Das 1919 gebaute Segelschiff „Fridtjof Nansen“ / picture alliance

Podcast-Tipps von Ben Krischke - Krischke lauscht: „LernenʼS ein bissl Geschichte“

Vom Polarpionier Fridtjof Nansen über einen Gottesstaat in Münster bis zur Integrierten Gemeinde: Zur Premiere seiner Kolumne empfiehlt Cicero-Redakteur Ben Krischke drei Podcasts mit historischer Note.

Autoreninfo

Ben Krischke ist Leiter Digitales bei Cicero, Mit-Herausgeber des Buches „Die Wokeness-Illusion“ und Mit-Autor des Buches „Der Selbstbetrug“ (Verlag Herder). Er lebt in München. 

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„LernenʼS ein bissl Geschichte“

Das erste und letzte Wort bei „Geschichten aus der Geschichte“ hat stets Bruno Kreisky. Er war von 1970 bis 1983 Bundeskanzler Österreichs und sagte auf die Frage eines Reporters einst: „LernenʼS ein bissl Geschichte, und dann werden Sie sehen, Herr Reporter, wie das in Österreich sich damals im Parlament entwickelt hat.“ Hinter „Geschichten aus der Geschichte“ stecken die Historiker Daniel Meßner und Richard Hemmer. Woche für Woche erzählt der eine dem anderen eine Geschichte aus der Geschichte. Und der jeweils andere weiß vorher nie, was er zu hören bekommt.

Über 450 völlig unterschiedliche Folgen sind so entstanden: von der „Phenol-Verschwörung“ über „eine kurze Geschichte des Fahrrads“ bis zum „Polarpionier Fridtjof Nansen“. Der Podcast ist ein launig erzähltes Muss für jeden Hobby-Historiker. Mit Geschichten, die man im Schulunterricht nicht zu hören bekommt. Meiner Meinung nach ist es der beste Geschichtspodcast im deutschsprachigen Raum.

Geschichten aus der Geschichte
Daniel Meßner und Richard Hemmer 
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Gottesstaat in Münster

Vergleichsweise neu in der Welt der Geschichtspodcasts ist „Was bisher geschah“ der Journalisten Joachim Telgenbüscher und Nils Minkmar. Zum Einstieg empfiehlt sich die zweite Folge, die in zwei Unterfolgen gegliedert ist. Es geht darin um: „Das Täuferreich – ein Gottesstaat in Münster“. In etwas über 100 Minuten arbeiten Telgenbüscher und Minkmar gemeinsam auf, wie es vor 500 Jahren zur Errichtung eines vermeintlichen Gottesstaats in der westfälischen Stadt Münster kommen konnte, als die christliche Sekte der sogenannten Wiedertäufer beschloss, dort ein zweites Jerusalem zu errichten – mit fatalen Folgen für die Stadt und ihre Einwohner.

Wer sich beide Folgen bis zum Ende anhört, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Unglaublich, welchen Unfug sich Menschen erzählen lassen. Und noch unglaublicher ist, wie sie an diesen Unfug auch dann noch glauben, wenn sich ihre selbst ernannten Propheten ganz offensichtlich geirrt haben. Ein hörenswerter Geschichtspodcast, der stets auch Fragen aufwirft, die die Gegenwart betreffen. 

Was bisher geschah 
Joachim Telgenbüscher und Nils Minkmar
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Auf den Spuren der Sexsekte

Der Autor dieser Zeilen hat – das deutet sich oben bereits an – ein Faible für alles, was mit Sekten zu tun hat, und glaubt, dass jeder Kult und jede Bewegung es wert ist, dass man sich damit beschäftigt. Extra für Freunde der Sekten-Geschichten produziert der Bayerische Rundfunk einen schönen Pod­cast mit dem sprechenden Namen „Seelenfänger“. Im Gegensatz zu „Geschichten aus der Geschichte“ und „Was bisher geschah“ kommen in „Seelen­fänger“ – aufgezogen im Stile bekannter True-Crime-Formate – auch Protagonisten zu Wort, die sich selbst in die Hände der jeweiligen „Seelenfänger“ begeben haben. Das erzeugt viel Nähe. Diese Auftritte lassen den Hörer aber immer auch verwundert bis erschüttert zurück.

Mittlerweile ist „Seelenfänger“ schon in der vierten Staffel – „Toxic Tantra“ – angekommen. Es geht um die Yogabewegung und Sexsekte „Atman“, deren Guru Gregorian Bivolaru Frauen zur „tantrischen Initiation“ empfing und der 2023 festgenommen wurde. Zum Einstieg empfiehlt sich alternativ auch „Im Sog der integrierten Gemeinde“, ein Feature über eine christliche Sekte, die über beste Verbindungen zu Papst Benedikt XVI. verfügte.

Seelenfänger
Bayrischer Rundfunk
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