Am 29.03.1968 protestierten rund 500 Menschen in Kiel gegen den Krieg in Vietnam. Zu der Demonstration hatte die "Kampagne für Demokratie und Abrüstung" aufgerufen.
Die 68er verehrten Mao, Che Guevara und Ho Chi Minh und hassten de Gaulle, Johnson und Strauß / picture alliance

68er - Ihr heutiges Leid macht sie erträglich

Schon als Jugendlicher fand Thilo Sarrazin die Ansichten der 68er abstoßend und heuchlerisch, schreibt er in seinem Beitrag zur Cicero-Diskussion um die Studentenrevolte. Ihr selektiver Blick auf die Welt ist für ihn die Geburtsstunde der alternativen Fakten

Autoreninfo

Thilo Sarrazin (SPD) war von 2002 bis April 2009 Finanzsenator unter Klaus Wowereit. Seit dem 1. Mai 2009 war er Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank. Im Sommer 2010 trat Sarrazin als Vorstand zurück, nachdem er mit der Buchveröffentlichung "Deutschland schafft sich ab" eine heftige Kontroverse losgetreten hat

So erreichen Sie Thilo Sarrazin:

Die 68er-Bewegung war tatsächlich eine kulturelle Bewegung der Jugend in der gesamten westlichen Welt. Zwischen 1940 und 1950 geboren, waren die 68er die Kinder jener Generation, die als Soldaten im Zweiten Weltkrieg gekämpft hatte und dabei als Sieger oder Verlierer, als Täter oder Opfer für ihr restliches Leben geprägt worden war. Die gesamten fünfziger und frühen sechziger Jahre mit ihrer bemühten Normalität und ihrem anstrengenden Optimismus sind nur verständlich vor diesem Hintergrund.

Was für die Eltern Rettung und Bestätigung nach überstandenem Unheil war, bedeutete für die herangewachsenen Kinder die Gefangenschaft in leeren Sitten, Spießertum und Heuchelei. Der Aufstand der Jungen gegen die Alten begann Anfang der sechziger Jahre recht unauffällig mit der Pop-Musik und verbreitete sich allmählich auf die Haartrachten. Man pries die Befreiung des Körpers durch die freie Liebe, die Befreiung der Seele durch LSD, die Befreiung der Arbeiter und der Dritten Welt durch die Abschaffung des Kapitalismus und die Befreiung von Karrieredruck und Existenzangst durch die Abschaffung des Leistungsprinzips.

Hauptsache protestieren

In den USA war man gegen den Vietnamkrieg, in Frankreich gegen das Bürgertum, in Schweden gegen die Ausbeutung der Dritten Welt, in Deutschland gegen die Nazi-Eltern. Und überall war man gegen die herrschenden Eliten und gegen den Kapitalismus. Man verehrte Mao, Che Guevara und Ho Chi Minh. Man hasste Charles de Gaulle, Lyndon B. Johnson und Franz Josef Strauß. Man hasste Polizisten und Soldaten, soweit sie in westlichen Diensten standen. Und in der ganzen Welt hasste man Professoren, die an ihren Standards festhielten und junge Revolutionäre kaltlächelnd durch das Examen fallen ließen.

Als jugendlicher Zeitgenosse hielt ich die politischen Ansichten der 68er für angsterregend idiotisch, ihren Mangel an historischer und politischer Bildung für abstoßend, ihre Empfindlichkeit für die Leiden in der Dritten Welt angesichts des ihnen offenbar gleichgültigen Leidens hinter dem Eisernen Vorhang für heuchlerisch. Nie traf ich in meinen Bonner Studentenjahren persönlich einen 68er, den ich wirklich ernst nehmen konnte. Der selektive Blick der 68er auf die Welt ist für mich die Geburtsstunde der alternativen Fakten in der Nachkriegs-Moderne.

Zwei Errungenschaften

1) Das Konzept der freien Liebe fand ich als junger Mann theoretisch überzeugend, schien es mir doch geeignet, hübsche Mädchen zugänglicher zu machen. Missmutig stellte ich jedoch fest, dass die Mädchen, die mich interessierten, von dem Konzept wenig beeindruckt schienen. Ich las von Wilhelm Reich „Die Funktion des Orgasmus“ und von Sigmund Freud alle Werke, die als Fischer-Taschenbuch erhältlich waren. Das Interesse für Psychologie ist mir bis heute geblieben. Ich verdanke es, so gesehen, der 68er-Bewegung.

2) Die Kernidentität der 68er war die Moralisierung der Welt, sie waren besessen vom Kampf gegen das Böse. Dies schuf neue Kategorien der Ästhetik, die dem Filmschaffen einen großartigen Auftrieb gaben. „Blow up“ von Michelangelo Antonioni war für mich 1966 ein Donnerschlag: Die Quelle des Bösen versteckt sich unentdeckt im Gebüsch, und Vanessa Redgrave steht als rätselhafte Schönheit offenbar in seinem Dienst. Das macht sie umso faszinierender. Vier Jahre später zeigte Antonioni in „Zabriskie Point“ die Radikalisierung der Bewegung: Wir erleben die freie Liebe der jungen Helden, die sich zufällig begegnen. Das Böse in Form geldgieriger Geschäftemacher tötet den jungen Mann, und in einer Orgie von Explosionen, die die prachtvolle Wüstenvilla und ihre Bewohner vernichten, wird der Gerechtigkeit Genüge getan.

Nützliche Idioten der Machthaber im Ostblock 

Die 68er umfassten nur eine Minderheit ihrer Generation. Aber sie beeinflussten eine Mehrheit der politisch Aktiven und eine Mehrheit der politischen Journalisten in dieser Generation. Quasi als abgesunkenes Kulturgut prägt ihr Ausblick auf die Welt bis heute besonders stark das politische Feuilleton, wo moralische Besserwisserei und die stille Liebe zum Marxismus nach wie vor geräumige Nischen bewohnen. Wie jede machtvolle Bewegung schufen die 68er einen großen Kreis von Mitläufern, und sie prägten Mentalitäten weit über ihre damaligen Themen hinaus. Ohne das Ferment der 68er gäbe es keine politische Bewegung der Grünen, keine Abschaltung der Kernkraftwerke und keine Energiewende. Das Konzept der sexuellen Befreiung führte in der Konsequenz zur heutigen Kinderarmut in Deutschland, aber auch zur Abschaffung von der Idee der Ehe als der Lebensgemeinschaft von Mann und Frau.

Neben den Mitläufern produzierte die 68er-Bewegung auch Radikale, deren Bereitschaft zur Gewalt sich entgrenzte und verselbständigte. So entstanden die RAF in Deutschland und die roten Brigaden in Italien. Jedes Mal, wenn ein Vortrag von mir durch Linksautonome gestört wird, denke ich beim Blick in ihre jungen, glatten und gedankenleeren Gesichter: Oh ihr Toren, ich war schon Zeitzeuge, als eure Großväter auf die Straße gingen. Zuerst protestierten sie gegen den Besuch des Schahs in Deutschland, später dann gegen die Notstandsgesetze der Großen Koalition. Als Inbegriff des Bösen galten den 68ern im Sommer 1967 die sogenannten Prügelperser. Das waren Mitglieder des persischen Geheimdienstes Savak, die den Schah auf seinem Staatsbesuch begleiteten und gegen zudringliche Demonstranten vorgingen. Bei solch einer Gelegenheit fiel der Schuss, der im Frühling 1967 in Berlin den Demonstranten Benno Ohnesorg tötete. Dieser Schuss fachte damals das Feuer der 68er zu einem Flächenbrand an, er machte Geschichte. Wie wir heute wissen, stammte er aus der Waffe eines Stasi-Agenten. Aus der Sicht der Machthaber im Ostblock waren die 68er nützliche Idioten, die man jahrzehntelang unauffällig gerne unterstützte, um das kapitalistische System zu unterminieren.

Ihr Leiden freut mich diebisch

Es ist für mich kein Zufall, dass die 68er unter den Journalisten und Politikern besonders spät erwachten, als es jenseits des Eisernen Vorhabens mit dem Kommunismus zu Ende ging. Bis heute leiden die 68er darunter, dass der Kapitalismus mit Privateigentum an den Produktionsmitteln das einzige wirtschaftliche Ordnungsmodell auf der Welt ist, das wirklich funktioniert und zudem noch Bestand hat. Dieses Leiden freut mich diebisch. Es macht die negativen Spuren der 68er, die ich überall in unserer Gesellschaft sehe, für mich erträglicher.

Juni-Ausgabe

 

In unserer Juni-Ausgabe hatten wir Sie zur Debatte über Nutzen und Schaden der 68er-Generation aufgerufen. Bei Cicero Online führen wir die Diskussion nun fort. Auch unsere Leser laden wir herzlich ein, an der Debatte teilzunehmen.

 

 

 

 

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 1. August 2017 - 19:54

unangemessen und das Alter des Autors bedenkend, was genau befugte wen, in "klammheimlich" die Signatur des Terrors zu erspüren?
So ganz einig scheint sich Herr Sarrazin nicht zu sein, denn irgendwo haben sie es ihm dann doch positiv angetan, diese 68er?
Ich hoffe, dass er seine Liebe frei erleben durfte.

konnte er doch nicht, die Mädels seiner Wahl wollten d a s nicht oder nicht mit i h m.
Aber vielleicht war er auch nur bei Studium in der falschen Stadt, wäre er in München oder Berlin oder selbst im kleinen ländlichen Marburg gewesen - uiih! - wer weiß was dann ...

Peter Krebs | Di., 1. August 2017 - 19:54

Sarazin beschreibt die 68-er Bewegung trefflich. Sie
mögen in mancher Hinsicht gesellschaftliche Veränderungen angestoßen haben, wobei es fraglich ist, ob diese Veränderungen immer positiv für unser Land waren. Nützlliche "Idioten" für die Ostblockmachthaber waren sie jedenfalls. Und was ist das Überbleibsel heute? Grüne und Linke mit oftmals verquasteten Ansichten und sehr wenig
Nationalbewußtsein, eine Eigenschaft für die sich manche Zeitgenossen sogar schämen.
Sarrazin sagt immer sehr ungeschminkt das was viele nicht hören wollen, aber die Wahrheit. Auch sein Buch "Deutschland schafft sich ab" trifft die Wahrheit, paßt aber nicht in das romatische Weltbild der SPD-Linken, der Grünen und der Linken ohnehin nicht.

Christa Maria Wallau | Di., 1. August 2017 - 20:02

Ihre "diebische" Freude kann ich nachempfinden.
Dennoch: Mir wäre wohler, wenn ich mich über etwas anderes freuen könnte als über die langen Gesichter der Alt-68er, wenn ihnen das totale Scheitern des von ihnen favorisierten Wirschaftsmodells bewußt wird.

