamina abwandeln in Richtung Menschheit/Diversität.
Das war für Mozarts Zeit evtl. noch kein Thema, die liebende Annahme jeglicher Kreatur durch Gott* hingegen schon.
Mozart war halt ein musikalischer Philosoph und Theologe.
Aber das wird hoffentlich mittlerweile wissenschaftlich angegangen.
Nietzsche ist evtl. wie sehr viele andere ohne Mozarts Zauberflöte nicht zu denken?