Für die Linken ein Symbol wohlhabender Dekadenz: Scampi-Pizza / dpa

Eine kulinarpolitische Geisterfahrt Scampi-Pizza und der Niedergang der Linken

Haben vor laufenden Kameras lächelnd Scampi-Pizza essende Abtrünnige den Niedergang der Linkspartei maßgeblich befördert? Eine steile These der neuen Parteivorsitzenden Ines Schwerdtner, die aber unseren Genusskolumnisten nicht so richtig überzeugt.

KOLUMNE: GENUSS IST NOTWEHR am 26. Oktober 2024

Autoreninfo

Rainer Balcerowiak ist Journalist und Autor und wohnt in Berlin. Im Februar 2017 erschien von ihm „Die Heuchelei von der Reform: Wie die Politik Meinungen macht, desinformiert und falsche Hoffnungen weckt“ (edition berolina). Er betreibt den Blog „Genuss ist Notwehr“.

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Kulinarische Analogien sind in der politischen Auseinandersetzung schon lange weit verbreitet. Gerne werden z.B. Vorschläge von politischen Kontrahenten als „kalter Kaffee“ oder gar „giftiger Cocktail“ geschmäht. Beliebt ist auch der Vorwurf, dass jemand „Wasser predigt, aber Wein trinkt“ oder „mit dem Champagnerglas in der Hand Verzicht anmahnt“. Nicht zu vergessen das eingängige Bild von den „vielen Köchen, die den Brei verderben“.

Anspielung auf Sahra Wagenknecht

Deutlich komplexer ist der Satz, den die am vergangenen Sonnabend zur neuen Parteivorsitzenden der Linken gewählte Journalistin Ines Schwerdtner in die kulinarpolitische Phrasendreschmaschine einführte. In ihrer Bewerbungsrede für den Parteivorsitz hieß es, dass für die Krise ihrer Partei diejenigen die Verantwortung trügen, die „noch bis zum letzten Tag lächelnd in eine Kamera, Scampi-Pizza essend, diese Partei ausgezehrt haben. Sie sollten sich schämen.“ Der Name der skizzierten Politikerin wurde zwar nicht genannt, aber offensichtlich ist damit Sahra Wagenknecht gemeint, die die Linke mit einigen Getreuen nach jahrelangen, zermürbenden innerparteilichen Auseinandersetzungen vor einem Jahr verließ, und mit dem „Bündnis Sahra Wagenknecht“ drei Monate später eine neue Partei gründete.

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Signor Rossi | Sa., 26. Oktober 2024 - 10:13

Nein, Scampi-Pizza und Pizza Gambero sind keinesfalls das Gleiche und und Scampi können keinesfalls tiefgekühlt in Supermärkten gekauft werden. Als Scampi dürfen nur die teuren Kaisergranate verkauft werden, unter der Bezeichnung Gambero werden zumeist billige Zuchtgarnelen aus Asien verkauft.

Heidrun Schuppan | Sa., 26. Oktober 2024 - 10:19

Hummer essende Sarah Wagenknecht, die die Fotos anschließende löschte, anstatt zu diesem Gelage stehen wollte.

Ernst-Günther Konrad | Sa., 26. Oktober 2024 - 10:52

Wenn Sie nicht darüber geschrieben hätten, wäre mir dieser misslungene bildliche Vergleich am Allerwertesten vorbei gegangen. Einmal mehr wird die linke Verlogenheit hochgespült, obgleich man kaum noch die LINKE wahrnimmt. Da muss man natürlich mit einem solchen unsinnigen Bildvergleich, wie sie zurecht feststellen, offenbar mangels inhaltlicher Argumentation von der eigenen Unfähigkeit ablenken. Mir alles egal. Ich liebe Meeresfrüchte und besonders Scampi. Ob zu Nudeln, auf Pizza oder Pinza, als Salat oder in welcher anderen Variation. Und ich bin kein linker Spinner.
Und gestern Abend gab es Pinza mit Scampi. Warum? Weil es schmeckt. Schönes Wochenende allen.

Jan Kreppel | Sa., 26. Oktober 2024 - 12:04

Lieber Herr Balcerowiak, sollten Sie wirklich nicht den Unterschied zwischen Scampi und Gamberi kennen? Sollte Frau Wagenknecht wirklich eine Pizza mit Scampi gegessen haben, so wäre es tatsächlich ein dekadenter Luxus gewesen. Auf einer Pizza finden sich aber meistens nur gemeine Garnelen, eben Gamberi und keine Scampi, zu Deutsch Kaisergranate, welche wirklich eine feine Delikatesse sind.

Ingofrank | Sa., 26. Oktober 2024 - 14:10

„Scheintot“
Die die ich kenne, und das BSW in Thüringen wählten, wollten keine der etablierten Parteien wählen & hatten „Angst“ der AfD ihre Stimme zu geben.
Das dieses Klientel sich mit einer „Erz- Kommunistin“ & einem „dauerbeleidigten Ex- SPD Vorsitzenden eingelassen haben, war und ist diesen Wählern nicht in den Sinn gekommen. Natürlich sind Wagenknecht & ihr Ex SPD Spezi brillante Redner. (Oskars Rede zur Scharping Abwahl ….) Beide träumen jedoch von Verteilung: nehmt den Reichen & gebt den Armen und Reguliert die Wirtschaft was letztlich nichts anderes ist, als Planwirtschaft die letztendlich in Mangelwirtschaft & Massenverarmung führt, die mit beiden „Losungswegen“ letztendlich zum
Staatsbankrott & Untergang führen.
Erwartbar wird das BSW zur „Eintagsfliege“
mit der Aufkündigung der Sondierungen in Sachsen & Thüringen da der Zoff der Verhandlungsführer mit Wagenknecht vorprogrammiert ist. Der Wegfall des Ministeramtes = Parteiaustritt von Wolf ? ?
MfGad Erfurter Republik

Und sie hatten widerstandslos die unsägliche "Linkspartei"jahrelang in Thüringen geduldet.Haben sie die gewählt? Ist auch egal.Sie sollten Wagenknecht und Co dankbar sein,daß diese Schande wohl jetzt an ihr Ende gekommen ist.Diese "Partei"ist stets das Schlimmste gewesen,was außer der VDG dieser Linksstaat zu bieten hatte.

Christoph Kuhlmann | So., 27. Oktober 2024 - 02:31

Da gab es für hunderte von Delegierten die doppelte Menge an Buletten. Genau abgezählt. Wehe dem Abgeordneten, wenn er Hunger hatte und seine zwei Buletten nahm, während Honecker und co. noch redeten. Der musste live vor der aktuellen Kamera Selbstkritik üben ... und nun Scampis auf Tomatensauce ...

Achim Koester | So., 27. Oktober 2024 - 08:33

gab es schon zu DM-Zeiten auf der Speisekarte eine "Millionärs-Pizza" für DM 99,00.
Die habe ich mir zwar nie geleistet, aber im Speckgürtel um Bankfurt gab es sicher genügend potente Konsumenten. Was darauf war, kann ich nicht sagen, aber ich vermute Garnelen, Austern und Kaviar. Aber wirklich neu ist das nicht: schon bei Lucullus soll es Nachtigallenzungen in Aspik gegeben haben, der Dekadenz sind keine Grenzen gesetzt.