Die Schäden, die durch eine einzige falsch gepolte Generation angerichtet wurden, sind leider nicht
so rasch und so gründlich zu beseitigen wie die baulichen Verwüstungen, die der zweite
Weltkrieg in Deutschland angerichtet hat.
Mit vereinten Kräften und ungeheurem Fleiß wurde
in der Nachkriegszeit gebaut und gebaut.

Wie aber richtet man eine Gesellschaft geistig-moralisch wieder auf, der die gemeinsamen Werte abhanden gekommen sind? Ohne ein festes Fundament läßt sich n i c h t s aufbauen.
Das bedeutet: Die Zersplitterung und der Kampf
der Individuen bzw. kleinerer, homogener Gruppen untereinander in Deutschland werden zunehmen und zum Alltag werden, so wie dies in vielen anderen Ländern der Welt bereits der Fall ist.

Gunter Weissgerber | Di., 1. August 2017 - 20:08

Thilo Sarrazin beschreibt lediglich die West-68er, die unter demokratischen Verhältnissen teils vermummt die Saus rausließen.
Es gab jedoch noch andere 68er. Nämlich die im Ostblock, die mutig unvermummt der kommunistischen Diktatur ins Auge schauten und deren Hoffnungen auf einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" von den Panzern des Warschauer Paktes überrollt wurden.

Ronald Jacob | Mi., 2. August 2017 - 12:09

Antwort auf von Gunter Weissgerber

Herr Weissgerber, das kann ich voll unterstreichen, zum Zeitpunkt des "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" war ich bei der NVA und wir lagen im Wald an der Grenze zur CSSR, Gott sei Dank kein Einmarsch. Schon damals habe ich nicht verstanden, wie sich die West 68er verhalten haben, DDR das bessere DE, gejauchst über Ho Chi Min usw. denen ging es eben viel zu gut und die konnten sich nicht in die hinein versetzen, die dort leben mußten, das können sie heute noch nicht. Es ist gut, dass Sie auf das Thema West 68 und Ost 68 hingewiesen haben. Dazu gäbe es noch viel zu schreiben, was die verbohrten Hirne mal durchblasen würde

Josef Garnweitner | Mi., 2. August 2017 - 14:19

Antwort auf von Ronald Jacob

wirklich mal einen Artikel wert. Ich glaube ich bin nicht allein, der nichts über die Ost 68er weiß. So wie wir ja im Westen generell nicht mit übermäßigem Wissen über die DDR und die Verhältnisse dort gesegnet sind.

Wäre schön, wenn sich mal ein Zeitzeuge finden würde, der darüber einen fundierten Artikel im Cicero schreiben würde.

Michaela Diederichs | Di., 1. August 2017 - 20:11

Die 68er Lüge wirkt bis heute in erschreckendem Maße nach. Obwohl sie irrten und irren, halten sie beharrlich an ihren bizarren Idealen fest - unbeugsam, unbelehrbar, unbeirrbar - auch wenn die Fakten sie längst widerlegt haben. Rechthaberei ist ihre hervorstechende Eigenschaft. Ich danke Cicero für die sorgfältige Aufarbeitung dieser aus meiner Sicht höchst unguten Zeit.

Josef Garnweitner | Mi., 2. August 2017 - 14:24

Antwort auf von Michaela Diederichs

und irren" Das für sich genommen wäre nicht weiter schlimm, wenn nicht die etablierten Parteien diese verquere Ideologie aus machtpolitischen Gründen übernommen hätten.

Ansonsten vielen Dank für den Artikel Herr Sarazzin.

Hans Page | Fr., 4. August 2017 - 10:16

Antwort auf von Josef Garnweitner

Die etablierten Parteien haben nicht die Ideologie übernommen, sondern die 68er haben die Parteien übernommen. Auch die CDU/CSU ging unter dank Kohls Spendenaffäre, in der mit ungesetzlichen Mitteln Vorteile im Wahlkampf geschaffen wurden. Während SPD/Grüne von den 68er unterwandert wurden, leistete sich die demoralisierte CDU eine Chefin, der jegliche Loyalitäten zu den bundesrepublikanischen "Eliten" komplett fremd war, und die in einem totalem Loyalitätsbruch Kohl und seine Leute (einschließlich Schäuble) wegputschte(Vorläufer der und typisch für alle Merkel-Wenden). Dieser "Sieg" der 68er war letztlich nur möglich durch Merkel, das sollte man also nicht vergessen.

Larissa Tscherkow | Di., 1. August 2017 - 20:29

in nicht allzuferner Zukunft die 68er Bewegung ganz offiziell als den Hauptgrund für das Ende der westlichen Kultur angeben, wenn sie sich der Frage widmen, warum die westliche Kultur so schnell zerfallen konnte.

Denn die 68er Bewegung hat die tragende Säulen unsere Gesellschaft eingerissen, ohne dafür neue Säulen zu liefern, die sie stützen könnte. Nicht als Studenten taten dies die 68er, sonder später als Politiker und Journalisten. Aber sie taten es!

Familie und Nation, dies waren immer die beiden wesentlichen Säulen der westlichen Zivilisation, so wie sie die Säulen fast jeder bekannten Kultur sind.

Nun da diese zwei Säulen demontiert wurden (weil angeblich immer dann völkisch rechts, wenn von Europäern vertreten ) bleibt nichts von Substanz.

Nur konsumgefüllte Leere. Eine Leere, die nur Kulturen ausfüllen können, die genau die Werte, die die 68er und ihre Nachfolger hassen, schätzen.

Denn ohne diese beiden Werte kann keine Kultur auf Dauer existieren!

Sie haben verkürzt, aber zutreffend beschrieben, sehr geehrte Frau Tscherkow,
worin das Hauptverbrechen der 68er - Ideologie besteht: Demonatage der
tragenden Säulen jeder westlichen Kultur: Familie und Nation.
Beide Begriffe - und damit ihre traditionellen Inhalte - sind erfolgreich schlecht gemacht und zerstört worden. Mit der Entleerung des Begriffes "Ehe" (= alles, was sich partnerschaftlich vereint und per Gesetzesakt verbindund läßt) und des Begriffes "Volk" (= alle, die in unserem Lande aufhalten) durchleben wir jetzt gerade die Endphase dieses Zersetzungsprozesses.

Das Kind wurde mit dem Bade ausgeschüttet! Weil es Mißbrauch mit den Begriffen
Familie und Nation gab und gibt, bedeutet dies keineswegs, daß man auf diese eminent Grundlagen großzügig verzichten kann. Es wird ja nichts Adäquates dafür geliefert. Auf Indvidualismus und Konsumismus läßt sich keine neue Kultur aufbauen, wie Sie richtig schreiben.
Die Lücke werden vielmehr andere, stärkere Kulturen füllen.

Ursula Schneider | Mi., 2. August 2017 - 17:10

Antwort auf von Christa Maria Wallau

Was wäre das? Mir scheint dieses Argument vorgeschoben.

Die Familie ist ein Schutzraum, der sich weitgehend dem Einfluss des Staates entzieht und deshalb allen Linken, die eine neue Gesellschaft schaffen wollen (was auch immer das sein soll), ein Dorn im Auge ist.

Denken Sie an die Aufblähung des Sozialstaates heute, der den Bürgern zunehmend die Verantwortung für sich selbst abnimmt. Je mehr der Staat für alles sorgt, umso mehr wächst seine Macht und die Abhängigkeit der Menschen von ihm - das alles kommt der linken Ideologie sehr entgegen.

Ich verstehe Ihren Unmut, wenn ich im Zusammenhang mit Familie von Mißbrauch spreche. Denken Sie aber bitte daran, daß viele Fälle von sexuellem Mißbrauch sich innerhalb von Familien ereignen. Oder schauen Sie sich die Benutzung des Begriffes im Hinblick auf mafiöse Strukturen an.
Es kann eben alles Gute auch mißbraucht werden - leider.

Das heißt im Umkehrschluß n i c h t, daß Familie (im Idealfall Mutter, Vater, Kind) nicht grundsätzlich wichtig ist . Sie bietet, wie Sie richtig sagen, den nötigen Schutzraum, der Menschen Halt u. Orientierung vermittelt. Niemals kann der Staat dieselbe Rolle spielen (Und sollte es auch nicht!) wie eine Familie! Innerhalb der Familie gibt es eine Unmittelbarkeit aus Liebe, Sympathie u. auch Ablehnung, die als Kontrolle des Handelns funktioniert, wie dies so keine andere Gemeinschaft leisten kann. Deshalb muß die Familie als Keimzelle des Staates natürlich im Zentrum jeder vernünftigen Politik stehen. Es gilt sie zu stärken, nicht zu zerstören.

Dimitri Gales | Di., 1. August 2017 - 20:31

Augewachsen in der Wirtschaftwunderphase kannten sie die Realität nicht. Im Gegensatz zu Frankreich, wo die Arbeiter mehr Mitbestimmung wollten, das antiquiert Bürgerliche bei vielen jungen Franzosen als lebensfeindlich oder zumindest hemmend galt, herrschte in Deutschland infolge der Apokalypse von 1945 eine gewisse Leere, es gab keine traditionellen Werte mehr, die auf junge Menschen Eindruck machen konnten, Und viele fragten sich, was ihre Eltern während der Naziherrschaft gemacht haben. Die ältere, die "Nazi-Generation" war ihnen kein Leitbild.
Gerade junge Menschen sind aber auf der Sache nach Identität, nach Glaubensinhalten oder nach Sinnstiftendem. Das wurde von kommunistischen Ideologen und Predigern ausgenutzt.

Dr. Roland Mock | Di., 1. August 2017 - 20:51

An sich ist der Einschätzung der 68 er durch Sarrazin nicht viel hinzuzufügen: Sie standen und stehen in der Regel auf der Seite der Unmoral, des Verbrechens und kollektiver Verantwortungslosigkeit. Und sie standen immer auf der Seite der historischen Verlierer: Ihre Helden Mao, Che und Lenin liegen genauso auf dem Müllhaufen der Geschichte wie die infolge ihrer Herrschaft entstandenen Staaten Sowjetunion, DDR und der gesamte Ostblock. Kuba und Nordkorea werden in wenigen Jahren folgen. In China und Vietnam herrscht noch formal die Kommunistische Partei; aber deren Kader organisieren nur noch die Rettung des ihren Kindern und Verwandten zugeschanzten Vermögens in die postkommunistische Ära.

