Für die Linken ein Symbol wohlhabender Dekadenz: Scampi-Pizza / dpa

Eine kulinarpolitische Geisterfahrt - Scampi-Pizza und der Niedergang der Linken

Haben vor laufenden Kameras lächelnd Scampi-Pizza essende Abtrünnige den Niedergang der Linkspartei maßgeblich befördert? Eine steile These der neuen Parteivorsitzenden Ines Schwerdtner, die aber unseren Genusskolumnisten nicht so richtig überzeugt.

Autoreninfo

Rainer Balcerowiak ist Journalist und Autor und wohnt in Berlin. Im Februar 2017 erschien von ihm „Die Heuchelei von der Reform: Wie die Politik Meinungen macht, desinformiert und falsche Hoffnungen weckt (edition berolina). Er betreibt den Blog „Genuss ist Notwehr“.

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Kulinarische Analogien sind in der politischen Auseinandersetzung schon lange weit verbreitet. Gerne werden z.B. Vorschläge von politischen Kontrahenten als „kalter Kaffee“ oder gar „giftiger Cocktail“ geschmäht. Beliebt ist auch der Vorwurf, dass jemand „Wasser predigt, aber Wein trinkt“ oder „mit dem Champagnerglas in der Hand Verzicht anmahnt“. Nicht zu vergessen das eingängige Bild von den „vielen Köchen, die den Brei verderben“.

Anspielung auf Sahra Wagenknecht

Deutlich komplexer ist der Satz, den die am vergangenen Sonnabend zur neuen Parteivorsitzenden der Linken gewählte Journalistin Ines Schwerdtner in die kulinarpolitische Phrasendreschmaschine einführte. In ihrer Bewerbungsrede für den Parteivorsitz hieß es, dass für die Krise ihrer Partei diejenigen die Verantwortung trügen, die „noch bis zum letzten Tag lächelnd in eine Kamera, Scampi-Pizza essend, diese Partei ausgezehrt haben. Sie sollten sich schämen.“ Der Name der skizzierten Politikerin wurde zwar nicht genannt, aber offensichtlich ist damit Sahra Wagenknecht gemeint, die die Linke mit einigen Getreuen nach jahrelangen, zermürbenden innerparteilichen Auseinandersetzungen vor einem Jahr verließ, und mit dem „Bündnis Sahra Wagenknecht“ drei Monate später eine neue Partei gründete.

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