Vom Glauben abgefallen und doch pflichtbewusst: Ralph Fiennes als Kardinal Lawrence / dpa/Leonine Studios/Focus Features

Film der Woche: „Konklave“ - Der Film, vor dem der Bischof warnt

Der Vatikan-Thriller „Konklave“ nach dem Roman von Robert Harris steckt voller abgenutzter popkultureller Motive über die Katholische Kirche. Das überraschende Ende garniert den durchaus spannenden Film mit der obligatorischen Zeitgeistbotschaft.

Autoreninfo

Ursula Kähler ist promovierte Filmwissenschaftlerin und arbeitete unter anderem am Deutschen Filminstitut & Filmmuseum in Frankfurt am Main. Sie veröffentlichte „Der Filmproduzent Ludwig Waldleitner“ (2007) und „Franz Schnyder. Regisseur der Nation“ (2020).

 

So erreichen Sie Ursula Kähler:

Kardinäle sind auch nur Menschen. „Sie haben die gleichen Schwächen, die gleichen Sünden, die gleichen Probleme“ wie wir alle, meint Filmemacher Edward Berger. In seinem Thriller „Konklave“ lässt er hinter die Kulissen einer fiktiven zeitgenössischen Papstwahl blicken. Nach seinem preisgekrönten Werk „Im Westen nichts Neues“ widmet sich der österreichisch-schweizerische Regisseur also erneut einer Literaturverfilmung. Sie folgt dem gleichnamigen Roman des britischen Bestsellerautors Robert Harris in großen Teilen getreu. Ihr Erkenntniswert ist jedoch gering.  

Der Papst stirbt unterwartet. Thomas Lawrence ist Dekan des Kollegiums der 118 Kardinäle, das zur Wahl des Nachfolgers berechtigt ist. Der Film wird aus seiner Sicht erzählt. Ralph Fiennes spielt diesen zwiegespaltenen, vom Glauben abtrünnigen und doch pflichtbewussten Würdenträger mit großer Hingabe. Nachdem sich die Türen zur Sixtinischen Kapelle verschlossen haben, beginnt unter den Kardinälen ein lebhaftes Ränkespiel. Es geht um Macht, Intrigen und Korruption. Abgeschottet von der Außenwelt und völlig analog stimmt das Konklave täglich ab. Doch die erforderliche Mehrheit erreicht vorerst niemand. Stattdessen kommen immer neue Geheimnisse, Fehltritte und Sünden ans fahle vatikanische Tageslicht.

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar
  • Ohne Abo lesen
    Mit tiun erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff auf alle Cicero Plus Inhalte. Dabei zahlen Sie nur so lange Sie lesen – ganz ohne Abo.

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Tomas Poth | Mi., 20. November 2024 - 16:35

Das ist ein wahrer Satz, weil die einzige Konstante dieser Welt der Wandel ist. Das erkennen wir aus der Beobachtung der Welt.
Nur der Mensch bleibt Mensch mit seinen ihm angeborenen Möglichkeiten, auch das ist eine Konstante.
Der Glauben muß deshalb nicht jeden Zeitenwandel mitmachen, wo der Mensch sich selbst auch nicht wandelt.

Der Glaube hat es mit Dingen zu tun, die eben n i c h t dem Wandel unterliegen, so wie Technik, Erscheinungsformen in der Natur, wissenschaftliche Erkenntnisse und vieles andere.
Wie sie richtig anmerken, ist und bleibt der MENSCH immer derselbe - zu allem fähig, im Guten wie im Bösen, und auf ewig fehlbar.
Insofern ist es wenig sinnvoll, wenn er seinen Glauben an Gott dem jeweiligen Zeitgeist anpaßt; denn das Vertrauen in einen Schöpfer und Herren der Welt als solches sollte ja für ihn entweder verläßlich oder eben nicht sein - auf jeden Fall nicht permanent wandelbar.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 20. November 2024 - 16:49

"wokem" Niveau.
Wenn man im Internet unterwegs ist, spielt Youtube einem allerlei Videos zu und so hatte ich letztens solche über Karl Rahner, auch das einer Theologin, Christine Büchner über den Frommen von morgen, Anteile gelehrter Frauen am Verständniswerk der Katholischen Kirche, z.B. Hildgard von Bingen, eine auf dem Scheiterhaufen verbrannte Begine...
Leider schreibe ich mir zuwenig auf.
Ich würde auch auf das Werk von Nikolaus von Kues hinweisen, "De docta ignorantia", durchaus einem Vorgänger Kants, wie ich finde.
Kurz, wäre ich katholisch, könnte ich mehr zu klugen Debatten beitragen.
Rahner war befreundet mit Luse Rinser und hat auch mit Ratzinger an einer "Neufassung"? der Zölibatskirchengesetze gearbeitet?
Ich nehme an, ich würde nicht mehr aus den Vatikanischen Museen und Bibliotheken herauskommen, wenn es mich dorthin "verschlagen" würde.
Ich habe jetzt aus den Vatikanischen Museen ein Rosenkranz- und Kreuzensemble geschenkt bekommen.
"Das Gute bewahren.." Herr Johannsen

Maria Arenz | Mi., 20. November 2024 - 17:17

für ein blöder Kommentar? Ich gehe doch nicht in's Kino um jedesmal "Neues "erzählt zu bekommen? Zumal nicht in der Verfilmung eines Romans zu diesem Sujet. Wenn dann noch geradezu wiederwillig zuggeben wird, daß der Film spannend ist, gut erzählt und mit brilianten Darstellern- dan doch nix wie hin.

Isabella Ömer | Mi., 20. November 2024 - 17:28

Ich habe eine Abneigung gegen alles, was woke ist. Den Roman Konklave habe ich nicht so empfunden. Ich halte die Schilderungen von Harris über den Vatikan für nicht weit hergeholt. Ok, das Ende ist ungewöhnlich. Aber da ich schon einiges von Harris gelesen und ich mich nie woke belästigt gefühlt habe, stört mich das nicht. Den Film werde ich mir auf jeden Fall anschauen.

Walter Bühler | Do., 21. November 2024 - 11:04

Unfruchtbare Künstler versuchen heute in der Regel, ihren Werken eine "politisch-moralische" Ausrichtung - eine "Haltung" - zu geben, die möglichst genau der momentan herrschenden Stimmungs- oder Marktlage entspricht.

Danach basteln sie aus dieser "Haltung" (also aus den Vorurteilen, die momentan mehrheitlich akzeptierten werden) eine virtuelle Realität (oder "Welt") zusammen, samt den zugehörigen bösen Bösewichten und den guten (manchmal auch. tragischen) Helden.

Wie schon seit Jahrtausenden dürfen dann die guten Helden gegen die bösen Bösen kämpfen und siegen usw. usw..

Eben immer Kasperltheater, eine uralte Kulturtechnik. Nur selten amüsant., vielmehr meist langweilig, Muss man nicht immer wieder ansehen.