Hans Page | Fr., 4. August 2017 - 10:26

Antwort auf von Dr. Roland Mock

Wieso sind Mao, Lenin, Che Verlierer? Keiner von ihnen hatte sich zu verantworten. SIe haben erreicht was sie wollten, die Gesellschaft die sie vorfanden zerstört, übrigens mit dem Einverständnis vieler ihrer Zeitgenossen. Natürlich ist das was sie geschaffen haben zusammen gebrochen, aber vor dem Auge der Geschichte ist alles vergänglich. Mir ist die Bezeichnung "Verbrecher" lieber, die es wussten Menschenmassen für ihre Ideen zu mobilisieren und gegen andere Menschen aufzuhetzen. Ausserdem würde ich Hitler, Stalin, Pol Pot und noch etliche andere dazufügen, in die LIste der Menschheits-Verbrecher.

Gad Israel | Mi., 2. August 2017 - 01:33

Seid nicht all zu streng, mit der sog. `68-Generation.
Vergesst bitte nicht, welch’ Geistes Kinder die Eltern und Großelter waren und deren Eltern und Großeltern waren, unter deren Erziehungskonzept diese Generationen aufgewachsen ist, diese 1968-iger (2-WK) Nachkriegskinder.
Das konnte nur zur Revolte führen – in den 1968-iger Jahren.
Immerhin, die erste und einzige Revolte in diesem Land, nach zwei Weltkriegen, die dieses Land gewinnen wollte.
Ja, jetzt kommen gleich die Historiker, die mir unisono erklären werden, weshalb der 1. WK nicht von Deutschland ausging.
Sage Euch gleich: Ihr habt beide Kriege verloren.

Beide Kriege wurden verloren. Soweit richtig, da haben Sie aufgepasst. Nur was hat dies mit den verqueren, linken ultradogmatischen Ideologien zu tun, mit denen uns HEUTE noch immer die gut gefütterten Berufsrevoluzzer (besonders der Grünen und der Linken) jeden noch so absurden Unsinn als einzig wahren Lebensweg AUFZWINGEN wollen? Wie lange soll dieses Totschlagargument noch dazu dienen, jeden linken Unsinn zu rechtfertigen? Ich fürchte mich nicht vor einer, mittlerweile verstorbenen Generation überzeugter NSDAP-Wähler, ich fürchte mich vor Ideologen, welche sich in immer gleicher Form (Sprech- und Denkverbote, Diffamierung, Diskreditierung etc.) ereifern, im Namen „des Guten“ die Menschheit zu „verbessern“ und zu unterdrücken. Ob diese Ideologen nun rechts, links, grün, braun, rot und/oder religiös beseelt sind, ist mir Schnuppe! Meine Freiheit steht nicht zur Disposition, egal für welches Dogma, egal für welchen Pharisäer!

Wer will Ihnen denn Ihre Freiheit nehmen, oder anders gesagt, wer oder was hat sie Ihnen bereits genommen? Und um welche Freiheit handelt es sich bei Ihnen eigentlich? Die Freiheit zu bleiben, zu gehen oder einfach nichts zu tun? Die Freiheit, nicht über eine Mauer klettern zu müssen, unter Todesgefahr, wenn Sie Lust kriegen auf eine Pizza in Rom? Die Freiheit an einer freien und geheimen Wahl teilnehmen zu können, ohne Gewehrlauf im Nacken? Die Freiheit zu wählen, nicht zu wählen, eine ungültige Stimme abzugeben und/oder aus dem Wahlzettel einfach ein lustiges Papierhütchen zu basteln, und dann ein Selfie zu schießen, um es bei fb zu posten, ohne dafür gleich lebenslänglich im Despoten-Knast als Terrorist zu landen? Religionsfreiheit, meinen Sie die? Freie Wahl von Arzt und Lebenspartner, ohne Ahnen- und Parteiausweis?
Habe ich etwas vergessen in meiner Aufzählung?
Ja, bestimmt habe ich nicht nur etwas vergessen, sondern eine ganze Menge...

Ganz genau,lieber Herr Israel,diese Freiheiten in Ihrer Auflistung dürfen nicht zur Disposition stehen! Ironie können Sie getrost aussen vor lassen!Ich würde Ihnen lediglich zur Ergänzung noch Rede-,Versammlungs-Meinungs-und Pressefreiheit vorschlagen.mfg

Sie können sich persönlich gerne etwas von, in Freiheit geborenen (ehemaligen aber längst nicht konsequent distanzierten), „Ho-Ho-Hồ Chí“ Minh schreienden Stalinisten und Maoisten und deren indoktrinierten Nachwuchs über Freiheit erzählen lassen, genau so, wie Sie Ihre Freiheit gerne „verschenken“ können, aber maßen Sie sich nicht an zu rechtfertigen, dass diese Doppelmoralisten auf Grund der deutschen Geschichte noch heute das Recht hätten, an der Freiheit Anderer rumzufummeln.

die Eltern und Großeltern und deren Eltern und Großeltern waren??? Gibt es jetzt schon eine Kollektivschuld bis in die Ur-Ur-Großelterngeneration? Ich schäme mich weder meiner Eltern noch Großeltern noch Ur-Ur-Großeltern und bin mit dem Erziehungskonzept dieser "Generationen" (Plural!) recht gut gefahren. Und was die 68er an Vorfahren hatten, lässt sich summarisch wohl auch nicht verteufeln. Schließlich gibt es nur eine individuelle Schuld und die muss in jedem Einzelfall geprüft werden. Oder sollen die Untertanen sämtlicher Diktatoren der Welt für deren Verbrechen und Kriegstreibereien haftbar gemacht werden??

Bernd Dewenter | Mi., 2. August 2017 - 01:51

Unser Thilo, hat sich schon bei der zeitlichen Dimension der Abschaffung Deutschlands vertan, Leider, das wird schon.

Gerhard Hellriegel | Mi., 2. August 2017 - 08:34

Was habe ich mich immer geärgert, wenn wir das Dritte Reich diskutierten und meine Eltern mich beschieden: da kannst Du nicht mitreden, Du warst nicht dabei. Und jetzt geht es mir genau so. Aber Herr Sarrazin, der war dabei. Also, da war eine junge Demokratie, in die das Unheil der 68er einbrach. Verstehe ich das richtig? Ja, ja, so war das also. --- Aber warum kommt mir immer Revanche in den Sinn, wenn ich deren Beiträge lese? Was hat sie denn so tief getroffen? Und warum muss auch Herr Sarrazin auf der einen Hälfte so wild herumhacken und dabei die andere Hälfte sorgfältig ausblenden? Jedenfalls sind wir von einer Erklärung der Gründe der 68-Revolte noch meilenweit entfernt. Ein Bazillus wird es wohl nicht gewesen sein. Aber dass auch bei denen viel Unsinn geredet wurde, nein, das bestreite ich nicht.

Herr Hellriegel,

ich habe mich, wie die große Masse der Deutschen in den 1960er Jahren wohlgefühlt. Und dann kamen ideologisierte Narren daher, um alles auf den Kopf zu stellen. Das war der Zweck.

Altes Spiel: Hitlers gibt es immer, aber ihre Macht fällt nicht vom Himmel. Woher kommt sie dann? Dass die Frankfurter Schule in der ganzen westlichen Welt eine Revolte auslösen konnte, doch nicht im Ernst? Woher kam also dann die Revolte? Und wenn die große Masse sich wohlgefühlt hat, wieso konnten dann die ideologisierten Narren alles auf den Kopf stellen? Oder konnten sie es gar nicht? Dann ginge der Untergang der abendländischen Kultur, den einige Kommentatoren sehen (nicht Sie), gar nicht auf das Konto der 68er. Auf wessen dann?

Georg Ruchowski | Mi., 2. August 2017 - 09:29

... als die persönliche Befriedigung von Herrn Sarrazin über das angebliche oder tatsächliche Leiden seiner politischen Gegner? Jede politische Bewegung besteht aus Licht und Schatten und es ist gewiss überfällig, dass der Schatten der 68er thematisiert wird. Der "Kampf gegen das Böse" bleibt notwendig ein vergeblicher Kampf, da das, was Menschen als böse bezeichnen, zur Bandbreite des Menschseins als Teil der Natur gehört. Das konnte aber erst in dem Moment richtig auffallen, als die deutsche Nischenexistenz im Windschatten der Weltgeschichte sein Ende fand, die chaotische Welt mit voller Wucht auf die Ideale traf und man erschreckt feststellte, dass die Alternative oft genug nicht gut oder böse sondern schlecht oder schlecht heißt. Das ist für viele unerträglich, aber das ist nun mal leider der Normalzustand der Welt.

verstehe ich Sie richtig?; da „das Böse“, analog der Dummheit, dem Menschen inne wohnt und nicht zu bekämpfen ist und somit deren Auswüchse den Normalzustand darstellen, ergibt man sich und erduldet? Ein Hoch auf den Fatalismus! Aber wenn es schon so absolut sinnlos ist, gegen „das Böse“ im Menschen anzukämpfen, meinen Sie nicht, dass dann die Schadenfreude über das Leid der Bösen etwas Linderung für den Geknechteten schaffen kann, und sei es in Form eines Artikels, in einem Magazin für politische Kultur?! ;)
Für mich habe ich entschieden, mich nicht dem Fatalismus hinzugeben. Und wenn ich „das Böse“ auch nicht abschaffen kann, kann ich zumindest ein „Pickel am Gesäß“ des Bösen sein, in welcher Form es sich auch immer zeigen mag. Und ob der Beitrag „wichtig“ ist, ist sehr relativ. Mich hat er in jedem Fall unterhalten, da er mir einen Einblick in die Sichtweise eines umstrittenen Politikers gewährte, unabhängig, ob ich diese Sicht begrüße oder ablehne.

Raimund Zoller | Mi., 2. August 2017 - 09:29

Uns "Tilo" Sarrazin ist ein Großer, in der Erkenntnis allemal bestechend. Was ich ihm schwer übelnehme, er hat zu seinen Erkenntnissen Jahrzehnte geschwiegen, der eigenen Karriere zuliebe. Heute haben wir die Misere, die wir in den 80ern noch hätten abwenden können, auf der Grundlage von Sarrazins Erkenntnissen. Mittlerweile ist dieses Land - jedenfalls in den Städten - so verkommen, dass man besser davor flüchten sollte. Diesen Zustand dreht niemand mehr zurück. Der Käs ist gegessen.

Volker Mittelmann | Mi., 2. August 2017 - 11:07

Wie recht er doch hat! Er trifft exakt den Punkt. Ich habe seinerzeit als Student in Marburg genauso empfunden. Diese Leute kamen stets mit großer Lautstärke daher, damals aufgehetzt durch einen "roten" Professor namens Abendrot. Marburg war mir wegen dieser penetranten Bande, welche die Szene beherrschte, jahrelang verleidet.

