- Zur Legitimität von Grenzen
Eine unregulierte Migration steht in der Tradition der Freihandelsideologie. Sie zerstört den Sozialstaat und untergräbt politisches Handeln im Nationalstaat. Globale Armut bekämpft sie nicht
Als ich in der Früh in mein Wohnzimmer komme, um zu frühstücken, muss ich zu meinem Erstaunen feststellen, dass dort schon eine Person sitzt. Die Person ist freundlich, sympathisch, aber auch sehr bestimmt: Sie hat sich, wie sie erzählt, mit einem Dietrich Zutritt zu meiner Wohnung verschafft, sie ist obdachlos und bittet mich nun um Zustimmung, mit mir in Zukunft diese Wohnung zu teilen. Obwohl ich die schwierige Situation des Obdachlosen nachvollziehen kann und er mir keineswegs unsympathisch ist, bitte ich ihn, meine Wohnung umgehend zu verlassen.
Um die Situation noch ein wenig zu konkretisieren: Der Obdachlose ist nicht mit dem Tod bedroht, wenn ich ihn aus meiner Wohnung weise. Ich bin aber zugleich davon überzeugt, dass sich die Lebenssituation des Obdachlosen deutlich verbessern würde, wenn ich seinem Begehren nachgekommen wäre. Zudem steht völlig außer Frage, dass meine Lebenssituation eine weit bessere ist als die des Obdachlosen, und dass sich die Nachteile, die sich aus einer Kohabitation für mich ergäben, in Grenzen hielten, dass die Vorteile, die der Obdachlose von einer Kohabitation hätte, meine Nachteile bei weitem überwiegen würden.
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