- Merkel verzeiht Fehler, Illoyalität verzeiht sie nicht
Eiskalt und scheinbar völlig überraschend hat Kanzlerin Merkel ihren Umweltminister Norbert Röttgen entlassen. Nicht wegen der Wahlniederlage in NRW, sondern wegen eines tödlichen Fehlers. Ein Kommentar
Zwischen Angela Merkels letalen Schlägen kann oft viel Zeit vergehen. Fast 13 Jahre ist es her, dass sie Helmut Kohl mit einem Aufsatz in der FAZ demontiert hat, danach hat sie einmal die Karrierepläne von Wolfgang Schäuble vereitelt - und jetzt hat sie Norbert Röttgens politische Laufbahn jäh beendet.
Die brutale und exekutionsartige Aktion passt nur scheinbar nicht zur Kanzlerin. Lässt sie nicht sonst alles passieren, ohne dem Geschehen Einhalt zu gebieten? Wirft man ihr nicht zu Recht Apathie vor, konsequentes Nichthandeln, wo andere längst in Aktionen ausgebrochen wären? Wer Merkels oft träge scheinende Art so interpretiert, liegt falsch. Meistens ist sie mütterlich milde. Aber manchmal auch wie eine Schnappschildkröte im Sumpf. Die liegt und liegt und liegt, reglos. Und dann schnappt sie mit ihren kraftvollen Kiefern zu, dass die Knochen krachen.
Wieso musste Röttgen jetzt als erster und einziger wegen Merkel gehen aus ihren bisherigen Kabinetten? Warum dieser eine Rauswurf? Wo die Kanzlerin doch sonst vieles bei ihren lieben Kleinen duldet?
Die Antwort ist ganz einfach: Merkel verzeiht Fehler, Illoyalität verzeiht sie nicht. Dann ist Schluss mit Mütterlichkeit. Norbert Röttgen hatte in der Endphase des Wahlkampfes in Nordrhein-Westfalen versucht, die absehbare Niederlage bei Merkel und deren Europa-Politik abzuladen. Das war der tödliche Fehler.
Merkels Minister können Fehler machen, sie können Mist bauen und lange fortunefrei vor sich hin ministrieren, aber Illoyalität wie jene von Röttgen wird mit Höchststrafe geahndet. Das ist auch der Grund, weshalb es für den früheren Fraktionsvorsitzenden Friedrich Merz keine Rückkehr gab. Er hatte öffentlich nachgetreten, als Merkel ihn von der Fraktionsspitze verdrängt hatte. Das war illoyal aus ihrer Sicht – und das Ende des CDU-Politikers Friedrich Merz.
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Das Ende des CDU-Politikers Norbert Röttgen wäre vermeidbar gewesen. Sie hatte ihm nachgesehen, dass er seinerzeit gegen ihre Vor-Fukushima-Atompolitik angekämpft hat. Das war im Rahmen dessen, was sie als politische Interessenwahrung zulässt. Sie hatte es ihrem Umweltminister gutgeschrieben, dass er nach ihrer Fukushima-Wende nicht in Triumphalismus ausgebrochen ist. Aber kein Kredit wäre groß genug gewesen, Röttgen dieses Foul aus der Endphase des Wahlkampfes nachzusehen.
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