Thomas Wirz | Mi., 2. August 2017 - 11:29

Ach, der Herr Sarrazin darf auch noch seinen Senf dazu geben. Die Debatte im Cicero über "68" ist auch hier ziemlich einseitig. Das ganze Phänomen wird, fast ausschließlich auf persönlichen Erfahrungen beruhend, karikiert und dann wird johlend auf den Pappkameraden eingedroschen. Letztlich zielt die Kritik auch gar nicht auf 68, sondern auf unsere heutige liberale Gesellschaft. Aber da bleibt ja nur ein Raunen ohne Inhalt: Will Sarrazin die Paragraphen 218 und 175 zurück oder etwa das Recht, Ehefrauen vergewaltigen zu dürfen? Vielleicht das Züchtigungsrecht oder das Schuldprinzip? Alles bleibt nur Andeutung und das ist kein guter Stil. Seine verharmlosenden Äußerungen zum 3. Reich ("Unheil") und zum Fortleben in der BRD sowie zum Schahbesuch setzen diesem Text dann nur noch die Krone auf.

Dirk Jäckel | Mi., 2. August 2017 - 13:17

Antwort auf von Thomas Wirz

Es ist ja nichts Neues, dass gerade in Zusammenhang mit Herrn S. gern auf einen Pappkameraden eingedroschen wird. Eine weniger oberflächliche Lektüre hätte Ihnen offenbart, dass Herr S. die sexuelle Liberalisierung zu den positiven Seiten gezählt hat (steht sogar in einer Überschrift). Nebenbei, wen Sie es schon erwähnen: Dass Vergewaltigung in der Ehe legal gewesen wäre, ist ein unausrottbarer Mythos. Lief nur davor unter Nötigung.

Dirk Jäckel | Mi., 2. August 2017 - 13:29

Antwort auf von Thomas Wirz

P.S.: Wieso Sie in "Unheil" eine Verharmlosung sehen, wird wohl Ihr Geheimnis bleiben. Oder wären Sie bereit, einen für Sie passenderen Alternativbegriff zu präsentieren? Kleiner Tipp: Im Kontext wird deutlich, dase S. sich keineswegs nur auf die Erfahrungen derer bezieht, die dem Verbrecherregime gedient haben oder dienen mussten, sondern einen Begriff suchte, der auch die aliierten Nationen einbezieht.

Der Begriff "Unheil" suggeriert ja nun einmal, dass das 3. Reich und der Weltkrieg eine Art Naturkatastrophe gewesen wäre und die "Normalität" der 50er und 60er Jahre dann eine positive Form von Vergangenheitsbewältigung, gegen die die "68er" grundlos rebelliert hätten. Das wird nun m.E. weder der historischen Situation noch den handelnden Akteuren gerecht. Das fast flächendeckende Beschweigen und Verharmlosen des 3. Reichs, öffentlich wie privat, obwohl der Elefant doch offensichtlich im Raum stand, musste doch fast zwangsläufig zu einem Generationenkonflikt führen. Gerade die Vorstellung eines anonymen "Unheils" ohne Täter oder Kausalitäten, die Sarrazin hier selbst vornimmt, war in Teilen für "68" und die Radikalisierung der Bewegung verantwortlich.

Ursula Schneider | Do., 3. August 2017 - 14:53

Antwort auf von Thomas Wirz

Auch auf die Gefahr hin, dass Sie jetzt Schnappatmung bekommen, Herr Wirz, wage ich zu behaupten, dass viele derer, die heute so selbstgerecht über die Eltern- und Großelterngeneration urteilen, die Ersten gewesen wären, die damals mitgelaufen wären.
Intoleranz, Ideologisierung, Mainstream-Denken, mangelndes Geschichtsbewusstsein usw. prädestinieren geradezu dafür.
Ehe man nicht selbst in einer vergleichbaren Situation war, sollte man nicht urteilen!

Kai Korrotes | Mi., 2. August 2017 - 16:16

Antwort auf von Thomas Wirz

Leider wieder nur ein, für die Art linker „Argumentation“ charakteristischer, Manipulationsversuch anstelle argumentativer Kritik; Was man nicht beweisen kann, sollte man wenigstens suggerieren.
Wenn man also der 68er- Bewegung nichts, oder nur wenig abgewinnen kann, ist man nach linker Auffassung automatisch und instantan ein Vergewaltiger der eigenen Ehefrau, möchte homosexuelle Handlungen so wie Abtreibung bestraft sehen usw. Und überhaupt; warum Schuldprinzip? Für uns Steinzeitreaktionäre ist sowieso klar, dass die Frau immer Schuld hat, selbst wenn diese mal nicht Schuld hat, was damit zu begründen ist, dass das Übergeschlecht Mann per se nie Unrecht haben kann… genau wie die Linken sich ja auch nieeeeemals irren können. Und alle Linken, die jemals einen Irrtum eingestanden, waren niemals „echte“ Linke, oder sind es spätestens mit dem Geständnis nicht mehr. Herr Wirz, soll so ernsthaft eine interessante Diskussion zustande kommen, Schwarz/Weiß mit maximal nichts dazwischen?

Thomas Wirz | Do., 3. August 2017 - 11:58

Antwort auf von Kai Korrotes

Herr Sarazzin macht die "68er" für eine Art universellen Kulturverfall verantwortlich und verweist unter anderem auf die Diskreditierung der Idee der Ehe zwischen Frau und Mann. Mal davon abgesehen, dass Sarrazin den Einfluss der 68er grotesk überschätzt und ich überhaupt nicht erkennen kann, was eine Entscheidung des Bundestags 2017 mit dem Jahr 1968 zu tun hat: Was hat sich in den letzten 50 am Konstrukt Ehe und den Verhältnissen der Geschlechter? Unter anderem die von mir genannten Sachverhalte. Das kann man richtig oder falsch finden, man sollte es aber wenigstens klar benennen. Genau dies tut Sarrazin nicht sondern belässt es bei Andeutungen, wie viel besser angeblich früher alles war. Vollkommen begründungsfrei. Und das ist, noch einmal, kein guter Diskusstil.

Dirk Jäckel | Do., 3. August 2017 - 12:42

Antwort auf von Thomas Wirz

Sehr gehrter Herr Wirz, sehen Sie, jetzt sind wir auf einer sachlichen Diskussionsebene, ohne Strohmannargumente, angekommen. Ich kann nunmehr übrigens Ihre Kritik an S. durchaus nachvollziehen.

Detlev Flott | Mi., 2. August 2017 - 11:42

Ich oute mich: Ja auch ich war einer jener Mitläufer, die linke Phrasen unreflektiert herausposaunten! Hauptmotivation war jedoch, sich gegen den Vietnamkrieg zu artikulieren.
Ohne dieses Desaster, verursacht durch die USA, wäre der Erfolg der 68'er nicht erklärbar!

Meine Sicht heute als 65 jähriger Greis auf die damalige Zeit:
Ich schäme mich, dem Zwang zum Konformismus nicht widersetzt zu haben, wie der sehr geschätzte Autor! Hut ab für diese Zivilcourage sich damals gegen den Zeitgeist der "progressiven" Jugend zu stemmen!

Aber die Teilnahme an den linken Demos (andere gab es nicht!!) gegen den Vietnamkrieg bedauere ich nicht.

Danke, H. Flott. So geht es mir auch. Und eine Schande war es, als die Polizei dabei stand, als die Prügelperser beim Schahbesuch auf den femonstrierenden Studenten mit langen Holzlatten einschlugen.
Ohne den Vietnam-Krieg wären die 68er nicht so stark beachtet worden.

Unter den Amerikanern wird bis heute kontrovers diskutiert, ob es sinnvoll war, daß ihr Land sich in den Konflikt zwischen Nord- und Südvietnam eingemischt hat. Doch verursacht wurde das Desaster nicht - wie Herr Flott schreibt- durch die USA. Der Krieg begann mit dem Überfall des kommunistischen Nordens (Ho Chi Minh) auf den für asiatische Verhältnisse demokratischen Süden.

christiane bohm | Sa., 19. August 2017 - 22:40

Antwort auf von Dr. Roland Mock

Ich stimme Ihnen zu. Seit ich mich mit den Hintergründen und vorangegangenen Ereignissen in Fernost beschäftigt habe, sehe ich den Einsatz der USA mit anderen Augen.

Sehr geehrter Herr Flott,

mit 65 ist man noch kein Greis.
Warum hätte ich nie an Vietnam-Demonstrationen teilgenommen. Ich wurde als 13-Jähriger 1956, bei der Niederschlagung des Ungarn-Aufstandes Antikommunist und UNO-Skeptiker.
Für mich war der verlorene Krieg eine Niederlage der Freien Welt. Die armen Vietnamesen!

Alle die, die damals mit Recht gegen den völkerrechtswidrigen, imperialistischen Krieg in Vietnam protestierten, müssten heute gegen den Krieg in Syrien protestieren, gegen die Kriegsvorbereitungen in der Ukraine, gegen die Kriegsvorbereitungen gegen Russland. Wo sind diese Massen?

Bernhard Jasper | Mi., 2. August 2017 - 12:11

„Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ (Adorno). In einer verwalteteten Welt ist das ganz unmöglich.

Man ging auch gegen die Vätergeneration vor, die vielleicht auch Auschwitz-Buchhalter waren und Beihilfe zum Massen- Mord geleistet hatten. Dann der studentische Ideologe Dutschke. „Dann geh doch rüber“, die Reaktionen.

Und ebenso mit dem Bulli zum Ashram nach Indien. 15.00 Uhr philosophischer Vortrag des Gurus mit anschließender Diskussion. Anschließend Yoga und Meditation.

Später gründeten sich die "Grünen"- "der Marsch durch die Institutionen".

Marcus Hallmoser | Mi., 2. August 2017 - 12:28

Richtigerweise beschreibt Herr Sarrazin die üblen Folgen des Denkens und Handelns der vorwiegend maoistischen sowie leninistischen 68er.

Die Frage aber, warum die so seinen Schaden anrichten konnten und können, liegt aber nicht in deren Stärke, sondern in der Schwäche der Konservativen, Liberalen und Sozialdemokraten.

Denn die vermochten nicht nur nicht, die Propaganda der maoistisch-leninistischen 68er zu analysieren und zu widerlegen, sie setzten diesen 68ern auch nichts entgegen.

Das gilt leider bis heute noch. Denn immer noch wissen Konservative, Liberale und Sozialdemokraten nicht, wie man die 68er und deren geistige Nachfolger argumentativ, politisch und gesellschaftlich kleinkriegt.

Das zeigt sich insbesondere in der von maoistisch-leninistischen Kreisen hypermoralistisch "begründeten" und herbeigeführten Migrationskrise, wo Moral über Recht und Gesetz gestellt wurde und wird. Den damit bereits jetzt angerichtete Schaden tragen die nächsten fünf Generationen.

Gut, dass Sie auch mal die Schwäche der anderen Seite ansprechen, die dem linken Mainstream derart hilflos gegenübersteht.

Thomas Schweighäuser | Mi., 2. August 2017 - 12:29

denkt, was alle denken, sagt, was alle sagen und verwendet dabei eine Sprache, die ihre Herkunft aus dem Deutschen geschickt verbergen kann ("Generation, die als Soldaten (...) gekämpft hatte", "der Aufstand (...) verbreitete sich allmählich auf die Haartrachten", "das politische Feuilleton, wo" usw.). Diesmal nimmt er sich keine "jüdischen Gene" oder "Kopftuchmädchen" vor, sondern die "negativen Spuren der 68er", welche er in der "heutigen Kinderarmut" (unklar bleibt, ob er die Armut an oder von Kindern meint, ich vermute ersteres), aber auch in der "Abschaffung von der Idee (der Begriff ist hier völlig überflüssig) der Ehe als der Lebensgemeinschaft von Mann und Frau" zu finden glaubt.
Tröstlich immerhin zu lesen, dass "die Mädchen, die mich interessierten, von dem Konzept" der freien Liebe, das Sarrazin "als junger Mann theoretisch überzeugend" fand, "wenig beeindruckt schienen". Einigen Damen blieb so ein dunkler Fleck in der Biografie erspart.

Ursula Schneider | Mi., 2. August 2017 - 18:01

Antwort auf von Thomas Schweighäuser

Florettfechten macht doch viel mehr Spaß, als mit dem Knüppel dreinschlagen.

Das klare, verständliche, schörkellose Deutsch habe ich in Sarrazins Büchern übrigens immer bewundert.

Frank Goller | Mi., 2. August 2017 - 12:44

Während sich Fischer, der Joschka, mit seinem Kumpel Danny Cohn Bendit in FFM am Escherheimer Turm und in der Goethestrasse ausgetobt haben und abends vom Steine werfen ermüdet in die Kissen gesunken sind, waren wir auch müde - aber von der Arbeit 6 Tage die Woche, gabs damals noch.

helmut krummhaar | Mi., 2. August 2017 - 13:18

Antwort auf von Frank Goller

H. Goller. Es gab ja ständig Lohnerhöhungen und die Wirtschaft brummte. Die Zeitung mit den großen Buchstaben erklärte die Politik. Da hat es die 68er eigentlich gar nicht gebraucht. Sie haben sich mit Freuden von der Polizei verprügeln lassen.

cotet claudie | Mi., 2. August 2017 - 12:45

68 mainz uni asta-terror, nix wie weg
69 frankfurt fischer-bendit terror
weg nach montreal/ca
zum studieren
heute froh, "D" nur noch aus dem internet zu beobachten

Silas Loy | Mi., 2. August 2017 - 13:26

... ist nicht ihr Aufbegehren, sondern ihre Destruktivität. Sie waren Zerstörer und sind selber nie zu einer adäquaten konstruktiven Haltung gekommen. Sie stehen in allen wichtigen Bereichen, vor allem in der Bildung und in der Kultur, für eine unsägliche Nivellierung und Verprollung. Was hätte eine reifere und charakterstärkere Generation aus dem mühsam geschaffenen Nachkriegserbe machen können!

Yvonne Walden | Mi., 2. August 2017 - 13:38

Thilo Sarrazin läßt vermissen was in der SPD, Gemeingut ist: Einen Sinn und ein Grundverständnis für soziale Gerechtigkeit.
Wenn er den Kapitalismus mit seinem Wesenselement "Privateigentum an den Produktionsmitteln" für elementar und konkurrenzlos hält, hat er unser Sozialstaatsmodell offenbar nicht verstanden und demzufolge auch nicht verinnerlicht.
Unser Sozialstaat (Artikel 20 Grundgesetz) steht nicht für das Recht Weniger, die über Risenvermögen verfügen und deren Erträge genüßlich konsumieren dürfen, sondern für einen Ausgleich zu Gunsten derjenigen, die zu diesen Riesenvermögen und den riesigen Vermögenserträgen beitragen, nämlich der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Demokratie ist nur vollständig, wenn sie auch die Wirtschaftsdemokratie umfaßt, die es in kapitalistisch-geprägten Staaten nicht gibt, nicht geben darf.
Dann nämlich würden ja auch die Beschäftigten - wirklich - mitbestimmen, wenn es um die Profitverteilung geht. Ein Kapitalist stöhnt: Gott bewahre!

Frau Walden, können Sie bitte eindeutig darlegen und begründen, wo und wie sich aus dem Artikel 20 des Grundgesetzes ableiten ließe, dass Produktionsmittel zu verstaatlichen sind und/oder Privateigentum zu enteignen ist? Das wäre wirklich interessant! Mir scheint eher, als hätten Sie nicht verstanden, was „Sozialstaat“ im Sinne der Gesetze der BRD bedeutet. Ebenso scheinen Sie „sozial“ und „Kommunismus“ zu verwechseln. Denn wo ist definiert, dass ein soziales Handeln und private Produktionsmittel sich gegenseitig per se ausschließen?

Gundlach Lutz | Mi., 2. August 2017 - 17:27

Antwort auf von Kai Korrotes

Löwen töten auch nicht per se- wenn sie zum Beispiel in Käfigen sitzen- ernsthaft: ungezügelter Profitdrang ist sehr destruktiv und gefährlich...

Kai Korrotes | Do., 3. August 2017 - 15:07

Antwort auf von Gundlach Lutz

"ungezügelter Profitdrang ist sehr destruktiv und gefährlich"
Zweifelsohne, und welcher Mensch mit Verstand würde dies mit Blick auf eine freie und funktionierende Gesellschaft jemals abstreiten. Zudem ist für mich persönlich „ungezügelter Profitdrang“ wie „Raubtierkapitalismus“ auch verabscheuungswürdig und entgegenzuwirken. Da rennen sie bei mir weit offene Türen ein. Nur, und darauf wollte ich hinweisen(!), ist ein sozialistisch/kommunistisches Gesellschaftssystem nicht die vermeintlich einzige Antwort. Denn es kann keine objektive Verbesserung für eine insgesamt freie Gesellschaft eintreten, wenn die eine Knechtung durch eine Andere ersetz wird!

hat zwar das Wort "Bank" hat aber nichts mit den Banken im klasisschen Sinn zu tun. Die Bundesbank ordnet die Geldwirtschaft, sie ist öffentlich und hat nichts mit dem privatwirtschaftlichen Bankwesen zu tun.

wenn Sie in diesem Kontext schon das Grundgesetz zitieren, hätten Sie den Artikel 14 heranziehen müssen. Zwar sichert dieser Eigentum und schließt eine Verstaatlichung, bzw, Enteignung nach kommunistischem Vorbild aus, aber Sie hätten es für Bildungsdefizitäre „wenigstens“ mal so wirken lassen können, als gäbe es die Verstaatlichung im Sinne kommunistischer Dogmatiker. Mit Verlaub Frau Walden, in Hinblick unserer Demokratie mit all Ihren Schwächen, scheinen Sie nicht besonders unterrichtet. Wir befinden uns NOCH in der BRD, nicht in der DDR…. Und falls Ihnen auch das entgangen ist; Die DDR ist trotz staatlicher Enteignung und Verstaatlichung schlichtweg pleite gegangen. ;)

Gundlach Lutz | Mi., 2. August 2017 - 17:46

Antwort auf von Kai Korrotes

Herr Korrotes,was ist eigentlich der Unterschied zwischen Hochverschuldung und Pleite? Einmal sind Geldgeber da, das andere mal nicht, einmal lohnt sichs , einmal nicht. Bei der Verschuldung der westlichen Industriestaaten geht Ihr Kommentar in Richtung Heuchelei! Und übrigens war die DDR moralisch! nicht mehr bankrott als Ihre geliebte BRD.

Kai Korrotes | Do., 3. August 2017 - 15:39

Antwort auf von Gundlach Lutz

1. Wie kommen Sie darauf, dass ich ein blindloyalliebender BRD Systemanhänger bin, nur weil ich die DDR als diktatorisches Gesellschaftssystem als unerträglich einordne?
2. Unterlassen Sie es, mich der tendenziellen Heuchelei zu bezichtigen, wenn Sie dies nicht beweisen können, oder offensichtlich den Unterschied zwischen Pleite und Kredit nicht kennen, oder wahrhaben wollen. Ebenfalls behauptete ich nicht, diesen Unterschied „gut zu finden“, nur wirkt sich weder meine noch Ihre Meinung auf einen faktischen Unterschied aus!
3. 1000 Zeichen reichen weder Sie schlau zu machen, noch Ihnen ausreichend zu erläutern, was der Unterschied zwischen zahlungsunfähig- und zahlungsfähig Verschuldet bedeutet. Ist auch nicht mein Job, für Ihre Bildung sind Sie selbst verantwortlich.
4. Völlig unabhängig, wer die BRD oder DDR „liebt“; FAKT ist, Erstere existiert und funktioniert, Zweitere existiert nicht mehr, da sie nicht funktionierte. Ob Ihnen das schmeckt, ist dabei völlig bedeutungslos

Kai Korrotes | Do., 3. August 2017 - 15:56

Antwort auf von Gundlach Lutz

vielleicht sollten Sie einmal, in Ihrer anscheinend grenzenlosen Selbstgerechtigkeit, welche Sie anderen so nonchalant vorwerfen, eruieren, das jemand etwas „besser“ als „schlecht“ finden kann, aber deshalb „besser“ noch lange nicht zwingend als „gut“ oder „optimal“ empfinden muss.
Wenn Ihnen in meinen Aussagen etwas unklar ist, fragen Sie. Aber unterlassen Sie es, zu interpretieren, um dann auf Grund Ihrer Interpretation zu beleidigen!

Yvonne Walden | Do., 3. August 2017 - 10:42

Antwort auf von Kai Korrotes

Lieber Herr Korrotes, wenn Sie schon den Artikel 14 (Eigentumsgarantie, aber auch Eigentums"verpflichtung") zitieren, sollten Sie Artikel 15 (Verstaatlichung, Sozialisierung und Vergesellschaftung) nicht unterschlagen.
Danach können Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel (!) zum Zwecke der Vergesellschaftung durch ein Gesetz in Gemeineigentum oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden.
Und zu den Produktionsmitteln zählen dann naturgemäß auch die Profite/Gewinne.
Es dürfte an der Zeit sein, auch einmal über diese Möglichkeiten sehr ernsthaft nachzudenken und dann entsprechend zu handeln.

Wenn ich Artikel 15 unterschlagen(!) wollen würde, müsste ich im Kontext mindestens einen scheinargumentativen Vorteil dadurch haben. Den habe ich aber nicht, da Artikel 15 dem Artikel 14 nicht entgegensteht. Bedeutet, auch Artikel 15 sieht keine Enteignung und Verstaatlichung nach kommunistischem Muster vor. Das ist ein FAKT und nicht nur meine Meinung! Der Platz ist hier nicht ausreichend, auch noch dahingehend Ihren Horizont zu erweitern. Das Maß an Naivität oder Fantasterei in Ihrer Interpretationsfähigkeit, (eines juristischen Zusammenhangs) ist von erschütternder Einfältigkeit, aber charakteristisch für Links. Zeigen Sie mir ein einziges, weiterführendes Gesetz, wie es das GG verlangt(!), was den Staat berechtigt, Produktionsmittel zum Zweck der Errichtung eines kommunistischen Gesellschaftssystems in der BRD zu enteignen! Es ist doch ok, wenn Sie Kommunistin sind, Frau Walden, aber deshalb haben auch Sie nicht die Fähigkeit, Kraft des Geschwafels Fakten wegzureden.

Aber selbst wenn Sie grundgesetzwidrig (Art 20 GG Abs. 1 – „Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat“ – KEIN kommunistischer!) die BRD zum kommunistischen System umgebaut haben, in dem Produktionsmittel zwangsenteignet werden: Ist Ihnen bewusst, dass In- wie Ausländische Investoren das Weite suchen? Und wen wollen Sie enteignen, wenn keiner mehr da ist? Oder bauen Sie vorher eine Mauer, so das niemand flüchten kann? Ups, Moment, hatten wir doch schon…
Frau Walden, noch sind wir ein freies Land, warum Gründen Sie keine Firma, wo Sie nach Herzenslust jeden Gewinn mit jedem Menschen teilen können. Der böse Westen gestattet Ihnen das, weil es Ihr Eigentum ist. Und wenn andere Investoren sehen, wie schön das kommunistische Teilen ist, machen Sie es Ihnen nach. Dann wird die Welt vielleicht von ganz allein zum kommunistischen Paradies. Wahrscheinlich macht enteignen mehr Spaß, als selber zu erschaffen. Wo ist der Unterschied zum Raubtierkapitalismus?!

ganz egal, ob man der schlimmste Kapitalist, oder der hasserfüllteste Antikapitallist aller Zeiten ist; Historisch und wirtschaftlich betrachtet ist der Kapitalismus mit seinem „Wesenselement Privateigentum an den Produktionsmitteln“ de facto konkurrenzlos. Kapitalistische Systeme funktionieren mit allen Ungerechtigkeiten, indes alle bis zum heutigen Tag gestarteten sozialistisch/kommunistischen Gesellschaftssysteme in den wirtschaftlichen Ruin führten und dabei keinen Deut weniger Ungerechtigkeiten in sich bargen, aber für ihre relativ kurzen Lebenszeiten immer ein Maximum an Unterdrückung der Gesamtbevölkerung aufwenden mussten. Aber weil Sie es immer gerne simplifiziert mögen: Die böse kapitalistische BRD benötigt (noch) keine Mauer, um die Bevölkerung von der Flucht abzuhalten. Komischerweise wollen aber ganz viele Menschen in die BRD, weil sie hier SOZIAL AM BESTEN abgesichert sind. Vielleicht sollte man also lieber versuchen zu verbessern, als kommunistisch umzuschrauben. ;)

Ihre Frage läßt sich beantworten, Frau Schneider.
Es gab bis heute kein wirklich "kommunistisches" Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell, etwa im Sinne von Karl Marx und Friedrich Engels.
Das kommunistische Manifest der genannten Autoren (London 1890) enthält die Formulierung: "Jeder nach seinen Möglichkeiten und jedem nach seinen Bedürfnissen. Die freie Entwicklung eines jeden ist die Bedingung für die freie Entwicklung aller."
Von Zwangsherrschaft war niemals die Rede.
Was am Ende Lenin, Stalin und andere sogenannte "kommunistische" oder "sozialistische" Gewaltherrscher aus der durchaus positven kommunistischen Idee gemacht haben, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Ob ALL diese Systeme objektiv sozialistisch/kommunistisch waren oder nicht, ist unwesentlich! FAKT ist, dass all diese Systeme unter der Fahne des Kommunismus etabliert wurden und dies IMMER durch eine ZWANGSHERRSCHAFT! Da können Sie sich drehen und wenden wie Sie wollen, Frau Walden, es ändert NICHTS an der FAKTENLAGE!
Aber eine Interessantere Frage wäre, Frau Walden,; Wenn nicht durch ZWANG, wie wollen Sie denn heute alle Menschen zwangfrei vom Kommunismus überzeugen? Und in globalisierten Zeiten würde es nichts nützen nur ein Land zu überzeugen, Sie müssten mindestens alle produzierenden Staaten gleichschalten. Wie wollen Sie, oder Ihre favorisierte Partei das schaffen…. OHNE ZWANG?

Sie schreiben: „Von Zwangsherrschaft war niemals die Rede.“ Das ist eine Aussage aus Unwissenheit, oder schlichtweg gelogen. Nur ein Denkanstoß: „Die Diktatur des Proletariats“. Egal ob eine Diktatur zum Zwecke des Allgemeinwohls oder sonstiger Gründe etabliert werden soll und ob diese Gründe selbst einer objektiven Betrachtung nach zu einer Verbesserung der Mehrheit einer Gesellschaft führen KÖNNTEN; Eine Diktatur ist immer eine Zwangsherrschaft. Somit wird von auch von Marx eine Arithmetik angesetzt, welche die Unterdrückung einer Gruppe, zur Besserstellung einer anderen Gruppe legitimiert, bis zu dem Zeitpunkt, wo alle gleich gut ODER gleich schlecht dran sind. Denn eine Garantie, dass es Allen gut geht, gab Marx nicht. Auch blendet Marx fundamentale Eigenschaften der Menschlichen Psychologie aus. Beispiel: Das menschliche Streben ist eine positive Eigenschaft, welche aber auch, je nach Ausprägung, zu einer negativen Verhaltensweise führen kann. ...

Unterdrückt das Gesellschaftssystem also nicht konsequent jede natürliche Verhaltensweise, welche dem System schädlich werden könnte, besteht die Gefahr des Widerstandes und letztlich der Auflösung des Systems. Ergo ist die Ausübung von ZWANG IMMER unabdingbar, wenn ein beliebiges Ideologisches Gesellschaftssystem errichtet werden soll, was nur existieren kann, wenn alle Individuen absolut gleich denken und gleicher Meinung und Einsicht sind. Da dies bei dem Menschen ausgeschlossen werden kann, muss de facto absolut JEDES Gesellschaftssystem mehr oder weniger Zwang anwenden, um sich vor der Selbstauflösung zu schützen. Es ist also nicht die Frage, ob bei Gesellschaftssystemen, unter Berücksichtigung des derzeitigen Standes der Menschlichen Reife und des Verstandes, Zwang ausgeübt werden muss oder nicht, sondern lediglich, wie weit Zwang angewendet werden darf. ...

...Und Genau bei diesem Punkt, scheiden sich die Geister, auch die der populären Kommunisten untereinander, aber auch genau an diesem Punkt, hat bis zum heutigen Tag JEDES Rote Regime (pseudo oder nicht) ein Maximum an Zwangsmaßnahmen aufgefahren, um überhaupt so lange zu überleben, wie sie es taten. Wzbw: schon Ihre Überschrift „Kommunismus contra Zwangsherrschaft“ ein Widerspruch in sich und wissenschaftlich betrachtet purer Unsinn.
Wenn es Ihnen also wirklich um Gerechtigkeit UND Zwanglosigkeit anstatt um Kommunismus geht, Frau Walden, was halten von folgender Aussage?: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Nennt man den „Kategorischen Imperativ“... Sie wissen schon, Kant und so. Weniger dogmatisch aber vielleicht zündet was.

Und zum Schluss, Frau Walden, möchte ich Ihnen noch eine „kleine“ Widersprüchlichkeit in Ihrer Argumentation aufzeigen.
Wenn es nach Ihrer Meinung also noch keine „wirklich kommunistisches Wirtschafts- und Gesellschaftsmodelle“ gab, dann ist der von Ihnen wahrgenommene Tenor Sarrazins (Kapitalismus ist konkurrenzlos), welchen SIE ja versuchen als falsch darzustellen, von Ihnen Nicht widerlegt, aber dafür sogar bestätigt! Denn ein nicht- und noch nie existentes „wirklich kommunistisches Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell“ kann ja schwerlich eine Konkurrenz SEIN. Da haben Sie sich wohl etwas verrannt, Frau Walden. Aber wenn der „echte“ Kommunismus so „super toll“ ist, warum gibt es ihn denn dann nicht? Warum ist jeder Versuch in einem diktatorischen Desaster geendet? Und warum (wohl) wollen ihn die Wenigsten? ;)

Peter Wagner | Mi., 2. August 2017 - 13:51

Die SPD sollte ihren Kanzlerkandidaten auswechseln. Sarrazin für Schulz, dann hätte sie eine echte Chance die BT-Wahl zu gewinnen! Ich als CDU Stammwähler würde SPD wählen und nicht die AFD! Da die Genossen und Genossinnen aber immer noch nicht gescheckt haben, dass inzwischen die schon länger hier lebenden beschützt werden müssen vor den "SCHUTZSUCHENDEN", wird sich nichts ändern und die Sozis werden sich langsam weiter verflüchtigen.

Margrit Sterer | Mi., 2. August 2017 - 14:15

Auch ich fan die 68er mit ihren Krawallen immer dämlichschläge kam nicht.
Besonders schlimm war Dutschke. Ich glaube heute, dass Dutschke von der DDR geschickt war um die westdeutsche Jugend aufzumischen.
So einiuge hören nicht zu den 68ern, also zu der Gruppe, aber in ihrem Schatten machten sie Randal und das nicht zu knapp. Man denke nur an Fischer der mit seiner Putztruppe Frankfurt unsicher machte und alles kurz und klein schlug.
Es ird höchste Zeit, dass dies alles mal aufgearbeitet wird und wir von diesem Unsinn wegkommen

Ursula Schneider | Mi., 2. August 2017 - 16:05

ohne ihn je gelesen zu haben. Hätte sie sich doch ein wenig mehr mit ihm befasst, dann wäre uns manches erspart geblieben und wir ständen heute nicht vor einem Berg von Lasten, für den uns spätere Generationen noch verfluchen werden. Jedes von Sarrazins Büchern ist ein Musterbeispiel an kenntnisreicher, intelligenter und objektiver Analyse - eigentlich Pflichtlektüre für alle Politiker.

Ideologisierung, Moralisierung u. Einäugigkeit, alles verbunden mit einem grotesken Mangei an historischer und politischer Bildung - genau so kann man die 68er auf einen kurzen Nenner bringen.

Was früher die Blindheit in Bezug auf den Ostblock und die Segnungen des Kommunismus war, ist heute das Ausblenden aller Gefahren des orthodoxen Islam. Auf der einen Seite treibt man die Emanzipation der Frauen bis zur Lächerlichkeit, auf der anderen sieht man über Kinderehen, Gewalt in der Ehe, Ehrenmorde u. sonstige Diskriminierung der Frauen in der islamischen Welt großzügig hinweg. Passt genau ins Bild.

ohne die Verbrechen des Kommunismus verharmlosen zu wollen.
Es gab eben vorher Herrschaft und dann Faschismus, die beide nicht mit der Entwicklung der Arbeiterklasse und damit verbunden der modernen Gesellschaft kompatibel waren.
Der Sozialismus und der Kommunismus waren europäische Eigengewächse, die evtl. zu krass z.B. in Russland und China , Vietnam etc. umgesetzt wurden.
Der Islam ist ganz sicher kein europäisches Eigengewächs.
Ich hoffe, dass Russland und China einen eigenen Weg finden, der bitte nicht in verkrüppelten Füßen der Frauen oder Zöpfen der Männer endet.

Gundlach Lutz | Mi., 2. August 2017 - 16:58

Herr Sarazin hat mit vielem recht, aber sein Hass auf die 68er ist schon bemerkenswert. Mich stört vor allem deren Selbstgerechtigkeit(bei der Jugend damals entschuldbar, bei den Grünen jetzt abstoßend). Aber glaubt denn wirklich jemand, dass der Verfall der westlichen Zivilisation mit den 68ern begonnen hat??? Die haben immerhin eine Neuorientierung(übrigens genau so wie der "Sozialismus") versucht,mit neuem Gemeinschaftsdenken, Gleichberechtigung der Frau z.B.... Beides ist gescheitert und in Perversion geendet: Hauptsäulen der menschlichen Gemeinschaft, die Ehe und die Nation stehen zur Disposition. Deswegen aber Schadenfreude zu empfinden, lässt für mich doch sehr die zynische Moral des Bankers durchscheinen- ich bin verzweifelt über unsere Gesellschaft. Übrigens zu sagen, dass das Wirtschaftssystem des Kapitalismus wirklich funktioniert ist eine mutige Behauptung und nur möglich, wenn man einige!! negative Auswirkungen auf das menschliche Zusammenleben ausblendet.

Hans-Jürgen Schulze | Do., 3. August 2017 - 10:47

Antwort auf von Gundlach Lutz

Sie bewerten die damalige Selbstgerechtigkeit als entschuldbar? Für mich der Anfang allen Übels. Diese Haltung war eine große Ungehorsamkeit und Respektlosigkeit der damaligen Jugend. So ist sie in der weiteren Erziehung ihrer Kinder weiter gegeben worden. Diese Generation wieder an die Nächste usw., so haben wir heute erneut die rohe Gewalt die ihre Blüten treibt. Fragt man nach den Verursachern bekommt man sofort die Antwort, die Linken, wie damals sind es wieder. Die waren damals nicht zu -frieden, wie heute die Linken und ihre Befürworter. Ja, wenn es den Menschen zu gut geht, gehen sie aufs Eis tanzen.
Nochmals auf die Erziehung eingehend, behaupte ich das unsere Kinder (nicht Alle) respektlos wie noch nie so den Eltern, Lehrern, Vorgesetzten, der staatlichen Gewalt entgegen getreten sind. Keine Achtung vor geschaffenen Wohlstand und kein echtes Demokratieverständnis haben. Im Gegenteil, diese meinen wegen der Demokratie dürfen sie so tun, wie sie tun.

Bernhard Kopp | Mi., 2. August 2017 - 18:35

Richtig leiden tun ja nur sehr wenige. Viele mehr haben den Marsch in die Institutionen geschafft, sind Beamte, Richter, Berufspolitiker, Journalisten uvam. , und prägen damit die gesetzliche und soziale Wirklichkeit. Links-versifft ist kein falsches Wort, nur weil es von Meuthen in die Debatte geworfen wurde.

Achim Scharelmann | Mi., 2. August 2017 - 18:47

Ja ja, die lieben 68-iger. Während ich damals eine junge Familie zu versorgen hatte und beruflich viel unterwegs war konnte man bundesweit in allen Städtchen überall das gleiche Bild sehen. Auf der einen Seite die arbeitende Bevölkerung, jung und alt und auf der anderen Seite die sog. Gammler, wie sie damals hießen. Diese unreifen Tagediebe aus den Gymnasien, Hochschulen und Universitäten, waren überall anzutreffen, tagsüber in den einschlägigen Cafees und nachts in den haschischgeschwängerten Disco-Clubs, dabei faselnd von der großen Kulturrevolution, von Arbeit nicht viel haltend, aber beim Abzocken der Eltern ganz vorne an. Ihr Markenzeichen, Natogrüner Parka, mit Pelzbesatz, zum wärmen des Hauptes eine handgestrickte Norwegermütze, die obligatorische vergammelte Jeans und als Fußbekleidung braune Sandalen mit grauen Strickstrümpfen. Ein ungepflegter Bart und lange Haare ergänzte noch das Outfit dieser merkwürdigen Spezies. Heute tragen sie Armani unter dem Talar, welch ein Wandel.

Josef Garnweitner | Di., 8. August 2017 - 13:54

Antwort auf von Achim Scharelmann

beobachtet, Herr Scharelmann. Jedes Ihrer Worte stimmt.

Willi Mathes | Mi., 2. August 2017 - 20:24

Der Thiloi hat mal wieder Recht !

Allerdings haben auch die " 68 er " damals in erfrischender Weise, das pol. Establishment aufgefrischt ( gemischt ) Es fehlte allerdings ein glaubwürdiges Konzept !
Diese Republik braucht überzeugende " Alternativen !

Freundliche Grüsse

Olivier Weniger | Fr., 4. August 2017 - 00:40

zu sein bedeutet spätestens seit dem Tunix-Kongress 1978 postmodern zu sein. Postmoderne glauben, dass es keine objektive Realität gibt sondern nur einen interdiskursiven Prozess, durch den die einzelnen, subjektiven Wahrnehmungen eine relative, politisch frei konstruierbare Realität erst erschaffen. Diese menschliche Hybris, wie sie die dumme und dünkelhafte Herablassung heutiger politischer Korrektheit verursacht, ist aber dieselbe philosophische Attitude wie das "Realität als Wille und Vorstellung" Schopenhauers, der darin der Lieblingsphilosoph Hitlers war und Mentor des lupenreinen Faschisten Nietzsche und des gläubigen Nationalsozialisten Heidegger. Das ist das Problem: der heutige "Gutmensch" in seiner Definition nach Duden als Person, die vorgeblicher politischer Korrektheit folgt, ist eben tatsächlich, in der Realität, in direkter Kontinuität zum deutschen Herrenmenschen zu sehen. Die Abwendung vom Nazitum ihrer Eltern war den 68ern eben nur plakative Oberflächlichkeit..

Gundlach Lutz | Fr., 4. August 2017 - 10:43

Herr Korrotes, ich wollte Sie nicht beleidigen, aber die "pleite-debatte" finde ich schon unfair(tatsächliche Schulden der DDR- Verschuldung Griechenland zB.)!
Aber zum Thema. Es ist natürlich viel einfacher, die Menschen mit "Brot und Spielen" zum Bleiben(oder Kommen) zu motivieren, als mit Zukunftsvisionen(hart arbeiten heute, Paradies morgen) wie das in den 50er und 60er Jahren in der DDR der Fall war. Und da in der Wirtschaft kaum Leistungsdruck vorhanden und die privatwirtschaftliche Motivation so einfach nicht zu ersetzen war(vielleicht nie zu ersetzen ist),blieben die Visionen nur Träume und es "musste" zunehmend mit Druck gearbeitet. werden. Die Tendenz zur physischen Unterdrückung, die nicht nur linken Systemen eigen ist(KZs-dazu später) ist in Demokratien ersetzt durch einen psychischen Druck/Lenkung(Arbeitsstress,Konsum"zwang"), was zwar angenehmer, im Resultat aber, was das Zwischenmenschliche, was die Entwicklung der Spezies Mensch betrifft, deprimierend ist.

Herr Gundlach, wenn Sie nicht beleidigen wollten, warum bezeichnen Sie mich dann bewusst in einem einsilbigen Kommentar als „Banker im Herzen“, ohne zu beweisen oder im Mindesten eine argumentative Indizienkette aufzuzeigen. Warum bezichtigen Sie mich der tendenziellen Heuchelei, nur weil unsere MEINUNGEN für Sie nicht deckungsgleich sind? Ist jeder ein Heuchler, der nicht exakt Ihre MEINUNG vertritt? Sie „müssen“ (wenn sie an einer zielführenden Diskussion interessiert sind), begreifen, dass EMPFINDUNGEN (wie „unfair“ etc.) und MEINUNGEN für das Aufzeigen einer FAKTENLAGE absolut belanglos sind. Ein Fakt bleibt ein Fakt, UNABHÄNGIG, ob dieser Fakt nun den persönlich Geschmack, der Weltanschauung oder sonstigen subjektiven Betrachtungen und Empfindungen zu Gute kommt, oder entgegensteht. Ein Fakt ändert sich NUR durch das Hinzukommen neuer Ereignisse. Solang die Erkenntnis neuer Ereignisse, Dinge oder Meinungen nicht bewiesen werden können, spricht man von Glauben, Theorie, Vermutung

Woraus zu schlussfolgern ist, dass Fakten nicht streitbar sind (es gibt keine alternativen Fakten), und Glaube, Theorie, Vermutung, nur insofern streitbar ist, als das OHNE Beweis NIEMAND ein Recht auf ALLGEMEINGÜLTIGE Anerkennung seines Glaubens, seiner Theorie, seiner Vermutung über die des Anderen reklamieren kann. Tut er es doch (z.B. durch Diffamierung seines Gegenübers, was Sie leider taten), ist dies nicht nur hochgradig unethisch, sondern auch die absolute Verabschiedung der Wahrheitssuche, womit auch jede Möglichkeit an einer erhellenden Diskussion (mag einen die eventuelle Erleuchtung nun schmecken oder nicht) gestorben ist. Jeder, der Fakten, oder die Veränderung einer Faktenlage nicht anerkennt, oder seine MEINUNG zum Fakt erklärt, ist im „besten“ Fall ein Dogmatiker. Für MICH persönlich ist jede Diskussion, in der unbequeme Fakten ausgeblendet und/oder umgedeutet werden, sowie jedes Argument ausschließlich mit Meinung und Empfinden gekontert werden, maximal sinnlos.

Vollkommen egal, in welchem Grad Sie das jetzige Gesellschaftsmodell der BRD für sich selbst als unerträglich empfinden, ändert es nichts an dem FAKT, dass die DDR durch und durch ein repressiver Staat war, unabhängig was die Beweggründe der Machthaber waren und ob diese einem hehren Ziel dienen sollten. ALLES wurde mit maximaler Zwangausübung durchgesetzt. Und dies, im Gegensatz zu Ihrer Ausführung, nicht nur mit physischer Gewalt, sondern auch und besonders mit psychischer Gewalt. Ein Staat, in dem man für freies Denken, welches nicht systemkonform ist, inhaftiert werden kann, arbeitet mit der Angst der Bevölkerung, bei Ausübung freier Entfaltung u. Selbstbestimmung die Grundlagen der eigenen Existenz bis hin zum Leben zu verlieren. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob es in solch einem Staat systemkonforme, oder glückliche Sklaven gab. Und all die „Zwänge“, Herr Gundlach, die Sie so einseitig dem Westen zuschreiben, gab es in der DDR obendrauf.

dass Volk der DDR wäre in toto resistent gegen Leistungsdruck, Arbeitsstress, Konsumzwang (auch wenn es kaum etwas gab), Diskriminierung und Angst vor dem sozialen Absturz gewesen? Und Sie, Herr Gundlach meinen ernsthaft, Zitat: „…war die DDR moralisch nicht mehr bankrott als Ihre geliebte BRD“. Wissen Sie, Herr Gundlach, in der DDR wären Sie für solch eine Äußerung wegen „Staatsfeindlicher Hetze“ (§ 106 StGB der DDR) mit bis zu fünf Jahren Haft aus der Gesellschaft entfernt worden. Und das setzen Sie moralisch gleich, mit „Konsumzwang“?! Wer zwingt Sie denn, zu konsumieren? Ich glaube, Sie verwechseln hier gefährlich naiv innere und äußere Zwänge.

Herr Korrotes, mich würde wirklich mal interessieren, wo sie die DDR erlebt haben. Was sie hier äußern, hat mit Fakten wenig und mit Vermutungen und Behauptungen zu tun. Desweiteren werde ich versuchen, hier weniger emotional zu agieren, ich möchte niemanden beleidigen, finde die Möglichkeit des kulturvollen Streites hier gut und bin begierig darauf, dazu zu lernen. Viele Grüße

Kei Korrotes | Mo., 7. August 2017 - 13:45

Antwort auf von Gundlach Lutz

Wenn Sie behaupten, dass ich keine Fakten, sondern nur Vermutungen äußere, MÜSSEN Sie auch beschreiben warum! Zu sagen „stimmt nicht“ oder Ähnliches, reicht nicht, denn es ist kein Argument wie auch kein Beweis! Aber verstehe ich Sie richtig; Sie meinen, es ist lediglich meine Vermutung und/oder Behauptung, die DDR sei eine Diktatur und Willkürherrschaft gewesen???
Und inwiefern ist es für diese Diskussion entscheidend, wo und wie ich die DDR erlebt habe?
Herr Gundlach, wenn Sie ernsthaft ein Interesse an etwas Vertiefung dieser Diskussion haben, könnten wir die Redaktion bitten, uns unsere E-Mail- Adressen zukommen zu lassen, wenn dies Möglich ist, da wir schon sehr off-topic sind.

Gundlach Lutz | Fr., 4. August 2017 - 12:34

Herr Korrotes, Sie sagen, dass Diktaturen "natürliche" Verh.-weisen unterdrückten, was sie ins Unrecht setze. Da gibt es eine große Bandbreite positiver, aber auch einige, die man eher im Tierreich lassen würde(die Befriedigung niedrigster Bedürfnisse als Lebensinhalt z.B. und andere). Und da wünschte ich mir schon stärkere Einflussnahme durch den Staat und nicht wohlwollende Duldung(Egoismus, Gier)oder sogar Förderung(Konsumdenken). Das führt zu Gettoisierung und zur "Verprollung" vieler, die ihre Chance anders vielleicht nutzen würden. Bei unbeschränkter Freiheit setzen sich nun mal die Stärkeren durch. Und darum wünsche ich mir einen Staat, der Gutes fördert, vieles durchgehen lässt und manches aber knallhart bekämpft. Und da hat unser Wirtschaftssystem halt einige Probleme, da es teilweise auf negative menschliche Instinkte aufbaut.

Und hier schließt sich der Kreis: Solange es z.B. das Streben gibt, wird auch immer die Gier auftauchen können. Wenn ein rein Ideologisches Gesellschaftssystem mit Allmachtsanspruch (links, rechts, religiös vollkommen egal), was ALLEIN darauf aufbaut, dass alle Menschen absolut GLEICH sind, denken und handeln, was aber wider der Natur ist, wird es untergehen, wenn es nicht zu diktatorischen Mitteln greift, um natürliche Eigenschaften zu unterdrücken. Und solch ein Gesellschaftssystem stellt der Kommunismus dar. Er schließt jedwede Opposition aus, sei sie rein intellektuell oder ökonomisch beseelt. Das kann man mögen, aber mit Freiheit und Gerechtigkeit hat das NICHTS zu tun. Und genau aus diesem Grund, der ideologischen Fantasterei, man könne dem Menschen das natürliche Individuelle aberziehen, ist jeder Versuch eine einheitliche „Superrasse“ für das eigene dogmatische Reich zu erschaffen gnadenlos gescheitert und gipfelte IMMER in hemmungslosen Diktaturen.

Kai Korrotes | Fr., 4. August 2017 - 21:01

Der Mensch ist ein Tier, mit einem EINZIGEN Unterschied: Bis zum heutigen Tag ist der Mensch das einzig bewiesene Lebewesen, welches abstrakt denken kann. Was Sie lieber im Tierreich belassen sehen würden und als „niedrigste Bedürfnisse als Lebensinhalt“ bezeichnen, hat ein Tier gar nicht. Ein Tier kennt keinen Lebensinhalt, es handelt instinktiv und kausal. Der „Lebensinhalt“, also die philosophische Frage, nach dem Sinn des Lebens, ist bis heute nur beim Menschen zu finden. Aber auch der Mensch ist instinktgesteuert, nur, dass er sein Handeln hinterfragen und ordnen kann, sowie er dem Handeln einen Sinn beimessen kann. So sind ALLE rein menschlichen Eigenschaften natürlich und haben einen notwendigen Zweck und sind deshalb in jedem geistig gesundem Menschen grundsätzlich vorhanden, NUR, durch verschiedene Gründe unterschiedlich stark ausgeprägt. So ist auch nicht, z.B. der Egoismus, oder der Neid grundsätzlich negativ konnotiert sondern als vorhandene Eigenschaft wertneutral.

Kai Korrotes | Fr., 4. August 2017 - 21:05

Ein extrem vereinfachtes Beispiel: Der Neid ist erforderlich um zu streben, das Streben ist wiederum wichtig für die Weiterentwicklung, welche nötig ist, um bestimmte Ziele zu erreichen. Hat der Mensch kein Ziel und empfindet die eigene Existenz als sinnlos, wird er unglücklich. Ein pathologisch unglücklicher Mensch stellt die Gefährdung der eigenen Existenz dar, was nicht dem Sinn der Natur, also der Arterhaltung und Fortpflanzung entspricht. Was Sie meinen, Herr Gundlach, ist die „ungesunde“ also stark positive oder negative Ausprägung jedweder Eigenschaften. Wenn aus dem Streben die Gier wird, oder aus dem Neid die Missgunst. Aber auch Eigenschaften, welche man eher als positiv bezeichnen würde, können bei extremer Ausprägung schädlich sein. Es sind also niemals die Eigenschaften welche ein Problem darstellen, sondern ausschließlich immer nur die Stärke der Ausprägung selbiger.

Kai Korrotes | Fr., 4. August 2017 - 21:15

Sie schreiben, Zitat „Bei unbeschränkter Freiheit setzen sich nun mal die Stärkeren durch". Richtig. Jedoch habe ich nie von „unbeschränkter“ Freiheit gesprochen. Die Freiheit des Einen MUSS bei der Freiheit des Anderen enden! DAS ist die EINZIGE Beschränkung, die es geben darf, wenn man von Freiheit reden möchte. Alles, was über diese Beschränkung hinausgeht, ist Zwang. Und diese einzige Beschränkung, ist auch die, welche der Staat zu gewährleisten hat und durchsetzen muss, genau dass es nicht zum „Recht“ des Stärkeren kommt. Im Übrigen ist dies auch in unserem Grundgesetz Art 2 so niedergelegt:
(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.
(2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.

Kai Korrotes | Fr., 4. August 2017 - 21:29

Inwieweit Sie übrigens solch eine Prämisse, welche im Hier und Heute (noch) gelebt werden kann, mit dem „moralischen Bankrott“, so Ihre Worte, der Volldiktatur der DDR 1:1 vergleichen können, ist mir schleierhaft, stellt eine groteske Verharmlosung einer Diktatur samt Verhöhnung deren Opfer dar und WIRKT, wie das Luxusleiden eines in Freiheit Geborenen. Das die genaue Abgrenzung der Freiheit des Einen zum Anderen aber naturgemäß nicht immer eindeutig und leicht ist, stellt die Aufgabe einer vernunftbegabten Gesellschaft. Auch ich möchte gerechtere Löhne und Renten. Es kann nicht sein, dass Arbeiter trotz Vollarbeit am Existenzminimum rumdümpeln. Das gehört abgeschafft! Aber, um es klar zu sagen: Wer im Sozialismus/Kommunismus glaubt Gerechtigkeit und Freiheit zu finden, hat weder das Wesen dieser Ideologien begriffen, noch aus der Geschichte gelernt, denn diese Gesellschaftssysteme können auf Grund ihrer dogmatischen Struktur ohne die Ausübung von massiven Zwang nicht existieren!

Ludwig Schimmel | Sa., 5. August 2017 - 10:53

Die 68er für alles verantwortlich zu machen ist genauso albern wie die Nazigeneration für alles Elend der Welt verantwortlich zu machen. Da treffen schon die Richtigen aufeinander.

Beide Generationen waren Kinder ihrer Zeit. Was für die Nazigeneration die verhasste und völlig überkommene Klassengesellschaft war, die man letztlich durch Gewalt, Diktatur und einen überzogenen Nationalismus überwinden wollte, war für die 68er die alles und jeden beglückende Martkwirtschaftsdemokratie", die Selbstbefreieung (=Selbsthingabe an den kapitalistischen Selbstzweck) und das Wohlstandsversprechen an alle (Multikulti ist die Folge daraus). Was beide eint, war die Nivellierung nach unten und ein letztlich tödliches geistiges Mittelmaß. Deutsche Kleinbürger halt! Ob Sarrazin davon ganz frei ist?